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RAMMSTEIN, Stuttgarter Schleyerhalle, 28.05.2001

…ein Gast-Review vom RAMMSTEIN Konzert in Stuttgart von Jörg M. Knittel

RAMMSTEIN sind ein Phänomen, welches wohl wie kein zweites die nationale und internationale Musikszene in den letzten Jahren in Aufruhr gebracht hat. Von vielen gehasst, doch von mindestens ebenso vielen innig geliebt, haben sie es geschafft, was vor 5 Jahren wohl noch niemand für möglich gehalten hätte. Heute erscheint es beinahe selbstverständlich, dass das neue Album von 0 auf 1 in die Charts schießt und die größten Hallen locker ausverkauft sind. So auch an diesem Abend in der Stuttgarter Schleyerhalle. Beim Betreten eben dieser schlägt einem drückende Schwüle entgegen und ich freue mich schon auf einen heißen Abend.

Als Vorband fungieren CLAWFINGER, welche meines Erachtens ihren Zenit schon längst überschritten haben und auf Dauer mit ihrer Mischung aus Rapgesang und Metalriffs einfach nur langweilen. Ihnen fehlt es an Ausstrahlung, originellem Gesang und schlicht guten Songs. All das besitzen RAMMSTEIN, welche nach einer guten halben Stunde Umbaupause ihre Show beginnen. Show im wahrsten Sinne des Wortes übrigens, denn bevor das eigentliche Konzert beginnt, stolpert Keyboarder Flake völlig orientierungslos über die Bühne und schaut an die Hallendecke wo sich ein ballonähnliches Behältnis mit einem nach unten hängenden Schlauchende befindet. Dieses bewegt sich langsam abwärts und recht schnell wird ersichtlich, dass sich die restliche Band darin befindet welche dann auch nach und nach diesem künstlichen Uterus entschlüpft. Das Ganze passt natürlich optimal zum aktuellen Album Mutter und entsprechend euphorisch werden RAMMSTEIN begrüsst.

Diese beginnen das eigentliche Konzert mit Mein Herz brennt, gefolgt von der neuen Singleauskopplung Links 234. Wer gedacht hatte, dass RAMMSTEIN schon auf ihrer letzten Tour alle Register einer unterhaltsamen Show gezogen haben, wurde überrascht, denn hier krachte, brannte und sprühte es an allen Ecken und Enden. Eine derart ausgeklügelte Show gab es auf deutschen Bühnen bislang selten zu sehen. Auch die Lightshow wurde bei jedem Song neu gestaltet und wusste immer wieder zu überraschen. An diesem Abend war jedoch nicht nur die Show vom allerfeinsten, sondern auch die Songauswahl. Es wurde ein Best-Of Programm gespielt, welche alle Hits, inklusive dem DEPECHE MODE Klassiker Stripped beinhaltete und mit Sicherheit keinen Fan enttäuschte. Ansagen gab es wie immer keine, lediglich kurz vermeldete Sänger Till, dass es an diesem Abend wahrlich Grund zur Freude gebe, da Bassist Oliver an diesem Tag Vater geworden sei. Dieses wurde jedoch geschickt genau vor dem Song Mutter verkündet, so dass man fast meine könnte auch dies sei nur ein weiterer Bestandteil der Show gewesen.

Man mag zu RAMMSTEIN stehen wie man möchte – es muss jedoch anerkannt werden, dass es sich hier um absolute Vollprofis handelt, welche meiner Meinung nach ihren Erfolg verdient haben. Auch wenn sie am Anfang ihrer Karriere noch schwer den Geist der Neuen Slowenischen Kunst Laibachs geatmet haben, so sind sie spätestens mit dem neuen Mutter in Regionen vorgedrungen welche bislang unvorstellbar schienen.

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