AMON AMARTH: Twilight of the Thunder God

Keine ganz großen Hits, dafür aber auch keine Ausfälle. AMON AMARTH bleiben stilistisch wie qualitativ auf Kurs und liefern mit "Twilight of the Thunder God" ein solides siebtes Album ab – nicht mehr, aber auf keinen Fall weniger!

Alle (zwei) Jahre wieder ist es soweit, AMON AMARTH veröffentlichen eine CD und die Death Metal-Szene horcht gespannt auf, was die Mannen um Johann Hegg denn dieses Mal fabriziert haben. Ebenso zwielichtig, wie der Donnergott auf Album Nummer sieben besungen wird, wird auch wieder das allgemeine Urteil über selbiges erscheinen, denn während sich bärtige Helmträger auf der einen Seite bei Wikinger-Hits wie Free Will Sacrifice und Guardians of Asgaard überglücklich das eine oder andere Horn Met in den Wanst kippen werden, schreit der zürnende Klischee-Korps auf der Gegenseite wieder einmal markerschütternd nach Kitsch, hebt mahnend den Zeigefinger und erklärt dem donnernden Kollegen entschieden und zerstörungswütig den Krieg.

Doch warum eigentlich diese Keilerei? AMON AMARTH verhalten sich jedenfalls zunächst friedlich und wagen keinen Angriff auf neues musikalisches Terrain, bereits eroberte Klangwelten hat man stattdessen weiter für den Ernstfall gerüstet und der Schutzwall um den Wikinger-Thron wurde eindrucksvoll um zehn weitere Meilensteine aufgestockt. Sicherlich mögen sich diese nur geringfügig vom Material der letzten Jahre unterscheiden, in ihrer Beschaffenheit stehen diese den letzteren aber spätestens nach ein bis zwei Durchläufen in nichts nach und – seien wir ehrlich – plötzliche stilfremde Jazz-, Funk-, Humppa- oder Germanisch – Grundkurs CD 1-Einsprengsel wären auf Twilight of the Thunder God genauso fehl am Platze wie ein Wikinger auf einem Jetski. Unmissverständlich setzt der namensgebende Opener die auf dem bärenstarken Vorgängeralbum With Oden On Our Side eingeläutete Marschroute fort, überrascht dabei kurzzeitig mit schwer groovendem Mittelteil, um dann in das furztrockene Albumhighlight Free Will Sacrifice zu münden. Mal ist man etwas schneller als gewohnt unterwegs, wie bei der bitterbösen Uptempo-Nummer Where is Your God?, mal gemächlicher (Tattered Banners And Bloody Flags) und mal verträumter (Embrace of the Ocean), zu keiner Zeit aber werden dabei die bewährte Eingängigkeit und Atmosphäre außen vor gelassen. Ein Überhit der Marke Runes to My Memory oder Gods of War Arise, welche die letzte Scheiblette zierten, ist dem Quintett zwar dieses Mal nicht geglückt, dafür gibt es aber im Gegensatz zum schwächelnden Fate of Norns-Album keine größeren Ausfälle zu verzeichnen.

Eines ist in jedem Falle sicher: AMON AMARTH setzen die Wikinger-Saga mit Twilight of the Thunder Gods eindrucksvoll fort und mit ihr selbstverständlich auch alle denkbaren Klischees, angefangen beim Albumtitel, dem heroischen (dennoch aber extrem edlen) Coverartwork und dem grandiosen Videoclip zum Titelsong, der wohl auch die ein oder andere Silbermünze mehr gekostet hat, als es bei den Vorgängern noch der Fall war. Jawoll, liebe Kritiker: AMON AMARTH sind Kitsch, vielleicht sogar dessen Inbegriff und nicht weniger eindimensional als MANOWAR, DIMMU BORGIR oder AC/DC. Die Schweden machen daraus kein Geheimnis, sondern führen diesen Weg konsequent und gekonnt fort, ihnen also genau ebendiese Tatsache zum Vorwurf zu machen, wäre ähnlich trivial, wie einer abgesenkten Bordsteinkante mangelnde Tiefgründigkeit zur Last zu legen. Nein, genau jenes Image hat dieser Truppe zu einem eigentständigen Sound verholfen, welcher sie berühmt und die Anhängerschaft über die Jahre zu einer wahren Armada werden hat lassen. Eine Streitmacht auf einem mächtigen Flaggschiff, das lächerliche Beschüsse wie Ideenlosigkeit, Telenovela-Niveau oder eben belangloser Kitsch nicht einmal zum Wanken bringen können.

Veröffentlichungstermin: 19.09.2008

Spielzeit: 43:28 Min.

Line-Up:
Johan Hegg – vocals
Olavi Mikkonen – guitars
Johann Söderberg – guitars
Ted Lundström – bass
Fredrik Andersson – drums

Produziert von Jens Bogren
Label: Metal Blade

Homepage: http://www.amonamarth.com

MySpace: http://www.myspace.com/amonamarth

Tracklist:
01. Twilight of the Thunder God
02. Free Will Sacrifice
03. Guardians of Asgaard
04. Where is Your God?
05. Varyags of Miklagaard
06. Tattered Banners and Bloody Flags
07. No Fear for the Setting Sun
08. The Hero
09. Live for the Kill
10. Embrace of the Endless Ocean

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