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NILE, GRAVE, BELPHEGOR und AMON DIA: 02. September 2008 im Futurum in Prag

Urlaub in Prag – da darf auch die metallisch korrekte Beschallung nicht fehlen. Gut, dass NILE, GRAVE und BELPHEGOR zur Stelle waren und uns das todesmetallsiche Kontrastprogramm zu den Prager Sehenswürdigkeiten lieferten.

Wenn man schon mal in Prag ist, dann informiert man sich vorher natürlich auch über eventuell anstehende Konzerte und sonstige schwermetallische Sehenswürdigkeiten. Wenn dann auch noch das Hotel direkt in der Nähe des Futurums, einem Club, in dem auch Metal-Konzerte stattfinden, sowie des gemütlichen Rock Pub Hell´s Bell´s liegt, steht dem kulturell hochwertigen und metallisch korrekten Urlaub nichts mehr im Weg. Also war die Freude groß, als ich feststellte, dass das prächtige Death Metal-Paket, bestehend aus NILE, GRAVE und BELPHEGOR, welchem ich ansonsten wohl in Essen meine Aufwartung gemacht hätte, sich genau während unseres sechstägigen Aufenthalts ebenfalls in Prag die Ehre gab. Der Eintritt lag mit etwa 18 Euro knapp unter deutschem Niveau, wobei ich die genauen Preise dieser Tour in Deutschland jetzt nicht auf dem Schirm habe.

Der große Unterschied zwischen Konzerthallen und Clubs in Köln und Prag ist das Bier: Es ist erstens billig und was viel wichtiger ist: es schmeckt! So gibt es den halben Liter im Hell´s Bell´s schon für 22 Kronen, was umgerechnet knapp unter einem Euro ist. Im Futurum zahlt man 25 Kronen, also auch nicht viel mehr. In meiner heißgeliebten Live Music Hall zahlt man für ein halb so großes Bier das vierfache. Und wie gesagt: Hier gibt es gutes tschechisches Bier. Prost!

Eine andere Besonderheit, die mir in insgesamt drei Läden in Prag aufgefallen ist: Der Prager DJ an sich scheint nicht viel von Playlists zu halten und spielt gerne mal ein halbes oder ganzes Album einer Band am Stück. An nicht vorhandener Technik lag es zumindest in einem Fall nicht. So gab es also vor der ersten Band unter anderem das komplette schwarze Album von METALLICA zu hören. Aber dies nur am Rande.

AMON
Solider Opener mit Bombensound – AMON DIA 

Das internationale Billing wurde vom Opener AMON DIA komplettiert welche – wenn ich die etwas undeutlichen Ansagen des Sängers richtig verstanden habe – aus Serbien stammen und den Abend mit einer gesunden Mischung aus Death und Thrash Metal eröffneten. Und zwar eine halbe Stunde vor dem offiziellen Beginn. Manche Dinge sind scheinbar international gleich. Bis auf einen Typen vor mir, interessiert sich das Publikum aber nicht sonderlich für die Truppe auf der Bühne, die bei bemerkenswert gutem Sound spielerisch voll überzeugt, allerdings ein wenig die wirklich packenden Momente missen lässt. Auch vom Stageacting merkt man der Band an, dass sie auf dem internationalen Parkett noch keine bis wenig Erfahrung gesammelt hat, denn die Truppe agiert eher zurückhaltend und auch der Frontmann ist nicht gerade der gesprächigste. Um den Nacken aufzuwärmen ist die Truppe aber alle Mal gut genug.

BELPHEGOR 
Ledermasken und High Speed Geknüppel – BELPHEGOR

Weiter geht’s im internationalen Knüppelreigen mit den Österreichern von BELPHEGOR, die nach 15 Minuten Umbaupause die Bühne entern und mit der freundlichen Begrüßung We are here to skullfuck you und dem rasanten The Goatchrist direkt ohne Gnade voll auf die Fresse prügeln. Dazu steht die ganze Band schön uniformiert mit Patronengurt und Hose in den Stiefeln auf der Bühne und bangt ausdauernd. Da sieht man direkt einen gewaltigen Unterschied zu AMON DIA – vom Stageacting, der Performance her ist das hier schon eine ganz andere Liga. Das Publikum ist allerdings immer noch relativ zurückhaltend. Nur in der ersten Reihe ist ordentlich Action. Aber BELPHEGOR kommen gut an beim Prager Publikum, auch wenn sich die Unterschiede zwischen den hochkomplexen Kompositionen der Österreicher wohl nur dem wahren Kenner erschließen. Vor allem da die langsamen Songs, die man ja durchaus im Repertoire hat, diesmal komplett außen vor bleiben. BELPHEGOR besorgen es den Pragern heute schnell und hart und zum Abschluss kommt Hellmuth zu Bondage Goat Zombie mit einer schicken Ledermaske auf die Bühne. Kurz und schmerzlos: BELPHEGOR waren super!

Setlist BELPHEGOR:
The Goatchrist
Seyn Todt In Schwartz
Belphegor – Hell´s Ambassador
Stigma Diabolicum
Swarm Of Rats
Justine: Soaked In Blood
Lucifer Incestus
Bondage Goat Zombie

GRAVE
Tötäl öld schööl – GRAVE

Weiter geht´s nach Schweden. GRAVE übernehmen das Kommando mit einem herrlich old schooligen Schwedenbrett. Kein Blastbeat-Overkill, sondern simples, aber effektives Ufta-Drumming. Hier ist stumpfer Groove noch Trumpf. Dazu Ola Lindgren herrlich asoziales Geschrei – wunderbar. Vom neuen Album kamen mit A World In Darkness, Fallen (Angel Son), sowie Bloodpath drei Lieder zum Zuge, ansonsten konzentrierte man sich auf die älteren Songs. Die restlichen Alben der letzten Jahre blieben also unberücksichtigt, was bei der relativ kurzen Spielzeit von gerade mal vierzig Minuten sicher die richtige Entscheidung war. Das Publikum war leider immer noch nicht so recht wach zu rütteln, aber unter der Woche sollte man wohl auch einfach nicht zu viel erwarten. Aber plötzlich, bei Bloodpath, gab es dann einen kurzen Fünf-Mann-Moshpit. Immerhin. Gegen Viertel vor zehn beendeten GRAVE ihren Auftritt mit dem großartigen Soulless.

Setlist GRAVE:
A World In Darkness
Into The Grave
Turning Black
Fallen (Angel Son)
You´ll Never See
Deformed
Bloodpath
Soulless

NILE
Live wieder mal eine Macht – NILE 

NILE ließen sich dann fast eine halbe Stunde Zeit, bis Sie mit What Can Be Safely Written vom aktuellen Album loslegten. Das hinderte die Fans aber nicht daran, Drum-Ungeheuer George Kollias bereits beim Soundcheck abzufeiern. Tja, wer kann, der kann. Während mich Ithylphallic trotz unbestrittener Qualitäten bis heute im direkten Vergleich zu seinen beiden Vorgängern noch nicht so richtig umgehauen hat, musste ich vor diesem Konzert vor allem an die schier unglaubliche Performance auf dem WACKEN OPEN AIR 2003 denken, nach denen SLAYER nur noch ein laues Lüftchen waren. Tja, und daran sollte sich auch heute nicht viel ändern. Bereits der Opener machte schon mal alles platt. Die Triple-Grunz-Attack von Karl Sanders, George Kollias und Chris Lollis saß perfekt. Und dazu dieser George Kollias. Um Himmels willen, wie macht der das nur. Spätestens bei The Essential Salts verliere ich endgültig den Glauben daran, dass der Kerl wirklich nur zwei Arme hat. Aber natürlich weiß auch der Rest der Band spielerisch wo der Hase läuft. Karl Sanders grinst sich durch den gesamten Gig und scheint den Auftritt wirklich zu genießen. Leider wird es im Verlauf des Auftritts doch deutlich leerer, was wohl am Wochentag liegt. Der eine oder andere muss wohl arbeiten. Tja, wohl dem, der hier nur Urlaub macht. Nach Annihilation Of The Wicked gibt es erst mal ne kurze Pause weil irgendwas an Kollias´ Drumkit im Eimer ist. Mich wundert´s nicht, das arme Ding. Aber nach wenigen Minuten geht es mit Black Seeds Of Vengeance weiter, bevor Unas Slayer Of The Gods mit seinem CANDLEMASS-Gedächtnis-Riff den Schlusspunkt unter einen erneut beeindruckenden Auftritt setzt. Diese Band muss man live erlebt haben.

Setlist NILE:
What Can Be Safely Written
Sacrifice Unto Sebek
The Black Flame
Papyrus…
Cast Down The Heretic
Ithylphallic
Eat Of The Dead
Ramses, Bringer Of War
The Essential Salts
Lashed To The Slave Stick
Annihilation Of The Wicked
Black Seeds Of Vengeance
Unas Slayer Of The Gods

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