NEVERMORE: Meine Version des Armageddons

Knapp zwei Jahre ist es her, als die Seattle-Metaller NEVERMORE mit "Enemies of Reality" ihren Fans ein gelinde gesagt etwas außergewöhnliches Album lieferten. Auf ihrem neuen Output "This Godless Endeavor" scheinen NEVERMORE jedoch das Rad der Zeit wieder etwas zurückgedreht zu haben: Gänsehautmomente gibt es wieder einmal zuhauf, Andy Sneap wurde sowohl für die Produktion des neuen Albums als auch für den Remix des strittigen Vorgängers angeheuert und man hat wirklich den Eindruck, als wäre seit "Dead Heart in a Dead World" keine Sekunde vergangen. Grund genug, sich einmal NEVERMORE-Fronter Warrel Dane vors Mikrofon zu holen und die jüngsten Ereignisse um die Band Revue passieren zu lassen…

Knapp zwei Jahre ist es her, als die Seattle-Metaller NEVERMORE mit Enemies of Reality ihren Fans ein gelinde gesagt etwas außergewöhnliches Album lieferten. Unklar erschien die Richtung, in die sich die Mannen um Mattenkönig Warrel Dane bewegen würden, schließlich ließ der bitterböse Longplayer doch genau die Trademarks vermissen, welche die beiden grandiosen Vorgängeralben Dead Heart in a Dead World und Dreaming Neon Black auszeichneten: Statt der gesunden Mischung aus Thrash-Riffs und herzergreifender Melancholie fand man auf dem Album vordergründig erbarmungslose Hassbrocken und der zuletzt so begeisternde Sound Andy Sneaps wurde durch eine druck- und herzlose Abmischung von Kelly Gray (QUEENSRYCHE) ersetzt, weshalb so mancher Fan bis heute noch nicht hundertprozentig mit diesem Album warm geworden zu sein scheint.
Auf ihrem neuen Output This Godless Endeavor scheinen NEVERMORE jedoch das Rad der Zeit wieder etwas zurückgedreht zu haben: Gänsehautmomente gibt es wieder einmal zuhauf, Andy Sneap wurde sowohl für die Produktion des neuen Albums als auch für den Remix des strittigen Vorgängers angeheuert und man hat wirklich den Eindruck, als wäre seit Dead Heart in a Dead World keine Sekunde vergangen. Grund genug, sich einmal NEVERMORE-Fronter Warrel Dane vors Mikrofon zu holen und die jüngsten Ereignisse um die Band Revue passieren zu lassen…

Nach dem erfolgreichen Dead Heart in a Dead World-Album habt ihr euch drei Jahre lang Zeit gelassen, um einen Nachfolger aufzunehmen. Dieses mal wart ihr eindeutig schneller…

…ja, wir hatten aber auch dieses Mal mehr als genug Zeit für das Songwriting. Ein wichtiger Unterschied ist sicherlich, dass dieses Album wieder sauber aufgenommen und gemixt wurde (lacht). Was die kürzere Wartezeit für das Album anbelangt, ist eigentlich sehr schwierig zu erklären. Wir hatten mit einigen ernsthaften Problemen zu kämpfen, als Enemies of Reality geschrieben und aufgenommen wurde. Ich denke aber nicht, dass ich dazu noch viele Worte verlieren muss – das haben wir ja bereits in einigen Interviews verlauten lassen! Die Probleme sind auf alle Fälle beseitigt und hier sind wir wieder!

Und das Resultat dieser Entwicklung kann sich wirklich sehen lassen. This Godless Endeavor ist meines Erachtens nach eine enorme Steigerung im Vergleich zu seinem Vorgänger. Mittlerweile habt ihr ja genug Abstand zu Enemies of Reality gewonnen – welche Bedeutung messt ihr den Album heute bei?

Ich denke, dass irgendwann einmal die Zeit kommen wird, in der sich die Leute wieder auf dieses Album besinnen werden und plötzlich bemerken, dass die Songs für sich selbst sprechen – ganz gleich, wie sich die Produktion angehört haben mag. Jedenfalls befinden sich auf Enemies… einige meiner Lieblingssongs und Andy Sneaps Remix hat diese noch einmal ins rechte Licht rücken können!

Das führt mich gleich zu meiner nächsten Frage: Wer hatte denn letztendlich die Idee, das Album noch einmal neu zu mischen? Seid ihr von Century Media dazu aufgefordert worden, war es eine Entscheidung der Band oder kam Andy selbst auf euch zu?

Die eigentliche Idee ging tatsächlich von Century Media aus. Natürlich haben wir sofort zugesagt, schließlich reizte uns der Gedanke, dass die Leute das Album endlich so hören können, wie es eigentlich schon von Anfang an hätte klingen sollen. Ich wurde früher oft zitiert, wie gut der Mix doch klingen würde, aber ich habe damals immer nur vorläufige Abmischungen gehört, die ehrlich gesagt um Lichtjahre besser geklungen haben als das endgültige Resultat. Ich war entsetzt und habe Kelly Gray gleich gesagt: Ich will sofort einen Remix… das ist Müll!. Er hat es anschließend sogar versucht, aber es hat nicht wirklich viel gebracht. Kelly ist wirklich ein guter Kerl und ich habe auch gerne mit ihm zusammen gearbeitet, aber ich denke, dass das Heavy Metal-Genre einfach nicht für ihn als Produzent geeignet ist.

Habt ihr eigentlich noch einmal mit Kelly gesprochen, bevor Andy die Aufnahmen neu abgemischt hat? Ich kann mir jedenfalls sehr gut vorstellen, wie unangenehm es für jemanden sein kann, wenn seine gesamte Arbeit Jahre später noch einmal über den Haufen geworfen wird…

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Ich war entsetzt und habe Kelly Gray gleich gesagt: Ich will sofort einen Remix… das ist Müll! – Sänger Warrel Dane war alles andere als zufrieden mit dem Sound von Enemies Of Reality

Natürlich ist für ihn sehr ärgerlich, das sehe ich ein! Ich habe mich das letzte Mal mit ihm unterhalten, als noch gar nicht vom Remix die Rede war. Seit dem haben wir leider noch nicht miteinander gesprochen. Ich denke, es ist schon ein hartes Pflaster für ihn, aber ich glaube nicht, dass ihn das allzu sehr beschäftigen wird. Er hat mit dem Heavy Metal nicht wirklich etwas am Hut, das ist mir nach unserer Zusammenarbeit klar geworden. Er hat mit Sicherheit auch nicht mitbekommen, was in den letzten Monaten auf Andy Sneaps Homepage los war. Das war schon ziemlich abgefahren: Dort gibt es ein Bild zu sehen, auf dem Andy mit einem Mischpult auf Kellys Kopf einschlägt! Es ist leider nicht mehr auf der Seite zu sehen, aber wenn du es irgendwo findest, wirst du dir vor Lachen in die Hosen machen, haha!

Das muss ich mir unbedingt mal ansehen!

Ja, das ist wirklich zu lustig…

Was Andy im Endeffekt aus den Aufnahmen noch herausholen konnte, hat mich wirklich sehr verblüfft, aber ich habe anhand der neuen Version erst einmal so richtig gemerkt, wie wichtig ein druckvoller Sound für euch wirklich ist! Wenn das Album von Anfang an in diesem Gewand aufgelaufen wäre, hätte mir die CD wohl deutlich besser gefallen, obwohl die Songs ja die gleichen geblieben sind…

Ja, das ist wohl wahr! Im Zeitalter unserer modernen Technologie ist es wohl unabdingbar, einen druckvoll produzierten Tonträger zu veröffentlichen – das ist nunmal einfach so!

Andy hat auf jeden Fall einen bemerkenswerten Job abgeliefert, ebenso bei eurem neuen Output – was ist deiner Meinung nach der Hauptunterschied zwischen This Godless Endeavor und Enemies of Reality, von der Produktion einmal ganz abgesehen?

Es gibt auf jedem Fall wieder mehr ruhige Momente auf dem Album. Auf Enemies… gab es solche Parts eigentlich kaum, denn während wir die Songs für dieses Album geschrieben haben, waren wir ziemlich angepisst. Wir hatten persönliche Probleme, Schwierigkeiten innerhalb der Band und mit dem Label – all das beeinflusst dich natürlich, wenn du Songs schreibst, deshalb sind auf dieser CD vordergründig verbitterte, wütende Stücke zu finden. Ich denke, das ist aber auch das Schöne am Musikmachen: Die Art und Weise, wie deine Umwelt dich und dein Songwriting beeinflusst! Wenn ich mir heute das Album anhöre, ist es für mich wie ein persönliches Dokument aus dieser Zeit und ich erinnere mich an alles, was während dieser Monate passiert ist – das ist bei jedem einzelnen Album so!

Ich denke, ein entscheidender Unterschied ist außerdem das Gitarrenspiel. Wenn ich mir zum Beispiel den detailverliebten Chorus von Born oder die wechselnden Soli von The Psalm of Lydia anhöre, gewinne ich den Eindruck, dass Steve Smyth wirklich eine enorme Ergänzung für euren Sound ist…

Naja, bei diesen beiden Songs hatte Steve eigentlich gar keinen Einfluss. Aber er hat sich trotzdem auf einigen Stücken hervorragend einbringen können und sogar bei manchen Songs richtig mitgeschrieben.

Ja, beispielsweise Sell My Heart for Stones habt ihr ja beide zusammen geschrieben. Es ist meiner Meinung nach ein sehr typischer NEVERMORE-Song und ich fühle mich immer wieder in Zeiten von Dreaming Neon Black zurückversetzt! Steve scheint mit euren Trademarks schon ziemlich gut vertraut zu sein…

Das ist richtig! Das war auch einer der offensichtlichen Gründe dafür, dass wir ihn fest in der Band haben wollten – weil er stilistisch einfach perfekt zu uns passt! Er hat sich auch bei A Future Uncertain und Bittersweet Feast hervorragend einbringen können.

Im April 2004 habt ihr Steve in einem offiziellen Statement als das fehlende Bindeglied in unserer gestörten Bruderschaft bezeichnet! Wie kam es zu den Problemen innerhalb der Band und was hat euch letztendlich dazu gebracht, einen zweiten Gitarristen zu engagieren?

(lacht) Nun, wir hatten ja schon einige zweite Gitarristen in unseren Reihen und haben uns irgendwann eben dazu entschlossen, ein Quartett zu bleiben und die Leute nur für die Tourneen zu verpflichten, das war damals die einzige Möglichkeit, die wirklich funktioniert hat. Als Chris Broderick schließlich uns auf einer Tour nicht mehr begleiten konnte, weil er mit JAG PANZER zu sehr beschäftigt war, mussten wir uns einen neuen Gitarristen suchen. Ich mag Chris wirklich sehr gerne und bewundere ihn auch dafür, dass er immer zu seinen Leuten gehalten hat. Als wir dann nach einem neuen Gitarristen suchten, tauchte plötzlich Steve auf und es wurde uns nach einiger Zeit und einigen Tourneen mit ihm klar, dass er tatsächlich die beste Wahl für uns war.

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Warrel augenzwinkernd über Neuzugang Steve: Die Fans lieben ihn und er hat die Haarlänge, die für jeden von uns vorausgesetzt ist!

Ich stelle mir das Unterfangen trotzdem nicht allzu einfach vor, schließlich kennt ihr euch als Quartett schon so lange und seid ein eingespieltes Team, eigentlich schon fast eine kleine Familie. Würdest du Steve als ein gleichberechtigtes Mitglied bezeichnen?

Ja, das mit den familiären Verhältnissen ist schon irgendwie wahr. Aber Steve ist definitiv ein gleichberechtigtes Mitglied – wir hoffen einfach, dass dieses Line-Up Bestand haben wird!

Ich habe euch letztes Jahr auf dem Wacken Open Air gesehen und muss sagen, dass man diesen Eindruck auch auf der Bühne hat. Und die Fans scheinen Steve schon lange voll und ganz akzeptiert zu haben!

Ja, sie mögen ihn! (hebt die Stimme) Und: Er hat die Haarlänge, die für jedes Mitglied von NEVERMORE vorausgesetzt ist! Das ist jetzt natürlich nicht ganz ernst gemeint, aber er hat wirklich eine verdammt lange Matte, haha!

Kommen wir wieder zurück zum neuen Album: Im Vergleich zu Enemies… sind die Songs wieder ein wenig melancholischer geworden und ich habe mich mit jedem Durchlauf besser damit anfreunden können, das Album als eine gesunde Mischung aus Dead Heart in a Dead World und Dreaming Neon Black anzusehen…

Ja, es haben tatsächlich schon viele Leute gesagt, dass sich This Godless Endeavor wie eine Mixtur aus den beiden Alben anhört. Damit habe ich kein Problem! Wir haben das jedenfalls so nicht geplant, als wir die Musik geschrieben haben. Wir machen nichts weiter, als Songs zu schreiben und wir machen uns keinen Plan, wie ein Song zu klingen hat. Manchmal scheint es, als schrieben sich die Songs wie von selbst. Ich bin aber einfach sehr glücklich damit, dass die Leute Vergleiche zu den beiden Alben suchen, denn Dreaming Neon Black ist nach wie vor mein persönliches Lieblingsalbum.

Eine weitere Parallele ist sicherlich, dass die Songs wieder etwas eingängiger geworden sind. Trotzdem gibt es auch diesmal wieder keinen herausstechenden Hit, den man einfach mal eben so auf dem Markt werfen könnte, wie z.B. eure Believe in Nothing-EP. Ich denke, This Godless Endeavor wirkt am besten als geschlossenes Gesamtwerk…

Wie ich bereits gesagt habe, wir gehen nicht ans Songwriting heran, indem wir uns sagen: Okay, wir brauchen eine Single, wir brauchen eine Metal-Hymne oder wir brachen den ultimativen Hit. Es hat sich eben herausgestellt, dass sich die einzelnen Songs sehr gut ergänzen, sodass sie ihre Stärke als zusammenhängendes Gesamtwerk besonders entfalten können.

Trotzdem habt ihr aber einen Videoclip zu The Final Product gedreht. Wie wird dieser aussehen?

Nun, ich habe gerade eben erst eine E-Mail aus Los Angeles von einem Century Media-Angestellten erhalten, der das Video bereits gesehen hat. Alles, was er hervorbrachte, war: Heilige Scheiße! Das musst du dir ansehen…. Deshalb brennt mir hier jetzt fast schon die Sicherung durch, weil ich das Ding unbedingt sehen will. Hauptsächlich gibt es wieder einmal sehr durchgeknallte Performances zu sehen und wir haben mit sehr starken Hell-Dunkel-Kontrasten gearbeitet. Das eigentliche Konzept möchte ich aber gerne noch für mich behalten, bis das Video veröffentlicht ist, weil es wirklich ziemlich heftig ist. Wir haben einen Charakter in diesem Video, der völlig besessen von den sogenannten Black Seeds ist, von denen in den Lyrics immer wieder die Rede ist. Bedauerlicherweise muss ich ihn am Ende des Videos umbringen, wenn auch eher indirekt, haha!

Inwiefern ist dieser Song stellvertretend für das Album, wieso habt ihr ausgerechnet The Final Product herausgegriffen?

Ehrlich gesagt war es nicht meine Idee, sondern eher der Wunsch von ein paar anderen Bandmitgliedern und besonders von Century Media – so richtig überzeugt von dieser Wahl kann man aber wohl niemals sein. Wie du ja auch schon gesagt hast: Es gibt einfach keinen Song auf dem Album, der so richtig heraussticht und bei dem man von vorne herein sagen kann: Das sollte das Video sein!, oder: Das sollte unsere Single sein!. Deshalb war es eine schwierige Entscheidung, aber ich hätte am liebsten ein Video zu Born gedreht und bin überzeugt davon, dass wir das auch noch machen werden, wenn wir einen zweiten Clip drehen. Entweder Born oder Sell My Heart for Stones.

Das
Das Cover von This Godless Endeavor

Ich denke aber, dass This Final Product in rein textlicher Hinsicht durchaus repräsentativen Charakter hat, schließlich findet man die Motive von Untergang, Hoffnungslosigkeit oder kurz: einem sogenannten Holocaust of Thought in vielen Songs wieder. Steht hinter diesen Ideen eigentlich ein tiefgründiges Gesamtkonzept oder ist diese Anhäufung mehr oder minder zufällig?

This Godless Endeavor sollte auf keinen Fall als Konzeptalbum verstanden werden. Wir haben mit Dreaming Neon Black in unserer Karriere lediglich ein einziges Konzeptalbum aufgenommen und ich möchte meine wunderbaren Erinnerungen an dieses Album nicht zerstören. Deswegen glaube ich, dass wir niemals ein weiteres Konzeptalbum aufnehmen werden.

Mein Favorit auf dem neuen Album ist das melancholische Sentient 6, in dem du eine Art künstliche Intelligenz und die damit verbundenen Kontroversen beschreibst. Die Zerissenheit zwischen dem digitalen Zerstörungsinstinkt und der Sehnsucht nach menschlicher Empfindsamkeit kommt dabei wirklich sehr gut heraus. Was hat dich zu dieser Idee inspiriert?

Ich bin durchaus fasziniert von der Forschung nach künstlicher Intelligenz. Sentient 6 setzt rein textlich indirekt genau dort an, wo The Learning auf The Politics of Ecstasy damals aufgehört hatte. Es ist der Versuch einer Antwort auf die Frage, was tatsächlich aus der Computertechnologie und der Forschung nach künstlicher Intelligenz in absehbarer Zukunft werden könnte. Sie sind ja mittlerweile schon so weit, dass die Maschinen schon menschliche Emotionen und Gedankengänge nachahmen können. Das ist sicherlich eine ziemlich unheimliche Geschichte. Es wird wahrscheinlich nicht mehr zu unseren Lebzeiten passieren, aber es wird irgendwann eine Zeit kommen, in der wir denkende Maschinen und Androiden haben werden. Der Computer hat ja bereits heute eine kontrollierende Funktion in unserer Welt, was eigentlich schon ziemlich unheimlich ist. Der Song ist jedenfalls meine Version eines Armageddons und auch wenn es sich vielleicht ein wenig abgefahren anhören mag: Es ist eine doch sehr wahrscheinliche Tendenz.

Somit ist es also nicht einfach nur ein fantastisches Konzept, sondern vielleicht auch etwas wie eine Warnung oder eine dunkle Prophezeihung an die Menschheit…

Exakt.

Etwas schleierhaft ist mir jedoch der Text von My Acid Words. Was versteckt sich hinter den ganzen Hasstiraden?

Der Titel spricht eigentlich Bände, denn es geht um nichts anderes als acid words. Ich war wirklich ziemlich mies drauf, als ich die Lyrics für diesen Song geschrieben habe. Manche Textzeilen sind direkt auf eine ganz bestimmte Person bezogen. Ich musste diesen Song einfach schreiben, um mit mir selbst und meiner Wut wieder ins Reine zu kommen. Es ist also so eine Art Katharsis, deshalb möchte ich niemals wirklich enthüllen, worum es im Detail wirklich geht. Besonders die letzte Zeile dieses Songs (Not even suicide or my acid words can teach you anything useful – Anm. d. Verf.) ist dieser Person gewidmet.

Themenwechsel: Wieso habt ihr letztendlich eigentlich euren Vertrag bei Century Media verlängert? Haben sich die Probleme mit den Verantwortlichen gelegt oder überwiegt bei euch einfach das Gefühl, dass Century Media euch als Band groß gemacht und über eure gesamte Karriere begleitet hat?

Es ist ja in der Öffentlichkeit ziemlich bekannt, dass ich in den letzten Jahren sehr unglücklich darüber war, wie Century Media mit NEVERMORE umgegangen sind – besonders wegen der Aufnahmen für unser letztes Album. Wir hatten viele Angebote von anderen Plattenlabels, aber letztendlich haben wir – und es war definitiv nicht nur des Geldes wegen – mit Century Media einen sehr guten neuen Plattenvertrag aushandeln können. Jetzt haben wir plötzlich das Gefühl, für die Arbeit der letzten zehn Jahre belohnt worden zu sein. Ein anderer Grund ist sicherlich auch, dass wir viele Leute dieser Firma jetzt schon zehn Jahre lang kennen und eine sehr persönliche Beziehung mit diesen Menschen aufgebaut haben. Bei einem Labelwechsel hätte es diese Bindungen so schnell erst einmal nicht mehr gegeben – das war tatsächlich auch ein entscheidender Grund für unsere Entscheidung. Der neue Vertrag ist sehr strukturiert, deshalb können die Probleme der Vergangenheit nicht wieder vorkommen!

Nevermore
Wir fühlen uns als Musiker ziemlich frei, uns so auszudrücken, wie wir es wirklich wollen. Es gibt nicht viele Bands, die diese Freiheit genießen dürfen!

Das ist wirklich sehr bewundernswert, zumal eure Musik – wie wir bereits gesagt haben – auch auf dem neuen Album wieder sehr schwer zu vermarkten ist. Trotzdem gehört ihr wohl zu den wichtigsten Bands für Century Media und auch insgesamt für die Metalszene. Bands mit eigenen Akzenten sind heutzutage gar nicht groß genug zu schätzen…

Dazu muss ich aber sagen, dass wir es wirklich als sehr großen Luxus ansehen, dass wir unsere Platten aufnehmen können, ohne dass uns eine Plattenfirma ständig dazwischenfunkt und uns Anweisungen gibt. Deshalb fühlen wir uns als Musiker ziemlich frei, uns so auszudrücken, wie wir es wirklich wollen. Das ist einfach das beste, was uns passieren konnte. Es ist wirklich ein gutes Gefühl und ich bin der Meinung, dass es nicht viele Bands gibt, die diese Freiheit genießen dürfen.

Ja, gerade in den letzten Jahren hat es einige Trends gegeben, bei denen diese Probleme deutlich geworden sind. Beispielsweise mangelt es bei den unzähligen Metalcore-Acts doch recht deutlich an Individualismus – denkst du, dass dieser Trend ein eher wackliger Zug ist, auf den momentan jeder blind aufspringt oder meinst du, dass die Musikszene solche Dinge wirklich braucht?

Manche Metalcore-Bands machen ihre Sache richtig gut, manche eher weniger. Ich finde, dass man diese Beobachtungen in jeder Musikrichtung machen kann: Es gibt gute Power Metal-Bands und es gibt richtig miese. Es gibt in jeder Musikrichtung ein paar Koryphäen und einen ganzen Sack voll Schrott. Im Grunde hat der Metalcore also mit den gleichen Problemen zu kämpfen wie jede andere Sparte, aber wenn du dir z.B. Headbanger´s Ball in den USA anschaust, drängen sich eben meistens die Bands in den Vordergrund, die sich alle exakt gleich anhören!

Das ist genau das Problem – in welchem Ausmaß diese Sachen publiziert werden…

Aber das ist in allen Musikbereichen so, wirklich!

Alles klar. Dann kommen wir abschließend noch einmal zurück zu NEVERMORE. Was habt ihr noch so vor? Wie sieht es mit der angekündigten DVD aus?

Zuerst eine Sache: Unsere europäische Headlinertour wird im September starten. Wir haben bereits angefangen, etwas Material für die DVD aufzuzeichnen. Es wird etwas sehr Besonderes und wir filmen schon jetzt sehr viel Behind the Scenes-Material. Weiterhin werden Mitschnitte von der kommenden Gigantour mit MEGADETH und der Europa-Tour zu sehen sein. Wir haben alle Bootlegs gesammelt, die wir in unserer Karriere erhalten haben, diese werden wir uns in Ruhe ansehen und die Sachen herausgreifen, die die Leute interessieren werden – es wird möglicherweise sogar eine Doppel-DVD. Wir möchten sie so besonders machen, wie wir können.

Fotos: Century Media
Layout: Der Pohl

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