RA´S DAWN: Scales Of Judgement

Ein gutes Album für Fans von komplexem, melodischem Metal, das aber nicht über die volle Albumlänge zu begeistern weiß.

Mit Scales Of Judgement feiern RA´S DAWN ihren Labeleinstand: Nach zwei viel versprechenden Eigenproduktionen hat das Sextett aus dem Raum Koblenz bei Metal Heaven Unterschlupf gefunden. Damit geht auch eine deutlich professionellere Produktion einher. Fand der Rezensent schon für die Produktion von Unveiling The Grotesque lobende Worte, so klingt diese im Vergleich doch ziemlich mau – der Unterschied, den ein Tommy Newton ausmacht, ist eben doch zu hören: Scales Of Judgement klingt druckvoll, dabei aber nicht glatt gebügelt und lässt alle Instrumente wie auch den Gesang des talentierten Olaf Reimann gut zur Geltung kommen.

Die musikalische Ausrichtung der Band hat sich indes nicht geändert. Einzig die orientalischen Einflüsse sind nun wieder etwas stärker vertreten als noch auf der letzten Eigenproduktion. RA´S DAWN spielen abwechslungsreichen, komplexen Heavy Metal, mal mit typischen Stakkato-Riffs in Richtung Progressive Metal schielend, mal treibend, dann wieder episch, schleppend und fast schon ein wenig doomig – immer jedoch auf einem hohen musikalischen und technischen Niveau. Förderlich für die konsequente Reifung der Band war sicherlich auch, dass man seit Jahren in der gleichen Besetzung zusammen musiziert. RA´S DAWN haben mit Philipp Nörtersheuser zwar einen Keyboarder in ihren Reihen, dieser hält sich aber sehr im Hintergrund und spielt sehr songdienlich. Dominierend sind eindeutig die Gitarren, bei denen man hörbar auf ausgefeilte Arrangements, schöne Harmonien und interessante Gitarrensoli wert legt, die man sich auch gerne anhören mag. Sehr positiv fällt zu dem das teilweise sehr detailverliebte, akzentuierte Drumming von Marco Freimuth auf.

Warum Scales Of Judgement trotzdem nur ein gutes Album ist und kein alles überragender Überflieger? Die Antwort ist einfach, dass die Songs in kompositorischer Hinsicht von schwankender Qualität sind. Richtig stark ist etwa das schleppend-doomige und orientalische Anubis mit seinen mystischen Keyboardklängen. Olaf Reimann kann hier mit seiner klaren, voluminösen Stimme und seinen langgezogenen Vokalen Akzente setzen, erinnert bei einigen aggressiveren Shoutings hingegen überraschenderweise sehr an Ex-ICED EARTH-Frontmann Matthew Barlow. Abgerundet wird das epische Stück von einem tollen Solo des CONCEPTION-Gitarristen Tore Ostby. Genauso begeistern können The Masque Of The Red Death, das einzige Lied, das bereits auf einer der beiden Eigenproduktionen veröffentlicht wurde, sowie das abschließende, mehr als achtminütige Exodus, das stärker denn je von orientalischen Einflüssen durchsetzt ist. Das Intro-Riff erinnert zwar etwas zu deutlich an das Hauptriff von LEFAYs End Of Living. Da dies aber nur einen minimalen Teil des Songs ausmacht und dieser mit genug eigenen hervorragenden Ideen aufwarten kann, kann man darüber getrost hinwegsehen.

Leider haben sich aber auch einige Durchhänger eingeschlichen, die den ansonsten überaus positiven Gesamteindruck etwas trüben: das schnelle Oceans Of Lies will so gar nicht zünden, und Flame Of War ist zwar eingängig, plätschert aber etwas belanglos vor sich hin. Der Opener Forever hingegen bewegt sich irgendwo zwischen den Höhe- und Tiefpunkten des Albums. Der treibende, nach vorne gehende Power Metal-Song ist straight, kann aber dennoch mit verspielten Gitarren entzücken. Allein der sehr eingängige Refrain ist schon fast etwas zu süßlich ausgefallen, was gar nicht typisch für die Band ist.

Somit ist Scales Of Judgement, das zwar nicht hundertprozentig überzeugen kann, das man aber dennoch Fans komplexen, melodischen Metals, die mit den erwähnten Schwächen leben können, empfehlen kann.

Veröffentlichungstermin: 25.08.2006

Spielzeit: 42:44 Min.

Line-Up:
Marek Schoppa – Guitars
Marco Freimuth – Drums
John Schmitz – Guitars
Olaf Reimann – Vocals
Martin Balthes – Bass
Philipp Nörtersheuser – Keyboards

Gast: Tore Ostby (CONCEPTION)

Produziert von Tommy Newton
Label: Metal Heaven

Homepage: http://www.ras-dawn.com

Tracklist:
1. Forever
2. Anubis
3. In Oceans Of Lies
4. Scarlet Dawn
5. The Masque Of The Red Death
6. Flame Of War
7. Terrified
8. Exodus

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