HELLOWEEN: Gambling With The Devil

Es gab Zeiten, als ein neues HELLOWEEN-Album Anlass zur Vorfreude gab. Diese Zeiten sind vorbei. Schon nach dem ersten Hördurchgang ist klar: Die Stücke werden nach der nächsten Tour komplett in der Rumpelkammer verschwinden.

HELLOWEEN zeigen dasselbe Symptom wie ANNIHILATOR und VICIOUS RUMORS: Die Haltbarkeitsdauer ihres neuen Materials beträgt seit geraumer Zeit wenig mehr als eine Tour. Danach kommt dann ein neues Album, das einmal mehr im Schatten der Klassiker aus den Anfangsjahren steht. Die Kürbisköpfe hatten zwar immer mal wieder ausgezeichnete Singles aus der Feder von Andi Deris am Start und lieferten gegen Ende der 90er sogar einige richtig gute Alben ab.

Anno 2007 heißt es nun Gambling With The Devil und schon nach dem ersten Hördurchgang ist klar: Die Stücke werden nach der nächsten Tour komplett in der Rumpelkammer verschwinden. Da gehören sie eigentlich jetzt schon hin. Der Opener Crack The Riddle ist ein schwacher Abklatsch von Push, die erste Single As Long As I Fall findet ihren Höhepunkt in einem Volksmusikschlagerrefrain und ein Songtitel wie The Bells Of The 7 Hells spricht wohl für sich. Leider wird die CD auch nach mehrmaligem Anhören nicht besser. Das Songmaterial ist erschreckend uneingängig. Abgesehen vom charismatischen Gesang (der auch schon bessere Zeiten erlebt hat) bleibt unterm Strich plötzlich nur noch eine technisch im höchsten Maß versierte Metal-Band übrig. Gerade bei der Uptempo-Nummer The Saints wird das deutlich: Das Schlagzeug drückt mit scheinbar müheloser Leichtigkeit aufs Gaspedal, die Gitarren sind perfekt aufeinander eingespielt und die Produktion steckt voller Soundlückenstopfer und sonstiger akustischer Geschmacksverstärker.

Einzelne Melodiebogen weisen die typischen HELLOWEEN-Merkmale auf und lassen aufhorchen; doch das Gesamtbild bleibt unschlüssig. Das eher getragene Fallen To Pieces macht zusammen mit der Speed Metal-Nummer Dreambound noch die beste Figur, obwohl auch hier in den Zwischenteilen unnötiger Ballast untergebracht wurde. Can Do It nervt dagegen mit einem uninspirierten Primitivrefrain. Das restliche Songmatieral dümpelt mal schnell, mal im Midtempo-Bereich vor sich hin. Hinzu kommt das Gefühl, dass man sonst eher umgekehrt kennt: Gab es diese oder jene Melodie nicht schon in ähnlicher Form bei Bands wie EDGUY und STRATOVARIUS?

Ich weiß nicht, was trauriger ist: dass dieses Album alleine aufgrund des Bandnamens die Aufmerksamkeit bekommt, die viele andere, bessere Alben viel eher verdient hätten, oder der Gedanke, dass die Herren Deris und Weikath doch eigentlich das Potenzial und das Talent haben müssten, eine von vorne bis hinten richtig geniale Melodic Metal-CD aufzunehmen.

Veröffentlichungstermin: 26.10.2007

Spielzeit: 57:26 Min.

Line-Up:
Andi Deris: Gesang
Michael Weikath: Gitarre
Sascha Gerstner: Gitarre
Markus Grosskopf: Bass
Dani Löble: Schlagzeug

Label: SPV

Homepage: http://www.helloween.org

Tracklist:
1. Crack The Riddle
2. Kill It
3. The Saints
4. As Long As I Fall
5. Paint A New World
6. Final Fortune
7. The Bells Of The 7 Hells
8. Fallen To Pieces
9. I.M.E.
10. Can Do It
11. Dreambound
12. Heaven Tells No Lies

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