BOHREN UND DER CLUB OF GORE & RED SPAROWES: 20.04.2007, Krefeld, Kulturfabrik

Wenn sich BOHREN UND DER CLUB OF GORE und der ISIS- und NEUROSIS-Ableger RED SPAROWES sich an einem Abend die Bühne teilen, dann kann das für Freunde der etwas anderen Instrumentalmusik nur ein ganz besonderes Erlebnis werden.

Wenn sich BOHREN UND DER CLUB OF GORE und der ISIS– und NEUROSIS-Ableger RED SPAROWES sich an einem Abend die Bühne teilen, dann kann das für Freunde der etwas anderen Instrumentalmusik nur ein ganz besonderes Erlebnis werden. Und so sollte es dann auch sein: Die Überraschung war groß, als sich die Tore der Krefelder Kulturfabrik öffneten und den Blick auf eine bestuhlte Halle freigaben. Verständlich war diese Entscheidung aber schon. Es war eben alles darauf ausgerichtet, den oftmals ruhigen und minimalistischen Klängen gebannt zu lauschen – für großartige Bewegung, sowohl vor als auch auf der Bühne, war die Musik an diesem Abend sowieso nicht geeignet, wenn man von einigen Eruptionen in der Musik von RED SPAROWES einmal absah.

Der Postrock der Amerikaner kam live noch einmal um einiges intensiver rüber, als er es auf den Studioaufnahmen der Band sowieso schon tut. Mit drei Gitarren, Bass, Pedal-Steel-Guitar und Schlagzeug erschufen die Musiker ein Klanggebilde von gewaltiger Schönheit und Traurigkeit gleichermaßen, welches die hohen Erwartungen noch um ein Vielfaches übertraf. Ihren Teil dazu beigetragen haben in jedem Fall die Videoprojektionen auf der Leinwand hinter der Bühne. Zwar ist dieses Mittel mittlerweile nicht mehr neu und auch nicht mehr ungewöhnlich. Selten aber waren Bilder und Musik derart perfekt aufeinander abgestimmt, war die Ausdruckskraft eines audiovisuellen Gesamtkunstwerks so groß. Stellenweise fühlte man sich gar an die Meisterwerke Koyaanisqatsi und Powaqqatsi erinnert, die aber in ihrer Intensität als Ganzes nicht erreicht wurden.

Nachdem schon beim gut einstündigen RED SPAROWES-Auftritt die Lichtverhältnisse mehr als bescheiden waren, hieß es für alle anwesenden Konzertfotografen endgültig entnervt aufzugeben, als die Mülheimer BOHREN UND DER CLUB OF GORE ihre etwa eineinhalbstündige Darbietung begannen. Auf eine Lichtshow verzichtete das Quartett vollständig, stattdessen ließ man in absoluter Dunkelheit ausschließlich die Musik sprechen. Und diese war beinahe ebenso intensiv wie die der RED SPAROWES, allerdings um einiges minimalistischer. Nicht umsonst wurde die Musik der Band in der Vergangenheit hin und wieder als Doom Jazz bezeichnet. Ein wummernder Bass, dessen scheinbar endlos anhaltender Ton die Kulturfabrik erzittern ließ, ein in ebensolchem Zeitlupentempo gespieltes Schlagzeug und ein unglaublich melancholisches Saxophon verfehlten ihre Wirkung nicht. Aufgrund der Monotonie, der Tatsache, dass musikalisch so wenig passierte, und der vorgerückten Stunde hatte die Musik der Mülheimer allerdings auch eine leicht einschläfernde Wirkung, und manch einer ließ es sich nicht nehmen, das musikalische Erlebnis durch eine angeregte Unterhaltung mit dem Sitznachbarn zu stören. So leicht ließ sich dieses in unzähligen Rockkonzerten antrainierte Verhalten eben nicht abschalten. Wenn man von diesen Störungen einmal absah, war der Auftritt von BOHREN UND DER CLUB OF GORE aber ein sehr gelungenes Finale eines außergewöhnlichen Konzertabends.

Total
0
Shares
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner