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ARCTIC PLATEAU: On a Sad Sunny Day

Schöne musikalische Momentaufnahmen und Stillleben, Shoegaze-Indie-Post-Rock können KLIMT 1918 aber deutlich besser.

On a Sad Sunny Day ist Shoegaze für Träumer und nicht für Liebende, wie Just in Case We´ll Never Meet Again . Artverwandt sind sie trotzdem, KLIMT 1918 und ARCTIC PLATEAU. Ist das die neue Welle der italienischen Melancholie (NWOIM)? Fakt ist, dass ARCTIC PLATEAU, ein Soloprojekt von Gianluca Divirgiolo, langsam und ruhig dahin schippert, auf einem Ozean aus weichen Klängen. Zwischen ganz ruhigen ANATHEMA und GREGOR SAMSA gilt es nun die Augen zu schließen und auf einer Eisscholle dahin zu treiben. Und On a Sad Sunny Day plätschert leider genauso dahin, wie eine ruhige See. Das heißt, dass ARCTIC PLATEAU auf ihrem Debüt keine wirklich tiefe Musik bieten, Momentaufnahmen und Stillleben vielleicht, aber keine aufwühlenden, unter die Haut gehenden, dramatischen Momente sind im Verlauf der elf Stücke zu vernehmen.

Da ist mir ehrlich gesagt der gekonnte Kitsch mit seinen dramatischen Wendungen von KLIMT 1918 deutlich lieber. ARCTIC PLATEAU kommen nicht auf den Punkt, selbst wenn sich immer wieder gute Momente einschleichen, die auch auf äußerst gediegene Art und Weise im Kopf bleiben, ganz ohne großen Bombast. Dass ihre Vorbilder es mit ähnlichen Rezepturen vermögen, so richtig unter die Haut zu gehen, zeugt einfach von deren konsequenteren Vision und erhöhten Erfahrung. ARCTIC PLATEAU liefern außerdem ein paar rein instrumentale Nummern zu viel ab. Einerseits sind Lepanto und Iceberg Shoegaze wirklich schöne Lieder, aber gegen Ende, mit Eight Years Old und Aurora in Rome hat der Musiker einfach nicht mehr wirklich was zu sagen und On a Sad Sunny Day verliert auch das letzte bisschen Intensität.

Dagegen gibt es deutlich farbenprächtigere Songs mit Gesang, wie das Titelstück, Ivory, Coldream und In Time. Hier lässt sich Gianluca Divirgiolo deutlich mehr einfallen, die Instrumente sind liebevoller arrangiert, das Gesamtbild ist vollständiger und stimmiger. Aber auch hier gibt es immer wieder Längen, bei Songlängen von bis zu acht Minuten in nur einer Stimmfärbung ist dies fast unvermeidlich. Außerdem fehlt auch schlicht und einfach der Bandaspekt bei ARCTIC PLATEAU. On a Sad Sunny Day klingt weniger organisch und vollständig als ein Album, dass als Kooperation von mehreren Musikern entstanden ist, auch wenn die einzelnen Instrumente allesamt tadellos dargeboten sind.

ARCTIC PLATEAU ist aber dem allem zum Trotz eine vielversprechende Band, die in Zukunft vielleicht noch mehr überzeugen kann. Freunde von ruhiger Musik, die zum Träumen einlädt und dazu gut ist sich selbst und die ganze Welt zu vergessen, sollten sich On a Sad Sunny Day aber auf jeden Fall zu Gemüte führen. Vielleicht am besten an einem schönen Sonntag, wenn nichts eilt und sich zum Stieren in den Himmel eine schöne Wiese gefunden hat. Musik für den Moment. Aber nicht um in den abgelegenen Winkeln der Seele nach Erleuchtung zu suchen.

Veröffentlichungstermin: 12. Juni 2009

Spielzeit: 73:03 Min.

Line-Up:
Gianluca Divirgiolo
Label: Prophecy Productions

Homepage: http://www.arcticplateau.com

MySpace: http://www.myspace.com/arcticplateau

Tracklist:
1. Alive
2. On a Sad Sunny Day
3. Lepanto
4. Ivory
5. In Epica Memories
6. Amethyst to #F
7. Iceberg Shoegaze
8. Coldream
9. Eight Years Old
10. Aurora in Rome
11. In Time

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