KEEP IT TRUE FESTIVAL VI: Der Festivalbericht

Bericht zum 6. KEEP IT TRUE FESTIVAL in Lauda-Königshofen am 07./08. April 2006 mit POWERVICE, WOTAN, DARKNESS, SILVER FIST, AXEHAMMER, GRIM REAPER, PARADOX, SOLITUDE AETURNUS, ROSS THE BOSS, EXCITER & RIOT.

Das Festival

Die Warm-Up-Show

Dantesco | Seven Witches | Drifter | Assassin | Demon

Powervice | Wotan | Darkness | Silver Fist | Axehammer | Grim Reaper | Paradox | Solitude Aeturnus | Ross the Boss | Exciter | Riot

Zusammenfassend sei gesagt…

Das Festival

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Das halbe Dutzend ist voll! Am zweiten April-Wochenende hieß es zum sechsten mal KEEP IT TRUE!!! Und wieder einmal haben die Veranstalter Oliver Weinsheimer und Tarek Maghary (MAJESTY und DAWNRIDER) es geschafft, ein äußerst ansprechendes Billing aus dem Hut zaubern. Dementsprechend waren auch wieder Leute aus ganz Deutschland und diversen anderen Teilen der Welt angereist, um in Süden der Republik dem wahren Stahl zu huldigen.

Die Warm-Up-Show

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Doch erstmal stand die Warm Up Show an. Und auch hier haben sich die KIT-Macher nicht lumpen lassen. Für den wieder einmal lächerlich günstigen Eintritt von acht Euro hatte man immerhin Acts wie SEVEN WITCHES oder DEMON aus dem Hut gezaubert. Alleine die Tickets für die Tour dieser beiden Bands werden mit Sicherheit deutlich über acht Euro kosten.

DANTESCO

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Die Exoten des Billings waren mit Sicherheit die Puerto Ricanischen Power-Doomer DANTESCO, die eine Woche zuvor bereits auf dem DOOM SHALL RISE spielten und dort bereits auf offene Ohren stießen. Dies sollte auch hier nicht anders sein. Eine Doom-Band als Opener ist sicherlich eine mutige Entscheidung aber DANTESCO ließen mit ihrem Power-Doom CANDLEMASSscher Prägung nichts abrennen. Mit Erico La Bestia hatte man auch genau den richtigen Mann für diese Mucke an Bord. Der hat nicht nur einen ähnlichen Gesangsstil wie Ansagen-Gott Messiah Marcolin, sondern kam auch noch im weißen Priestergewand und ohne Schuhe auf die Bühne gestapft. Mit seiner erstklassigen Gesangsleistung hatte er einen großen Anteil am äußerst gelungenen Auftritt von DANTESCO die man sich als Doomer wohl spätestens nach diesem Europa-Abstecher ganz dringend merken sollte. Schade nur dass die Band keinerlei Merchandise am Start hatte. Der Wille zum Konsum wäre da gewesen. (agony&ecstasy)

SEVEN WITCHES

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Zugegeben war ich nie der große SEVEN WITCHES-Fan. Aber als mit Alan Tecchio einer meiner Alltime-Faves das letzte Album eingesungen hat, habe ich mich auch mit dem Backkatalog näher beschäftigt und freute mich riesig auf ein Konzert einer Band, die ich noch nie live gesehen habe, und noch vielmehr darauf, Tecchio nach 1990 mit WATCHTOWER und 2000 mit HADES in Wacken wieder live zu erleben.

Auch wenn SEVEN WITCHES das Baby von Jack Frost ist und das Line-up sich fast halbjährlich ändert, so hatte man an diesem Abend das Gefühl, dass eine richtige Band auf der Bühne steht. Als ich die Jungs vor dem Konzert nur gähnend gesehen habe, ahnte ich schon Schlimmes, war dies doch das erste Konzert in Europa und der Jetlag vorprogrammiert. Die ersten Songs über wirkten die Musiker auch etwas müde, tauten aber von Minute zu Minute mehr auf. Vor allem Jack Frost war für offene Münder in den ersten Reihen verantwortlich, spielte er doch wahnwitzige Soli und diese nicht selten hinter seinem Kopf. Dieser Mann ist definitiv Metal. Aber auch Alan Tecchio hat mal wieder unter Beweis gestellt, dass er einer der Besten seines Fachs ist. Nicht nur die drei Lieder der letzten Scheibe GP Fix, Dishonour Killings und Sunnydale High sang er einwandfrei, auch die älteren Songs wie Metal Messiah oder das schnell ins Ohr zündende Xiled To Infinity And One wurden fehlerfrei und mit viel Energie vorgetragen. Zum Abschluss gab es noch das Cover Victims Of Changes und die Band wurde vom Publikum mit etlichen gestreckten Armen Richtung Bühne verabschiedet. So soll es sein! Diese Band und dieses Line-up haben es auch verdient im Sommer die großen Festivalbühnen zu rocken! (frank)

DRIFTER

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Nach dem guten, aber leider von grottigem Sound geplagten Auftritt von Jack Frost und seinem aktuellen Anhang gaben sich die Schweizer DRIFTER die Ehre auf den Brettern von Dittigheim. Nachdem man anfangs noch arg mit der Technik zu kämpfen hatte, tönte dann irgendwann Orfs Carmina Burana als Intro aus den Boxen. Das geht auch origineller. Musikalisch ging es ähnlich innovativ weiter. Ordentlicher Speed bis Thrash Metal ganz alter Schule mit so einigen Riffs, die mich dezent an die Bay-Area Legende EXODUS erinnerten, aber nicht annähernd deren Klasse erreichten. Die Band bemühte sich redlich und kam auch beim Publikum ganz gut an, konnte mich jedoch nicht vom Hocker reißen. Dazu fehlten einfach ein paar überragende Songs. (agony&ectasy)

ASSASSIN

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Hat schon gepasst, aber KREATOR ist das Nonplusultra, was deutschen Thrash angeht. Recht hat er, der Kollege agony&ecstasy. Sein Problem ist nur sein Alter. Mit gerade mal 25 Jahren, war er nun mal 7 als die Band ASSASSIN sich fürs erste verabschiedet haben, während die Düsseldorfer meine Thrash-Metalband in der Pubertät waren 😉

Und als diese mit einer nicht enden wollenden Version ihres Hits Assassin loslegten und der vordere Mob Go-Fight-Kill-Assassin brüllte dachte ich wieder im Jahre 1988 bei meiner einzigen gesehen Clubshow der Band angelangt zu sein. Um mich herum Kutten- und Old-school-Shirtträger wohin das Auge reicht, ein kurzer Mob zum Moshen, Pogen, Anschubsen oder was auch immer. Davor drei bangende Reihen vor der Bühne.

ASSASSIN prügelten in einer Stunde 16 Songs runter, wobei mit The Club und Bushwackers nur zwei Scheiben ihrer Comeback-CD am Start waren. Der Rest waren Hits am laufenden Band. Bullets, Baka, Abstract War, Junk Food etc. Das Warten hat sich gelohnt, wobei man auch als Fan zugeben muss, dass nicht alles Gold war, was glänzte. So fiel zum Beispiel ca. 5 mal das Mikro aus und auch das Aussehen der Bandmitglieder ist bis auf Sänger Gonella (stilecht mit 80er Chucks) und Gitarrist Hofmann nicht wirklich mehr up to date. Die übrigen drei Musiker sahen nicht gerade aus wie Trashmetaller. Allerdings spielt die Band derzeit im Interstellar-Line-Up und im Laufe der Jahre werden nun mal die Haare etwas kürzer und der Kleidergeschmack ändert sich auch.
Trotzdem haben ASSASSIN ein zufriedenes Publikum hinterlassen, auch wenn viele, die die Band das erste Mal hörten, etwas mehr Abwechslung gewünscht hätten und sich auch nicht jeder mit dem Gesang von Gonella anfreunden konnte. Die Jungs haben trotzdem bewiesen, dass mit ihnen noch zu rechnen ist. In diesem Sinne Go-Fight-Kill…bis zum nächsten mal und nicht wieder erst in 18 Jahren!

DEMON

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Nachdem wir den ASSASSIN-Auftritt aus den hinteren Reihen begutachtet hatten, schlichen wir uns für das große Finale wieder etwas weiter nach vorne. Leider wurden auch DEMON Opfer des unbarmherzigen Sound-Dämons. Ähnlich schlapp wie dieser Wortwitz waren leider auch wir zu fortgeschrittener Stunde, so dass wir uns letztendlich den Faktoren Müdigkeit und Soundmatsch geschlagen gaben und nach wenigen Songs die Sporthalle Dittigheim verließen und die Betten ansteuerten. Es tut mir leid, dass hier somit nichts zu DEMON steht, aber gegen Ende waren einfach die Batterien leer. (agony&ecstasy)

POWERVICE

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Den Haupttag eröffneten zur infernalisch frühen Stunde die Holländer von POWERVICE. Deren Song Behold The Hand Of Glory hatte ich mir vor geraumer Zeit auf der Bandhomepage runter geladen und das Teil hat mich ganz schön weg geblasen. Keine Frage also, dass ich mir die selbstproduzierte 3-Track Promo sofort beim Betreten der Tauberfrankenhalle unter den Nagel gerissen habe. Und POWERVICE wurden den hohen Erwartungen durchaus gerecht. Ihre sehr deutlich von frühen IRON MAIDEN beeinflussten Songs haben die Flachländer mit einer derartigen Spielfreude vorgetragen, dass es auch wirklich schwer war, nicht von diesem Quintett begeistert zu sein. Gespielt wurden neben den drei Songs der aktuellen Promo auch ältere, sowie ganz neue Songs. Ihre Aufgabe als Opener haben POWERVICE an diesem Tag jedenfalls mehr als souverän gelöst und scheinbar war ich nicht der einzige, dem die Chose gefallen hat, denn im Verlaufe des Tages sah man immer mehr Leute in POWERVICE-Leibchen durch die Halle wandern. Mission acomplished würde ich sagen. Von den Jungs wird man definitiv noch hören! (agony&ecstasy)

WOTAN

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Wotan
Epic Metal zwischen Kult und Kitsch – WOTAN

Kult und Kitsch liegen oft näher beieinander, als man das sich selbst eingestehen möchte. In diesem Kontext sind die italienischen Epic-Metaller WOTAN echte Gratwanderer. Das wird allein durch ihr Soundgemisch aus frühen MANOWAR/VIRGIN STEELE und AXXIS deutlich. Schon die Stimme von Sänger Vanni Ceni ist nicht für jedes Ohr bestimmt und das liegt nicht allein am hohen Frequenzbereich. Auch das Auftreten der Truppe schwankt zwischen True Metal-Helden und affektierten Epic-Posern. Wenngleich man den Jungs ihre Haltung abnimmt, WOTAN sind definitiv Liebhaber der Materie, wenngleich sie nicht jeden Liebhaber ansprechen können. Mir persönlich fehlt es wieder einmal an wirklich spannendem Songwriting. Das Feeling stimmt, aber wäre da nicht Sänger Ceni, vermutlich hätte die Musik der Truppe kaum Wiedererkennungswert. Kritische Metal-Fans werden da vermutlich auch das Posieren mit Totenköpfen in Drink in the Skull, ein Song des neuen Albums der Band, oder dem geflügelten Helm bei Lord of the Wind eher als Ablenkungsmanöver werten. Doch zu schlecht sollte man die Truppe nicht machen. Letztendlich bieten WOTAN guten, wenn auch nicht unbedingt mitreißenden Epic-Metal und liefern eine kurzweilige Show. Definitiver Höhepunkt erreichte der Auftritt aber ohne Frage, als Ross the Boss in seiner unnachahmlich selbstgönnerischen Art die Bühne betrat, um gemeinsam mit den Jungs Revelation von MANOWAR zu spielen. Keine Frage, davon würde jede Truppe träumen und WOTAN gönnte man diesen Moment, zumal der Song durch den Gesang von Vanni Cent auch seinen eigenen Stempel aufgedrückt bekam. Coole Sache also, und so bleibt ein positiver Gesamteinddruck.

DARKNESS

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Darkness
Ein würdiger Abschluss für das Kapitel DARKNESS

Nach dem recht einschläfernden Epic-Metal von WOTAN gab es zu meiner großen Freude ordentlich was auf die Fresse. Die Essener Kult-Thrasher DARKNESS, die 1984 gegründet wurden, von 1987 bis 1989 drei Alben veröffentlichten und sich dann auflösten, traten mit immerhin 2 Mitgliedern der ursprünglichen DARKNESS-Besetzung zum finalen Schwanengesang an. Ok, Sänger und Gitarrist Arnd ist erst 1986 dazu gestoßen, somit aber immerhin auf sämtlichen Studioalben vertreten. Der Rest der Band besteht aus den beiden Neuen Emma (Vocals und Bass) und Joeter (Gitarre), die so neu eigentlich gar nicht sind, da beide Ende der Achtziger bereits kurz bei DARKNESS involviert waren. Nach diesem Auftritt geht es in der neuen Besetzung unter dem neuen Namen EURE ERBEN weiter. Die Musik wird die selbe bleiben, abgesehen davon, dass zukünftig die deutsche Sprache gepflegt wird. Doch an diesem Tage war man ein letztes mal unter dem Namen DARKNESS unterwegs. DARKNESS hin EURE ERBEN her, was die Herren da auf der Bühne abzogen hatte Format. Zu old-schooligem Thrash Metal, der eine gewisse Ähnlichkeit zum frühen Sound der ebenfalls aus Essen stammenden KREATOR nicht abstreiten kann, ließ sich jedenfalls hervorragend die Birne schütteln. Sicher, für die erste Liga des deutschen Thrash Metal reicht es dann doch nicht, aber unterhaltsam war es allemal. Die vier Erben wirkten auf jeden Fall hoch motiviert und vermittelten jede Menge Spielfreude. Alles in Allem war der Auftritt ein würdiger Abschluss für das Kapitel DARKNESS. Jetzt geht´s weiter mit EURE ERBEN.

SILVER FIST

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Silver
Sympathieträger, die ihr Ding sauber durchziehen – SILVER FIST

Noch so ne Band, die wirklich nichts besonders Eigenständiges macht, darin aber wirklich gut ist. Kraftvoller Metal aus Spanien mit Texten in der Heimatsprache war bei SILVER FIST angesagt und den bringt die Truppe verdammt überzeugend rüber. Hier passt einfach alles zusammen – musikalische Rohheit kombiniert mit spielerischen Fähigkeiten, Authentizität mit Huldigung an gewisse Klischees, ohne diese bis zum Umfallen durchziehen zu müssen, und gutes Songwriting mit einer überzeugenden Darbietung. Das sind echte Sympathieträger, die ihr Ding sauber durchziehen. Hier braucht es nicht viele Worte, hier weiß jeder was er kriegt. Sänger Silver verleiht seinen Songs Ausdruck und weiß auch das Publikum auf seine Seite zu ziehen, während seine Jungs im Hintergrund manchmal vielleicht noch etwas aus sich herausgehen könnten. Was will man groß sagen? SILVER FIST sind ihr Geld wert und wenn sie es nicht wären, würden sie vermutlich trotzdem nichts an sich ändern. Dieser Band zuzuschauen macht einfach Spaß und wer die Band schon seit MURO-Zeiten begleitet weiß vermutlich ganz genau, was er an den Jungs hat.

AXEHAMMER

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Axehammer
Gute und unterhaltsame Show, bei der mehr Wert auf die alten Klassiker hätte gelegt werden können – AXEHAMMER

Nachdem die KEEP IT TRUE-Initiatoren schon einige extrem undergroundige Acts ausgegraben haben, war es gar nicht mal so verwunderlich (aber sehr erfreulich), dass sogar die göttlichen AXEHAMMER in Lauda-Königshofen auftauchen. Denis Gulbey von Sentinel Steel Records sei Dank, das diese Hammerband 1998 endlich zu einer regulären Veröffentlichung kam, wobei Lord Of The Realm nach wie vor eine meiner absoluten Lieblingssscheiben ist. 2005 nahmen AXEHAMMER dann mit Windrider ein zweites Album auf, das ebenfalls aus alten Songs besteht. Problematisch erwies sich bereits letztes Jahr, dass die Gesangsleistung nicht mehr ganz die alte Klasse erreicht, wobei es natürlich auch schwierig ist, fast 20 Jahre nach Weltklasseperfomances wie Lord Of The Realm oder Axehammer den Stimmbänder adäquate Leistungen zu entlocken. Und so kokettierte Sänger Bill Ramp auch fortlaufend mit der vergangenen Zeit, seinem extremen Körperumfang (I need a pizza) und seinem hohen Alter. Zum Leidwesen vieler Altfans hatten die Axthämmer den Schwerpunkt der Show auf die Windrider-Phase gelegt, was einerseits natürlich Schade war, da man einige Klassiker nicht berücksichtigte, andererseits aber auch zeigte, dass die neuen Songs live sehr gut funktionieren, da sie mit sehr eingängigen Refrains bestückt sind und sich bestens zum Mitgröhlen eignen. Mit Princess, der Bandhymne Axehammer und Lord Of The Realm also etwas zu wenig Stoff, den wir von den Original-Aufnahmen kennen. Trotzdem eine gute, unterhaltsame Show, die nicht zu den ganz großen Momenten in der KIT-Historie zählt, aber trotzdem zu überzeugen wusste. Ein Höhepunkt war allerdings die Darbietung des Knallers Lord Of The Realm, bei dem Bill die brillante Jodeleinlage der Studiofassung (scheinbar oder tatsächlich unter Aufbietung seiner letzten Kräfte) originalgetreu rüberbrachte. (wings)

GRIM REAPER

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Grim
Routiniert aber auch etwas durchschnittlich – GRIM REAPER

Von GRIM REAPER hatte ich nicht allzu viel erwartet, hatten die Mannen um das letzte verbliebene Gründungsmitglied Steve Grimmett doch in der Vergangenheit mit einem grauenhaften Gig in Wacken und einer recht halbgaren, AOR-mäßigen Veröffentlichung die Erwartungen gründlich planiert. Auch in Königshofen war die Performance eher durchschnittlich, wobei man immerhin eine einwandfreie Songauswahl getroffen hatte (zum Beispiel: Rock You To Hell, Night Of The Vampire, Wrath Of The Ripper, Rock Me Till I Die, Fear No Evil, Dead On Arrival, Wasted Love und der standesgemäße Rausschmeißer See You In Hell). Aus nostalgischen Gründen war es also eine schöne Show, allerdings merkt man Frontmann Steve Grimmett die Jahre und den zunehmenden Körperumfang auch zunehmend an. Während er die mittel hohen und tieferen Passagen immer noch charismatisch intonieren kann, gerät er bei den hohen Parts zunehmend in Schwierigkeiten. Aber da die Band ausnahmslos aus alten Kämpen besteht, wird das Set routiniert und mit Spaß an der Sache runtergezockt und erntet viel Wohlwollen im Publikum. Kein Weltklasse-Auftritt, aber auch kein Ausfall. (wings)

PARADOX

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PARADOX fielen ein wenig dem Nahrungsbedarf zum Opfer. Wenn man halt Ewigkeiten anstehen muss, um mal an sein lecker Schnitzel zu kommen, kann man seine volle Aufmerksamkeit nicht der Band widmen, die da auf der Bühne steht. Was ich allerdings nebenbei so mitbekommen habe, lässt mich nicht trauern, etwas Essentielles verpasst zu haben. PARADOX boten mit ihren insgesamt drei Gitarristen austauschbare Musik die als Hintergrundbeschallung zur Nahrungssuche noch in Ordnung ging, aber meiner Meinung nach eine relativ hohe Platzierung im Billing keinesfalls rechtfertigte. (agony&ecstasy)

SOLITUDE AETURNUS

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Solitude
Spitzenmäßige Songauswahl mit etwas müder Performance – SOLITUDE AETURNUS

Mir klingen immer noch die Worte von Frank Hellweg im Ohr, als er in unserem Doom Shall Rise-Special prophezeite, dass sich die Fans vor SOLITUDE AETURNUS nicht gleich auf die Knie werfen werden. Nach dem desaströsen Auftritt eine Woche zuvor war ich auch wirklich nicht mehr dazu gewillt. Und so sah ich dem Auftritt auf dem Keep It True zugegebenermaßen mit gemischten Gefühlen entgegen. Zur Freude aller war Sänger Rober Lowe, der auf Grund eines nicht verlängerten Reisepasses beim Doom Shall Rise zuhause bleiben musste, dieses mal mit von der Partie und als er die Bühne betrat war die Verzückung groß, diese Stimme hören zu können – sie hat von ihrer Magie einfach nichts verloren. Die Stageperformance von Rob leider schon. Zu Beginn des Auftritts wirkte der Mann mit den weißen Haaren und dem schwarzen Schnauzer seltsam distanziert und wenig motiviert. Es schien, als wäre auf der Bühne zu stehen in diesem Moment das letzte, auf was er Lust hatte. Damit gesellte er sich hervorragend zu Gitarrist Steve Moseley und Bassist James Martin, die auch dieses Mal mehr wie Fremdkörper, als wie fest in die Band integrierte Musiker wirkten. Bezeichnet es als verklärte Nostalgie: ich vermisse Edgar und Lyle. John Perez ist da schon ein ganz anderes Kaliber. Erneut übernahm er mit seinen selbstironischen Sprüchen die Ansagen zwischen den Songs und wie in alten Tagen hatte er noch immer diese gewisse aufgeladene Art, als stünde er immer kurz vor einer riesigen Explosion – einfach mit niemandem zu vergleichen. Und auch Rob Lowe steigerte sich dann im Laufe des Auftritts, zog wieder seine verdrehten Augen und seine ganz eigene Gestik aus der Mottenkiste, sorgte aber genauso für Verwirrung, wenn er wieder einmal am äußersten Bühnenrand hinter den Stahlträgern der Lichtanlage versteckt seine unglaublichen Gesangslinien zum Besten gab. Von daher war der Auftritt der Band definitiv nicht gerade überschwänglich, doch angesichts der Songs fraß der Großteil der Fans der Band dennoch aus der Hand. Keine Frage, die waren auch vom Allerfeinsten und herrlich gespielt. Mit Haunting the Obscure gings los, Days of Prayer, Th 9th Day: Awakening folgten, dazwischen gab es auch zwei neue Songs, wobei Sightless, das ja bereits im Internet zum Download bereit stand, sich schon jetzt in die Hirnwindungen eingebrannt hat, das mit dem orientalisch geprägten Scent of Death aber nicht mithalten konnte. Auf den Live-Eindruck hin könnte dieses Stück wieder ein ganz großer Wurf sein. Mit Destiny falls to Ruins und Opaque Divinity griff die Band nochmals tief in ihr Songarchiv und das abschließende Fall ließ keine Fragen offen. Die Menge war begeistert und das, obwohl sich SOLITUDE AETURNUS nicht von ihrer besten Liveseite zeigten. Seltsamerweise kam es dennoch zu keiner Zugabe, was doch etwas überraschte. Trotz guter Resonanz bleibt bei mir das gemischte Gefühl der Band gegenüber momentan leider bestehen.

ROSS THE BOSS

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Ross
Das, was MANOWAR heutzutage fehlt ist ROSS THE BOSS!

Jetzt ist es offiziell bestätigt: das, was MANOWAR heutzutage definitiv fehlt, ist Ross the Boss! Was für ein herrlich sympathisch arrogantes Arschloch – zum Verlieben. Wahrlich. Der Typ kommt auf die Bühne und lässt sich erstmal feiern – und erwartet es natürlich auch, abgefeiert zu werden. Und dennoch ist da immer dieses spitzbübische Augenzwinkern dabei, was ihm seine Ausstrahlung verleiht. Ich glaube an dieser Stelle sollte nicht großartig erwähnt werden, dass es MEN OF WAR nicht schaffen, an die Klasse von MANOWAR heranzukommen. Speziell gesanglich ist das eh nicht möglich, spätestens bei den hohen Schreien scheitert live jeder Adams-Imitator – so natürlich auch Patrick Fuchs. Aber wenn man ehrlich ist – und das meine ich wirklich nicht böse oder abwertend, dann waren die drei Mitmusiker von Ross an diesem Abend ohnehin in die Statistenrolle verbannt. Auch soundtechnisch war das Ganze eher drucklos und konnte mit MANOWAR-Standards nicht mithalten. Dafür blieben einem aber auch Bass-Drum-Soundchecks erspart und auch das hirnlose Gelaber von Joey – wie Ross vor der Zugabe betonte, steht er nicht besonders auf viel Gerede. Dieser Gig war letztendlich geprägt von einer genialen Songauswahl und der Präsenz von Ross the Boss. Seine Art des Gitarrenspiels hat mit dem heutigen Posing von MANOWAR wirklich nichts gemein – der ist noch unverfälscht, roh und bissig. Ganz ehrlich: ich hätte den Kerl vor Freude knutschen können. Wie sich das gehört, legte die Mannschaft mit Manowar los und präsentierte mit Shell Shock und Death Tone gleich die beiden ersten großen Überraschungen. Danach gab es Hit auf Hit und Songs, mit denen man beim Besten Willen nicht gerechnet hätte. Secret of Steel, Kill with Power, Army of Immortals, Thor, Hail to England und Gloves of Metal – das war schon der Oberhammer. Dass MEN OF WAR und Ross the Boss dann aber auch noch Bridge of Death und ausgerechnet Mountains, bei dem Ross auch noch die Keyboardparts übernahm, brachten, das trieb mir die Freudentränen in die Augen. Als Zugabe wagte man sich mit Hail and Kill sogar noch recht weit in der Zeitlinie vor – bis dahin gab es nur Songs von vor 1984 – und natürlich durfte als krönender Abschluss Battle Hymns nicht fehlen. Das war definitiv die Seite von MANOWAR, die ich auch heute noch liebe und ich vermute die einzige Chance für die Band dürfte die Rückkehr von Ross sein. Wenn der die Jungs noch mal aufmischen würde, das könnte ja echt noch mal was werden.

EXCITER

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Exciter
Setlist EXCITER:
Massacre
Dark Command
Reign Of Terror
Victims Of Sacrifice
Pounding Metal
Immortal Fear
Heavy Metal Maniac
Black Witch
Violator
Evil Omen
Aggressor
Violence And Force
Rising Of The Dead
Long Live The Loud

Nach der gelungenen MANOWAR-Hommage stand die Band an, auf die ich mich im Vorfeld am meisten gefreut hatte. Schließlich hatte ich die kanadischen Holzfäller vom 2000er BANG YOUR HEAD noch in allerbester Erinnerung. Nach dem Rausschmiss und Wiedereinstieg von Frontröhre Jaques Belanger sieht das Line Up zur Zeit folgendermaßen aus: An der Gitarre selbstverständlich Altmeister John Ricci, Rik Charron seid rekordverdächtigen 10 Jahren am Schlagzeug, natürlich Jaques Belanger am Mikro und dem 2004 zur Band gestoßenen Bassisten Clammy. Soviel also zur personellen Situation im Hause EXCITER.

Los ging es mit Massacre und Dark Command dicht gefolgt von Reign Of Terror. So richtig zünden wollte es allerdings noch nicht. Das Publikum wirkte noch etwas verhalten und auch die Band war wohl noch nicht warm. Nach einem kleinen Technick Fuck-Up ging es dann mit Victim Of Sacrifice weiter und endlich kam zaghafte Bewegung in die Menge. Es dauerte allerdings noch zwei weitere Songs, bis es bei Immortal Fear endlich mal wirklich Action im Pit gab. Auch EXCITER, beziehungsweise Jaques Belanger waren inzwischen aufgetaut und betrieben so etwas wie Kommunikation mit dem Publikum. Der folgende Über-Hit Heavy Metal Maniac wurde meiner Meinung nach etwas zu früh verheizt, brachte die Stimmung aber natürlich trotzdem zum kochen. Das tödliche Tripple Violence And Force, Rising Of The Dead und Long Live The Loud beendeten einen starken wenn auch nicht überragenden Auftritt eines würdigen Co-Headliners. EXCITER haben an diesem Abend bewiesen, dass man weiterhin mit der Speed Metal Institution rechnen kann, nein muss. Die, wenn ich mich recht erinnere, drei neuen Songs, die von der Band zum Besten gegeben wurden, lassen ebenfalls keine anderen Schluss zu.

Dies war zumindest der Eindruck den ich nach dem Auftritt hatte. Inzwischen hat es aber bei EXCITER mal wieder im Line-Up Karton gerappelt. Jagues Belanger ist zur Abwechslung einmal mehr ausgestiegen und somit stehen EXCITER zwar mit neuen Songs, aber ohne die passende Stimme da. Ob die Herren einen würdigen Ersatz für Jaques finden oder ob der gute vielleicht zum vierten Mal bei den Kanadiern einsteigt – die Zukunft für EXCITER ist wohl eher ungewiss. (agony&ecstasy)

RIOT

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Inzwischen muss man sich überlegen, ob der Headliner-Status auf dem KIT für die betreffenden Bands eher Fluch oder Segen ist. Sicher ist es für eine Formation immer schmeichelhaft, den Abend zu beschließen, nur war es beim KIT VI nun schon zum wiederholten Male so, das ein beträchtlicher Teil des Publikums beizeiten das Weite sucht. Und zwar nicht, weil die gebotenen Bands nicht allererste Sahne sind und häufig überragend Performances abliefern, sondern weil der normale Headbanger nach über 12 Stunden Konsum von alkoholischen Kaltgetränken, erstklassiger Musik und der Verplemperung von Unmengen von Kohle auf der Metalbörse einfach völlig erschöpft ist. So hatten auch RIOT einen beträchtlichen Aderlass zu verkraften, obwohl die Band eine sehr gute Songsauswahl getroffenen hatte und nahezu jede Phase der langen RIOT-Diskografie würdigte. Da sich zusätzlich Goldkehlchen und Neuzugang Mike Tirelli in allen Songs der New Yorker zu Hause fühlt und RIOT vom Musikalischen her sowieso über jeden Zweifel erhaben sind, kann man nur alle Daumen heben! (Setlist u.a.: Narita, Johnny´s Back, Outlaw, Rock City, Swords & Tequilla, Thundersteel, Warrior). Schade, das RIOT ihr Können nicht zu einer früheren Zeit präsentieren konnten und man statt dessen mit ROSS THE BOSS eine etwas verstärkte Coverband zu einer Zeit spielen lässt, wo die Halle extrem aufnahmefähig und gierig auf gute Songs wartet. (wings)

Zusammenfassend sei gesagt…

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Insgesamt war auch das sechste KEEP IT TRUE eine runde Sache. Der Sound war im Gegensatz zum Vorjahr wieder etwas schlechter ausgefallen und direkt vor der Bühne ganz ordentlich, in dieser Location aber leider eben wohl kaum großartig zu verbessern. Was allerdings wieder äußerst negativ auffiel, waren die extrem langen Zeiten die man am Essenstand anstehen musste. Dafür war die Bar quasi tot. Diesen Stand hätte man auch mit der normalen Getränkeausgabe zusammen legen und dafür an zwei Stellen Essen ausgeben können. Aber das ist wirklich nur ein kleiner Malus eines ansonsten wieder einmal sehr spaßigen Festivals. Auch wenn es verdammt schwer fällt von zwölf Uhr mittags bis zwei und darüber hinaus durchzuhalten und somit alle Bands zu sehen. Aber wie heißt es doch so schön: Heavy Metal ist kein Ponyhof.

Gar nicht gut finde ich allerdings die Entscheidung der Organisatoren das Winter-KIT zukünftig im kleineren Rahmen zu veranstalten. Eigentlich ist es noch nicht mal die Tatsache der kleineren Version des KEEP IT TRUE, sondern die Umsetzung. Denn ob ein ganzer Tag Festival in der soundtechnisch suboptimalen Sporthalle in Dittigheim (sonst Location für die Warm Up Show) so der Riesenspaß wird, wage ich zu bezweifeln. Dort werden jedenfalls im November HEIR APPARENT (USA) – (20th Anniversary Gracefull Inheritance), FLOTSAM & JETSAM (USA)- (Special Old School Show), ONSLAUGHT (UK), WOLF (SWE), WARHAMMER (GER), ARCTIC FLAME (USA) und MESSENGER (GER) die Bühne entern.

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