blank

KINGDOM GONE: Herbstblut [Eigenproduktion]

Vielversprechender und zeitgemäßer Versuch, vergangene REITER Tage aufleben zu lassen

Ich muss schon sagen, ich hab mich zuerst nicht so recht getraut, dieses Album mal einzuschmeißen. Das Auftreten der Musiker als melancholisch und weltfremd ins Nichts blickende Gotik-Hemd Träger in Verbindung mit dem scheußlichen Cover lässt an schwülstigen Gothic Metal denken. Da kann im Promo Zettel noch so viel von Epic-Melodic-Metal-Rock stehen, es bedurfte erst eines beherzten Wurfes in den CD Spieler um den Saulus zum Paulus zu machen.
Groß war nämlich die Überraschung, als nach dem durchaus filmreifen, Piano Intro SABATON artige von Flächen-Keyboards unterstütze Stampf Riffs aus den Boxen knallen, zu welchen ein versoffener Tom Angelripper seine deutschen Texte zum Besten gibt. Das klingt jetzt nach Totalklatsche ist aber absolut positiv gemeint. Zumal dieser Eindruck nicht lange vorhält. Stattdessen wird schnell klar, dass KINGDOM GONE den musikalischen und orchestralen Anspruch einer Band wie DIMMU BORGIR dem stumpfen SABATON Stil den Vorzug geben. So knattern die ersten vier Stücke des Albums in Form kernigen Symphonischen Power Metals durch die Gehörgänge. Dabei geht die Band hochgradig professionell zu Werke, lässt mal eher die Keyboards das Geschehen leiten, ohne es zu übertreiben, und dann wieder den Gitarren die Oberhand. Die instrumentale Arbeit ist dabei über jeden Zweifel erhaben, Riffs und Melodien überzeugen auf ganzer Linie und es fällt schwer sich still auf seinen vier Buschstaben zu halten. Auch gesanglich lässt die Truppe rein gar nichts anbrennen und setzt auf Abwechslung zwischen ausdrucksstarkem Klargesang, welcher mich stark an den Sänger einer namenhaften deutschen Folk Metal Band erinnert, und heftigen Shouts, welche mich genauso schwer an DIE APOKALYPTISCHEN REITER erinnern. Jene sind ein gutes Stichwort, denn allerspätestens nachdem an sechster Stelle der, wirklich schöne, Schmachtfetzen All That You Be verklungen ist, beginnt sich ein weiteres Element im Sound der Band breitzumachen. Er war zwar auch schon vorher angedeutet, aber nun tritt der gewaltige Spielwitz der Band offen zu Tage. Ein Spielwitz welcher einst auf den frühen Alben der REITER zu finden war.
Und so geht es dann wild und abwechslungsreich weiter. Die Keyboards treten ein kleines Stück weit zurück und die Band zeigt auch keine Angst vor gewagten Breaks und Arrangements, vor kurzen Ausflügen in die Welt des (melodischen) Black Metal, vor Blast Beats und heftigen Riffs. Wie gesagt, für Abwechslung ist gesorgt. Vielleicht sogar zu viel? Denn bei aller Begeisterung, das Ganze wirkt stellenweise noch etwas überfrachtet und überambitioniert. Auch wer empfindlich auf Kitsch und Pathos oder gar Keyboards reagiert sollte hier nicht blind zugreifen, auch wenn die Band es nicht all zu sehr damit übertreibt.
Aber in Anbetracht der enormen Klasse, Spielfreude und Kreativität des Albums, welches förmlich nach einem Label schreit, bin ich gerne bereit, über diese Fehler hinwegzusehen. Leute, merkt euch diese Band, da steckt Potential zu wahren Großtaten hinter.

Veröffentlichungstermin: 17.07.2009

Spielzeit: 67:20 Min.

Line-Up:
Karsten Palitschka – Gitarre, Gesang
Florian Herrmann – Schlagzeug
Philipp Krätzer – Keyboards
Alexander Hake – Bass
Thomas Mende – Gitarre, Gesang

Produziert von KINGDOM GONE
Label: Eigenproduktion

Homepage: http://www.kingdomgone.de

MySpace: http://www.myspace.com/kingdomgones

Tracklist:
01 21.09.08
02 Herbstblut
03 Der Musikus
04 Auferstehung
05 Nacht
06 All That You Be
07 Vom Ende der Welt
08 Espana
09 Halt ein!
10 Wahnsinn
11 Folge dir!
12 Verlust
13 Faith
14 Die Vorboten
15 Lüge
16 Maskenball
17 Pour Les Meilleurs

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner