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GOREROTTED: A New Dawn For The Dead

Mr. Gore ist Vergangenheit und hat ein Teil von GOREROTTED mit sich genommen, wie es scheint.

Mr. Gore, der zweite Sänger von GOREROTTED, ist Vergangenheit. Er hat die Truppe im letzten Jahr verlassen und dabei scheinbar ein Teil der Essenz der Band mit sich genommen. Auf A New Dawn For The Dead fehlt vieles, was GOREROTTED bisher ausgemacht hat, die neue Richtung ist experimenteller, als alles, was die Engländer je gemacht haben. Zwar mutet …And Everything Went Black zuerst schön old-schoolig an, wird aber dann konsequent zerfahren, als ob die Band versucht mit Absicht zu irritieren. Pain As A Prelude To Death ist ein genauso treffendes Beispiel. Zuerst überraschen GOREROTTED mit ungewohnten melodischen Riffs, packen aber dann den Groove-Hammer aus, für den ich sie so liebe – oder geliebt habe, denn nur kurz währt die Freude, danach wühlen die Insulaner knietief im Death Metal, genauer gesagt in den Überresten von etlichen amerikanischen Legenden, mischen stumpfes Gehacke mit Riffs, die für GOREROTTED-Verhältnisse filigran und eingängig zu nennen sind. Nervous Gibbering Wreck klingt gleich von Anfang an nicht nach GOREROTTED, versucht mit Arrangements zu beeindrucken, die nie das Spezialgebiet der Band waren. Experimentell und verfranst klingen die Songs auf A New Dawn For The Dead. Bei Adding Insult To Injury kommen im Refrain gar hymnische Ansätze zum Vorschein, unterstützt von fast epischen Riffs. Die Geschwindigkeit dümpelt auf dem kompletten Album in mittleren Gefilden vor sich hin und sinkt dabei sogar mal tiefer. Natürlich kommen auch die üblichen Bolz-Parts zum Einsatz, wirken aber irgendwie nur ergänzend und lassen den Schwung der Vergangenheit vermissen. Wo ist die schnelle, wahnwitzige Rotzigkeit von GOREROTTED geblieben? Wo sind die verrückten Grind-Passagen, auf die ein ultra-sexy Groove folgt, nur um dann wiederum von krankem Gebolze abgelöst zu werden? Wo ist der abartige Humor, der GOREROTTED zu meiner Lieblings-Gore-Band machte? Wo sind Titel wie Severed, Sawn And Sold As Porn, Bed ´Em, Behead ´Em, Hacked In The Back Dumped In A Sack, Fuck Your Arse With Broken Glass, oder das megakultige Zombie Graveyard Rape Bonanza? Wo ist diese kranke Lyrik hin, die auf so banale Weise Brutalität und Witzigkeit verband? Scheinbar mit Mr. Gore verschwunden, denn Songnamen wie Dead Drunk oder Fable Of Filth können weder textlich noch musikalisch halten, was GOREROTTED einst mit Alben wie Mutilated In Minutes und Only Tools and Corpses versprachen. Wenig findet man, was einem das Herz wirklich höher schlagen lässt, wenig, was an die letzten Taten der Band erinnert und selten hat ein von der Band selbst gefeierter Neubeginn so ernüchternd und enttäuschend gewirkt, wie GOREROTTED dies im Jahr 2005 schaffen. Sicher, hätte ich jetzt eine andere Scheibe einer anderen Band in der Hand, würde mein Urteil wahrscheinlich positiver ausfallen, denn wirklich schlecht ist es nicht, was die Engländer hier fabrizieren. Horrorday In Haiti schafft es sogar annähernd an ältere Tage zu erinnern. Nur ist es eben nicht GOREROTTED, was aus den Boxen tönt, sondern experimenteller Death Metal mit wenigen Grind-Einflüssen. Und nicht nur das, stinkernster, eher unreif wirkender, äußerst mittelmäßig produzierter Death Metal ist es, ohne Witz und Charme. Wäre auch nicht weiter schlimm, wären nicht gerade GOREROTTED für mich so was, wie der Heinz Erhardt unter den Grindern gewesen.

So bleibt mir persönlich ein überaus fader Beigeschmack, was den Genuss von A New Dawn For The Dead angeht. Wer mit anderen Erwartungen an die Scheibe herangeht und GOREROTTED nicht nur mit Spaß, Gore und Grind verbindet, der mag hier vielleicht gefallen dran finden. Für mich ist es aber unverständlich, warum die Band ihren geilen, eigenständigen Stil so mir nichts dir nichts aufgibt, zugunsten eines Neubeginns, der sich auf Taten beschränkt, die GOD DETHRONED, DYING FETUS und etliche andere schon wesentlich erfolgreicher begangen haben.

Veröffentlichungstermin: 13. 06. 2005

Spielzeit: 33:55 Min.

Line-Up:
Ben Goreskin – Snorting and Snarling

The Wilson – Swilling and Swearing

Matthew (aka Robin Pants) – Death Frets

Tim (aka Fluffy) – Dread-Rocking and Wrecking

Junko – Beating Off

Produziert von Markus Roedl
Label: Metal Blade Records

Homepage: http://www.gorerotted.com

Email: gorerotted@btconnect.com

Tracklist:
01. …And Everything Went Black

02. Pain As A Prelude To Death

03. Nervous Gibbering Wreck

04. Adding Insult To Injury

05. Fable Of Filth

06. Dead Drunk

07. A Very Grave Business

08. Horrorday In Haiti

09. Selection And Dissection Of Parts For Resurrection

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