HACRIDE: Amoeba

Den Blick nach vorne und den Polyrhythmus im Blut.

Bedrohlich und biomechanisch mutet das zweite Album der Franzosen mit dem Polyrhythmus im Blut an. Einem gezielten Schlag ins Gesicht gleich, mit umwerfender Kraft. Nach ihrem ersten Album Deviant Current Signal hat sich das Quartett in den Proberaum verzogen, um hart an sich zu arbeiten, und siehe da: Im Vergleich zum sehr gelungenen Debüt haben sich HACRIDE nochmals verbessert und machen deutlich, dass die übliche vierjährige Wartezeit auf MESHUGGAH-Alben doch überbrückt werden kann.

Technisch stehen sie MESHUGGAH zumindest in nicht viel nach. Ebenso wie ihre Landsleute SCARVE und GOJIRA sowie ihre Labelkollegen TEXTURES erschaffen die vier Franzosen eine sehr eigene, futuristische Atmosphäre und gehen sehr heavy zu Werke, scheißen auf simple Takte und experimentieren lieber mit ihren wilden Rhythmen, als dass sie simplen Headbanger-Stoff den Hörern darbieten. Das freut denjenigen, der sich gerne neuen musikalischen Herausforderungen stellt, aber seien wir ehrlich: Wirklich revolutionär ist Amoeba heutzutage auch nicht. Denn die Konkurrenz schläft nicht. Die Zukunft der Musik sieht vielleicht anders aus, aber die Musik ist wirklich nicht von schlechten Eltern, deshalb verfliegen solche ketzerischen Gedanken bei erhöhter Lautstärke sofort.

Gerade Fate bläst den Gehörgang kompromisslos frei, der Offbeat-Blast am Anfang sorgt schon für ein lüstern vom Hörer ausgestoßenes: Ja, das ist es! Etwas gewöhnungsbedürftig, aber sehr gelungen ist das Cover des Flamencoacts OJOS DE BRUJO, bei dem auch die gecoverte Band mitgewirkt hat – der Hip Hop- und Flamenco-Einfluss passt verdammt gut zu HACRIDE, nur der Gesang nervt stellenweise. Davon abgesehen schaffen HACRIDE es nicht nur hier, den Hörer zu überraschen. Einerseits durch einige sehr atmosphärische Passagen, andererseits dadurch, dass sie sich selbst nicht limitieren. Amoeba ist daher ein Album geworden, das Neo-Thrash, Industrial und Metal homogen verbindet und auch nach dem zehnten Hören noch aufregend und spannend ist.

Der Komplexität entsprechend finden sich auch einige längere Stücke auf dem Zweitling von HACRIDE, aber durch geschickt eingesetzte Spannungsaufbauten wird es nie langweilig. Cycle beginnt als furioser Blast Beat-Knaller und endet stimmig wie ein atmosphärischer Science Fiction-Soundtrack. In Deprived of Soul wird erst MESHUGGAH gehuldigt, dann folgen progressive, ruhige Einschübe. Den besten Song haben sich die vier Musiker aus dem Herzen Frankreichs bis zum Schluss aufgehoben: On the Threshold of Death ist nichts anderes als eine Bombe.

Bei der ganzen musikalischen Perfektion fällt nur auf, dass der Gesang besser produziert hätte werden können, außerdem klingt er größtenteils recht eintönig und emotionslos. Wenn HACRIDE das verbessern, dann kriegen sie ein Album hin, das sich locker mit den Großen der Szene messen kann. So stehen HACRIDE im Vergleich zu ihren Labelkollegen etwas hinten an. Nicht jedoch im Bereich der Produktion, denn das, was da aus den Lautsprechern kommt, ist eine Meisterleistung. Ein fetter, glasklarer Sound, der die Musik wunderbar unterstreicht. Wer auf oben genannte Bands abfährt, macht mit dem außergewöhnlichen wie ambitioniertem Amoeba absolut nichts verkehrt.

Veröffentlichungstermin: 23. Februar 2007

Spielzeit: 54:21 Min.

Line-Up:
Samuel Bourreau – Vocals
Adrien Grousset – Guitars
Benoist Danneville
Olivier Laffond – Drums

Produziert von Frank Hueso
Label: Listenable Records

Homepage: http://www.hacride.com

Tracklist:
1. Perturbed
2. Fate
3. Vision of Hate
4. Zambra
5. Liquid
6. Cycle
7. Deprived of Soul
8. Strenght
9. Ultima Necat
10. On the Threshold of Death

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