THE BOSSHOSS: Karlsruhe-Durlach, Festhalle, 18.11.2007

Runter vom Pferd und rein in die Westernstiefel! THE BOSSHOSS sind wieder im Lande. Die Berliner Großstadtcowboys spielen wie 2006 vor ausverkauftem Haus in Karlsruhe. Denoch ist vieles anders als noch vor einem Jahr – und nicht unbedingt besser.

Keine Angst, Leute. Wir machen keine Hippie-Show! bekräftigen THE BOSSHOSS in breitem Englisch und mit noch breiterem Grinsen im Gesicht ihre musikalische Stilrichtung. Na, wer hätte das gedacht. Auch in der ausverkauften Festhalle in Karlsruhe-Durlach machen die Berliner Großstadtcowboys genau das, wonach sie (natürlich stilecht mit Hut und Westernstiefeln bekleidet) aussehen: Country! Das war schon 2005 bei der Veröffentlichung des Debüt-Albums Internashville Urban Hymns so und dürfte auch noch in der Zukunft so sein. Trotzdem ist dieses Mal vieles anders als noch bei der letzten Karlsruher Show vor rund einem Jahr. Der Cowboy von Welt schreibt seine Hits nun selbst anstatt die aktuellen Black-Music-Charts sowie Klassiker der Rock- und Popgeschichte in ein Gewand zu hüllen, das selbst den stolzen Besitzer einer echten Ranch vom Pferd reißen würde. Leider funktioniert die neue Herangehensweise auf dem aktuellen Longplayer Stallion Battalion nur phasenweise und lässt auch während des Auftritts in der Festhalle Durlach einiges Unbehagen aufkommen.

Originelle Neuinterpretationen wie SNOOP DOGGS Drop It Like It´s Hot oder die überraschend metalfreundlich umgetextete Ballade I Say A Little Prayer von ARETHA FRANKLIN (hier: I sing a little SLAYER for you.) funktionieren ohne Wenn und Aber. Die Band sorgt mit ausgeklügelter Show und viel instrumentalem Drive dafür, dass die Temperaturen im Zuschauerraum nicht nur aufgrund des Platzmangels ins Unermessliche schießen. Das Publikum tanzt und schwitzt, einige Damen verlangen lautstark nach einem Blick auf die ohnehin spärlich verhüllten Oberkörper der Musiker, ab und zu entlädt sich die Euphorie in bodenständigen Yee Haw-Rufen. In diesen Momenten ist alles wie immer – und gut!

Allein die teilweise sperrigen Eigenkompositionen vom neuen Album (Höhepunkt ist das ermüdend unspektakuläre High), die rund die Hälfte des Konzerts ausmachen, wollen nicht so recht zünden. Sie sorgen für vermeidbare Längen. Für den Mut, das mehr als erfolgreiche System hinter THE BOSSHOSS derart aus den Angeln zu heben, gebührt der Band Respekt. Aber ehrlicherweise auch der Hinweis auf eine alte deutsche Redensart. „Schuster, bleib bei deinen Leisten!“.

Artikel und Foto: Elisa Reznicek

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