QNTAL: Die Verblödung der Mittelalterszene

QNTAL veröffentlichten vor einigen Monaten mit “V – Silver Swan” nicht nur ein wunderbares Kopfhörer-Album, sondern beendeten auch jüngst ihre dazugehörige Tour, welche sie in eine ganze Reihe außergewöhnlicher Locations führte, unter anderem in die Christuskirche in Bochum. Dort sprachen wir mit Michael Popp, der teilte nicht nur kräftig austeilte, sondern sich auch in Selbstkritik übte.

QNTAL veröffentlichten vor einigen Monaten mit “V – Silver Swan” nicht nur ein wunderbares Kopfhörer-Album, sondern beendeten auch jüngst ihre dazugehörige Tour, welche sie in eine ganze Reihe außergewöhnlicher Locations führte, unter anderem in die Christuskirche in Bochum. Dort entführten wir Michael Popp vom Buffet, welches im improvisierten Backstage-Raum hergerichtet war, um ihm interessante Informationen über das neue Album zu entlocken. Dabei teilte der klassisch ausgebildete Musiker nicht nur kräftig aus, sondern übte sich auch in Selbstkritik.

Ihr spielt auf dieser Tour in einer ganzen Reihe von außergewöhnlichen Locations: in der Jugendkirche Jona in Frankfurt und der Musikhalle in Ludwigsburg, die schon hinter euch liegen, heute in der Christuskirche, im Staatsschauspiel in Dresden – wie groß ist der Einfluss, den das besondere Ambiente einer solchen Örtlichkeit bei einem Konzert auf euch ausübt?

Das spielt schon eine Rolle. Es ist schwer zu sagen, da, obwohl ein paar solcher Locations dabei sind, dies immer noch eine Ausnahme ist, also nur etwa jedes vierte oder fünfte Konzert dieser Tour. In einer dieser außergewöhnlichen Locations ist es allein dadurch natürlich etwas Besonderes. Es ist einfach anders, als wenn man in den Standard-Club geht und ein anderes Ambiente, wobei ich persönlich dies schon von ESTAMPIE gewohnt bin, denn da spielen wir ja immer in solchen Locations. Aber mit QNTAL ist es schon etwas Besonderes. Die Schwierigkeit ist natürlich, und das macht es auch zu etwas Besonderem, dass man das Ganze auch logistisch und den Sound betreffend meistern muss. Die Standard-Locations haben den Vorteil, dass sie vom Technischen auf solche Musik ausgerichtet sind. Hier wiederum muss man zunächst noch die P.A. anschaffen und es muss vom Klang her stimmen, was für den Tontechniker eine große Herausforderung ist. Insofern ist es schon noch etwas Besonderes. Ich weiß nicht, wie es wäre, wenn wir ausschließlich in solchen Örtlichkeiten spielen würden – wahrscheinlich würden wir uns dann auch irgendwann daran gewöhnen. Für das Publikum aber wird so etwas ganz sicher etwas Besonderes sein, weil man diese Musik in so einer Location einfach nicht so kennt.

Aber ist es nicht auch so, dass die einzelnen dieser besonderen Locations sich in ihrem ganz individuellen Flair voneinander unterscheiden und jedes dieser Konzerte so zu etwas Besonderem machen?

Ganz genau. Die Jugendkirche Jona in Frankfurt war beispielsweise vom Charakter völlig anders als die Christuskirche hier in Bochum. Bei den Clubs hingegen sind die Unterschiede vergleichsweise gering. Da gibt es mehr oder weniger große Bühnen, der eine Club ist etwas größer oder versiffter. Bei Kirchen ist es wirklich so, dass sie einen eigenen Charakter haben. Ich bin auch gespannt auf das Schauspielhaus in Dresden. Wir haben ja auf dem WGT auch schon im Leipziger Schauspielhaus gespielt, wo wir auch unsere DVD aufgenommen haben. Es ist also schon etwas Besonderes, es macht Spaß und diese Konzerte sind am besten besucht. Das Publikum scheint dies also auch zu würdigen.

Wenn man eine Tour bucht, hat man üblicherweise nicht immer die Freiheit, sich die jeweiligen Örtlichkeiten nach Belieben auszusuchen. Konntet ihr euch ganz bewusst für genau diese Locations entscheiden, in denen ihr auf dieser Tour gespielt habt und noch spielen werdet?

Ja. Diese besonderen Locations, in denen wir auf dieser Tour spielen, sind die, die geklappt haben. Das ist schon viel Arbeit und auch ein logistisches Problem, weil die meisten Booking-Agenturen sich nicht so viel Arbeit machen und das Risiko eingehen. Es ist nun einmal teurer, ein Konzert in einer Kirche zu veranstalten als in einem Club, weil man, wie gesagt, dort alles bereits da ist. Das Licht etwa muss man hier erst herschaffen, und auch einen richtigen Backstage-Bereich mit Duschen gibt es hier natürlich nicht, so dass man noch zusätzlich ein Hotelzimmer mieten muss. Da muss man eben lange dran und das als besondere Aufgabe sehen, QNTAL in solche Locations zu bringen. Das war unser Anliegen nach der letzten Tour, auf der wir gemerkt haben, dass wir in vielen Locations gespielt haben, in die wir eigentlich nicht reinpassen, wo wir wirklich fehl am Platz sind.

Ich habe euch bislang erst einmal live gesehen, im Hangar auf dem MERA LUNA-Festival. Auch das war eine Location, die so gar nicht zu euch und eurer Musik passen wollte, so dass ich mit dem ganzen Auftritt nicht allzu viel anfangen konnte.

Das war auch eine reine Katastrophe, nicht nur wegen dem Hangar. Am Tag zuvor haben wir in Holland gespielt, sind dann um drei Uhr morgens losgefahren, so dass wir schon um halb neun vor Ort waren – und dann haben die Techniker das Ganze nicht an den Start gebracht. So etwas ist dann schon frustierend. Aber so ist halt das Leben.

Nähern wir uns mal eurem neuen Album. “More geese than swans now live, more fools than wise” heißt ein von euch verwendetes Zitat aus dem “Silver Swan” von Orlando Gibbons. Dass ihr diese Aussage aufgegriffen habt, ist schon als Anspielung auf die heutige Musikszene, insbesondere die Mittelalterszene, zu verstehen, oder?

Michael Popp von Qntal live in der Christuskirche in Bochum
“Ein gewisser Verflachungsprozess, um nicht zu sagen Verblödungsprozess, ist da schon im Gange.” – Um die Mittelalterszene ist es nach Michael Popps Meinung nicht gut bestellt.

Absolut, so ist es gedacht. Ein gewisser Verflachungsprozess, um nicht zu sagen Verblödungsprozess, ist da schon im Gange. Ich habe das ja auch sehr lange verteidigt als Innovation der Mittelaltermusik, als Gag, den man schon mal gebrauchen kann. Das Ganze wird aber immer populistischer, kommerzieller und dem Massenpublikum anbiedernd. Damit macht man die ganze Szene kaputt oder verändert sie zumindest in eine Richtung, in der ich mich überhaupt nicht mehr wiederfinden kann. Dieser Prozess ist auch eigentlich schon passiert: Wir sind mit unserer Musik, die zehnmal mehr mit Mittelalter zu tun hat als irgendeine Combo, die auf Mittelaltermärkten spielt, schon im Abseits. Das ist wirklich ein Problem, und aus dieser Stimmung heraus hatten wir die Motivation, mal ein ganz ruhiges Album aufzunehmen und uns zu besinnen auf die Ursprünge – warum man überhaupt mal diese Musik aus der Vergessenheit herausgezogen hat.

Damals, als wir angefangen haben mit QNTAL, waren wir ja die ersten, die diese Musik mit der damaligen Wave-Musik verbanden. Der Grund dafür war diese melancholische Grundstimmung, sowohl von der Stimmung her als auch von den musikalischen Parametern. Das Bordun etwa, diese langen Töne – etwas, das ja auch im Wave drin ist, dieses Langsame, wenig Bewegte. Das war das, was uns überhaupt dazu geführt hat, dies miteinander zu verbinden. Heute wird Mittelalter als Rock’n’Roll aufgefasst, was eigentlich Unsinn ist. Es hat zwar schon ansatzweise eine Art Marktmusik oder Tanzmusik gegeben, aber bei weitem nicht in der Breite wie jetzt. Das war ein ganz kleines Segment der Mittelaltermusik, von der auch praktisch nichts erhalten ist, man kann das also nur erahnen. Viel wichtiger ist aber, dass diese ganze Musik eigentlich mit Rock’n’Roll im engeren Sinn überhaupt nichts zu tun hat, auch vom ganzen Charakter – wenn überhaupt, dann vielleicht mit Folklore, aber mit Rock’n’Roll hat das nichts zu tun. Bayrische Tanzabende haben vielleicht noch mehr Mittelalterliches als die heute so populäre volle Dröhnung.

Aber darauf kommt es mir auch gar nicht so sehr an. Ich möchte die Musik nicht deswegen kritisieren, weil sie nicht original ist. Das ist nicht der Punkt, denn unsere Musik mit Synthesizern ist ja ebenfalls nicht original. Worauf es mir ankommt, ist diese Verengung auf einen vordergründigen Publikumsgeschmack. Das kann man ja mal machen, schließlich muss auch jeder sein Geld verdienen, aber wenn man es wirklich nur noch darauf beschränkt und nur noch wie eine Pfeilspitze ein Ding macht, und das stundenlang, dann werde ich wahnsinnig.

Das sehr beschränkte Repertoire der Lärm-Mittelalterbands erweckt auch den sicherlich falschen Eindruck, als wäre die Musik des Mittelalters nicht sonderlich vielfältig gewesen…

Das ist das Zweite, was ich sehr bemängele. Die ganze Geschichte gibt es nun schon seit zirka zehn Jahren, und eigentlich ist da null Bewegung in dieser Szene. Ich habe immer den Eindruck, die Leute kaufen sich einen Dudelsack, der ist ja relativ schnell zu lernen, kaufen sich ein paar CDs und spielen einfach diese Stücke nach. Nachdem alle diese Dudelsäcke auf A-Moll gestimmt sind, sind auch alle Stücke in A-Moll. Dadurch ist alles so kompatibel und man hat das Gefühl, dass sie alle dasselbe spielen und auch jedes Stück dasselbe ist. Dass man da nicht auch mal andere Aspekte mit einfließen lässt, ist schon problematisch.

Andere Mittelalterbands, die wie ihr die höfische Variante der groben Marktplatz-Variante vorziehen, überschreiten leider oft die Grenze zum Kitsch. Ihr umschifft diese Gefahr anscheinend spielend. Was ist das Geheimnis dahinter?

Ich wurde vor kurzem auf der Tour gefragt, warum wir eigentlich keine deutschen Texte verwenden, und dabei ist auch diese Kitsch-Frage aufgekommen. Das Problem ist ja nicht, dass die alten Texte in einer fremde Sprache wären – das könnte man ja auch übersetzen. Das Problem dieser Texte ist, dass man den Gedankengang nicht mehr nachvollziehen kann, dass dieser für uns fremd ist. Nehmen wir als Beispiel einmal die Frühlingslieder: Der Tandaradei, und der Mai ist gekommen und die Blätter sind grün und alles sprießt und wir gehen zum Tanz und so weiter. Da denkt man sich auch: “Was ist denn das für ein Schmarrn?” – wenn man nicht weiß, dass im Mittelalter die Ankunft der warmen Jahreszeit Überlebensfaktor war, weil die Nahrungsvorräte aufgebraucht waren. Das heißt also, dass, wie bei Naturvölkern, dieses Herbeibeten, dieser Zyklus und dieses Göttliche, das darin steckt, immer weiter geht und unzerstörbar ist. Dieses Vertrauen und diesen Hintergrund muss man zumindest emotional irgendwie nachvollziehen, damit man verstehen kann, was mit einem solchen Frühlingslied gemeint ist. Das ist aber leider nicht der Fall. Manche machen darauf basierend deutsche Texte, und das ist meist reiner Kitsch, weil einfach der Grundgedanke nicht verstanden worden ist. Man kann das heute nicht mehr übersetzen, weil die Verhältnisse völlig andere sind. Heute ist das Frühjahr eine Jahreszeit wie jede andere. Klar ist sie immer noch schön, aber da beginnt eben der Kitsch, wenn es nur noch zur Freude und zum Vergnügen ist.

Letztlich ist die Frage des Kitsches immer eine mangelnde Durchdringung. Ich komme mir manchmal schon vor wie ein methusalemhafter Professor, bloß weil ich mich mit einer Sache beschäftige. Ich habe auch den Eindruck, dass sich zum Beispiel Jimi Hendrix mit Blues richtig beschäftigt hat. Er hat nicht einfach nur herumgedudelt, sondern wirklich viel gehört und sich hinein vertieft in die Materie, auch emotional – so, dass man ein Künstler wird. Ich habe den Eindruck, dass viele Leute unterwegs sind, die keine Künstler-Persönlichkeit haben. Wenn man sie reden hört, dann geht es da in erster Linie ums Geld verdienen.

Kommen wir jetzt konkret zum neuen Album: Es kam für mich ziemlich plötzlich, so schnell hatte ich nicht mit einem Nachfolger gerechnet. War die reine Entstehungszeit auch kürzer als gewöhnlich?

Gewissermaßen schon, aber die Hauptsache war, dass nach der letzten Tour das Gefühl da war, dass irgendetwas nicht gepasst hat. Im Nachhinein habe ich mit dem letzten Album meine Probleme. Beim drittem Album, dem Album davor, handelte sich ja um ein Konzeptalbum. Beim vierten Album dann wurden wir immer gefragt, ob es in die Richtung von ESTAMPIE geht. Eigentlich gibt es aber keine Richtung, unsere Musik besteht immer aus Polen, die sich gegenüberstehen, aus härteren, tanzbaren Stücken und im Kontrast dazu sehr elegischen. Das wollten wir mit “IV” in einem Album ausbreiten, was aber nicht funktioniert. Ich persönlich habe mir dann vorgenommen, direkt nach dem Ende der letzten Tour mit der Arbeit an dem neuen Album anzufangen. Drei Wochen nach der Tour, die vor ziemlich genau einem Jahr war, hatte ich bereits die ersten zwei Songs komponiert. Ich habe einfach das Gefühl gehabt, dass nach dem letzten Album etwas nachgelegt werden musste, aus meinem eigenen Ehrgeiz heraus konnte ich das nicht so lange liegen lassen.

Michael Popp von Qntal live in der Christuskirche Bochum
“Ich komme mir manchmal schon vor wie ein methusalemhafter Professor, bloß weil ich mich mit einer Sache beschäftige.” – Michael Popp übt Kritik an der Oberflächlichkeit vieler Mittelalterbands.

Die elektronischen Elemente sind auf dem neuen Album gegenüber den akustischen Instrumenten noch weiter in den Hintergrund gerückt. Stücke wie “292” oder “Lingua Mendax” würden meiner Meinung nach auch auf einem ESTAMPIE-Album nicht deplatziert wirken.

Wie ich schon gesagt habe, ist dieses Album insgesamt sehr auf meinen Mist gewachsen. Ich habe deshalb sehr viel gemacht, und da Fil während der Entstehung des Albums Vater geworden ist, war er etwas in Zeitnot. Dadurch hat es sich einfach ergeben, dass das Album so geworden ist. Im Nachhinein sehe ich es so, dass ein oder zwei Songs noch etwas mehr elektronische Elemente vertragen könnten. Aber unter dem Gesamtaspekt des schlichten und einfachen “back to the roots” ist es auch okay. Ich finde es im Nachhinein aber eine sehr gute Sache, und auch unsere Live-Umsetzung ist wesentlich gereift im Vergleich zu den letzten Konzerten.

Erst nach dem Lesen eines anderen Interviews mit euch bin ich darauf aufmerksam geworden, dass das gerade erwähnte “Lingua Mendax” im 5/4-Takt gehalten ist. Das Stück fließt so natürlich, wie ich es selten bei Liedern mit etwas ungewöhnlicheren Taktarten gehört habe…

Das ist aber nur die Gewohnheit des Umgangs mit so etwas. Mit ESTAMPIE machen wir so etwas ständig, da sind sehr viele krumme Takte dabei. Es ist ja auch nicht so, dass ein krummer Takt dazu da ist den Hörer zu verwirren. Das kommt häufig aus dem Tanz. Da gibt es oft noch eine Wendung oder eine Bewegung, und so entsteht aus dem natürlichen Bedürfnis noch etwas einzufügen ein krummer Takt. Das ist also etwas ganz anderes als etwa bei Bands wie TOOL oder im Progressive Rock. Da wird es oft wirklich als Avantgarde-Element eingesetzt. Ich finde das auch toll und es zeugt von großer Virtuosität, aber bei dieser Musik ist es hingegen eher organisch gemeint.

Im Zusammenhang mit Virtuosität würde mich interessieren, wie wichtig es für euch als Musiker ist, dass ihr beim Spielen eurer eigenen Songs gefordert werdet?

Da ist ja die interessante Frage, wie ehrgeizig man ist und wie hoch man die Messlatte setzt, die man erreichen will. Ich bin schon jemand, der diese Messlatte eher höher setzt und sich dann sehr freut, wenn er sie erreicht hat. Wenn ich lange Zeit auf einem Niveau bin, dann langweilt es mich sehr schnell. Ich brauche also immer die Herausforderung.

Ist in den Kritiken zum neuen Album – gerade von Altfans – eigentlich auch mal der Vorwurf gefallen, dass “V” zu seicht sei?

Nicht direkt, aber unterschwellig schon, denke ich – man hört ja die negativen Kritiken nicht immer als Schaffender. Ich vermute schon, dass das Album gewissen Leuten nicht so gefällt, aber zum Einen kann und will ich es nicht jedem recht machen, zum Anderen kann es sich auch wieder ändern und in eine andere Richtung gehen. Es ist keineswegs so, dass es jetzt immer so bleiben muss.

Die Remixe auf der Bonus-CD sind mir zwar nicht bekannt, sollen aber elektronischer und härter ausgefallen sein. Ist dies als “Wiedergutmachung” für die alten Fans zu verstehen, die eurer Entwicklung vielleicht nicht mehr folgen wollen oder können?

Nein, das hat eigentlich mit uns intern zu tun, das ist also Fils Werk. Da geht es einfach darum – auch für Clubs und Diskotheken – diesen Teil abzudecken, den wir auch abdecken wollen. Wir bewegen uns im Spannungsfeld zwischen dem Mittelalterlichen mit den ganzen Instrumenten und Melodien, was eher mein Ding ist, und dem Elektrokram. Und da gibt es von uns immer solche Extra-Geschichten, die speziell für die Elektro-Fans gedacht sind – allerdings nicht mehr in die CD integriert, wie wir es bei “IV” gemacht haben, denn das nervt die Leute. Ich habe es selbst beim Hören gemerkt: Da ist man so in der Stimmung und wird plötzlich herausgerissen. So etwas wollen wir in Zukunft vermeiden.

Wie habt ihr denn Brian Froud dazu gebracht, das Artwork für “V” zu gestalten?

Er war einfach überzeugend. Sein Manager hat sich gemeldet und dabei ist herausgekommen, dass er offensichtlich ein Fan ist, und daraufhin hat sich das Ganze entwickelt. Er war wirklich sehr kooperativ. Sein Sohn hat ihm dann die Sache mit den Videos beigebracht, er hat also auch noch etwas gelernt dabei. Unter diesem Aspekt hat er es gemacht zu einem Preis, für den man so einen Mann normalerweise nicht bekommen würde.

Der Videoclip zu “Von den Elben” war aber ursprünglich nicht geplant, oder?

Genau, auch das hat sich dann erst ergeben. In dem Gespräch hat er erzählt, dass er das gerne zusammen mit seinem Sohn machen würde, und da die Video-Frage sowieso immer so eine Geschichte ist, haben wir uns gedacht, dass wir es einfach mal umgekehrt machen, also nicht einen Videoclip zu einem Song, in dem die Band zu sehen ist, sondern, dass wir im Grunde Filmmusik machen. Das hat den Elben-Song schwer beeinflusst, denn der war ursprünglich als sehr folkiger Song geplant. Erst durch die Zusammenarbeit mit Brian Froud hat er dann dieses Bombastische bekommen.

Der titelgebende Schwan steht ja nicht nur für Reinheit und Verwandlung, sondern auch für Reifung und Vollendung – trifft dies deiner Meinung nach auch auf den Sound von QNTAL zu?

Das habe ich nicht gewusst, aber wenn das so ist, dann passt diese Deutung ebenfalls. Ich habe das Gefühl, dass wir jetzt nach dem dritten Album nach der Wiederformung von QNTAL den Weg gefunden haben, wie es geht. Ich habe noch keinen konkreten Plan für das nächste Album, aber ich weiß jetzt, dass es so – auch nach der Tour – der Weg ist, wo sich jeder wohl fühlt und jeder seinen Platz hat. Das hat sich jetzt alles geordnet, die ganzen Atome, die da so mitwirken. Es ist schon ein Reifungsprozess eingetreten – die CD und vor allem unsere Livedarbietung sind meiner Ansicht nach um Klassen besser geworden. Es ist viel runder, man merkt, dass in dem Ganzen viel mehr drin ist. Wenn man Vollendung erreicht hat, kann sich natürlich gleich die Kugel geben, so ist es also nicht. Aber in gewisser Weise vollendet das Album einen Abschnitt der Selbstfindung, der vor drei Jahren eingesetzt hat.

Titelfoto: Jens Rosendahl
Live-Fotos: doomster

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