ICED EARTH: Framing Armageddon (Something Wicked Pt. 1)

Ende, aus, Micky Maus. ICED EARTH bestätigen mit "Framing Armageddon" den Abwärtstrend und lassen mich als Fan der früheren Alben endgültig resignieren. Das war´s dann wohl.

Selten habe ich einem Album mit dermaßen gemischten Gefühlen entgegen gesehen wie der neuen ICED EARTH-CD. Mit dem Vorgänger The Glorious Burden haben ICED EARTH nicht nur mich gewaltig vor den Kopf gestoßen. Merkwürdigerweise konzentrierte sich die Kritik zu dieser Scheibe dann aber fast nur auf die teilweise recht stumpf patriotischen Texte von Jon Schaffer. Klar, mir ist bei When The Eagle Cries auch das Kotzen gekommen, aber wenn es nur das gewesen wäre hätte ich mit der Scheibe ansonsten gut leben können. Der Grund aus dem The Glorious Burden ICED EARTH für mich von einer Kannst du blind kaufen zu einer Auf jeden Fall vorher anhören-Band gemacht hat, war die völlige musikalische Belanglosigkeit, die auf dieser Scheibe vorherrschte. Klar, das Gettysburgh-Epos war kompositorisch erste Sahne und über die Gesangleistung vom Ripper muss man auch kein Wort verlieren. Auch wenn ihm die Eigenständigkeit eines Mat Barlow völlig abgeht und Mat den ICED EARTH-Sound für immer geprägt hat, muss ich vor der Leistung von Tim Owens den Hut ziehen. Aber wo war diese düstere, mystische Atmosphäre, die ICED EARTH insbesondere zu Zeiten von Night Of The Stormrider und dem, vom Schaffer zu Unrecht wenig geliebten Burnt Offerings-Meilenstein ausmachte? Stattdessen gab es angepassten, austauschbaren Euro-Power Metal und die größte Enttäuschung des Jahres 2004.

Drei Jahre später steht jetzt also der Nachfolger dieses Albums an. Von der Besetzung die The Glorious Burden eingegähnt hat ist außer Schaffer und Owens keiner mehr an Bord, aber Besetzungswechsel sind ja bei ICED EARTH nichts neues. Thematisch hat Jon Schaffer die Something Wicked-Saga wieder aufgegriffen und daraus gleich Stoff für zwei Alben gestrickt. Oder drücken wir es anders aus: Er hat Songs genug geschrieben, um zwei CD´s damit zu füllen. Stoff genug für zwei gute Alben ist dabei allerdings leider nicht herum gekommen. Der Großteil des Songmaterials bewegt sich auf ähnlich dahin plätscherndem Niveau wie der Großteil der The Glorious Burden-Kompositionen. Das früher messerscharfe Schaffer-Riffing ist immer noch sofort erkennbar, wirkt aber größtenteils schlapp und kraftlos.

Da wären Songs wie das völlig belangslose Order Of The Rose, welches lediglich durch das gute Gitarrensolo gegen Ende mal aufhorchen lässt. Oder das neunminütige The Clouding, welches die ersten fünf Minuten wie eine schlappe Achtziger-Hardrock Ballade klingt. Da fehlt wirklich nur noch das Saxophon. Später nimmt der Track etwas Fahrt auf und wird zu einem netten Up Tempo-Stampfer. Nett… Für einen ICED EARTH-Song sicherlich kein Kompliment. Und wenn dann bei The Domino Decree plötzlich, wie aus dem nichts eine völlig deplatzierte Hammond-Orgel loslegt, fragt man sich wirklich was das hier soll. Zusätzlich gibt es jede Menge Zwischenstücke die teilweise wirklich gelungen und atmosphärisch sind, aber mir scheint es als wollte Jon Schaffer hier ein großes Epos schreiben und hat sich dabei schlicht und einfach verzettelt. MANOWAR, ick hör dir trapsen. Dazu wird hier und da das eine oder andere musikalische Thema der ursprünglichen Something Wicked-Trilogie noch mal verwurstet, was ebenfalls wenig überzeugend klingt. Wirkliche Highlights sucht man auf Framing Armageddon vergeblich. Mit Setian Masacre und A Charge To Keep hat man zwei recht brauchbare Songs am Start, die aber auf jedem ICED EARTH-Album der Prä-Ripper-Era eher zu den Schwachpunkten gehört hätten. Apropos Ripper. Dieser liefert gesanglich erneut eine starke Leistung ab und ist sicherlich nicht für das erneute qualitative Scheitern im Hause ICED EARTH zur Verantwortung zu ziehen. Gegen Ende hin lässt der Titeltrack noch einmal deutlich aufhorchen. Dieser ist das mit Abstand härteste Stück des Albums und kann zumindest teilweise wieder ein wenig an die Klasse vergangener Zeiten anknüpfen. Das war es aber auch schon an positiven Punkten. Die Produktion, für die mal wieder Jim Morris zuständig war klingt warm und organisch, hätte allerdings deutlich mehr Druck vertragen können und klingt ein wenig zu glatt für ICED EARTH. Das konnte Mr. Morris schon mal besser.

Wie fällt also das Fazit zu Framing Armageddon aus? Der aufmerksame Leser ahnt es sicher schon: Ernüchternd. Von einer Enttäuschung möchte ich nicht mal reden, denn eigentlich hatte ich nach The Glorious Burden genau das erwartet, was jetzt eingetreten ist. Schade, dass eine der einzigartigsten Power Metal-Bands die mir je untergekommen sind sich dermaßen in die Belanglosigkeit verabschiedet hat. Gute Nacht ICED EARTH.

Veröffentlichungstermin: 07.09.2007

Spielzeit: 69:05 Min.

Line-Up:
Tim Owens – vocals
Jon Schaffer – rhythm & lead guitars
Troy Seele – lead guitars
Dennis Hayes – bass
Brent Smedley – drums

Produziert von Jim Morris & Jon Schaffer @ Soaring Eagle Sound / Indiana
Label: SPV / Steamhammer

Homepage: http://www.icedearth.com

Email: webmaster@icedearth.com

Tracklist:
01. Overture
02. Something Wicked Part 1
03. Invasion
04. Notivation Of Man
05. Setian Massacre
06. A Charge To Keep
07. Reflections
08. Ten Thousand Strong
09. Execution
10. Order Of The Rose
11. Cataclysm
12. The Clouding
13. Infiltrate And Assimilate
14. Retribution Through The Ages
15. Something Wicked Part 2
16. The Domino Decree
17. Framing Armageddon
18. When Stars Collide (Born Is He)
19. The Awakening

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