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HALFORD/OVERKILL Chemnitz, Südbahnhof, 17.11.2000

Der Abend wird aber wegen des überragenden OVERKILL Auftritts (und des Interviews mit Blitz) immer in Erinnerung bleiben. Man sieht sich im März bei der nächsten Tour! Und HALFORD? Naja, den Leuten gefiels, ich habe es aber in den letzten Jahren auch ohne ihn sehr gut ausgehalten…

Endlich mal wieder ein OVERKILL Konzert. Nachdem ich die Band mit ANNIHILATOR im Frühjahr verpaßt habe und mir die neue Scheibe wieder sehr gut gefällt, musste ich die Band unbedingt mal wieder sehen. Diesmal zwar nur als Vorband, aber was solls.

Gegen 20.45 Uhr betraten die Musiker die Bretter, die die Welt bedeuten. Es war mir sofort wieder bewußt, daß auch an diesem Abend, wie eigentlich immer wenn ich die Band gesehen habe, alles paßte. Eine klasse Lightshow, bewegunsfreudige Musiker, ein hervorragender Sound und als Opener wurde gleich „Battle“ gewählt. Die Zuschauer in den ersten Reihen empfingen Blitz mit offenen Armen (sprichwörtlich, gedivt wurde aber erst beim letzten Song). „Hello from the gutter“, laut eines Freundes schmerzlich beim letzten Abstecher vermisst, folgte prompt, bevor mit dem groovenden „Bleed me“ der neue Output erstmals berücksichtigt wurde. Beim melodiösen Mitsingteil zu Ende des Songs zog Blitz sein schwarzes T-Shirt über sein Gesicht und sang die Strophe. Sah verdammt cool aus. Apropos Blitz: Bei ihm fällt auf, daß er ohne Rumgehüpfe, ohne 1000fachen sinnlosen Ansagen, ohne übertriebenes Auffordern zum Klatschen ein Frontman ist, der alle Blicke auf sich zieht und ein Charisma hat, welches in der Szene nicht oft zu finden ist. Nach „Bleed me“ gab es erste Worte an die Fans, bei denen er sich bedankte, daß der neue Song so gut aufgenommen wurde. Weiter ging es mit alten Hits der Band („Elimination“, den mittlerweile 15 Jahre alten Klassiker „Rotten to the core“, „Bastard Nation“) und einigen neuen Songs („Thunderhead“, „Necroshine“). Der neue Gitarrist Dave Linsk führte sich ganz hervorragend in die Band ein und konnte zusammen mit dem zukünftigen ANNIHILATOR Sänger Joe Comeau einen knallharten und klaren Gitarrensound erzeugen.
Die Fans hatten ihre helle Freude an dem Auftritt der Band und auch die Musiker sind einfach ein sympathischer Haufen. Das merkte man auch wieder an diesem Abend. Da wirkt nichts aufgesetzt oder künstlich. Als letzten Song gab es „In union we stand“ und ich kann mich noch genau daran erinnern, wie oft ich diese Hymne in meinem alten Kinderzimmer vor ca. 13 Jahren gehört habe. Und jetzt, im Jahr 2000 darf ich diesen Song immer noch live geniesen… Ach, ist das Leben schön. Als erste Zugabe wurde „Long Time Dyin`“ gespielt, bevor mit, wie soll es anders sein „Fuck you“ der Abend beendet wurde. Zig-Mittelfinger wurden gen Bühne gestreckt und unter den Anfeuerungsrufen des Fanclubs lies sich Blitz auch von einem bestimmt zwei Meter grossen Fotograben nicht abschrecken und sprang ins Publikum. Spätestens da wusste ich wieder etwas Außergewöhnliches erlebt zu haben. OVERKILL sind einfach eine saugeile Liveband, die ich noch nie in schlechter Form gesehen habe, mit einem aussergewöhnlichen Sänger – eigentlich würde auf ihn eher der Name Gott passen… 😉

Ich muss zugeben, daß ich nie der grosse JUDAS PRIEST Fan war. Dass ich HALFORDs musikalischen Sinneswandel nicht ganz nachvollziehen kann und mir auch die neue Scheibe „Resurrection“ nicht sonderlich gefallen hat. Zu altbacken, zu einfach strukturiert sind die Songs. Ich hatte also keine sehr grossen Erwartungen an diesen Auftritt. Die Band betrat die Bühne, spielte den Beginn vom Titeltrack des neuen Album und dann kam Rob Halford dazu, schaute zu Boden und sang. Er bewegte sich kaum, die hohen Töne wurden etwas schräg vorgetragen (das täuschte aber wahrscheinlich, da der Sound zu Beginn des Sets noch nicht so astrein war) und er wirkte auch irgendwie dessorientiert. Allerdings war dies bei Rob schon immer der Fall und wenn man solche Screams vortragen muss, kann man nicht auch noch erwarten, daß er noch so sehr agil auf der Bühne ist. Ausserdem ist er ja auch nicht mehr der Jüngste. 😉 Aber egal, die Fans lieben die Songs und in den Pausen hörte man ständig „Priest, Priest, Priest“ Sprechchöre. Es gab auch einige alte PRIEST Songs („Electric Eye“, „Tyrant“, „Metal Gods“ und „Breaking the Law“) sowie zwei FIGHT Songs („Into the Pit“, „Nail to the gun“). Vom Soloalbum, welches fast komplett gespielt wurde, gefiel mir das zu Beginn langsame „Silent Scream“ am Besten. Gänsehautfeeling herrschte bei der zweiten Zugabe „Breaking the law“, denn dieser Song wurde komplett (also nicht nur der Refrain!!!) vom Publikum gesungen. Ein 45-minütiger Festivalauftritt hätte aber gereicht. Anderthalb Stunden Halfords Stimme waren mir auf Dauer einfach zu anstrengend, so daß ich richtiggehend froh war als der Gig vorbei war. Jetzt werden einige von Euch verständnislos den Kopf schütteln. Den anderen schätzungsweise 800 Zuschauern werden meine Meinung wahrscheinlich auch nicht ganz teilen, da die Stimmung bis in den hinteren Reihen ganz hervorragend war. Von den übrigen Bandmitgliedern konnte vor allem der Schlagzeuger Bobby Jarzombeck glänzen. Insidern wird der Bruder des WATCHTOWER Gitarristen wohl noch aus seiner Zeit bei DORO oder bei BLACK SABBATH ein Begriff sein. Er spiele seine Parts souverän und bretthart runter. Ein wahrer Augen- und Ohrenschmaus.

Der Abend wird aber wegen des überragenden OVERKILL Auftritts (und des Interviews mit Blitz) immer in Erinnerung bleiben. Man sieht sich im März bei der nächsten Tour! Und HALFORD? Naja, den Leuten gefiels, ich habe es aber in den letzten Jahren auch ohne ihn sehr gut ausgehalten…

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