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AMORPHIS, BEFORE THE DAWN; AMORAL am 07.11.2009 im Turock/ Essen

Finnischer Abend im Ruhrpott!

Das letzte Konzert der AMORPHIS-Tour wollten so viele erleben, dass das Turock bereits Wochen vorher ausverkauft war. Somit war es auch nicht verwunderlich, dass kurz vor Konzertbeginn noch Einige händeringend eine Karte vorm Turock erstehen wollten. Jedoch sollten nicht viele von ihnen Glück gehabt haben, denn die Halle war bis zum Bersten gefüllt.
Obwohl der Einlass recht schleppend verlief, was auch damit zusammenhängt, dass viele erst ihren Raucherclubausweis erstellen lassen mussten (das Turock ist ein Raucherclub), konnte das Konzert einigermaßen pünktlich beginnen.

Den Auftakt machten AMORAL und starteten somit den Reigen finnischer Tonkunst. Durch das zarte Alter der Bandmitglieder und durch das Outfit des Sängers mit Bandana und Sonnenbrille, hatte man ein bisschen den Eindruck TOKIO HOTEL des Metals vor sich zu haben. Auch wenn Sänger Ari noch recht Grün hinter den Ohren zu sein scheint, so konnte er immerhin den finnischen Superstar-Contest gewinnen und dürfte dadurch in Finnland recht bekannt sein. Das kommt natürlich auch der Band zu Gute, denn auch hier haben sie einige Fans, die jeden Song fehlerfrei mitsingen konnten.
Neben vielen melodischen Elementen haben sie auch durchaus härteres Material am Start. Nachdem Sänger Ari Kopftuch und Sonnenbrille abgenommen hat, konnte er auch ordentlich bangen, von dem er auch reichlich Gebrauch machte. Musikalisch lag der Schwerpunkt natürlich auf der aktuellen Platte Show Your Colors (Songs u.a.: Gave Up Easy, Sex`N`Satan, Song For The Stubborn, A Shade Of Gray).
Durch sein nahezu kindlich-niedliches Auftreten wirkte der zierliche Bursche sehr gebrechlich, überraschte aber mit sehr guter gesanglicher Leistung. Auch Gitarrist Ben fällt nicht nur durch seine getigerte Gitarre, sondern auch durch gekonntes Spiel und Posing auf. Valtteri schlug sich ebenfalls mehr als wacker an der Klampfe, der für Silver eingesprungen war. Dieser war in Finnland aufgrund seines Studiums wohl unabkömmlich und dürfte sich so ziemlich in den Arsch gebissen haben, dass der Trupp ohne ihn losziehen musste.

Nach kurzer Umbaupause gings weiter mit BEFORE THE DAWN, die musikalisch wirklich top waren, allerdings haben sich die Tourstrapazen doch etwas bei ihnen bemerkbar gemacht. Sänger und Gitarrist Tuomas musste sich zwischendurch die Hand mit Tape abbinden, da diese nach den ganzen Shows wohl leider nicht mehr so wollte. Aber er ließ sich davon nicht beirren und spielte pflichtbewusst weiter.
Auch die anderen strotzten vor Spielfreude und besonders Gitarrist Juho war des Bangens absolut nicht müde. Besonders aber freute sich sichtbar Drummer Atte, der die ganze Zeit mit einem fetten Dauergrinsen hinter seiner Schießbude saß und trommelte.
Da der Sound an diesem Abend sowieso sehr gut war, kamen die Songs (u.a. Dying Sun, Exile, Faithless, Morning Sun oder auch My Darkness von der gleichnamigen 2003er-Scheibe) sehr gut beim Publikum an, auch wenn dieses etwas verhaltener war, als noch bei AMORAL.

Zum großen Finale betraten dann AMORPHIS die Bretter, um nach dem Intro gleich mit Silver Bride loszulegen. Das Publikum ließ sich nicht auch nur eine Minute bitten, sondern war sofort voll da, um die insgesamt 15 kommenden Songs zu genießen. Die Stimmung war am Siedepunkt und auf und vor der Bühne war ordentlich was los. Sänger Tomi lies seine langen Rastazöpfe durch die Luft fliegen, so dass die ersten Reihen schon etwas in Deckung gehen mussten. Man merkte ihm deutlich an, dass AMORPHIS mit der Tour sehr zufrieden sein mussten, denn er bedankte sich mehrfach beim Publikum und war überaus gut gelaunt. Die anderen Bandmitglieder waren dagegen nicht so agil, sondern eher konzentriert. Dass es das letzte Konzert der Tour war, merkte man indes kaum. Normalerweise ärgern sich die Bands dann ja gegenseitig und machen Späße. Diesmal war auf der Bühne jedoch davon nichts zu sehen. Es schwebte aber etwas Traurigkeit durch die Halle, die mit Towards & Against, Alone, From The Heaven Of My Heart und Sign noch verstärkt wurde. Die älteren Platten wurden erfreulicherweise mit The Castaway, der Über-Hymne Black Winter Day und mit My Kantele als Rausschmeißer bedacht. Auch wenn Tomi in den cleanen Parts nicht so überzeugen kann wie damals Pasi (was sicherlich auch an der Länge der Tour lag), sind die älteren Tracks immer einen Hör wert. Im Zugabenteil kam auch noch einmal Sänger Ari von AMORAL auf die Bühne, um zusammen mit AMORPHIS den Track House Of Sleep zu Singen und man merkte, dass es ihm sichtlich eine Ehre war. Auch nach 15 Songs wollte das Essener Publikum gerne noch mehr, aber dann setzte doch die normale Disco-Musik ein und alle Zuschauer wurden bitter in die Realität zurück geholt. Ein grandioser Abend mit drei tollen finnischen Bands!

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