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DIMMU BORGIR, IN FLAMES, NEVERMORE, LACUNA COIL, SUSPERIA, Stuttgart, LKA 4. 4. 2001

Das Konzert, bei dem der NEVERMORE-Gig für den Tatort mitgeschnitten wurde..!

Wenn auf der Karte “Beginn: 19 Uhr” steht, dann sollte man doch davon ausgehen können, dass auch um 19 Uhr begonnen wird – oder habe ich da etwas missverstanden? Um zehn vor Sieben hatten Susperia allerdings ihren Auftritt bereits beendet. Naja, irgendwann werden wir uns daran gewöhnt haben, dass im LKA die Konzerte bereits “nachmittags” beginnen…

blankLACUNA COIL

Überraschten mit einer Härte und Dynamik, die ich ihnen nach ihrem letzten, eher ruhigen Album “Unleashed Memories” gar nicht zugetraut hätte. Frontfrau Cristina ist Dreh- und Angelpunkt der Italiener, neben ihr verblasst ihr männlicher Gegenpart Andrea ziemlich.

“To live is to hide” war einer der Songs bei dem sie eindrucksvoll unter Beweis stellte, dass sie mehr ist als eine nett anzusehende Frontfrau – stimmlich perfekt und mit unaufdringlicher, aber harmonischer Gestik machte die Italienerin den kurzen Auftritt der Band zu einer kurzweiligen und atmosphärischen Angelegenheit. Lacuna Coil haben mir live sehr gut gefallen, anstatt auf affektioniertem Gehabe und einer gekünstelten Show zeigte die Band, wie viel Spaß sie an der Musik hat – und das ist schließlich die beste Voraussetzung für einen gelungenen Auftritt. Auch das Stuttgarter Publikum schien Gefallen an den bitter-süßen Songs (die hauptsächlich vom aktuellen Album stammten) zu finden, die Halle füllte sich langsam, die Reihen vor der Bühne füllten sich und man sah eigentlich überall zufriedene Gesichter.

blankNEVERMORE

Bei NEVERMORE war ich nun doch gespannt, wie viele Leute denn nun eigentlich wegen den Jungs aus Seattle an diesem Abend anwesend sein werden, denn NEVERMORE erschienen auf diesem Billing doch etwas fremd. Ich bin mir auch im Nachhinein nicht ganz sicher, ob die Menge vor der Bühne in erster Linie wegen der Band an sich oder wegen der Tatsache, dass der NEVERMORE-Gig an diesem Abend für eine Bienzle-Tatort-Folge aufgezeichnet werden sollte, so dermaßen tobte. Zumindest machten Gerüchte die Runde, dass da doch einige Leute Geld dafür bekommen haben sollen, in den ersten Reihen so richtig für Stimmung zu sorgen. So ein Mist, da hab ich ja ganz umsonst gebangt! *g* Auf jeden Fall waren genug Leute anwesend, die die Texte der Band in- und auswendig kannten und das spricht ja dann doch wieder dafür, dass doch eine ganze Menge echter Fans anwesend waren.
Mit einer netten Ansage des Tatort-Produzenten (der ganz verloren betonte, dass es das Erstreben der Macher ist, das “Heavy-Metal-Milieu” in einem sehr positiven Licht darzustellen und dass der Drehbuchautor des Tatort auch ein richtiger “Heavy-Metal-Fan-Anhänger” sei) ging´s also los und ich muss sagen, dass sich die Jungs von NEVERMORE für diesen Auftritt wohl viel vorgenommen hatten. Zumindest habe ich die Band selten so frisch erlebt und vor allem Warrel Dane selbst schien sich für diesen Event so richtig gesund gehalten zu haben. Etwas schade war auch an diesem Abend, dass sich die Songauswahl insgesamt wie auch schon bei der vorangegangenen Tour mit ANNIHILATOR fast ausschließlich auf das neue Album “Dead Heart in a Dead World” beschränkte. Aber schon allein dadurch, dass das neue Album mal wieder ein absolutes Meisterwerk geworden ist, war die Songauswahl auf keinen Fall schlecht. Und dementsprechend wurden der Opener “Narcosynthesis”, “Inside four Walls”, “Evolution 169” und “The River Dragon” auch abgefeiert. Aber bei einer Band, die bereits 4 1/2 Alben rausgebracht hat und zudem noch auf eine Vergangenheit mit dem Namen SANCTUARY zurückblicken kann, kann man doch eigentlich auch mit einer etwas ausgewogeneren Songauswahl rechnen, die auch ein paar richtige Klassiker beinhaltet. Dem war leider nicht so, aber das tat dem Spaß keinen Abbruch. Zwar war auch im Stuttgarter LKA der Sound wieder einmal etwas sehr drucklos, aber dafür konnte die Band mit einer enormen Spielfreude eine ganze Menge wettmachen. Und wie bereits erwähnt tat sich besonders Warrel Dane durch eine starke Agilität und Fannähe hervor, die ich von ihm bisher live noch nie erleben durfte. So war er über Crowdsurfer geradezu erfreut und feuerte das Publikum an, sich nach vorne zur Bühne tragen zu lassen, um die Angekommenen dann persönlich per Handschlag zu begrüßen und teilweise gar auf die Bühne zu zerren, wo dann wild um die Wette gebangt wurde. Warum sich die Band dann noch entschied ausgerechnet die Coverversion “Sound of Silence” zu spielen anstatt eines Klassikers der Marke “What tomorrow knows”, wird mir zwar auf ewig ein Rätsel bleiben. Aber dennoch fand der hervorragende Set – wenn auch nicht der beste der Band – mit “Dead Heart in a Dead World” und dem Übersong “Believe in Nothing” (von dem auch ein Video gedreht werden wird) ein großartiges Ende. NEVERMORE sind eben NEVERMORE und auch wenn es sicher immer die ein oder andere Kleinigkeit zu bemängeln gibt, wird es die Band wohl nie schaffen, einen wirklich schlechten Gig hinzulegen.

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IN FLAMES

hatten zwei Probleme: zum einen war der Sound nicht nur genauso drucklos wie bei Nevermore, sondern schlichtweg matschig. Besonders Anders Friden (sehr schick: komplett in verwaschenem Rot gekleidet!) Gesang war kaum zu hören. Das zweite Problem war, dass ein nicht unbedeutender Teil des Publikums im mittlerweile brechend vollen LKA auf Dimmu Borgir wartete und mit der sympathischen Art, mit der In Flames live rüberkommen, wohl nicht viel anfangen konnte. Trotzdem tobten im vorderen Viertel der Halle nicht wenige Fans. “Bullet Ride”, “Only For the weak” – die Stimmung heizte sich mehr und mehr auf. Kein Wunder, waren die Schweden doch offensichtlich gut aufgelegt, Andres’ Aufforderung, doch bitteschön mal mitzuhüpfen kamen erstaunliche viele nach – mag ja sein, dass das Gehüpfe von der Bühne aus nett aussieht, ich bin nach wie vor der Meinung, dass auf Metal Konzerten nicht gehüpft werden darf!! *g* Mit “Satelites and Astronautes”, vom Album “Clayman“, das auf der Tour 2000 mit Dark Tranquillity, Sentenced und To/Die/For nicht gespielt wurde, hat sich die Band allerdings keinen Gefallen getan: Der langsame Song stieß nicht überall auf Gegenliebe und die Stimmung flachte etwas ab. Nun, mit “Colony” und dem Rausschmeisser “Pinball Map” konnten die Schweden das Ruder noch mal rumreißen – eine ordentliche Show der einfach sympathischen Jungs, deren Fronter es sich nicht nehmen ließ, in den ersten Reihen ein ausgiebiges Bad in der Menge zu nehmen.

blankDIMMU BORGIR

Ließen auf sich warten – nach einer relativ langen Umbaupause (gemessen an der anderen Bands) fetzte die Band mit “Relinquishment of Spirit and Flesh” los. Glasklarer Sound und eine gehörig gesteigerte Lauststärke waren das erste, was mir auffiel. Das zweite war Neuzugang Galder. Ich habe selten einen so affektierteren und unsympathischen Gitarristen gesehen. Mag sein, dass dies eine sehr subjektive Einschätzung ist, aber ich habe sein Auftreten so empfunden. Ich persönlich hatte nach den Auftritt der Norweger einen zwiespältigen Eindruck. Vortex bot eine nette Show, seinen Gesang klang leidenschaftlich und setzte den tight und sauber gespielten Songs in Punkto Majestätik noch einen drauf. Spielerisch sind die Norweger perfekt, besonders Drummer Nick Barker prügelt live genauso präzise wie auf CD – seine Doubelbass-Attaken lassen mich immer wieder staunen. Doch genau diese Perfektion störte mich andererseits – der gesamte Auftritt wirkte kalt, einstudiert und steril. Shagrath kann noch so oft die Arme ausbreiten und das Publikum dirigieren, mir erschien alles viel zu distanziert und kühl. Logisch, dass die Songs überwiegend vom aktuellen Album “Puritanical Euphoric Misanthropia” stammten, mit “The Insight and the Catharsis”, “Reptile” und “Tormentor Of Christian Souls” bedachte die Band das Publikum aber auch mit einigen Titel der beiden Vorgängeralben. Den Fans im vorderen Teil der Halle schien es jedoch gefallen zu haben – allerdings wurde nicht sonderlich vehement nach einer Zugabe verlangt, folglich gab es auch keinen zusätzlichen Songs. Fazit: ein netter Abend, bei dem Lacuna Coil, Nevermore und auch In Flames (abgesehen vom Sound) überzeugten. Der Headliner Dimmu Borgir wurde meinen Erwartungen allerdings nicht hundertprozentig gerecht – zu kalt und distanziert wirkte die Band, von Spielfreude habe ich nichts bemerkt.

Kameramann vom Tatort-Dreh bei Nevermore

(Foto-Gallery vom Gig in Stuttgart)

Bericht: vampiria, Fierce

Fotos: boxhamster

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