blank

TIGER LOU: A Partial Print

Eines der wenigen, absolut essentiellen Alben des Jahres 2008.

Scheinbar viel zu lange hat er in seiner Höhle geschlummert und auf sich warten lassen. Dabei war Rasmus Kellermann alias TIGER LOU ganz und gar nicht faul – das Erschaffen von A Partial Print hat nur enorm viel Zeit in Anspruch genommen. Und entsprechend gibt es auf den ersten Eindruck nicht gerade leichte Kost zu hören – zumindest für die Verhältnisse von TIGER LOU, der sich auf Is My Head Still On? und teilweise auch auf The Loyal als Barde erwies, der ihn schreiben kann, den perfekten Song. Nein, A Partial Print ist mehr, es ist das, was The Loyal noch nicht war: Ein ganzes, großes Erlebnis, abgründig, tief, intensiv, mitreißend, wundervoll.

Mit einem Doppelschlag wird A Partial Print eröffnet, The More You Give und The Less You Carry eröffnen auf wavige Art und Weise das Album und klingen wie eine progressive Version von The Loyal. Nicht immer leicht zu konsumieren, aber mit schön unterschwelligem Groove und Stellen, die leuchten und wärmen wie das vollkommene Licht. Dennoch, dieses Doppel ist relativ schwer verdaulich und will gerade in der zweiten Hälfte nicht so recht in den Kopf gehen, zumindest bis zum explosivem Chorus. Danach zeigt sich TIGER LOU experimentierfreudig wie noch nie. In seiner Musik verschmelzen nun satter Alternative Rock, Wave und auch eine Prise an Elektro. Letzteres Element wird hauptsächlich in einigen Details deutlich, aber es prägt den Klang doch erheblich. Vor allem das Intro von So Demure, dem Song mit dem besten Refrain, den man sich vorstellen kann, wirkt enorm dynamisch, auch in anderen Stücken gibt es immer wieder kleine Interludes und versteckte Details, die dem Material auf liebevolle Art und Weise viel von seiner Faszination geben.

Aber gehen wir über zum düstersten Stück des Albums namens Trust Falls, welches mit seiner liebevollen, vielschichtigen Gitarrenarbeit auch wundervoll ohne Keyboards auskommt. Eine dezente, aber große Nummer. Ganz groß ist auch An Atlas for Those Our Own, das ohne Standard-Songstrukturen auskommt und einen unglaublich epischen Teil beinhaltet, der tief ins Herz zielt und trifft, auch wenn der Song danach leichte Probleme hat. Doch es bleibt schwermütig, Odessa ist die Ballade des Albums, wird mit sanften Gitarren und Orgeltönen begleitet und gipfelt in einem wunderschönen Chorus, bleibt aber stets weit entfernt von Kitsch und Krempel. Geschickt geplant, folgt mit Trails of Spit die rockigste Nummer von A Partial Print, mit einigen recht heftigen Einschüben, vor allem im Bereich der Drums. Bis zum abschließenden Titeltrack folgen mit dem dynamischen Coalitions und dem sehr tanzbaren Crushed by a Crowd noch zwei sehr gute, aber nicht sensationelle Stücke.

Dafür ist der abschließende Titeltrack mit seinen neun Minuten Länge umso unfassbarer. Leise und düster beginnend, mit dunklem Gesang, bäumt sich das Stück nach allen Regeln der Kunst auf, schreckt dabei nicht vor großen Refrains und Streichereinsätzen zurück: Bombastische Extravaganz. Diese Nummer schlägt außerdem einen fantastischen Bogen zum Anfang des Albums, so dass ein absolut geschlossener Gesamteindruck entsteht. Dazu gehört allerdings mehr als das großartige Material, auch die Performance von TIGER LOU ist toll, vor allem gesanglich. Aber auch in Sachen Schlagzeug ist es schön, dass sich der sympathische Schwede darauf besonnen hat, den Großteil des Materials von Livedrummer Pontus Levahn einspielen zu lassen.

Passend zur Musik und zu den Fähigkeiten von Meister Kellermann ist auch der mächtige Mix von Sean Beavan, so dass die Musik schön roh und ungschliffen, aber gleichzeitig filigran und liebevoll klingt. Das schlichte, stilvolle Äußere verleiht A Partial Print noch den letzten Schliff Eleganz. Klar ist, dieses Album ist das mit Abstand beste des schwedischen Musikers, ist vollkommen durchdacht, tiefgründig, manchmal traurig, voller Lebensfreude und unbändiger Spielfreude. Lasst euch nicht abschrecken, Indie ist das ganz und gar nicht und wenn doch, dann bin ich ab sofort Anhänger dieses Genres. Wer übrigens noch zwei Euro drauflegt, bekommt das Digipack mit einer 70minütigen Bonus-CD, auf der alle Songs geremixt wurden. Aber Vorsicht: Nur bei den wenigsten Nummern erkennt man das Original noch zweifellos, ist also eher für Freunde tanzbaren Elektros geeignet.

Für alle, die es immer noch nicht begriffen haben, hier nochmals die abschließende Botschaft: A Partial Print ist eines der wenigen, absolut essentiellen Alben des Jahres 2008.

Veröffentlichungstermin: 31. Oktober 2008

Spielzeit: 49:52 Min.

Line-Up:
Rasmus Kellermann – Gesang, Instrumente

Produziert von Rasmus Kellermann und Rolf Klinth
Label: Startracks

Homepage: http://www.tigerlou.net

MySpace: http://www.myspace.com/tigerlou

Tracklist:
1. The More You Give
2. The Less You Have to Carry
3. So Demure
4. Trust Falls
5. An Atlas for Those Our Own
6. Odessa
7. Trails of Spit
8. Coalitions
9. Crushed By a Crowd
10. A Partial Print

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner