HATE ETERNAL: Fury & Flames

Extremer Death Metal, an der Grenze zum Unhörbaren.

Diesmal hat er es übertrieben. Erik Rutan war schon immer eine sehr…sagen wir selbstbewusste Natur. Keiner, der hinterm Berg hält und Bescheidenheit walten lässt. Nun, wäre ich ein technisch versierter Gitarrist und Produzent wie er, würde ich das vielleicht auch nicht tun. Aber gleich so umfetzen – ich weiß ja nicht. Klar, die Vorgängerscheiben waren auch nicht gerade zahmer Natur, aber HATE ETERNAL gehen auf Fury & Flames schon sehr extreme Wege.

Hell Envenom leitet das Album auf beeindruckende Art und Weise ein. Nicht, weil der Song so gut ist, sondern weil es schier unfassbar ist, wie wenig von einem Stück Musik beim Hörer hängen bleiben kann, auch trotzdem des Eröffnungsriffs. Dieses Lied rauscht wie ein D-Zug am Hörer vorbei, berührt weder Hirn noch Herz des Hörers. Eigentlich ein ernüchternder Einstand. Danach wird das Album glücklicherweise deutlich besser, die folgenden Stücke gehen zwar in dieselbe Richtung, aber der Konsument hat sich schon etwas besser eingelebt in diese Extremsituation und erkennt: Ja, ich bin 40 Minuten totalem Stress ausgesetzt.

HATE ETERNAL ist eine Band, an der ich meine eigene Entwicklung selbst gut nachvollziehen kann. Das Niveau und Können der Musiker hat mich vor einigen Jahren mehr vom Hocker gerissen, als die Fähigkeit des Songwritings. Packende, emotionale Songs waren nie wirklich die Stärke von HATE ETERNAL, auch wenn die atemberaubende Geschwindigkeit und Kompromisslosigkeit eine krude Intensität entstehen lässt. Heute liebe ich diese Musik immer noch, aber nicht wenn sich das nur mehr auf reine technische Brutalität bezieht. Mit den Frühwerken von Erik Rutans Band kann ich daher nicht mehr viel anfangen, Fury & Flames ist hart an der Grenze.

Denn das vierte Album der Death Metaller aus Florida bietet zumindest viele Songs mit Hooklines, die in das extreme Geballer so enigebaut wurden, dass es nicht permanent chaotisch oder gar langweilig wirkt. Das ist ein kleines Kunststück, vor allem wenn man bedenkt, dass so manche Abwechslung nur dadurch entsteht, dass Blast Beats oftmals noch schneller gespielt werden. Das freut den wilden Banger, der seine Extreme ausloten will, das strengt denjenigen an, der so was schon oft gehört hat. Rutan aber setzt das Ganze  geschickt in Szene, mittels einer mörderischen Produktion, hat irre Breaks arrangiert, brüllt Ehrfurcht einflößend und schaltet dann doch hin und wieder zurück um ein erhabenes Solo einfließen zu lassen.

Ebenso gibt es mit Bringer of Storm einen etwas gezügelteren Einstand zu hören und mit Tombeau (Le tombeau de la fureur et des flammes) sogar einen relativ epischen, hymnischen Track zu hören. Um beim Captain 2008 dauerhaft angesagt zu sein, ist so etwas aber trotzdem zu eindimensional. Vor allem, wenn man bedenkt, dass Erik Rutan auf diesem Album schwer vom Tod seines Freundes Jared Anderson beeinflusst wurde. Hier steckt zu wenig Herz drin. Das darf man natürlich von einem HATE ETERNAL-Album nicht erwarten. Viel mehr Überschallgeschwindigkeit, hochtechnische Riffs, brutales Gebrüll, gewürzt mit für die Szene überdurchschnittlichem Niveau. Und das erhält man auch.

Fury & Flames ist sicherlich ein beeindruckendes Album, aber eins das man keine zweimal am Stück anhören kann. Es ist das Ausloten der Grenzen eines Musikers, der immer weiter hinaus will. Unterstützt wird er hierbei von alten Bekannten wie Shaune Kelley von RIPPING CORPSE und Bassistenlegende Alex Webster, wobei wenigstens letzter, wenn man genau zuhört, zumindest minimal seinen eigenen Stil einbringen konnte, natürlich weit weniger einzigartig als bei CANNIBAL CORPSE. Der neue Drummer und Jungspund vom Dienst Jade Simonetto ballert wie ein Wahnsinniger, ist technisch versiert wie manch großer Schlagzeuger.

Freunde der Band werden Fury & Flames lieben, da hier wieder einmal auf perfekte Art und Weise alles dargeboten wird, für das die Band steht. Wer die Band genau deshalb nie mochte, wird nun auch nicht mit HATE ETERNAL warm werden. Ich muss heute eingestehen, das kann ich keinem verübeln. Das Paul Romano-Artwork sollte aber wirklich jeder großartig finden.

Veröffentlichungstermin: 22. Februar 2008

Spielzeit: 39:55 Min.

Line-Up:
Erik Rutan – Guitar, Vocals
Shaune Kelley – Guitars
Alex Webster – Bass
Jade Simonetto – Drums

Produziert von Erik Rutan
Label: Metal Blade Records

Homepage: http://www.hateeternal.com

Tracklist:
1. Hell Envenom
2. Whom Gods May Destroy
3. Para Bellum
4. Bringer of Storms
5. The Funerary March
6. Thus Salvation
7. Proclamation of the Damned
8. Fury Within
9. Tombeau (Le tombeau de la feureur et des flammes)
10. Coronach

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