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ROINE STOLT: Wallstreet Voodoo

Es knistert. ROINE STOLT holt den Motown-Sound nach Skandinavien.

Wenn man jetzt den Namen ROINE STOLT hört und dabei an THE FLOWER KINGS denkt, dann hat man nicht unbedingt lockere, beschwingte Motown-Sounds im Ohr. Komplizierten, neoprogressiven Rock eher, der mit dem ein oder anderen grenzwertigen Klang auch mal einiges an Geduld erfordert. Ich weiß nicht, was sich Roine Stolt bei Wallstreet Voodoo gedacht hat, aber er hätte es sich schon früher denken können. Noch nie war ein Album mit Beteiligung von THE FLOWER KINGS -Musikern so relaxed, so smooth, so groovy.

Gleich der erste Track, The Observer, ist ein absolut schlagkräftiger Beweis, dass progressive Musik schick, en vogue, einfach unendlich cool sein kann. Die Bassgrooves hört man nicht, man fühlt sie mit jeder Faser des Körpers. Lässiges Kopfnicken ist angesagt. Ergänzt wird die Basis von funkigen Gitarren, die ein bluesiges Timbre vermitteln. Dazu erzählt Roine Stolt einfach nur gediegen, mit geradezu betont arrogantem Abstand (… I`m An Angel In Disguise And I`m Watching The World) über Macht, Intrigen und Chaos in unserer vom Kommerz befallenen Welt. Zwischen den Zeilen bringen die Gitarren ihre Einwürfe und holen das Maximale aus jedem Ton. Beswingt geht es in Head Above Water weiter, das die BEATLES-Attitude der Musiker – auch gesanglich – zur Schau stellt. Aber das ist bei Weitem noch nicht alles. Das Spektrum auf Wall Street Voodoo wirkt klar definiert, ist dabei aber sehr facettenreich. In Spirit Of The Rebel gibt es dezente Southern Rock Einflüsse und dann ein richtig dynamisch groovendes Gitarrenriff mit breitem Sound. Richtig beängstigend ist die Tatsache, dass alle Stilelemente dermaßen perfekt umgesetzt sind – so klingt das melancholisch, bluesige Outcast fast, als wäre Mister GARY MOORE persönlich am Start – und, dass nach einer CD noch nicht fertig ist. Denn Wall Street Voodoo ist eine Doppel-CD mit unglaublichen 115 Minuten Spielzeit. Konnte man der eingeschworenen Bande um Stolt & Co in jüngster Vergangenheit noch latent Einfallslosigkeit vorwerfen, vermag Wallstreet Voodoo diesen Vorwurf über seine komplette Dauer zu entkräften. Selbst die viel gescholtenen Hammond-Orgeln, Synthies und Keyboards wirken auf diesem Album stilsicher, da stören dann auch ein paar kleine Samples in It`s all about money nicht. Es ist vor allem der Motown inspirierte Groove des Albums, der sich so sehr von den vielen anderen Projekten der FLOWER KINGS-Musiker abhebt und das Credo dieses Albums bildet. Dieser Groove geht auch in den minutenlangen Instrumentalpassagen von People That Have The Power To Shape The World nicht verloren, an diesen wiederum erkennt man aber auch, aus welcher Ecke Wallstreet Voodoo kommt und Roine Stolt & Co eben nicht TOWER OF POWER sind. Dieser Hinweis dient der stilistischen Einordnung, nicht der qualitativen Abgrenzung.

Weckte Anfangs natürlich das ungewöhnliche Artwork samt Thema das Interesse, so ist mit Freude zu attestieren, dass die musikalische Umsetzung der aufgebauten Erwartungshaltung standhalten kann. Die Röhren des Fender Twin Reverbs sind noch warm…

Veröffentlichungstermin: 11.11.2005

Spielzeit: 115:00 Min.

Line-Up:
Roine Stolt: Lead Vocal, Electric & Acoustic Guitars & Percussion

Neal Morse: Lead Vocal & Hammond Organ

Slim Pothead: Wurlizer Piano, Mini Moog & Hammond Organ

Victor Woof: Fender Bass

Marcus Liliequist: Drumkit

Hasse Bruniusson: Percussion

Gonzo Geffen: Congas & Percussion & Loop treatments

Label: InsideOut Music

Tracklist:
Disc One

1. The Observer (11:05)

2. Head Above Water (5:25)

3. Dirt (8:15)

4. Everyone Wants To Rule The World (4:05)

5. Spirit Of The Rebel (6:10)

6. Unforgiven (3:00)

7. Dog With A Million Bones (8:10)

8. Sex Kills (7:20)

9. Outcast (7:50)

Disc Two

1. The Unwanted (9:00)

2. Remember (6:55)

3. It`s All About Money (8:05)

4. Everybody Is Trying To Sell You Something (6:55)

5. Hotrod ( The Atomic Wrestler) (9:10)

6. Mercy (2:40)

7. People That Have The Power To Shape The Future (11:05)

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