RIEFENSTAHL: Seelenschmerz

Mein Gott, wieso meinen manche Bands immer noch, sie könnten durch die Wahl ihres Bandnamens die Gesellschaft schocken und provozieren? Und, quasi "Mein Gott Reloaded", wieso lassen sich immer noch so viele Leute durch einen Bandnamen schocken und provozieren?

Mein Gott, wieso meinen manche Bands immer noch, sie könnten durch die Wahl ihres Bandnamens die Gesellschaft schocken und provozieren?
Und, quasi Mein Gott Reloaded, wieso lassen sich immer noch so viele Leute durch einen Bandnamen schocken und provozieren?
Mir persönlich ist es scheißegal, ob sich eine Band BECKENBAUER, HITLER, SCHNAPPI, TOKIO HOTEL oder IRON MAIDEN nennt, denn eine Band soll nur interessante Geschichten in ein für meine Ohren angenehmes musikalisches Gewand kleiden – wenn dann die Texte noch anhörbar sind, dann ist doch alles okay, oder!?
Die nach der deutschen Tänzerin, Schauspielerin, Spiel- und Dokumentarfilmerin, Regisseurin und Fotografin Helene Amalia Bertha Riefenstahl, die wegen ihrer Nähe bzw. Nicht-Nähe zum Nationalsozialismus im Allgemeinen und zu Adolf Hitler im Speziellen zu einer der kontroversesten Figuren der Filmgeschichte wurde, benannte Band hat nichts mit nationalsozialisten Ideologien am Hut – und deshalb so ein offensichtlich-provokantes Spiel mit dem Namens-Feuer eigentlich gar nicht nötig.

Mit der Musik von Bands aus dem Neue Deutsche Härte-Sektor haben RIEFENSTAHL nichts am Hut.

Musikalisch dürften sich von den zum Großteil von Gitarrist Ralph Laskowski komponierten und von Sänger Jens Esch (der wie eine Mischung aus GODSMACKs Sully Erna, Ex-ICED EARTH-Sänger Matthew Barlow und IN EXTREMOs Das Letzte Einhorn klingt) mit deutschen Texten versehenen Songs alle Fans von Bands wie RAMMSTEIN (Gitarrenarbeit), WEISSGLUT (elektronische Spielereien) und TYPE O NEGATIVE(flächendeckende Keyboardssounds) angesprochen fühlen – und auch wer eine Band wie GODSMACK mag, sollte mit Songs wie Nichts oder 1001 Nacht keine Probleme haben.
Die Songs klingen eher straight-simpel,sind stets melodisch und wurden mit einem kräftig-düsteren Sound versehen.

Das Quartett setzt verstärkt auf das Silmittel des Laut-Leise-Wechsels innerhalb eines Songs (Dunkle Zeit, Was Wäre Wenn, das TYPE O NEGATIVE-lastige Seelenschmerz), wettert im Opener Ist es? gegen die Institution Kirche, rechnet im eher ruhigen und getragenen Ich Will Dich Nicht Mehr mit einem (Ex-)Partner/Freund ab, beschreibt in Nichts die Sehnsucht eines Kindes nach (s)einer Mutter und beschäftigt sich in Was Wäre Wenn mit dem Thema Kindesmissbrauch/Kinderschänder – wobei man über die Einstellung der Band zu diesem Thema sicherlich diskutieren könnte.
So gut wie die meisten Songs auch sind, so schlecht ist das durch Rapper/HipHoper Cemil Yavsan verunstaltete IDEAL-Cover Eiszeit geworden. Glücklicherweise der einzige echte Schwachpunkt auf einem ansonsten wirklich gelungenen Debütalbum, das vor zwei, drei Jahren aufgrund des damals angesagten Musikgeschmacks vielleicht mehr Beachtung gefunden hätte, als das heute der Fall sein dürfte.

Veröffentlichungstermin: 17.05.2005

Spielzeit: 44:27 Min.

Line-Up:
Jens Esch : Vocals, Programming

Ralph Laskowski : Guitars, Programming

Daniel Peschel : Bass

Sven Petersen : Drums, Keyboards

Guests

Klaus Henatsch : Keyboards

Cemil Yavsan : Rap

Kai Schwerdtfeger : Programming

Produziert von Kai Schwerdtfeger & Riefenstahl
Label: Loyworld Records / Twilight

Homepage: http://www.riefenstahl-music.com

Tracklist:
Ist Es?

Seelenschmerz

Eiszeit

Fremdes Land

Was Wäre Wenn

Nichts

Dunkle Zeit

1001 Nacht

Ich Will Dich Nicht Mehr

Erhöre Meine Worte

So Wie Ich

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