ANTIGAMA: Warning

Ein gefährlicher Hybrid aus NAPALM DEATH, GODFLESH und CONVERGE, Grindcore für das zweiundzwanzigste Jahrhundert.

Dies ist eine ernste Warnung vor einer dystopischen Zukunft, eine Warnung vor der totalen Überwachung, vor dem gegenseitigen mentalen Zerbomben und dem überall grassierenden Genozid. Wenn du ANTIGAMA hörst, dann möchtest du dich eigentlich immer in irgendeinen Bunker verkriechen und hoffen, die nächsten Jahre zu überleben. Der Pessimismus der nahenden Zukunft, den die vier Polen verbreiten fand auf dem überraschend eingängigem Resonance seinen vorläufigen Höhepunkt, aber mein lieber Schwan, Warning verdreht dir die Extremitäten und tanzt mit dir den Robodance des Grindcores.

Das neueste Werk von ANTIGAMA ist wild, ungezügelt, schießt manchmal auch knapp übers Ziel hinaus mit seiner kompromisslosen Bereitschaft, das doch immer weiter gestreckte Feld des Grindcore noch auf viele Landschaften hinaus auszudehnen. In den Kram passt den vier Musikern alles, was ihnen Freude bereitet: Irre Riffs, egal ob derb und mies gelaunt oder ob dissonant bis dort hinaus, geben den Ton an, immer mit dabei das sensationelle Drumming mit seinen nach wie vor erfrischenden und originellen Percussion-Elementen und der ordentlich verzerrt pumpende Bass. Trotz des Abgangs von Schreihals Lukasz ist auch auf dem fünften Album für rostige Stimmbänder gesorgt, Nachfolger Patryk steht seinem Vorgänger in nichts nach. Und auch die elektronischen Elemente erfahren eine Weiterführung, wieder gibt es Zwischenspiele, die sowohl atmosphärisch und verflucht düster sein können, aber auch dem Chaos ein neues Gesicht geben, siehe Paganini Meets Barbaplex.

Die Trefferquote der Songs ist ebenfalls enorm. Warning fackelt nicht lange, lässt mit dem kurzen, gemeinen Disconnected den ersten Sturm auf dich los, um dich mit dem unwahrscheinlich groovenden Jealousy sofort mitzureißen. Erfreulich, dass Nummern wie Order von Resonance eine Weiterführung erfahren. Dass wirr kein Antagonismus zu brutal sein muss, zeigen Nummern wie City, War, Heartbeat, Lost Skull und Empty Room, hier geht es abermals in die Vollen. Generell gibt es keine Songs, die wirken, als wären sie nicht durchdacht, oder unfertige Schnellschüsse. ANTIGAMA haben songschreiberisch ein sehr reifes Album abgeliefert, Grindcore für das zweiundzwanzigste Jahrhundert, ein gefährlicher Hybrid aus NAPALM DEATH, GODFLESH und CONVERGE, ein idealer Soundtrack zu Büchern wie Children of Man und Fahrenheit 451.

Darüber hinaus bietet das kurze, aber absolut tödliche Warning eine unglaublich gute Produktion, ist klar und extrem druckvoll, aber dennoch so räudig und brachial, dass es laut gehört enorm tief in die Knochen geht und das zentrale Nervensystem schwer beschädigt. Die abschließende Krönung ist das perfekt passende Cover von Orion Landau, das die vielen Bedeutungen des Titels und der Musik simpel, aber doppelbödig untermalt. Frisches Blut im Grindcore ist heutzutage nicht selbstverständlich, ANTIGAMA jedoch zeigen auf natürliche Art und Weise wie das geht: Technisch versiert, kompliziert, eingängig, modern, intensiv und voller echter Wut. Diesen Ritt auf dem digitalen Vulkan darfst du nicht versäumen.

Veröffentlichungstermin: 6. März 2009

Spielzeit: 35:44 Min.

Line-Up:
Patryk Zwolinski – Vocals
Sebastian Rokicki – Guitar
Szymon Czech – Bass
Krzystof Bentkowski – Drums

Produziert von Szymon Czech und ANTIGAMA
Label: Relapse Records

Homepage: http://www.antigama.net

MySpace: http://www.myspace.com/antigama

Tracklist:
1. Disconnected
2. Jealousy
3. City
4. Another
5. Not True
6. War
7. Heartbeat
8. Preachers Pray
9. Squenzia Dellamorte
10. You Have the Right to Remain Violent
11. Lost Skull
12. Nightmare
13. Paganini Meets Barbaplex
14. Empty Room
15. Orange Pills
16. Black Planet

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