Was machst du so am Freitag, wenn du nach Hause kommst und dich vor einem Partywochenende erstmal entspannen willst? Aus zuverlässiger Quelle weiß ich, dass manche Redaktionsmitglieder von vampster.com erstmal den Putzlappen schwingen, andere spielen erstmal ein paar Stunden lang Videospiele. Ich höre gerne mal ein Hörspiel und lass es mir gut gehen. Als Alternative dazu habe ich TENDER SOUVENIRS ausprobiert. Junge, das war gut.
Die Schweden machen Musik zum Seele baumeln lassen, erinnern teilweise schwer an die trägen wie wunderbar entspannenden Soundwellen, die SIGUR ROS auf den Hörer abfeuern, nur nicht so eigenwillig und schwer verdaulich. Wenn die sieben Musiker auf Wolken dahin schweben, stundenlang, dann steckt diese unverschämte Gelassenheit einfach an, das klingt deutlich schwedisch, als würden CULT OF LUNA ohne Düsternis Postrock machen. Zwischen Melancholie und leiser, unaufdringlicher Lebensfreude taucht der Hörer in eine einstündige Welt, ähnlich der von GREGOR SAMSA, voll mit einem gleißenden Licht, das allerdings nicht schmerzt. Eine Flugreise mit leichten, aber notwendigen Turbulenzen – ein paar Lautstärkendynamiken braucht es logischerweise auch, ansonsten wäre das alles zu harmonisch und Ermüdungserscheinungen würden auftreten.
So wie TENDER SOUVENIRS aber auf Riot Leage, Emergency Broadcast System, Desoto und dem abschließenden Safe Hands auftreten, braucht es keinen Koffeinüberschuss, um wach zu bleiben. Sei ehrlich, den hast du dir doch eh schon die ganze Woche geholt. Es passiert zwar nicht allzu viel im Laufe des Albums, aber das dafür umso eindringlicher, auf dezente Art und Weise. Ganz groß ist die junge schwedische Band, wenn sich zum luftigen Gebräu aus Gitarren mit viel Sustain, Bass und Schlagzeug noch die Trompete von Sänger Martin Sassner gesellt. Er hat nicht nur eine großartige Stimme, auch wie er sein Instrument über die Musik legt, ist großes Kino. Dann erinnern TENDER SOUVENIRS an die wunderbaren DO MAKE SAY THINK in ihre Fähigkeit, Einfaches mit Monumentalem zu kreuzen.
Es will auf Scars & Souvenirs noch nicht alles zünden, ein paar Längen haben sich, wie in Canteen Heart und Ceremonial Protocol, trotz allem eingeschlichen, außerdem hätte ich gerne mehr Trompeteneinsätze gehört. Aber unterm Strich ist dieser Trip ein wunderschöner. Voller Leidenschaft und Aufrichtigkeit, dargeboten von talentierten Musikern, deren Ziel es ist, eine einstündige Realitätsflucht so zu gestalten, dass daraus auch zwei oder drei Stunden werden können. Und das ist gelungen. Scars & Souvenirs ist ein Album, das du in der richtigen Laune so sehr genießen kannst, wie sonst nur wenig andere Werke. Wenn du es auch mal ruhig magst, solltest du hier unbedingt reinhören.
Veröffentlichungstermin: 6. Januar 2008
Spielzeit: 58:21 Min.
Line-Up:
Martin Sassner – Vocals, Trumpet
Olle Hernodh – Guitar
Johan Kristiansen – Guitar
Alexander Tuovien – Bass
Anders Carlsson – Drums
Alex Sparreman – Percussion
Erik Lilkeforss – Synthesizer
Produziert von Erik Danielsson
Label: Airwaves Music
Homepage: http://www.tendersouvenirs.com
Tracklist:
1. The Amateur
2. Riot League
3. Canteen Heart
4. Emergency Broadcast System
5. Desoto
6. Ceremonial Protocol
7. Safe Hands