ROCK HARD FESTIVAL 2008: Sommer, Sonne, Soundmatsch

Fünf Jahre ist es her, dass das ROCK HARD mit dem ersten ROCK HARD FESTIVAL sein 20-jähriges Bestehen im Amphitheater im Gelsenkirchener Nordsternpark feierte. Inzwischen sind es fünfundzwanzig Jahre ROCK HARD und somit auch schon das sechste Festival. Im Vergleich zum etwas schwächeren Billing vom letzten Jahr hatte man diesmal wieder etwas zugelegt…

Freitag, 9. Mai 2008

THE CLAYMORE | STORMWARRIOR | LAKE OF TEARS | Y&T | DIE APOKALYPTISCHEN REITER | TESTAMENT

Samstag, 10. Mai 2008

THE SORROW | MOONSORROW | HELSTAR | ENSLAVED | EXCITER | AMORPHIS | EXODUS | IMMORTAL

Sonntag, 11. Mai 2008

ENEMY OF THE SUN | SIEGES EVEN | ASPHYX | JORN | NAPALM DEATH | VOLBEAT | PARADISE LOST | ALLSTAR-JAM | ICED EARTH

Fünf Jahre ist es jetzt schon her, dass das ROCK HARD sein 20-jähriges Bestehen mit dem ersten ROCK HARD FESTIVAL im Amphitheater im Gelsenkirchener Nordsternpark feierte. Inzwischen sind es fünfundzwanzig Jahre ROCK HARD und somit auch schon das sechste Festival. Im Vergleich zum etwas schwächeren Billing vom letzten Jahr hatte man diesmal wieder etwas zugelegt, wenn auch die Erwartungen angesichts des erneuten Jubiläums doch größer waren. Aber man sollte natürlich bedenken, dass man mit einer Kapazität von 7000 Zuschauern einfach nicht an die wirklich großen Acts ran kommt, ohne den Ticketpreis in völlig unrealistische Höhen zu schrauben.

Rock
Drei Tage Sonne über dem Amphitheater: Mit einer Kopfbedeckung war man da nicht schlecht beraten

Auch dieses Jahr blieb man von kurzfristigen Absagen nicht verschont. Und wie schon 2005 betraf dies die dieses Jahr als Freitags-Headliner verpflichteten CELTIC FROST. War es vor zwei Jahren eine Nierenkolik von Tom Warrior, war es diesmal der Ausstieg des selbigen aus der Band, der den Auftritt der Frosties verhinderte. Das ist dann wohl das Ende der Band, denn sind wir mal ehrlich, wer will denn CELTIC FROST ohne Tom Warrior sehen? Nun ja, sei es wie es ist. Mit TESTAMENT konnte man zügig einen vollwertigen Ersatz präsentieren, sind die Thrasher doch gerade mit einem neuen, überall gelobten Album am Start.

Mit IMMORTAL und vor allem ICED EARTH, die hier ihren ersten Europa-Auftritt seit dem Wiedereinstieg von Mat Barlow spielten, hatte man zwei weitere zugkräftige Headliner verpflichten können, so dass auch der Zuschauerzuspruch dieses Jahr wieder deutlich größer war als noch im letzten Jahr. Auch das Wetter war dieses Jahr deutlich besser als im Vorjahr. An allen Tagen gab es Sonnenschein und sommerliche Temperaturen, kein Wölkchen am Himmel. Perfektes Festivalwetter also. Eigentlich alles perfekt und kein Grund zu meckern. Wenn da nicht der Sound gewesen wäre. Zum ersten mal in der Festivalgeschichte gab es hier doch bei mehreren Bands Probleme, da der Bass viel zu dominant war und man (je nach dem, wo man stand) nicht all zu viel von den restlichen Musikern mitbekam. Den absoluten Tiefpunkt gab es in dieser Hinsicht bei TESTAMENT, hier hörte man teilweise nichts als Soundbrei. Ansonsten gab es allerdings wieder mal keinen Grund zu meckern und man kann den Kollegen aus Dortmund nur zu einem erneut großartigen Wochenende gratulieren und danken. (agony & ecstasy)

Freitag 09.05.2008

THE CLAYMORE

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Bullet
Heimspiel mit Schwächen: THE CLAYMORE

Die Ehre, das ROCK HARD FESTIVAL eröffnen zu dürfen, hatten dieses Jahr die Jungs von THE CLAYMORE. In Castrop-Rauxel beheimatet, hatte die Truppe hier so etwas ähnliches wie ein Heimspiel und der heimische Fanclub war offenbar auch zahlreich vertreten, um die Band abzufeiern. Diese Unterstützung konnten die Musiker auch gut gebrauchen, denn allzu viel los war zu diesem Zeitpunkt wie üblich noch nicht. Nüchtern betrachtet, gab es aber auch nicht viele Gründe, THE CLAYMORE abzufeiern. Klar, spieltechnisch gab es nichts auszusetzen und die langjährige Erfahrung merkte man der sichtlich bemühten Band auch deutlich an. Allein der klassische Heavy Metal, den die Jungs zum Besten gaben, war einfach zu unoriginell, und es fehlte an frischen Ideen. Ein Sänger, der allzu deutlich hörbar Bruce Dickinson nacheifert, und entsprechende Twin-Guitars können durchaus Spaß machen, wenn diese mangelnde Eigenständigkeit durch herausragendes Songwriting ausgeglichen wird. Im Falle von THE CLAYMORE herrschte ob der Ideenlosigkeit jedoch spätestens beim dritten Song Langeweile, und es fiel schwer, dem Geschehen auf der Bühne die volle Aufmerksamkeit zu widmen. Da hatte das ROCK HARD FESTIVAL schon deutlich stärkere Opener. (danielw)

STORMWARRIOR

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Stormwarrior
Nett, aber nicht in Bestform: STORMWARRIOR und Klampfenmann Lars Ramcke

Wohl dem, der erst am ersten Festivaltag anreist. Der ist nämlich höchstwahrscheinlich morgens oder zumindest am frühen Mittag fit. Wer jedoch wie ich schon einen Tag vorher auf dem Campingplatz eintrifft und schon mal ordentlich Gas gibt, was die Vernichtung von Hochprozentigem angeht, hat es da ungleich schwerer. Nachdem ich mich zu THE CLAYMORE noch nicht aufraffen konnte und lieber am Zelt verweilte, schlich ich pünktlich zu STORMWARRIOR vor die Bühne. Mit Heading Northe, dem Titeltrack des aktuellen Albums, legten die Jungs um Lars Ramcke los und spielten sich quer durch ihre bisherigen Alben. Bei Songtiteln wie Heavy Metal Fire, Into The Battle oder natürlich dem Rausschmeißer Iron Prayers war man wenigstens so früh am Tag noch nicht überfordert. Aber um ganz ehrlich zu sein, diesmal haben mich STORMWARRIOR nicht so richtig umgehauen. Lag´s am Restalkohol? Eher nicht, bin ja noch jung und belastbar. Auf dem KEEP IT TRUE haben mir die Nordlicher jedenfalls deutlich besser gefallen. So blieb es ein netter Auftritt der aber im Vergleich zu den restlichen Darbietungen eher im unteren Drittel angesiedelt war. Das können STORMWARRIOR besser. (agony & ecstasy)

Setlist STORMWARRIOR:

Intro
Heading Northe
Heavy Metal Fire
Metal Legacy
Valhalla
Into The Battle
Odins Warriors
Thunderer
Signe Of The Warlorde
Iron Prayers

LAKE OF TEARS

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Lake
Haben sich als Live-Band gemausert: LAKE OF TEARS.

LAKE OF TEARS waren dann die positive Überraschung des Tages, wenn nicht gar des ganzen Festivals. Die Schweden haben – aufgrund ihrer bisherigen Auftritte vollkommen zurecht – nicht eben den Ruf einer herausragenden Live-Band, um es vorsichtig auszudrücken. Zwar war das Stageacting auch dieses Mal noch relativ verhalten, insgesamt wirkte die Band aber doch deutlich selbstsicherer als in der Vergangenheit, und besonders Bassist Mikael Larsson rockte, was das Zeug hält. Auch gab es bei diesem Auftritt keine groben Schnitzer zu verzeichnen, das Quartett wirkte ungewöhnlich gut aufeinander eingespielt.

Das alles hätte natürlich alles nichts gebracht, wenn die Setlist nicht gestimmt hätte. Diese war aber – mit einer einzigen Ausnahme – verdammt stark, wobei besonders alte Fans auf ihre Kosten kamen und entsprechend abgingen. Mit Raven Land, Cosmic Weed, Sweetwater und So Fell Autumn Rain reihte sich Klassiker an Klassiker, und mit As Daylight Yields hatte man sogar einen Song vom allerersten Album am Start. Einzig die Ballade vom aktuellen Album Moons & Mushrooms wollte so gar nicht passen und war der eindeutige Stimmungs-Tiefpunkt des Auftritts. Der eineinhalb Songs dauernde Ausfall der Bass-Gitarre brachte die Schweden hingegen überraschenderweise gar nicht aus dem Konzept. LAKE OF TEARS haben sich als Live-Band gemausert und die meisten der alten Schwächen abgelegt. Bitte mehr davon! (danielw)

Y&T

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Y&&T
Die Altrocker von Y&T heizten dem Publikum ordentlich ein

Y&T waren eine dieser Bands, die eigentlich keiner von uns so richtig besprechen wollte. Meine Motivation hielt sich auch in Grenzen, da ich die Band vom 2003er BANG YOUR HEAD als relativ unspannend in Erinnerung hatte. So kann man sich täuschen. Ich weiß ja nicht, ob die Band vor fünf Jahren in Balingen einfach einen miesen Tag oder ob ich einen Sonnenstich hatte. Jedenfalls rockten Y&T von Beginn an mehr als ordentlich. Das sah das Publikum genauso und stimmte schon nach zwei Songs laute Y&T-Gesänge an. Seit 34 Jahren gibt es die Band jetzt schon und dementsprechend waren auch unten vor der Bühne verstärkt Metaller und Hard Rocker fortgeschrittenen Alters zu finden, die Hard Rock-Perlen wie Midnight In Tokyo, Rescue Me oder Looks Like Trouble gehörig abfeierten. (agony & ecstasy)

 

 

 

DIE APOKALYPTISCHEN REITER

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Die
Hatten das Publikum mit einer tollen Setlist fest im Griff:
DIE APOKALYPTISCHEN REITER und Sänger Fuchs

Die REITER sind ja nun eigentlich mal so überhaupt nicht mein Fall. Aber da sich der Kollege Pohl lieber in den Stau stellte, sprang ich eben ein. Und was soll ich sagen? Ich halte die Band musikalisch auch nach diesem Auftritt immer noch für überwertet bis belanglos. Sorry, aber auf CD würde ich mir diese Band echt ums Verrecken nicht anhören.

Live sieht die Sache da schon etwas anders aus. Natürlich werden die Songs auch live nicht besser, aber der Partystimmung, die auf den Konzerten der Reiter herrscht. kann man sich wirklich nur schwer entziehen. Da werden zu Seemann mal eben zwei Mädels zum Rumhüpfen auf die Bühne geholt, von denen eine beim nächsten Song zum Keyboarder in den Käfig gesperrt wird. Kurz zuvor erblickte ich auf dem Metalmarkt noch das sensationelle Angebot von Stahlhelmen für zehn Euro. Natürlich muss man schon ziemlich wirr in der Birne sein, um sich so ein Teil für ein Festival als Kopfbedeckung zu holen. Und siehe da, bei den REITERn sah man prompt einen jungen Fan mit Stahlhelm durch den Pit fegen. War sicher angenehm. Bei Sehnsucht gelang es Fuchs sogar, das Publikum auf den Rängen zu Laola-Wellen anzustiften. Wie gesagt, ihr Publikum haben DIE APOKALYPTISCHEN REITER fest im Griff und binden es hervorragend in die eigene Show mit ein. Das absolute Highlight folgte dann bei Reitermania, bei dem wie üblich Crowdsurfen mit Gummibooten angesagt war. Die beiden Boote schafften es tatsächlich nicht nur komplett über die Fans unten vor der Bühne hinweg, sondern auch die kompletten Stufen hoch bis ganz nach oben und, zumindest in einem Fall, auch wieder komplett runter und zurück zur Bühne. Alle Achtung, das sah schon verdammt lustig aus. Als Zugaben gab es noch Mir Scheint Die Sonne Aus Dem Arsch sowie Metal Will Never Die.

Auch nach diesem Konzert bin ich sicher nicht zum Fan der APOKALYPTISCHEN REITER geworden, muss der Band aber einen absolut herausragenden Auftritt attestieren, bei dem die Stimmung so gut wie bei kaum einem anderen an diesem Wochenende war. (agony & ecstasy)

Setlist DIE APOKALYPTISCHEN REITER:

Intro
Vom Ende der Welt
Friede sei mit dir
Unter der Asche
Warum
Revolution
Seemann
Sehnsucht
Erhelle meine Seele
We Will Never Die
Der kleine Wicht
Wahnsinn
Reitermania
Die Sonne scheint
Metal Will Never Die
Terra Nola

TESTAMENT

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Testament
Ein Highlight trotz Soundmatsch und spielerischer Schwächen: TESTAMENT und Fronter Chuck Billy.

Nachdem CELTIC FROST mit ihrer Auflösung noch gerade rechtzeitig eine Ausrede gefunden hatten, warum sie dieses Jahr erneut nicht auf dem ROCK HARD FESTIVAL auftreten konnten, hatten die Veranstalter mit TESTAMENT einen würdigen Ersatz verpflichtet – für manch einen sicherlich sogar weit mehr als das. Leider mussten die Bay-Area-Thrasher an diesem Abend auf Alex Skolnick verzichten, zogen den Auftritt aber trotz allem mit nur einer Gitarre durch. Die Soundlücke, die sich dadurch zwangsläufig ergab, machte sich zwar durchaus bemerkbar, allerdings nicht so schlimm wie befürchtet. Zum Teil mag dies jedoch an dem generell unterirdisch schlechten Sound gelegen haben, der auch im Verlauf des Sets nicht besser wurde. Der Soundmann schien die Anlage bis aufs äußerste auszureizen, denn TESTAMENT waren an diesem Abend einfach nur höllisch laut. Vermutlich war der Monitorsound ähnlich schlecht oder aber die Band war einfach schlecht vorbereitet, denn besonders bei den älteren Songs verzockten sich die Jungs auffällig oft und mussten einen Song sogar noch einmal von vorne beginnen. Chuck Billy nahm es gelassen und mit Humor, eine Glanzleistung war das Ganze aber definitiv nicht.

Trotz aller Kritikpunkte war der Auftritt aber einfach nur geil – weil TESTAMENT eben TESTAMENT sind und mächtig Arsch traten. Nicht zuletzt natürlich aufgrund der grandiosen Setlist. Vom neuen Album The Formation Of Damnation wurde nur ein Song gespielt, was aber nicht überraschte, da es zu diesem Zeitpunkt noch nicht veröffentlicht war. Dafür wurden Fans sämtlicher Schaffensperioden ordentlich bedient, vom Debüt The Legacy über The New Order bis zu neueren Werken wie Low oder The Gathering. Selbst in dieser Verfassung und unter diesen Umständen spielten sie das Gros der sonstigen Bands des Festivals an die Wand. (danielw)

Samstag, 10.05.2008

THE SORROW

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The
Circle-Pit in aller Herrgottsfrühe: THE SORROW hatten das Publikum auf ihrer Seite

Wer hatte den eigentlich die lustige Idee THE SORROW und MOONSORROW direkt hintereinander auftreten zu lassen? Werden die Bands jetzt nach Namen zugeordnet? Nun ja, musikalisch könnten die Bands wohl kaum weiter auseinander liegen. Die ersten paar Minuten des Auftritts bekam ich leider nicht wirklich mit, da ich noch im Pressezelt beim Interview mit PERZONAL WAR hing. Aber nachdem die Jungs etwa zehn Minuten dran waren, stand ich dann auch vor der Bühne. Es hatte sich auch schon einiges Volk vor der Bühne versammelt, welches sich sogar in aller Herrgottsfrühe von der Band schon zu einem Circle Pit animieren ließ. Waren das alles Straight Edger oder warum sind die so früh schon so fit? Unsereins kommt bei den ersten Bands erst mal so langsam in die Gänge. Musikalisch waren THE SORROW eigentlich nicht all zu spannend. Es ist doch immer wieder dasselbe Rezept: Thrash Riffs treffen auf Göteborg-Harmonien, wildes Gebrüll auf Klargesang. Ok, THE SORROW machen ihre Sache wirklich nicht schlecht, schreiben ordentliche Songs und haben das Publikum auf ihrer Seite, aber Bands wie MAROON oder HEAVEN SHALL BURN spielen da im nationalen Vergleich schlicht und ergreifend in einer anderen Liga, nicht nur weil letztere sich deutlicher um einen eigenen Sound bemühen. (agony & ecstasy)

MOONSORROW

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Dann war es Zeit für die Pagan-Metaller von MOONSORROW, die es anfangs etwas schwer mit der in der mittäglichen Hitze und dem noch mit spärlichener Belegschaft befüllten Amphitheater hatte. Weder die allgemeine Wetter- (Moon?), noch die Stimmungslage (Sorrow?) im Gelsenkirchener Horst kam den Finnen dabei entgegen, weshalb es schon ein paar Songs brauchte, bis die oberamtliche Mischung aus Folklore und progressivem Metal so richtig zünden wollte. Dies gelang nach knapp zehn Minuten aber mühelos, nicht zuletzt, weil die Band glücklicherweise auf ein spaßiges Best-Of-Programm statt auf die zuletzt ellenlangen Mon(str)umental-Songs der jüngsten Veröffentlichungen setzte. Dass dies die richtige Strategie war, honorierte die tobende Meute vor der Bühne, die dem kunstblutverschmierten (richtig, das war kein Sonnenbrand!) Quartett um die beiden Sorvali-Brüder immer mehr aus der Hand zu fressen schien, auch wenn das gesamte Konzert ohne Tageslicht sicherlich noch einmal um Längen besser funktioniert hätte. Überhymnen wie Tulkaapa Äijät, Kivenkantaja oder das hammergeile Pakanajuhla waren trotz allem wieder einmal ein Beweis dafür, dass mit dieser Band trotz zuletzt schwächelnder Veröffentlichungen in jedem Falle noch zu rechnen ist, man darf auf das nächste Full-Length-Album gespannt sein. (der Pohl)

HELSTAR

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Helstar
Starker Aufritt mit Best of – Set: HELSTAR

Hell Yeah! Gleich zwei mal HELSTAR innerhalb von gut einem Monat. Nach dem grandiosen Auftritt auf dem KIT X war die Vorfreude natürlich gewaltig. Im Vergleich zu MOONSORROW war leider etwas weniger Publikum vor der Bühne, was aber nachvollziehbar ist, schließlich sind letztere die Shootingstars des ohnehin mächtig populären Pagan Metal-Genres, während HELSTAR seit zwanzig Jahren nix Relevantes mehr veröffentlicht haben. Da stehen halt größtenteils nur die Experten Gewehr bei Fuß. Diese wurden von Jmes Riveira und Co mit The King Is Dead direkt mal standesgemäß begrüßt. Diesmal gab es aufgrund der deutlich knapperen Spielzeit kein Remnants Of War am Stück, dafür aber einen Best Of-Programm sowie mit Caress Of The Dead und Tormentor zwei neue Songs, die auf der neu eingespielten Best Of-Scheibe Sins Of The Past verbraten wurden. Mal ehrlich, wenn die Texaner ein komplettes Album in der Qualität hinbekommen, dann nichts wie her damit. Doch erst mal steht wohl eine Live-Scheibe an. Zumindest kündigte James Riveira an, dass die heutige Show für eben diesen Zweck mitgeschnitten wird, bevor man uns Run With The Pack vor den Latz knallte. Nach gerade mal vierzig Minuten war dann leider auch schon Schluss und HELSTAR hatten erneut einen saustarken Auftritt hingelegt. (agony & ecstasy)

ENSLAVED

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ENSLAVED
Schwarzmetall bei Sonnenlicht? Für ENSLAVED ist das kein Problem…

Bands, die im Black Metal wurzeln, haben es auf Open-Air-Festivals nicht immer ganz einfach, wie sich im letzten Jahr bei DARK FUNERAL mal wieder herausstellte, denen der strahlende Sonnenschein einen Strich durch die Rechnung machte. Während des Auftritts von ENSLAVED in diesem Jahr herrschten zwar ähnliche Wetter-Bedingungen – das ganze Festival über war keine einzige Wolke am Himmel zu sehen -, das störte jedoch in diesem Fall kaum. Nun hatte das, was die Norweger darboten, aber auch weder musikalisch noch vom Auftreten viel mit ursprünglichem Black Metal gemein. Die Band ließ, zum Bedauern manch eines alten Fans, ihre Frühwerke außen vor und konzentrierte sich auf ihre neueren Alben, die stark von Einflüssen aus dem 70er-Progressive-Rock geprägt sind. Götz Kühnemund bezeichnete diese höchst eigenständige Musik in seiner Ankündigung sinngemäß als RUSH meets Black Metal. Das sorgte zwar bei manchen Anwesenden für Kopfschütteln, doch in der Tat tauchten immer wieder RUSH-typische Riffs auf, geschickt verwoben mit den natürlich immer noch vorhandenen Black-Metal-Zutaten. So entstand eine ganz eigene Klangwelt, in die man sich wunderbar fallen lassen konnte. Die Musik entfaltete ihre Wirkung und entführte die Hörer, die sich darauf einließen – völlig unabhängig von irgendwelchen Wetterbedingungen. (danielw)

EXCITER

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EXCITER
Posten, was das Zeug hielt:
John Ricci und EXCITER

Da hatte Götz TESTAMENT doch gestern als die Band, die gerade das Thrash Metal-Album des Jahres veröffentlicht hat angekündigt. Einspruch Herr Kühnemund! The Formation Of Damnation ist sicher nicht übel, wird aber Meiner Meinung nach völlig überbewertet. Anders verhält es sich da schon mit Thrash Speed Burn aus dem Hause EXCITER. Das Scheibchen knallt wirklich mal ganz vorzüglich und hat gute Chancen, am Jahresende in meiner Top Ten zu landen, wovon The Formation Of Damnation momentan noch meilenweit entfernt ist. Außerdem war dies hier für EXCITER der erste Auftritt mit dem neuen Frontmann Kenny Winter, was die Spannung zusätzlich erhöhte. Los ging es mit I Am The Beast. Der Neue ist auf der Bühne nicht nur optisch das vollkommene Gegenteil von Jaques Belanger. Während dieser kontrollierter aber auch etwas emotionsloser sang, singt Kenny Winter vielleicht nicht ganz so perfekt, geht dafür auf der Bühne aber richtig ab, springt rum und bangt, während John Ricci vom Feinsten poste. So muss das sein! Dazu gab es eine gesunde Mischung aus alten Klassikern wie Rising Of The Dead, Violence And Force, Reign Of Terror oder dem unverzichtbaren Abschluss-Doppel Heavy Metal Maniac und Long Live The Loud sowie neuen Songs wie In Mortal Fear, Thrash Speed Burn oder Massacre Mountain. Vor Heavy Metal Maniac gab Kenny Winter noch ein zünftiges today I learn how to drink zum Besten. Ob er die folgende Nacht überlebt hat, konnte bisher nicht abschließend festgestellt werde. So oder so waren EXCITER aber mal wieder gigantisch gut. Wer muss da noch nach Jaques Belanger krähen? (agony & ecstasy)

AMORPHIS

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Amorphis
Hätten eine bessere Spielzeit verdient gehabt: AMORPHIS

Was LAKE OF TEARS für mich am Freitag waren, waren AMORPHIS am Samstag. Hier galt es zwar keinen Ruf als schlechte Live-Band zu revidieren, doch hatte ich die Finnen in letzter Zeit etwas aus den Augen verloren und das, was ich zu hören bekommen hatte, machte mich nicht gerade enthusiastisch. Was dann passierte, war aber so etwas wie ein heimlicher Headliner-Auftritt, denn die Finnen schafften es innerhalb kürzester Zeit, mit einer grandiosen Setlist, enormer Spielfreude und entsprechend agilem Stageacting die Massen für sich zu begeistern – bis in die obersten Reihen des Amphitheaters. AMORPHIS zogen die Leute in ihren Bann und rockten, was das Zeug hält. Einen entscheidenden Anteil daran hatte auf jeden Fall der mittlerweile gar nicht mehr so neue Sänger Tomi Joutsen, der sich in punkto Ausstrahlung und Stimmgewalt keineswegs vor seinem Vorgänger verstecken muss, ganz im Gegenteil. Zu hören gab es einen rundum gelungenen Querschitt des bisherigen Schaffens der Band. Selbst das Death Metal-Debüt The Karelian Isthmus wurde in Form von Vulgar Necrolatry mit einem Song bedacht, während der Schwerpunkt des Sets auf Tales From The Thousand Lakes lag, welches mit gleich drei Songs bedacht wurde. Nachdem AMORPHIS ihren Auftritt mit Black Winter Day von eben jenem Album beendeten, verließen sie die Bühne unter tosendem Applaus. Eine Zugabe war leider aufgrund der Position im Billing nicht drin, doch mit diesem Auftritt haben sich die Finnen klar für eine Position als Headliner auf einem zukünftigen ROCK HARD FESTIVAL empfohlen. (danielw)

EXODUS

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Exodus
Hatten im Bay-Area-Duell mit Testament klar die Nase vorne: EXODUS

Mannomann, was war das bitte für eine Show? Nicht nur waren EXODUS die klaren Sieger im direkten Kräftemessen mit den Bay Area-Kollegen von TESTAMENT, auch im Vergleich zu allen anderen Bands des Festivals können die Mannen um Frontproll Rob Dukes als die ganz großen Abräumer des Wochenendes angesehen werden. Nachdem es anfänglich beim vortrefflich eingeprügelten Bonded by Blood noch leichte Soundschwierigkeiten zu verzeichnen gab, wurde jeder weitere Song vom Publikum abgefeiert, als hätte man den TESTAMENT-Gig vom Vorabend längst vergessen. Gespannt waren die Besucher selbstverständlich auf das angekündigte Special-Set, welches sich vornehmlich aus den älteren Stücken der Bandgeschichte zusammensetzte: Impaler, A Lesson in Violence, Piranha – die Thrasher ließen an diesem Abend keine Wünsche offen und daher war es auch kein Wunder, dass sich beim heiß ersehnten War is my Shepard eine energische Wall of Death als auch eine ganze Reihe Circle-Pits im Publikum auftaten. Das an- und abschließende Strike of the Beast beendete einen Auftritt, der Fans der Band mit Sicherheit noch lange im Kopf bleiben wird, und eine Show, die nicht einmal die megafetten IMMORTAL im Anschluss noch toppen konnten! Manch einer wird sich wahrscheinlich darüber pikiert haben, dass die Band so wenige Songs vom aktuellen Release The Atrocity Exhibition: Exhibit A gespielt haben, aber wurde manch anderer mit einigen Stücken belohnt, welche bei einem EXODUS-Konzert schon lange nicht mehr zu hören waren. Bleibt nur noch eines zu sagen: Daumen hoch und weiter so! (der Pohl)

IMMORTAL

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Immortal
Ah, the Pandas of Northern Darkness – IMMORTAL bewiesen Humor und lieferten eine würdige Headliner-Show

Wie werde ich erfolgreicher Headliner auf allen großen Metal-Festivals? Schritt eins: Wechsele zu einem großen Label und veröffentliche ein akzeptables, aber im Vergleich zu deinen vorherigen Veröffentlichungen doch schwächelndes Album. Schritt zwei: Löse dich auf. Schritt drei: Warte ein paar Jährchen und verkünde die große Reunion. So schafft man es ohne Probleme von 16 Uhr auf der WACKEN-Black Stage zum Headliner auf selbigen Festival. Und auch hier auf dem ROCK HARD FESTIVAL hatten IMMORTAL nun die Headliner-Position inne. Eine gigantische Show wurde uns versprochen, das weckt natürlich Erwartungen. Das Foto von Abbath mit nacktem Oberkörper, welches das ROCK HARD sogar noch zu einem Poster verwurstete hatte auch eher was von Realsatire als von nordischer Frostigkeit. Nun ja, warten wir es mal ab. Abbath begrüßte das zahlreich anwesende Publikum mit Ladies and motherfuckers und los ging es mit Sun No Longer Rises, was ja auch so noch nicht ganz stimmte, schließlich war es dafür eindeutig noch zu hell. Aber die Sonne war auf dem Rückzug, IMMORTAL konnten das Ganze also aussitzen. Tja, soundmäßig ging erst mal wieder alles nach dem Motto Der Bass, der Bass, ja der hat Spass. Im Vergleich zu TESTAMENT am Vorabend hielt es sich allerdings noch in Grenzen, abgesehen davon, dass es bei IMMORTAL natürlich auch nicht ganz so filigrane Leadgitarren zu verpassen gibt wie bei TESTAMENT. Aber ich schweife mal wieder ab. Nach dem Opener folgten Withstand The Fall Of Time und Solarfall vom At The Heart Of Winter-Album, dann konzentrierten sich IMMORTAL erst einmal auf die beiden letzten Alben vor der Auflösung. Im Publikum erregten inzwischen ein paar Leute meine Aufmerksamkeit, die mit Stoffpandas in den vorderen Reihen herumhantierten. Als Abbath diese erspähte, ließ er sich zu einem trockenen Ah, the pandas of northern darkness hinreißen. Humor scheint er ja zu haben, der Gute. Aber bei den IMMORTAL-Promo Fotos musste man da ja eigentlich schon immer von ausgehen. Oder hat die irgendjemand ernst genommen? Nein? Dachte ich mir. Verdammt noch mal, jetzt konzentrier dich darauf, über den Auftritt zu berichten, du Wurm! Ja Meister, wie du befiehlst! Showmäßig gab es bis auf eine Explosion zu Beginn des Auftritts nichts zu sehen. Dafür gab es zum Start von Damned In Black immerhin Feuersäulen und beim folgenden Wrath From Above ein paar Bömbchen. Na es wurde ja langsam. Bei Demonium gab es dann die heiß erwartete Feuerspuck-Einlage. Als Abbath dann beim kultigen Unsilent Storms In The North Abyss im Krebsgang einmal seitlich über die komplette Bühne wackelte, musste ich mich wirklich ganz doll beherrschen, um nicht laut loszulachen. Mit selbigem Song starteten IMMORTAL dann allerdings auch einen Endspurt nach Maß. Nachdem es erst mal runter von der Bühne ging, läutete das Intro zu At The Heart Of Winter den Zugabenblock ein. Es folgten Battles In The North und als Rausschmeißer natürlich die Bandhymne Blashyrk (Mighty Ravendark). Okay, Spaß beiseite, der IMMORTAL-Auftritt war auf jeden Fall unterhaltsam und wurden vom Publikum auch entsprechend honoriert. Trotzdem hatte ich doch mit etwas mehr Show gerechnet. Die Setlist ging prinzipiell auch in Ordnung, wurden doch bis auf das Debüt und das ungeliebte Blizzard Beasts jedes Album mit mindestens zwei Songs bedacht. Trotzdem muss ich einfach mal ganz allgemein sagen, dass ich persönlich die IMMORTAL-Reunion nicht gebraucht hätte, denn das, was EMPEROR bei ihren Reunion- und wohl auch Abschiedsshows 2006 abgeliefert haben, hatte ein völlig anderes Kaliber. Ihrem Headlinerstatus wurden IMMORTAL an diesem Abend allerdings problemlos gerecht. (agony & ecstasy)

Sonntag 11.05.2008

ENEMY OF THE SUN

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Enemy

Hatten ordentlich Hummeln im Arsch:
ENEMY OF THE SUN

ENEMY OF THE SUN ist die neue Spielwiese von Waldemar Sorychta (GRIP INC.), der sich in den letzten Jahren hauptsächlich als Produzent betätigte. Gut, dass er wieder zurück ist, denn so gab es in diesem Jahr zumindest an einem Tag eine Eröffnung, die bleibenden Eindruck hinterlassen konnte und auch entsprechend mit verdientem Applaus bedacht wurde. Dabei ist die Musik der Band alles andere als leicht zugänglich. Zwar ist die Musik gespickt mit zwingenden Grooves und eingängigen Hooklines, ist jedoch insgesamt verdammt abgefahren und voller Überraschungen. ENEMY OF THE SUN ist Progressive Metal im wörtlichen Sinne! Waldemar Sorychta, dessen Handschrift im typischen Gitarren-Riffing mehr als deutlich wurde, hatte sichtlich Spaß, genauso wie Bassistin Alla Fedynitch (u.a. PAIN), und der finnische Sänger Jules Näveri, der immer wieder zwischen modernem Gebrüll und cleanen Vocals wechselte, hatte ordentlich Hummeln im Arsch. Dass die Musik nicht leicht verdaulich ist und vielen Besuchern zudem unbekannt, war offenbar auch Waldemar Sorychta bewusst, so dass man ziemlich genau in der Mitte des Sets mit Ostracized und dem direkt folgenden Hostage To Heaven zwei Klassiker von GRIP INC. einbaute. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wurde noch einmal eine ganze Reihe von Besuchern nach unten vor die Bühne gelockt, die anschließend auch bis zum Ende des Auftritts dort blieben und ihren Spaß hatten. Ein klasse Einstieg in den letzten Festival-Tag! (danielw)

SIEGES EVEN

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Sieges

Nicht Jedermanns Geschmack:
SIEGES EVEN

Ja ja, die Prog-Bands und das ROCK HARD FESTIVAL, das ist so eine Sache. Irgendwie kommt den ein oder zwei Bands dieses Genres, die jedes Jahr im Amphitheater auftreten, stets eine Außenseiter-Rolle zu, denn die überwiegende Mehrheit der Besucher kann mit dieser Musik schlicht nichts anfangen und langweilt sich zu Tode – zu seicht und zu viel Gefrickel. Bei SIEGES EVEN sollte dies nicht anders sein. Nur ein kleiner Zirkel von Fans hatte sich vor der Bühne versammelt, um die Münchener abzufeiern, der Rest sonnte sich auf der Tribüne und beäugte das Geschehen skeptisch. SIEGES EVEN konnten machen, was sie wollten, der Funke wollte auf diese Leute einfach nicht überspringen. Da half all die Spielfreude nicht, die die Band an den Tag legte, und auch die durchaus vorhandenen Entertainer-Qualitäten von Frontmann Arno konnten das Ruder nicht herumreißen. Nach zwei Tagen Metal und durchgehend brüllender Hitze waren hoch anspruchsvolle Prog-Perlen wie The Waking Hours oder Life Cycle wohl einfach zu anstrengend. Hinzu kam aber, dass Arno gesangstechnisch nicht unbedingt seinen besten Tag erwischt hatte. Wirklich sauber war das nicht, besonders bei den höheren Tönen. Auf dedizierten Prog-Festivals wie dem PROG POWER können Bands wie SIEGES EVEN einfach mehr punkten, und man darf sich fragen, ob es Sinn hat, derartige Bands für ein ansonsten reinrassiges Metal-Festival zu buchen. (danielw)

ASPHYX

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Asphyx
Verfickt wunderbarer Andrang zur Mittagszeit: ASPHYX

ASPHYX haben letztes Jahr sicher eines DER Comebacks schlechthin abgeliefert. Abgefeierte Shows auf dem PARTY.SAN oder dem ARNHEM METAL MEETING ließen nur einen Schluss zu: Diese Band hat der Szene gefehlt. Martin van Drunen, der bereits am Freitag auf dem Gelände gesichtet wurde, machte die Ansagen direkt mal auf deutsch, kündigte Vermin dann auch gleich mal als Ungeziefer an. Eigentlich kann ich hier das selbe schreiben wie über den Auftritt in Arnhem, nur dass dieser hier bei knallender Sonne stattfand und ich das Ganze sitzenderweise von den Rängen verfolgte. Die Setlist enthielt wieder nur Großartiges wie Food For The Ignorrant, The Sickening Dwell oder Wasteland Of Terror. Um die CELTIC FROST-Fans ein wenig zu trösten, gab man sogar ein Cover der Schweizer zum Besten, was vom Publikum gut aufgenommen wurde. Interessant, dass man sich hier für einen Song von Monotheist entschied anstatt auf die üblichen Verdächtigen zurück zu greifen. Der Publikumsandrang war ziemlich groß für diese Zeit und Martin van Drunen fand das Publikum sowieso verfickt wunderbar und stellte mal wieder unter Beweis, dass er eines der markantesten Organe im Death Metal-Bereich hat. Kein künstliches Gegrunze sondern einfach nur asoziales, brutales Geschrei. Den Heuschnupfen merkte man ihm jedenfalls kaum an und nachdem ASPHYX mit Forgotten War und The Rack den Sack zumachten, konnte es nur ein Urteil geben: Bitte auf Clubtour kommen. Und nehmt am besten direkt HAIL OF BULLETS mit. (agony & ecstasy)

JORN

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Jorn
Gelungene Performance und hervorragende Stimme: JORN und Jorn Lande

Nach ASPHYX hätte der Kontrast zum folgenden Auftritt kaum größer sein können: JORN, die Band um den norwegischen Ausnahme-Sänger Jorn Lande, gab im Anschluss eine dreiviertel Stunde lang klassischen, durchaus auch mal epischen Hardrock zum Besten. Dachte man sich die Stimme weg, war das Ganze musikalisch nichts Besonderes – dies war aber auch nicht zu erwarten, immerhin ist einer der Gitarristen ansonsten bei PAGAN´S MIND beschäftigt, die nun ebenfalls nicht eben für herausragendes Songwriting stehen. Dass der Auftritt trotzdem sehr unterhaltsam und kurzweilig war, ist also umso mehr dem unglaublich charismatischen Jorn Lande und seiner Wahnsinns-Stimme zuzuschreiben. Der Mann schafft es halt, auch aus nur durchschnittlichen Songs noch das letzte rauszuholen und sie dermaßen aufzuwerten, dass sie gleich eine Liga höher anzusiedeln sind. Das sehr lebendige Stageacting, bei dem die restlichen Musiker keineswegs nur als Backing-Band fungierten, sondern sehr viel untereinander und mit ihrem Frontmann interagierten, trug natürlich ebenfalls seinen Teil zum Gelingen dieses Auftritts bei. (danielw)

NAPALM DEATH

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Napalm
Hätten Energie für den gesamten Ruhrpott liefern können: NAPALM DEATH


NAPALM DEATH
sind eine Band, die es dem Fan seit nunmehr 26 Jahren mehr als leicht macht. Wer ein Konzert der Mannen um Frontepileptiker Barney Greenway besucht, geht nicht enttäuscht nach Hause. Musikalisch geht es grundsätzlich voll auf die Zwölf, bei Songs mit einer Durchschnittslänge von rund 30 Sekunden, lässt die Setlist genug Platz für alle Lieblingsstücke und schon nach wenigen Sekunden haben sich die ersten Mosh- und Circlepits im Publikum aufgetan, egal ob er Sound nun wie im Falle des ROCK HARD FESTIVAL anfangs noch völlig durchwachsen ist oder nicht. Umso schwerer hat es da der Herr Rezensent, der die Engländer seinerseits schon ein Dutzend Mal live erleben durfte und es der Band bei jedem einzelnen dieser Gigs schier mühelos gelungen ist, all diese Kriterien zu erfüllen. Fakt ist jedenfalls, dass NAPALM DEATH auf dem ROCK HARD FESTIVAL einen der einschlägigsten Auftritte hinbretterten. Die unbändige Energie im geradezu gigantischen Moshpit vor der Bühne hätte den ganzen Ruhrpott an diesem Abend mit Strom versorgen können und auch die Musiker schredderten ihre Highspeed-Songs mit einem Elan herunter, dass man zeitweise nur so mit den Ohren schlackern konnte. Songs wie Continuing War On Stupidity und Scum oder das DEAD KENNEDYS-Cover Nazi Punks Fuck Off (Stimmungshighlight!) machten scheinbar sogar Besuchern Spaß, die sonst nicht sonderlich viel für Grindcore übrig haben. Keine Frage, abgesehen von den Headlinern gab es wohl keine Band an diesem Wochenende mit derartiger Publikumsresonanz, Hammer! (der Pohl)

VOLBEAT

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Volbeat

Haben eine große Zukunft vor sich:
VOLBEAT und Klampfer Thomas Bredahl

Gerade einmal zwei Jahre ist es her, als die Heavy-Rock´n´Roller von VOLBEAT im Gelsenkirchener Amphitheater zu sehen waren. Seitdem ging es stürmisch zur Sache: der Orkan Kyrill tobte über Deutschland, in der CSU ein erbitterter Machtkampf, der mit der Rücktrittsankündigung von Edmund Stoiber endete, und die Mannen um Fronter Michael Poulsen mutierten binnen kürzester Zeit zu wahrscheinlich DEN Senkrechtstartern der letzten Jahre. Zur Freude der Fans spiegelte sich dieser Umstand auch im Festivalbilling wider: Gingen die Dänen nämlich beim ROCK HARD FESTIVAL 2006 noch mit Startnummer zwei ins sonntägliche Rennen, so genoss man in diesem Jahr am frühen Sonntagabend nahezu Headlinerstatus – und das nicht zu Unrecht, wie die Band geradezu mühelos mit ihrem einstündigen Hitfeuerwerk unter Beweis stellte. Rebel Monster, Caroline Leaving, Mr. und Mrs. Ness – an der Setlist gab es für die mitgereisten Bandjünger nun wirklich nichts anzukreiden und als die Band am Ende ihren Übersong The Garden´s Tale auf die hungrige Meute abfeuerte, hätte die Stimmung wohl kaum besser sein können, so dass Poulsen noch einmal in die Menge divte. Alles in allem konnten VOLBEAT an diesem Abend nicht nur auf sympathischste Art und Weise unter Beweis stellen, dass sie weitaus mehr als nur eine Hypeband sind, das Spaß-Quartett machte zudem Lust auf mehr… Wer weiß, vielleicht wird die Band im nächsten Jahr schon in ganz anderen Höhenlagen spielen, wir sind zunächst einmal auf das neue Album im September gespannt! (der Pohl)

PARADISE LOST

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Paradise
Funktionieren bei Dunkelheit besser: PARADISE LOST und Greg Mackintosh

Wenn ich ehrlich bin, hatte ich nicht all zu große Hoffnung in den PARADISE LOST-Auftritt gesetzt. Als ich die Band das letzte Mal gesehen habe, wirkten die Briten auf mich wie ein satter Haufen der routiniert seinen Stiefel runter spielt und einzig und allein vom brillanten Songmaterial der Vergangenheit gerettet wird. Vom gefeierten Comeback In Requiem habe ich bislang nur zwei Songs gehört, die allerdings ein wenig Hoffnung aufkeimen ließen. Mit The Enemy ging es dann auch los und es galt erst mal fest zu stellen, dass der Gesang viel zu leise und der Bass zur Abwechslung mal wieder zu dominant war. Nun ja, zumindest das mit dem Gesang bekam man recht schnell hin, so dass einem angemessenen Hörgenuss ab dem folgenden Ash & Debris nichts mehr im Weg stand. So richtig motiviert schien mir zumindest Nick Holmes allerdings mal wieder nicht. Die Gitarristenfraktion bangte das ganze Konzert über ausdauernd, ansonsten passierte auf der Bühne nicht viel. Aber bei PARADISE LOST erwartet ja auch niemand herum springende Sänger oder ähnliches. Dann steigen plötzlich auf der anderen Seite des Rhein-Herne-Kanals starke Rauchschwaden auf. Das Ganze ist allerdings sicher gut einen Kilometer entfernt, wir sind also für´s erste sicher. PARADISE LOST wiederum steigerten sich langsam aber sicher. Die Setlist war jedenfalls schon mal gigantisch. Nach den beiden neuen Songs zum Einstieg gab es mit As I Die und Pity The Sadness zwei dicke Ausrufezeichen, die die weitere Marschrichtung klar vorgaben. Vom neuen Album gab es noch den Titeltrack, dann ging es weiter mit Großem wie Gothic oder Embers Fire, bevor es mit One Second wieder etwas poppiger aber keinesfalls schlechter wurde und Say Just Words den Schlusspunkt unter einen gutklassigen, wenn auch nicht herausragenden Gig setzte, dem Dunkelheit und eine entsprechende Lightshow sicherlich gut getan hätten. (agony & ecstasy)

ALLSTAR-JAM

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Allstar-Jam
Hielt nicht das, was er versprach: Der (Karaoke-)ALLSTAR-BATTLE

Ganz ehrlich? Ich hatte mir im Vorfeld etwas anderes von dieser Einlage versprochen, als es letztlich an diesem frühen Samstagabend der Fall war. Sicher, nach dem unmotivierten Auftritt von PARADISE LOST war ein derartiger Stimmungsmacher nicht unangemessen, ob man aber das tatsächlich Dargebotene wirklich mit erwähntem Namen betiteln muss, bleibt für mich weiterhin schleierhaft. Doch eines nach dem anderen: Während sich in den letzten beiden Tagen mehr als zwanzig Bands nach und nach die Ehre im Amphitheater gaben, hatte sich mit dem Karaoke-Wettbewerb auf der Nebenbühne hin und wieder ein Alternativprogramm geboten. Nun hatten die beiden Sieger bei der großspurig angekündigten Jam Session also tatsächlich die Gelegenheit, ihr Holy Diver bzw. ihr Highway to Hell auf der Hauptbühne vor bestenfalls dreitausend anwesenden Leuten zu präsentieren. Ein Wagnis, das meiner Ansicht nach jedenfalls gründlich in die Hose gegangen ist. Klar, Karaoke macht Spaß und hier kommt es nun wirklich nicht auf die Trefferquote des Sängers oder die Qualität der Instrumentalisten an – allerdings sollte man dies auch entsprechend ankündigen! All-Stars gab es zunächst jedenfalls keine, mit einer Jam Session hatte die ganze Chose auch nicht im Geringsten etwas zu tun und der Sound war in allen Belangen derartig schwach abgemischt, dass es so manchem der immer noch spärlich gesääten Zuhörer fast schon peinlich war, extra schon eine Stunde früher in Richtung Bühne gepilgert zu sein. Die anschließenden Gastbeiträge von JORN und DESTRUCTIONs Schmier mit Songs wie Breaking the Law, Enter Sandman und Painkiller waren zwar dann zumindest eine kleine angenehme Überraschung, dennoch änderte dies nichts an dem Umstand, dass die Zuschauer mit leichten Bauchschmerzen dem Headliner-Gig entgegen fieberten… (der Pohl)

ICED EARTH

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Iced
Knüpfen nahtlos an alte Zeiten an: ICED EARTH und Matt Barlow


ICED EARTH
haben sich in den letzten Jahren nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Die letzten beiden Alben waren größtenteils fürs Steißbein und live hat man zwar trotzdem überzeugende Auftritte abgeliefert, aber Ripper Owens war als Frontmann trotz hervorragender gesanglicher Leistung schlicht und ergreifend unbrauchbar. Als Studiosänger mag der Gute wirklich ein Ass sein, aber auf der Bühne kommt da echt nix rüber. Jetzt war es also so weit. Matt Barlow war der Sänger, der ICED EARTH wie kein zweiter geprägt hat, ist auf seinen Platz hinter dem Mikro zurückgekehrt. Die Vorfreude meinerseits war groß, daran, dass die ganze Reunion-Geschichte vielleicht in die Hose gehen könnte, hab ich erst gar keinen Gedanken verschwendet, auch wenn mir natürlich klar ist, dass ein besserer Frontmann noch lange keine besseren Alben erzwingt. Aber jetzt ging es erst mal um auffe Bühne, wie man hier im Ruhrpott wohl sagen würde. Und da waren alle Zweifel mit den ersten Worten des Openers Dark Saga hinweg gefegt. An empty soul shrouded in darkness Alone and confused what am I? Images flash memories jaded He took my life God damn his lies Who the fuck is Tim Owens??? Was war noch mal The Glorious Burden oder Framing Armageddon?

Hatte ich irgendwann mal schlechte Worte über diese Band von mir gegeben? Das war nicht dieselbe Band, die da jetzt auf der Bühne stand. Neuzugang Freddy Vidales am Bass ist ein echtes Bühnentier und auch Troy Seele geht hier mehr aus sich heraus als noch auf der Tour in Köln. Und mit der Rückkehr von Mat Barlow rücken auch die beiden letzten Alben plötzlich ganz schön in den Hintergrund. Mit Decleration Day und Ten Thousand Strong gibt es von beiden Alben mit Ripper Owens nur jeweils einen Song zu hören. Auch diese meistert Matt Barlow problemlos, auch wenn man merkt, dass ihm die ganz hohen Schreie, die der Ripper so formidabel beherrscht, nicht ganz so liegen wie seinem Nachfolger und Vorgänger. Aber wen kümmert das? Endlich wieder ein Sänger, der mit seiner Stimme auch Emotionen transportieren kann, der auf der Bühne Ausstrahlung hat und nicht rüber kommt wie ein Boxer, der auf dem Weg zum Ring falsch abgebogen ist. Ja ich weiß, es ist einfach und eigentlich auch unfair, jetzt schlechte Worte über den Ripper zu verlieren, aber für ICED EARTH war er einfach der falsche Mann. Die Schuld an den letzten beiden Alben liegt natürlich trotzdem bei Jon Schaffer, warten wir also ab ob es mit Matt Barlow besser wird. Ich hoffe es sehr und wenn ICED EARTH im Studio auch nur annähernd an die Form dieses Auftritts anschließen können, habe ich tatsächlich einen Funken Hoffnung. Denn das hier war schlicht und ergreifend gigantisch, eine Demonstration in Sachen US Power Metal. Die Setlist setzte sich hauptsächlich aus Songs der beiden Alben The Dark Saga und Something Wicked This Way Comes zusammen, die ja quasi die großen Durchbruchsalben der Band waren. Bei Watching Over Me standen dem Verfasser dieser Zeilen tatsächlich die Tränen in den Augen und die Gänsehaut war zentimeterdick, das wurde nur noch vom Über-Song A Question Of Heaven übertroffen, der zusammen mit The Coming Curse und dem nicht minder göttlichen Travel In Stygian den Schlussspurt des ersten Teils bildete.

Im Zugabenblock gab es dann noch wie erwartet Melancholy und My Own Saviour sowie die Bandhymne Iced Earth. Bis auf das ungeliebte Meisterwerk Burnt Offerings gab es von jedem Album mindestens einen Song zu hören und auch wenn ich mir persönlich noch etwas mehr von den ganz alten Schoten gewünscht hätte – was aber im Rahmen eines Festival-Auftritts sowieso utopisch ist – war dies der beste ICED EARTH-Auftritt seit ich die Band im Rahmen der Horror Show-Tour in Köln erleben durfte. Damals mit zweieinhalbstündigem Programm und nicht mehr zu toppender Setlist. ICED EARTH erwiesen sich mit diesem Auftritt als ein mehr als würdiger Headliner für das sechste ROCK HARD FESTIVAL und reihten sich in eine Reihe neben RHF-Erlebnissen wie den Auftritten von JON OLIVA 2005, BOLT THROWER 2006 oder DEATH ANGEL 2007 ein. Glücklich verließen wir das Amphitheater und freuen uns jetzt schon auf das ROCK HARD FESTIVAL 2009. (agony & ecstasy)

Setlist ICED EARTH:
Dark Saga
Vengeance Is Mine
Bunring Times
Declaration Day
Pure Evil
Watching Over Me
Ten Thousand Strong
Dracula
The Coming Curse
Travel In Stygian
A Question Of Heaven
Melancholy
My Own Saviour
Iced Earth

Bericht: danielw, angony&ecstasy und Der Pohl
Fotos: danielw
Layout: Der Pohl

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