W.A.S.P.: live in Nürnberg, Hirsch, 14. Oktober 2009

Reiten mit Schwarzie Gesetzlos – sowas läßt sich der gnadiator nur einmal sagen. Vor allem an einem beschissen-naßkalten Dienstag im Herbst…

Blackie Lawless schaut inzwischen aus wie seine eigene Mutter, aber egal. Ich liebe den Knaben und die immergrüne Mucke seiner gerade mal wieder runderneuerten Schockrock-Bande W.A.S.P. Mit alten und neuen Hymnen rettet mir der 53-jährige Poser an diesem tristen fränkischen Herbst-Dienstag im Hirsch das Leben.

The godz you worship are steel
at the altar of rock ‘n’ roll you kneel
a slave hooked forever
rocks his chain in the devil’s locks
and slain by the bloody axe I wail!

Verfluchte Axt, es hätte echt das perfekte Konzert werden können …

Böse Zungen behaupten, Steven Edward Duren hätte in seinem Leben genau vier Songs geschrieben: Das schnelle Lied, den Stampfer, die Ballade und den flotten Rock’n´Roller. Im Heavy Metal-Genre reicht so ein schmales Œuvre unter Umständen durchaus für eine jahrzehntelange Karriere, so die Songs denn a) zünden und b) das Ganze auch auf der Bühne einen schlanken Fuß macht.

Im Fall von W.A.S.P. war beides gegeben. Gleich das selbstbetitelte Debütalbum setzte 1984 einen Meilenstein, der live mit blutigen Showeffekten adäquat in Szene gesetzt wurde. In den 90er Jahren war es Duren alias Blackie Lawless als letzter Überlebender der Urbesetzung dann irgendwann leid, auf der Bühne Jungfrauen mit der Geflügelschere zu zerteilen. Ohne den markanten Stil seiner Truppe großartig zu ändern, legte der Sänger und Gitarrist im Stil seiner großen Helden W.A.S.P. mit „The Crimson Idol“ ein Konzeptalbum vom Allerfeinsten vor – und erfand sich und seine Truppe damit neu.

(Für’s Protokoll: Die 1989er Großtat „The Headless Children“ ist die
dritte W.A.S.P.-Scheibe, die man inho im Schrank haben muß.)

Nach einem Stapel mittelmäßiger Platten im neuen Jahrtausend geht bei W.A.S.P. aktuell gerade wieder was. Live im gutgefüllten Hirsch reißt das Quartett aus L.A. in aufgefrischter Besetzung hochmotiviert ein langes, energetisches und hochdramatisches Set herunter, bei dem keine Wünsche offen bleiben. Zwischen die immergrünen Hits der Früh- und Mittelphase – gerne auch mal zum Medley zusammengepackt – fügen sich die Beiträge vom okayen neuen Album „Babylon“ und seinem gelungenen Vorgänger „Dominator“ nahtlos ein. Die bewährt-feschen Covers von THE WHO und RAY CHARLES runden das Fest ab.

  Doch oh weh: Wo früher live vereinzelt Chöre und Keyboards eingespielt wurden, kommt zumindest bei den neuen Stücken der Gesang inzwischen komplett vom Band. Kein Witz: Blackie macht´s uns playback. Was mir schon im Konzertsaal ob seiner makellosen Gesangsperformance die Stirn schwer in Falten warf, ward uns nach dem Konzert hinter vorgehaltener Hand von verschiedenen Seiten bestätigt.

Puh.

Harter Stoff.

Das geht ja nunmal gar nicht.

Bevor ich vor Fassungslosigkeit umfalle, schließe ich fest die Augen und wünsche mich ganz weit weg ins Heavy-Metal-Zauberland.

Oder so ähnlich.

Ach … Scheiße, Mann!

Oh, Blackie – my lionheart! 🙁

setlist W.A.S.P.
(Nürnberg, Hirsch – 14. Oktober 2009)

Intro: Mephisto Waltz
On Your Knees/The Real Me
L.O.V.E. Machine
Babylon´s Burning
Wild Child
Hellion/I Don´t Need No Doctor/Scream Until Your Like It
The Invisible Boy/Arena Of Pleasures
Chainsaw Charlie (Murders In The New Morgue)
The Idol
The Headless Children
Take Me Up
I Wanna Be Somebody

Heaven´s Hung In Black
Blind In Texas

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