A STORM OF LIGHT: And We Wept the Black Ocean Within

Fremd und doch vertraut, geheimnisvoll, schön und gefährlich. Ein einziges Versinken.

Wie es ist in einem Meer zu schwimmen, dabei unterzugehen und schließlich zu ertrinken, das haben schon einige große Bands vertont. Wie poetisch und doch erdrückend das sein kann und wie echt sich das anzufühlen vermag, davon erschaffen A STORM OF LIGHT eine ziemlich genaue Vorstellung. Je tiefer man in ihr Debütalbum eindringt, desto tiefer versinkt man in diesem schwarzen Klangozean. Fremd und doch vertraut, geheimnisvoll, schön und gefährlich, das ist And We Wept the Black Ocean Within.

Bis man sich in dieses Album hineinfindet und bis man komplett damit vertraut ist, vergeht eine lange Zeit. A STORM OF LIGHT sind keine einfache Band. Gitarrist, Sänger und Keyboarder in Personalunion Josh Graham ist durch seine visionäre Arbeit mit RED SPAROWES und BATTLE OF MICE, sowie NEUROSIS wirklich kein Unbekannter und seine Handschrift ist unverkennbar. Zumindest, wenn man sein neuestes Baby mit A Day of Nights von BATTLE OF MICE vergleicht. Tonnenschwere Riffs, träges Drumming und unheimliche Leadgitarren, sowie raue Gesänge zeichnen seine Musik aus. And We Wept the Black Ocean Within ist eine Stunde purer, bösartiger Heaviness, verpackt in wunderschöner Atmosphäre und mit hypnotischer Ambivalenz versehen.

Es ist schwer, dem Album konzentriert zu folgen. Einerseits, weil die Songs zunächst recht gleichförmig wirken, andererseits weil man dieser Wand so hilflos gegenüber steht, dass man nicht weiß, wie man hindurch kommen soll. Also Zähne zusammen beißen und hindurch quälen. Vier, fünf, sechs Mal und dieses Monstrum wird zünden. Aber gewaltig. Wie sich die langsamen Eruptionen über dem Hörer entladen. Wie der beschwörende Gesang, der aus vielen verschiedenen Richtungen zu kommen scheint, für unterschwelligen Grusel sorgt. Die Intensität von And We Wept the Black Ocean Within kommt nicht sofort, vielleicht hätte ich auch das Album entnervt beiseite gelegt, hätte ich nicht Vertrauen in die Mitwirkenden gehabt.

Das Trio erschafft eine akustische Welt, die klingt, als würde sie von einem ganzen Orchester gespielt werden, trotz des Minimalismus. Aber durch die elektronischen Elemente und klitzekleinen Details der Gitarren werden sämtliche Luftlöcher gestopft, durch denen die Songs A STORM OF LIGHT entkommen könnten. Das ist verdammt gut gelungen, vor allem wenn man bedenkt, dass es wie in Vast and Endless und Mass mitunter auch leise zugeht, was der Intensität aber keineswegs schadet. Die Songwriter haben ihre Hausaufgaben gemacht, das steht außer Frage. Schließt die Augen, lasst euch treiben und ihr werdet euch fühlen wie in Moby Dick, bevor die Tragödie ihren Lauf nimmt. Die kurzen Zwischenspiele tragen hier sehr viel dazu bei.

Mit Black Ocean, Leaden Tide und dem abschließendem, gigantischen Iron Heart haben sich weitere unbequeme Stücke eingeschlichen, die schwerst verdaulich sind, sehr minimalistisch anmuten, dabei unglaublich viel zu bieten haben. Langsam aber sicher wird And We Wept the Black Ocean Within zu einem Werk, das zu einem Highlight des Jahres avancieren kann. Wer das noch nicht glauben mag, der sollte sich Zeit nehmen und diesen Monolith in sich aufsaugen. Mehrmals. Die anfänglichen, kleinen Mankos haben sich in Wohlgefallen aufgelöst. Lediglich Descent wäre nicht nötig gewesen, Breach (The Albatross III) baut genügend Spannung vor Iron Heart auf, wenn man nicht ganz bei der Sache ist, könnte es passieren, das Album hier aus den Augen zu verlieren.

And We Wept the Black Ocean Within ist wunderschön von Meister Graham selbst aufgemacht, von Joel Hamilton passend produziert, von den Musikern so dargeboten, dass sie nicht anwesend wirken. Es klingt einfach, als hätte diese Musik ein Eigenleben und die vielen verschiedenen Stimmen wären Geister. A STORM OF LIGHT ist eine einzigartige, visionäre Band. Langsam, aber nicht Doom, brachial aber kein typischer Metal. Ihr Debütalbum ist nichts zum nebenbei Hören. Es ist viel mehr ein Werk, für das man sich bewusst entscheidet und dann mit Kopfhörern und geschlossenen Augen verschlingt, in der Hoffnung, der Film im inneren Auge wird wieder so atemberaubend, wie das letzte Mal. Und er ist es, zweifellos.

Veröffentlichungstermin: 30. Mai 2008

Spielzeit: 62:50 Min.

Line-Up:
Josh Graham – Guitar, Keyboards, Vocals
Domenic Seita – Bass, Vocals
Pete Angevine – Drums, Percussion

Produziert von Joel Hamilton und Josh Graham
Label: Neurot Recordings

Homepage: http://www.astormoflight.com

Tracklist:
1. Adrift (The Albatross I)
2. Vast and Endless
3. Black Ocean
4. Thunderhead
5. Undertow (The Albatross II)
6. Mass
7. Leaden Tide
8. Breach (The Albatross III)
9. Descent
10. Iron Heart

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