ROOT: Daemon Viam Invenient

Die Tschechen schlagen ein neues Kapitel ROOT auf. Was sich zunächst als das zerfahrenste Album der Band darstellt, entpuppt sich nach kurzer Zeit als ein weiteres großartiges Werk düsteren Metals.

Sie sind und bleiben ein Phänomen, diese Tschechen…

Album #1 nach dem Ausstieg von Gründungsmitglied Blackie – Daemon Viam Invenient. Hatte der Line-Up-Wechsel ernsthafte Auswirkungen auf die Musik von ROOT? Die Frage kann von außen betrachtet nicht beantwortet werden. Fakt ist: das neue Werk ignoriert einmal mehr jede Erwartungshaltung und die Band macht weiterhin, was sie für den Moment für richtig empfindet. Selbst wenn Alt-Fans an der ein oder anderen Stelle erstmal schlucken müssen – nach zwei bis drei Durchläufen liebt man die Tschechen wieder dafür, dass sie so sind, wie sie sind.

Daemon Viam Invenient beginnt mit einem 1 ½-minütigen atmosphärischen Akustik/Gesangs-Intro, das einem Glauben macht zu wissen, in welche Richtung das neue Material gehen wird. Von wegen! Ein kurzes, saftiges Frickelsolo erlöst einen ganz schnell von derartigen Überheblichkeiten. Human setzt sich mit einem treibenden Riff fort, um bei der frickeligen Bridge oder dem nicht weniger vertrackt beginnenden Soloteil die Frage aufzuwerfen, ob ROOT jetzt mit aller Gewalt die düstere Atmosphäre der Musik unnötigem Geprogge zum Opfer fallen lassen wollen. Das super Gitarrensolo im Anschluss tröstet schnell wieder darüber hinweg. Warum muss der zweite richtige Song auf dem Album, She, dann aber gleich wieder eine Ballade sein? Ballade natürlich im ROOT-Sinne – aber so gut der Song auch sein mag, was haben sich die Tschechen dabei denn gedacht? Who are they scheint die hämische Antwort auf diese Frage zu sein, denn gerade da man sich von der Atmosphäre einfangen hat lassen, bricht einer der härtesten Songs der Band seit langem mit heftigem Geblaste über einen herein. Und auch dieses Stück ist wieder mit einem richtig coolen Solo ausgestattet – verdammt gute Gitarrenarbeit auf diesem Album, wirklich! Spätestens beim bluesy/funky Gitarrengroove von Awakening ist dann aber klar, dass ROOT auf Daemon Viam Invenient keine Grenzen kennen. 5 Songs hintereinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Aber dennoch fügt sich alles zusammen, festgehalten durch diese einmalige Stimme von Big Boss und dem Konzept des Albums. Dieses wird eingeleitet mit den Worten These are the stories of the Daemons, who I met on various loci of my Life´s Crusade and also of the Daemons, who dignified me with their visit. Was zunächst eine Ansammlung von kurzen Geschichten vermuten lässt, erweist sich als misanthropische Erzählung vom Kampf der Dämonen gegen die schlimmste Kreatur, die die Dämonen je kennen lernten, dieses merkwürdige Wesen namens Mensch. Daemon Viam Invenient – der Dämon findet seinen Weg, einen Weg, den Mensch zu besiegen, der lernen sollte, dass er nicht immer das bekommen kann, was er will. Einmal mehr ist es nicht möglich, das Konzept in allen seinen Fassetten zu durchschauen, aber es bereitet sehr viel Freude, sich in diese Welt hineinzudenken, die Big Boss hier erschaffen hat und die er einem mit seiner umfangreichen, unglaublich variablen Stimme näher bringt. Er singt, summt, krächzt, gröhlt, growlt, grollt…herrlich. Höhepunkt des Ganzen stellt der Schlussteil von What will be next dar, bei dem Big Boss die Dämonen mit seiner Stimme zum Leben erweckt – genial. Als Gastsängerin hat die Band auf Daemon Viam Invenient zudem Zuzka Kipova für sich gewinnen können. Der Einsatz von weiblichen Vocals erscheint im ersten Moment – ähnlich wie bei den letzten beiden KING DIAMOND-Alben – etwas erzwungen, doch schon nach kurzer Zeit sind sie beim Song Strange beauty of fright nicht mehr wegzudenken und besonders der an W.A.S.P. erinnernde Refrain verschafft dem eigentlich sehr simplen Lied eine ganz besondere Note.

Anfänglich war ich überzeugt davon, dass Daemon Viam Invenient meine hohen Erwartungen an die Band nicht erfüllen kann. Inzwischen bin ich aber wieder total glücklich mit dem neuesten Release der Tschechen, vor allem auch deshalb, weil er wieder ganz für sich alleine steht und dennoch 100% ROOT ist.

Sie sind und bleiben ein Phänomen, diese Tschechen…

Veröffentlichungstermin: April 2007

Spielzeit: 49:00 Min.

Line-Up:

Jiří Big Boss Valter – Gesang
René Evil Kostelňák – Schlagzeug
Marek Ashok Šmerda – Gitarre
Igor Igor Hubík – Bass
Aleš Poison Jedonek – Gitarre

Label: Shindy Productions

Homepage: http://www.rootan.cz

Tracklist:

1.      Black Dove & White Raven

2.      Human

3.      She

4.      Who´re They?

5.      Awakening

6.      Immortals (Tears Of Stone)

7.      Strange Beauty Of Fright

8.      And They Are Silent

9.      Sonata Of The Chosen Ones

10.  What Will Be Next

11.  Hope Dies At Last

12.  A Good Affair Turned Up

13.  We Shall Never Surrender

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