OPETH: Watershed

Perfekt produziert, spannend und sehr komplex. Von dieser Band erwartet man dennoch einfach mehr.

Alben, die von der Welt mit enormer Spannung erwartet werden sind rar geworden. Im Falle von einer Ausnahmeband wie OPETH halten jedoch einige den Atem an und erwarten nur das Größte. Knappe drei Jahren nach dem letzten, absolut großartigen Ghost Reveries und einigen begeisternden Touren, aber auch einschneidenden Bestzungswechseln, ist das eigentlich auch gerechtfertigt. Nun, Watershed bedeutet im Falle von OPETH 2008 keinen Wendepunkt, was die Band bislang ausgemacht hat, wird konsequent weiter verfolgt.

Das sind alles eigentlich sehr gute Zeichen. Doch OPETH können dem vorgegebenen Tempo scheinbar nicht standhalten. Bandchef Mikael Åkerfeldt startet einige Experimente, die meisten gelungen, die meisten nicht wirklich radikal. Jedoch leidet eins darunter: Der Song. Watershed bietet sicherlich keine durchwachsene Kost, aber auch keine großen Stücke, die es in der Vergangenheit der Band bereits zu hören gab. Klar, besser als das Groß der Metalbands heutzutage sind OPETH in jedem Fall, doch mit denen vergleicht man die Band sowieso nicht. Viel mehr mit dem, was sie in der Vergangenheit geschafft haben. Und da war Ghost Reveries einfach das Maß aller Dinge.

Nun, trotzdem gibt es großartiges Material zu hören. Nach dem Opener Coil, der eigentlich nicht viel mehr als eine Intro-Funktion inne hat, legen OPETH mit Heir Apparent los, ein größtenteils sehr aggressives Stück, das ein wenig an The Leper Affinity erinnert und gerade in den rasanten Stellen stark mitreißen kann. Übrigens der erste Song seit In the Mist She Was Standing vom Debüt Orchid ohne Cleangesang. The Lotus Eater ist die beste Nummer des Albums und haut den Hörer gleich zu Beginn völlig aus den Latschen, mit einem Blast Beat, über den sensationeller Cleangesang gelegt wurde. Das ist spannend und innovativ und hinterlässt die Gewissheit, dass OPETH 2008 nur solche Kaliber auffahren dürften.

Doch ehrlich gesagt gibt es ansonsten keine Gänsehautstellen zu vermelden. Ab Burden plätschert das Album vor sich hin, hat keine richtigen Highlights. Auch nach vielen hochkonzentrierten Hördurchgängen will Watershed nicht hundertprozentig zünden. Immer wieder horcht der Hörer auf, aber ein Gefühl der Geborgenheit, des sich-in-der-Musik-verlierens strahlt das neunte Albums der Schweden nicht aus. Auch trotz großartiger Gitarren- und Schlagzeugarbeit, Mikael Åkerfeldts unglaublichem Gesang, den sehr kreativen und spannend eingesetzten Keyboards. Letztere sind übrigens das einzige, das sich im Vergleich zu Ghost Reveries steigern konnte.

Watershed ist dennoch kein schlechtes Album. Manche Arrangements, wie das Zusammenspiel von Gitarren und Drums in Porcelain Heart sind wahnsinnig gut. Dieser Song hat trotzdem mit seinen Arrangements zu kämpfen und wirkt recht zusammengeflickt. Etwas, das es bei OPETH seit Morningrise nicht mehr gab. Zum Glück ist das nicht bei Hessian Peel der Fall, dem einzigen Song über zehn Minuten. Wie sich das Stück von einem sanften hin zu einem boshaften Track wandelt ist beeindruckend. Dennoch vermag das Album den Hörer nicht richtig zu packen, auch weil es zu sehr mit den Details und sich selbst beschäftigt ist. Quasi Progressive Metal in Reinkultur, wenn auch anders gespielt.

Daraus resultiert, dass das 55minütige Album den Hörer weder überwältigt noch süchtig macht. Es erneut in den Player zu schieben ist auch eine Überwindung, während es bei den vergangenen Alben gar nicht mehr rausging. Es liegt weder daran, dass Åkerfeldt nur noch selten den Death Metal-Gesang einsetzt, es liegt auch nicht daran, dass der neue Gitarrist Fredrik Åkesson verfrickeltere Soli spielt als sein Vorgänger Peter Lindgren. Es liegt einfach am Material und das ist weit weniger stark als auf den restlichen Alben. Watershed mag perfekt produziert, spannend und sehr komplex sein, aber von dieser Band erwartet man einfach mehr.

Veröffentlichungstermin: 30. Mai 2008

Spielzeit: 55:02 Min.

Line-Up:
Mikael Åkerfeldt – Vocals, Guitar
Fredrik Åkesson – Guitar
Martin Mendez – Bass
Martin Axenrot – Drums, Percussion
Per Wiberg – Keyboards

Produziert von Mikael Åkerfeldt
Label: Roadrunner Records

Homepage: http://www.opeth.com

Tracklist:
1. Coil
2. Heir Apparent
3. The Lotus Eater
4. Burden
5. Porcelain Hear
6. Hessian Peel
7. Hex Omega

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