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KAUAN: Aava Tuulen Maa

Etwas zu sehr im Metal verwurzelter Post Rock. Geträumt wird wo anders.

Wenn man weiß, welchen Background KAUAN haben, dann wird es ganz klar, warum sie anders klingen als einige ihrer Genre-Kollegen. Sogenannten Ambient Post Rock hat das russische Duo im Gepäck, also eine Beschreibung, die ich GREGOR SAMSA oder BLUENECK verleihen würde. KAUAN haben aber viel klarere Songstrukturen, druckvolleres, instrumentales Spiel und eine direktere Abgrenzung der Instrumente. So verwoben und auf den ersten Blick chaotisch oder schweben wie ihre Kollegen sind die beiden Musiker aus dem russischen Chelyabinsk nicht, daran merkt man eindeutig, wie sehr sie aus dem Metal, genauer gesagt, Doom stammen. Daran und an den immer wieder eingestreuten Riffs, sowie der unterschwelligen Heaviness.

Und trotzdem lädt Aava Tuulen Maa, das dritte Album von KAUAN, zum Träumen ein. Ein bisschen was von ruhigen DORNENREICH, NUCLEUS TORN und wegen den finnischen Texten natürlich TENHI haben die fünf Songs, aber auch hier gilt, trotz der ausufernden Instrumentalparts und ihrer Überlänge, alles ist transparenter und greifbarer. KAUAN klingen wie ein kleines Orchester, in dem jedes Instrument seinen Platz hat, das riecht verdächtig nach deutscher Gründlichkeit und Ordnung. Aava Tuulen Maa bietet also sehr durchdachtes Songwriting, KAUAN wollen den Hörer nicht überfordern, sondern an einen anderen Ort bringen. Das gelingt einerseits recht gut, andererseits ist dieser Versuch von Poesie noch viel zu nah an der Realität, und so richtig zu Tränen rührt die Musik auch nicht. Ist hier etwas zu viel Kalkül dabei? Bis zum abschließenden Neulana Hetkessä möchte man das meinen. Denn mit dem wunderschönen Piano zu beginn zeigen KAUAN endlich, was wirklich in ihnen steckt, auch wenn sie diese Konsequenz nicht den ganzen Song über halten können und erst gegen Ende wieder hier zurück in die Poesie finden, wenn auch nur kurz.

Viel von der Sanftheit nimmt das unsensible Schlagzeug weg, das zwar von Anton Belov recht ordentlich gespielt ist, für jemanden, der das Klavier als Hauptinstrument besetzt und lieber mit schönen Synthesizern experimentiert, aber es klingt viel zu präsent und zu rockig um der Musik wirklich zu dienen. Auch die verzerrten Gitarren sind reichlich trocken und brutal, dienen nicht dem Kontrast, sondern sind schlicht und ergreifend nicht ausgereift. Das ist wie ein böser Lehrer, der den kleinen Waisenknaben Jimmy aus seinen Tagträumen von einer heilen Familie brutal wieder zum Mathematikunterricht zurück holt. All das macht deutlich, dass KAUAN noch nicht am Ende ihrer Evolution angelangt sind und noch ein, zwei Alben brauchen, bis ihre Vision auch konsequent klingt. Solange sind der Multiinstrumentalist mit der schönen Stimme namens Anton Belov und seine Violinistin Lobov Musnikova eine nette Abwechslung im CD-Player, aber der Vozug wird auch weiterhin den favorisierten Bands eingeräumt werden. Freunde der oben genannten Bands dürfen aber gerne mal reinhören.

Veröffentlichungstermin: 20. November 2009

Spielzeit: 49:07 Min.

Line-Up:
Anton Belov – Piano, Guitar, Bass, Drums, Keyboards, Vocals
Lubov Musnikova – Violin
Label: Firebox Records
MySpace: http://www.myspace.com/kauanmusic

Tracklist:
1.Ommeltu Polku
2.Valveuni
3.Föhn
4.Sokea Sisar
5.Neulana Hetkessä

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