ROCK HARD FESTIVAL 2005: Der Bericht

Das ROCK HARD FESTIVAL in Gelsenkirchen bot auch dieses Jahr wieder einmal ein sehr entspanntes Wochenende mit großartiger Musik, so dass man beim Gedanken an Warteschlangen und Gedränge beim WACKEN OPEN AIR eigentlich gar keine Lust mehr hat, überhaupt ein anderes großes Festival zu besuchen…

Samstag, 13. Mai 2005

COMMUNIC | HEAVEN SHALL BURN | ENSIFERUM | THE HAUNTED | SAMAEL | SONATA ARCTICA | AMON AMARTH | CHILDREN OF BODOM | JON OLIVA´S PAIN

Sonntag, 14. Mai 2005

HELLFUELED | WOLF | THRESHOLD | UNLEASHED | PRETTY MAIDS | MASTERPLAN | OVERKILL | SENTENCED | ACCEPT

RockWas christliche Feiertage betrifft, so hat der Metaller einen ganz eigenen Kalender: Ob er nun Ostern bei den NO MERCY FESTIVALS verbringt, den Nikolaus auf dem BANGING THE X-MAS TREE ausplündert oder zusammen mit ONKEL TOM in der Live-Arena in Münster-Breitefeld feucht-fröhlich ins neue Jahr feiert – der Metalhead genießt ein breites Angebot, seine freien Tage angemessen isoliert vom Otto-Normal-Bürger verbringen zu können. Seit nunmehr drei Jahren reiht sich eine weitere und überaus beliebte Veranstaltung in diesen Katalog ein und wer nicht gerade zu den elektronisch gesteuerten WGT-Anhängern gehört, verbrachte Pfingsten in den letzten beiden Jahren in Gelsenkirchen auf dem ROCK HARD FESTIVAL. Obwohl das Wetter nicht immer hundertprozentig mitspielen wollte, sollte sich auch in diesem Jahr nichts daran ändern, dass diese Veranstaltung einen mehr als würdigen Opener für die anstehende Festival-Saison darstellt.

Neben der einmalig gelegenen Location – ein Amphitheater mit Blick auf den angelegenen Rhein-Herne-Kanal – bieten die Veranstalter jedes Jahr ein hoch dotiertes Billing und auch 2005 konnten Götz Kühnemund und Co. wieder einige namhafte Bands organisieren: Während der erste Tag mit HEAVEN SHALL BURN, ENSIFERUM, CHILDREN OF BODOM oder AMON AMARTH eher Death Metal-lastig daher kam, gab es am zweiten und regnerischeren Tag bevorzugt melodische Acts zu bestaunen, wie z.B. THRESHOLD, PRETTY MAIDS, MASTERPLAN oder WOLF und beide Tage wurden gleichermaßen euphorisch bejubelt. Man kann sich zwar immer noch streiten, ob das Amphitheater trotz fanfreundlicher Sichtmöglichkeiten nicht doch eher einen Stimmungskiller darstellt, vor allem weil sich für die meisten Besucher mehr als 50 Prozent des Festivals doch eher im Sitzen abspielt, dennoch sorgten die Musiker und RockHard-Redakteure auf dem Gelände auch in diesem Jahr wieder für eine ganz eigene und sehr persönliche Atmosphäre, die das Festival wieder zu einem vollen Erfolg werden ließ.

Rock

Die Veranstalter scheinen jedenfalls seit Jahren den richtigen Riecher dafür zu haben, welche Bands die Leute zum Kommen bewegen und mit dem SENTENCED-Abschiedsgig und der Reunion-Show von ACCEPT boten sie zudem zwei absolute Schmankerl, die allerdings dank des diesjährigen WACKEN-Programms nicht wirklich exklusiven Charakter hatten. Ein kleiner negativer Beigeschmack sollte dieses Jahr jedoch auch nicht fehlen, denn der nach wie vor hervorragend gewartete Campingplatz wurde in seiner Größe noch einmal verdoppelt, wodurch es zeitweise ein wenig eng auf den Wiesen wurde und sich insgesamt auch mehr Zuschauer auf dem Gelände bewegten als im letzten Jahr. Doch dieses Makel wurde durch die ausschließlich guten bis sehr guten Auftritte der Bands definitv wieder wett gemacht und so lange die Situation in den nächsten Jahren keine ROCK (HARD) AM RING-Ausmaße annimmt, wird sich auch niemand an der prall gefüllten Location stören! Insgesamt betrachtet war es also wieder einmal ein sehr entspanntes Wochenende mit großartiger Musik, so dass man beim Gedanken an Warteschlangen und Gedränge beim WACKEN OPEN AIR eigentlich gar keine Lust mehr hat, überhaupt ein anderes großes Festival zu besuchen!

Samstag, 13. Mai 2005

COMMUNIC:

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COMMUNIC:
Stellten sich als der perfekte Festival-Opener heraus: COMMÙNIC

COMMUNIC haben mit ihrem Debütalbum Conspiracy in Mind Anfang des Jahres ein hoffnungsvolles, wenn auch extrem NEVERMORE-lastiges erstes Lebenszeichen von sich gegeben und man durfte wirklich gespannt sein, ob die durchweg starken Songs der CD auch live überzeugen könnten. Pünktlich um 12:15 Uhr war es dann soweit: Die Band eröffnetete das ROCK HARD FESTIVAL und konnte die überraschend zahlreichen Fans vor der Bühne mit einem gefühlvoll dargebotenen Communication Sublime und einem grandios bebenden Sound recht schnell von ihren Qualitäten überzeugen und selbst den Sitzenden eine kräftige Brustkorbmassage verpassen. Drummer Tor Atle Andersen lieferte einen hervorragenden Job ab und knüppelte sich durch technisch anspruchsvolle Songs, die – ähnlich wie bei den Kollegen von NEVERMORE – zum einen thrashige Riffmonster, zum anderen extrem melancholische Einsprengsel zu bieten haben. Die Leute wussten das Dargebotene jedenfalls entsprechend zu würden, so wurde geklatscht, gejubelt und gesungen und hätten die Newcomer vorzugsweise eher im Dunkeln als in der prallen Mittagssonne gespielt, so wäre man beim Übersong History Reversed von einem ähnlich hohen Maß an Gänsehaut wie beim NEVERMORE-Hit The Heartcollector gepackt worden – klasse Song! Zuguterletzt gab die Band noch mit Conspiracy in Mind den wohl bekanntesten COMMUNIC-Song zum besten, bei dem Sänger Oddleif Stensland ganz klar unter Beweis stellen konnte, was für ein talentierter Sänger er ist und die Stimmung erreichte den bisherigen Höhepunkt. Die Norweger waren als Opener also hervorragend gewählt und die Besucher waren nicht nur wegen der angenehmen Außentemperaturen richtig gut aufgeheizt!

HEAVEN SHALL BURN:

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HEAVEN
HEAVEN SHALL BURN konnten mit MAROON-Fronter Andre Moraweck kurzfristig einen coolen Ersatzsänger organisieren

Die gute Publikumslaune konnten sich auch HEAVEN SHALL BURN hervorragend zu Nutze machen. Hatte man sich im Vorfeld noch gefragt, ob die Metalcoreler überhaupt zum Rest der Running-Order passen und daher eventuell nur wenige eigene Fans im Publikum wiederfinden würden, so wurde man doch ein wenig überrascht, als die Band mit dem brachial stampfenden The Weapon They Fear loslegte, die Menge sofort in Extase verfiel und einige HSB-Shirts im Publikum durchschimmerten, obwohl sich ca. 90 Prozent der Anwesenden als Metaller zu erkennen gaben. Da Sänger Marcus Bischoff erkrankt war, wurde er an diesem Nachmittag von MAROON-Sänger Andre Moraweck vertreten. Mal ganz abgesehen davon, dass ein solcher Zusammenhalt, wie er in der Hardcore- und Metalcore-Szene scheinbar Gang und Gäbe ist, als überaus lobenswert zu bewerten ist, lieferte Andre einen wirklich hervorragenden Job ab, als hätte er nur darauf gewartet, endlich bei HEAVEN SHALL BURN den Schreihals spielen zu dürfen. Auch wenn Marcus vielleicht der bessere und vor allem passendere Sänger zu sein scheint und der Sound extrem undurchsichtig und basslastig war, hatte auch Andre keine Voice of the Voiceless und wütet auf der Bühne wie in seinem Element, so dass es wirklich eine Wonne war, diesem einzigartigen Schauspiel beiwohnen zu dürfen. Wie aus der Pistole kamen die Textzeilen von Bleeding to Death, Behind the Wall of Silence oder Architects of the Apocalypse geschossen und hätte sich der Sänger nicht etwas zu oft bei Band und Zuschauern für seinen Einsatz bedankt – was beim fünften Mal irgendwann etwas überzogen wirkte – wüsste ich wirklich nicht, was man diesem Auftritt ankreiden könnte. HEAVEN SHALL BURN sind die nationalen Metalcore-Könige, und das, wie sie es mit diesem Auftritt beweisen konnten, auch verdammt nochmal zurecht!

ENSIFERUM:

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ENSIFERUM:
Klasse Mitsingatmosphäre: ENSIFERUM und Petri Lindroos

Ich war im Vorfeld ziemlich gespannt darauf, wie sich die Folk-Metaller ENSIFERUM und ihr mittlerweile klar etablierter Sänger Petri Lindroos (NORTHER) auf dem ROCK HARD FESTIVAL schlagen würden, schließlich durfte ich die Band noch nicht live bewundern, seit Jari Mäenpää im Januar 2004 die Combo verlassen und sich mit WINTERSUN auf eigene Pfade begeben hatte. Und ich sollte definitiv nicht enttäuscht werden, denn der Fronter hat es wirklich in sich, kann sich stimmlich tatsächlich durchaus mit seinem Vorgänger messen und besticht durch sein außergewöhnliches Outfit, das sich besonders durch seinen Kuhfell-Hut (Kultalarm!) charakterisiert. Zusammen mit dem Rest der Band lieferte der etwas schüchtern und wortkarg wirkende Sangeskünstler eine denkwürdige Performance ab, die Leute eröffneten schnell den ersten Moshpit, ein Meer aus Händen klatschte euphorisch im Rhythmus mit und die Stimmung nahm ihren Lauf. ENSIFERUM verstehen es wie nur wenige Bands, gesungene Männerchöre mit kächzenden Todesblei-Vocals zu verwursten und können mit diesem Stil live für wunderbare Mitsing-Atmosphäre sorgen. Musikalisch gab es trotzdem keine größeren Überraschungen: Mit Sword Chant, Iron (Highlight!) und LAI LAI HEY sowie dem älteren Hero in a Dream gab es die gewohnten Höhepunkte der ersten beiden Alben Ensiferum und Iron zu verzeichnen. Ebenfalls keine Überraschung war das immense Interesse des Publikums – so viel Andrang vor der Bühne gab es am Samstag nämlich sonst nur bei den Headlinern. Die Viking-Szene blüht eben nach wie vor und man darf gespannt sein, ob ENSIFERUM auch mit dem nächsten Longplayer ihre Erfolgswelle weiterhin aufrecht erhalten können – an Petri Lindroos habe ich jedenfalls nicht den geringsten Zweifel!

THE HAUNTED:

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THE
Tragen den Titel Thrash-Band der Stunde zurecht: THE HAUNTED

Was die Leute im Anschluss erwartete, ist durchaus als erstes Highlight des Festivals zu bezeichnen: THE HAUNTED waren an der Reihe man konnte so richtig beobachten, wie die Kinnladen der Besucher von Beginn an immer weiter in Richtung Boden herabsanken. Mit wirklich grandiosem Bühnensound prügelte sich das Quintett um den wieder zurückgekehrten Frontmann Peter Dolving und die beiden ex-AT THE GATES-Klampfenbrüder Anders und Jonas Björler durch ihre Songs, so dass es nur so im Gebälg pfefferte. Dabei boten die Jungs ein äußerst abwechslungsreiches Programm mit eindeutigem Fokus auf die neuen rEVOLVEr-Songs und wer das bärenstarke Album bis dato noch unterschätzt hatte, der staunte nicht schlecht, als ihm das megafette 99, das eingängige All Against All oder der tonnenschwere Hass-Brocken No Compromise entgegen bretterte! Sänger Dolving machte eine wirklich hervorragende Figur, keifte und bellte ins Mikrofon und war immer in Bewegung – die Band kann sich wahrlich sehr glücklich schätzen, diesen Ausnahmefronter wieder in ihren Reihen begrüßen zu dürfen, zumal sein Gesang wesentlich eigentständiger als der von Marco Aro wirkt. Highlight des einstündigen Gigs war das doomig-schleppende Abysmal, das mir auf CD zugegeben eher weniger aufgefallen war, live aber einige ungeheure Atmosphäre erzeugen konnte. Alles in allem lieferten THE HAUNTED also einen rundum überzeugenden Auftritt ab, der ganz klar unter Beweis stellte, wer momentan den Titel Thrash-Band der Stunde wirklich verdient hat!

SAMAEL:

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SAMAEL:
Präsentierten sich überraschend festivaltauglich: SAMAEL und Sänger Vorph

Was das gefällige Reign Of Light-Album im letzten Jahr angekündigt hatte, konnte sich definitiv auch live bestätigen: SAMAEL treten immer noch mächtig Arsch und gehören zu den ganz wenigen Bands, denen ich einen eingespielten Drumsound getrost verzeihen kann. SAMAEL erzeugen live nämlich eine ganz eigene Atmosphäre, Vergleiche zu anderen Bands sind somit kaum möglich und auch der Gig auf dem ROCK HARD FESTIVAL stand schlicht und ergreifend für sich selbst. Der tanzbare Industrial-Metal konnte die Besucher ziemlich schnell begeistern, auch wenn sich enttäuschend viele Fans das Spektakel lieber im Sitzen betrachteten. Musikalisch ließen die Schweizer jedenfalls nichts anbrennen: Das epische Rain eröffnete eine klasse Setlist, die besonderen Wert auf die neuen Stücke legte. Alte Fans wurden lediglich mit dem Kultsong Baphomet´s Throne beglückt, ansonsten regierten vordergründig die Reign Of Light-Tracks, allen voran Inch´Allah, der geniale Titeltrack, Telepath, Moongate und On Earth, die genau für solche Situationen geschrieben worden zu sein scheinen und sich vor den älteren Stücke keineswegs verstecken müssen. Der introvertierte Sänger Vorph hatte die Leute hervorragend im Griff, ohne wirklich viele und ausführliche Ansagen liefern zu müssen – wie von Zauberhand zog die wirklich tadellos abgemischte Musik selbst die Leute in ihren Bann, die sich anfangs noch über den Drumcomputer aufgeregt hatten. Als wollte er diese Fans Lügen strafen, legte Tastenmann Xy vor allem bei den älteren, weniger keyboardlasigen Stücken einfach selbst Hand an und stütze die Songs über ein spartanisches Drumkit mit Snaredrum und Beckenschlägen, was durch seine seitliche Position interessant zu beobachten war. Unterm Strich lieferten SAMAEL also einen mehr als soliden und erstaunlich festivaltauglichen Auftritt ab, der lediglich Fans der ersten Stunde mal wieder übel aufgestoßen sein dürfte.

SONATA ARCTICA:

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SONATA
Erfreuten sich leider nur einer sehr geringen Zuschauerzahl: SONATA ARCTICA und Fronter Tony Kakko

Ob es nun daran lag, dass sich die Leute bei der Autogrammstunde von CHILDREN OF BODOM auf den Füßen standen oder ob so mancher Besucher vielleicht einfach nur hungrig war und sich zu den Essensständen zurückzog, weiß ich nicht! Bei SONATA ARCTICA war jedenfalls zu Beginn so wenig Andrang, wie bei fast kaum einer anderen Band – und das, obwohl die Finnen mit Reckoning Night im vergangenen Jahr ein richtig gutes (vielleicht ihr bestes) Studioalbum veröffentlicht haben. Jedenfalls war die Performance auch an diesem Abend erwartungsgemäß wieder einmal hervorragend: Die Musiker waren sehr engagiert und präzise, Tony Kakko war stimmlich in richtig guter Verfassung und strahlte bis über beide Ohren, als hätte er die Abstinenz vieler Gäste überhaupt nicht bemerkt. Die gute Laune der Band spiegelte sich auch in der Musik wider, so hatten die Musiker einige belustigende Einlagen vorbereitet, wie z.B. ein kleines Interlude, in dem plötzlich die prägnante Basslinie vom OZZY OSBOURNE-Klassiker No More Tears zu vernehmen war und bei My Land tauchte im Soloteil plötzlich eine kleine I Was Made for Loving You-Einlage auf. Übliche Highlights waren das eingängige Victoria´s Secret und der Hit Black Sheep und als die Band schließlich den Übersong Fullmoon aus der Kiste kramte, packte mich trotz der bratenden Spätnachmittagssonne so richtig die Gänsehaut – wow, dieser Song ist wirklich das beste, was die durch und durch sympathische Combo jemals hervorgebracht hat. Als SONATA ARCTICA im Anschluss die Single Don´t Say a Word auspackten, tat sich vor der Bühne plötzlich ein Meer aus Händen auf – die Leute waren, ob mit frisch signierter CD, vollem Magen oder beidem, nach und nach wieder zurückgekehrt und genossen eine gigantische Schlussviertelstunde, die durch ein in die Länge gezogenes The Cage (absolutes Stimmungshighlight!) endgültig gekrönt wurde. Zum Schluss bekannten sich die Musiker noch sympathisch zu ihren Alltagsgewohnheiten, indem sie ein kurzes Stück namens We Need Some Wodka intonierten – diesen hatten sie sich nach dem grandiosen Auftritt aber auch redlich verdient!

AMON AMARTH:

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AMON
Klarer Sieger im direkten Wikingerduell mit UNLEASHED: AMON AMARTH

Dann waren die ersten Wikinger des Festivals an der Reihe, denn die UNLEASHED-Kumpels AMON AMARTH betraten die Bühne und feuerten am frühen Abend ein Best of-Programm ersten Ranges auf die Besucher ab, denen anzusehen war, dass sie nun einem ihrer persönlichen Highlights beiwohnen durften. Vor allem ein Gast auf den Rängen schien voll und ganz in seinem Element, denn der in voller Wikinger-Montur auflaufende Fan trötete vergnügt in sein überlanges Trinkhorn und man wusste zunächst gar nicht, ob man lieber auf die Bühne oder auf den gelinde gesagt etwas von der Norm abweichenden Metalhead starren sollte. Auch AMON AMARTH legten den Fokus deutlich auf die Stücke jüngeren Baujahrs, ohne natürlich die obligatorischen Bleed for Ancient Gods und Masters of War zu vernachlässigen. Ansonsten verwöhnten die Mannen um Fronter Johan Hegg die in dieser Stunde unglaublich zahlreich erschienenen Zuschauer mit dem Material ihrer letzten beiden Chartbreaker Versus the World und Fate of Norns, weshalb auch bei diesem Auftritt ganz klar die Midtempo-Stücke regierten. Doch das ist keineswegs verwerflich, denn gerade diese Rhythmen entfalten bei AMON AMARTH live eine enorme Atmosphäre und sind dabei auch bangerfreundlich. Der wie gewöhnlich mit einem gefüllten Trinkhorn ausgestatte Fronter Hegg war auch an diesem Abend wieder in einer blendenden Verfassung, röhrte Ancient Signs of Coming Storm, For the Stabwounds in Our Backs, Fate of Norns und Where Silent Gods Stand Guard mit einer Itensität herunter, dass man als Laie wohl zwecks Selbsterhaltung am liebsten ängstlich die Flucht ergriffen und sich kopfüber in den Rhein-Herne-Kanal gestürzt hätte. Mein persönliches Highlight des Gigs war wieder einmal das geniale Bloodshed bei dem die gesamte Arena den Chorus mitbrüllte und die Musiker auf der Bühne ihre helle Freude daran zu haben schienen. Am meisten wurde jedoch das abschließende Death in Fire bejubelt und es ist erfreulich, dass AMON AMARTH den Song dieses Mal nicht an zweiter oder dritter Stelle verbraten, sondern ihn bis zum Schluss aufgehoben haben. Insgesamt ein toller Auftritt – vielleicht sogar der beste, den ich bisher von Johan und Co. gesehen habe.

CHILDREN OF BODOM:

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CHILDREN
Erstaunlich tight und motiviert: CHILDREN OF BODOMs Alexi Fucking Laiho

CHILDREN OF BODOM zählen zu den Bands, an denen man sich sehr schnell satt hören und sehen kann, was zum einen auf die oft extrem penetranten Ohrwurmmelodien und zum anderen auf die ständige Live-Präsenz der Finnen zurückzuführen ist. Hinzu kommt das Problem, dass Saitenhexer Alexi live dazu neigt, öfter nach der Flasche Bier als nach dem richtigen Chord zu greifen und gerade bei Open-Air-Veranstaltungen ganz gerne mal ein paar Melodien weglässt, weil sie im schwammigen Festivalsound sowieso oft nicht hörbar sind. Umso überraschender war es also, dass sich die fünf Bodom-Kids an diesem Abend ganz besonders viel Mühe gaben, sowohl musikalisch als auch in puncto Performance wirklich keinen Fan zu enttäuschen: Der mittlerweile bärtige Alexi spielte geradezu fehlerfrei, was in den vergangenen Jahren definitiv keine Selbstverständlichkeit war und der (nicht mehr ganz so) neue Gitarrero Roope Latvala wirkt mittlerweile wirklich arschtight mit der übrigen Rhythmusfraktion zusammen – lediglich Alexis Ansagen lassen immer noch ein wenig zu wünschen übrig, der Blondschopf kämpft sich nämlich immer noch von einem F-Wort zum nächsten, ohne dabei wirklich glänzen zu können. Die Leute ließen sich den Spaß jedoch nicht nehmen und feierten die wirklich perfekt eingespielten Sixpounder, Silent Night… Bodom Night oder Hate Me!, sowie mit In Your Face einen völlig neuen Song vom im Herbst erscheinenden Are You Dead Yet-Album, der sich nicht allzu sehr vom Hate Crew Deathroll-Material unterscheidet und wohl jeden Anhänger der (noch) aktuellen CD glücklich stimmen wird. Insgesamt muss man CHILDREN OF BODOM jedenfalls einen überdurchschnittlichen Auftritt zugestehen, der musikalisch wirklich makellos war und durch die infantilen Ansagen nicht allzu sehr beeinträchtigt wurde. Man darf gespannt sein, wie es mit der jungen Combo weitergehen wird – so gut habe ich die Band jedenfalls schon lange nicht mehr erlebt, auch wenn Alexi und Co. im Vergleich mit den übrigen drei Headlinern des Festivals ganz klar den Kürzeren zogen.

JON OLIVA´S PAIN:

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JON
Profilierte sich in erster Linie durch seine SAVATAGE-Klassiker: Jon Oliva

Was dann folgte, sollte sich für die meisten Besucher als absolutes Festivalhighlight herausstellen: Jon Oliva, seines Zeichens der tonnenschwere Fronter der US-Metaller SAVATAGE, lud zum Tanz und hatte mit seiner aktuellen Combo JON OLIVA´S PAIN einige großartige Musiker in der Hinterhand, die Großes erwarten ließen. Natürlich erhoffte man sich nicht nur als Fan der ersten Stunde, dass die Band nicht nur die Songs des über den grünen Klee gelobten Tage Mahal-Debüts, sondern natürlich auch den ein oder anderen Klassiker servieren würde, doch hatte mit der durch und durch genialen Setlist, wie sie vom mit angemessener SAVATAGE-Lederweste auflaufenden RockHard-Boss Götz Kühnemund angekündigt wurde, wohl niemand so richtig gerechnet. Fast schon symbolischen Charakter hatte der Opener Gutter Ballet, denn an diesem Abend wurden vordergründig SAVATAGE-Songs präsentiert, die der kugelrunde Allrounder schon seit Ewigkeiten nicht mehr live gespielt hat. Und damit traf er den Nagel wirklich auf dem Kopf, denn obwohl aufgrund der vorangeschrittenen Uhrzeit etwas weniger Leute der tollen Bühnenshow im Amphitheater beiwohnten, feierten die Anwesenden eine ausgelassene Party und der Fronter erfreute sich an der großartigen Resonanz. Lediglich die beiden (besten?) Tage Mahal-Songs All the Time und The Dark und das geniale, ausschweifende Gitarrensolo von Matt Laporte entstammten nicht aus dem SAVATAGE-Backkatalog, denn ansonsten hörte man die Leute begeistert Hits wie Hounds, Jesus Saves und die beiden Gänsehaut-Zugaben Hall of the Mountain King und Power of the Night mitsingen. Weniger textsicher zeigte man sich bei den außergewöhnlichen Stücken Thorazine Shuffle und Believe (unglaublich!), die sehr überraschend in der Setlist auftauchten, sich vor den anderen Klassikern aber keineswegs verstecken mussten.

Jon Oliva hat mit dieser Performance eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass er noch lange nicht abgeschrieben werden sollte, allerdings steht es auch außer Frage, dass der geniale Auftritt vor allem durch die zahllosen SAVATAGE-Songs profitierte, also nicht unbedingt auf seine Arbeit bei JON OLIVA´S PAIN zurückzuführen ist. Nunja, vielleicht setzt sich der Gute ja bald mit seinen SAVATAGE-Kollegen wieder zusammen – ich habe jedenfalls das Gefühl, dass der Mountain King ohne diese Kapelle auf Dauer nicht wirklich bestehen können wird!

Sonntag, 14. Mai 2005

HELLFUELED:

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HELLFUELED:
Verbreiteten leider nicht die erwartete Party-Stimmung: HELLFUELED

Zugegeben, ich war im Vorfeld ziemlich gespannt auf die Schweden HELLFUELED, hatte ich die Tracks vom erfolgreichen Volume One-Debüt doch recht gerne gehört und die mehr als offensichtlichen OZZY OSBOURNE-Analogien gekonnt toleriert. Und so pilgerte ich zusammen mit vergleichsweise recht wenigen Zuschauern gegen zwölf Uhr mittags ins Amphitheater, nachdem sich der morgentliche Regen pünktlich zu Konzertbeginn verabschiedet hatte. Doch die relativ hohen Erwartungen, die ich an die von den RockHard-Lesern zum Newcomer des Jahres 2004 gewählten Musiker hatte, wurden über weite Strecken eher enttäuscht. Ob es tatsächlich nur am matschigen Sound oder doch eher an der hüftsteifen Performance des Quartetts gelegen haben mag – richtige Party-Atmosphäre wollte an diesem Morgen beim besten Willen nicht aufkommen, aus Krachern wie Midnight Lady (das mit viel Wohlwollen als Stimmungshighlight herausgedeutet werden konnte), Let Me Out oder Mindbreaker hätte man wirklich mehr herausholen können! Zwar wurde die Band zumindest abgefeiert, als sie ganz offiziell ihre RockHard-Trophäe für oben erwähnten Titel überreicht bekam und auch der präsentierte neue Song Born to Rock – der übrigens noch OZZY-lastiger als das Material von Volume One daherkommt – erfreute sich an größerem Interesse, trotzdem muss man insgesamt doch eher sagen, dass HELLFUELED auf Konserve eindeutig stärker zu sein scheinen als auf der Bühne. Es bleibt abzuwarten, ob sich die Combo live noch steigern können wird, an der (nicht ganz eigenständigen) Musik lag es jedenfalls nicht!

WOLF:

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WOLF:
Trotz erkranktem Sänger eine Macht: WOLF

Waren es die erneut nahenden Regenwolken? Waren Genick und Gebein vom Vortag tatsächlich derartig überanstrengt worden? Ich weiß es nicht und wundere mich beim Verfassen dieser Zeilen, wieso an besagtem 14. Mai anfangs nicht die geringste Lust verspürte, mir die Schweden WOLF zu Gemüte zu führen. Doch ich sollte es nicht bereuen, mich noch anders zu entscheiden, denn das Quartett konnte (die allge)meine Motivation glücklicherweise ordentlich ankurbeln und sackte dafür sogar ein kleines Präsent eines aus Worms stammenden Fans ein, welcher der Band stolz ein Nummernschild WO-LF-247 überreichte! Musikalisch sind WOLF zwar ähnlich gesichtslos wie die OZZY-Fans HELLFUELED, indem sie sich geradezu penetrant der Markenzeichen älterer JUDAS PRIEST und IRON MAIDEN bedienen, aber in Bezug auf die Bühnenpräsenz stellte sich dieser Auftritt als das vollkommene Gegenteil zum vorangegangenen heraus. Waren HELLFUELED doch recht lahm auf der Bühne gewesen, so wechselten die drei Musiker vor der Schießbude ständig die Postition und posten ordentlich. Diese Performance schien beim Publikum richtig gut anzukommen und einige Fans konnten somit sicherlich darüber hinwegsehen, dass Sänger Niklas Olsson das schlechte Pfingstwetter nicht sonderlich gut verkraftet hatte und WOLF im Gegensatz zu HEAVEN SHALL BURN am Vortag dazu in der Lage waren, noch kurzfristig einen Ersatz anzuheuern. Somit sang der kleinwüchsige Fronter seine Parts einfach eine Oktave tiefer, was er zwar problemlos beherrschte, insgesamt aber nicht so richtig zu den Songs passen wollte. Schade eigentlich, denn ansonsten konnte man den Wölfen wirklich nichts ankreiden und auch das Songmaterial war durchgehend hochwertig, ob man nun in den Genuß von Venom, dem coolen Night Stalker oder dem in die Länge gezogenen Evil Star kam – scheinbar merkt man erst bei einem Live-Auftritt dieser sympathischen Kapelle, welch geniales Liedgut sich auf ihren bisher drei Studioalben versteckt. Unterm Strich also trotz erkranktem Sänger ein gelungener Auftritt, der bei den meisten Besuchern den morgentlichen Kater wohl vergessen ließ.

THRESHOLD:

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THRESHOLD:
Zeigten sich motiviert, gut gelaunt und spielfreudig: THRESHOLD und Frontmann Mac

Dann war eine Band an der Reihe, die bereits vor zwei Jahren im Amphitheater Gelsenkirchen aufspielen sollte, durch einen plötzlichen Regenschauer jedoch enttäuschenderweise insgesamt nur auf ein 20-minütiges Set gekommen war. Nun, THRESHOLD-Fans gibt es in Deutschland mehr als genug, deshalb kamen die RockHard-Redakteure auch nicht darum herum, die Prog-Rocker noch einmal zum eigenen Festival einzuladen. Und das sollte sich auch verdammt nochmal bewähren, denn nicht nur das Wetter spielte hervorragend mit – tatsächlich war zum ersten Mal an diesem Tag wieder die Sonne herausgekommen – sondern auch die Leute hatten ihren Heidenspaß an einem überzeugenden Auftritt ihrer Lieblinge. Sänger Mac brachte die Fotografen zur Verzweiflung, da er wirklich nicht einmal für fünf Sekunden still stehen wollte und bestach bei seinen Ansagen durch seine Deutschkenntnisse, die er schon in den 90ern während seiner Zeit bei den Hannoveranern SARGANT FURY erworben hatte. In rein technischer Sicht gab es bei THRESHOLD selbstverständlich überhaupt nichts zu bemängeln, auch wenn die Band sich in den letzten Monaten eine längere Pause gegönnt hatte. Was jedoch alteingesessenen Fans vielleicht etwas missfallen haben dürfte, war die Songauswahl, denn man beschränkte sich tatsächlich auf die letzten drei Alben, allen voran natürlich das immer noch aktuelle Subsurface, und stieß damit den Leuten vor den Kopf, die gerne einmal wieder einen Song vom legendären Wounded Land-Debüt gehört hätten. Trotzdem konnte man am Set der Engländer erkennen, dass gerade die neuen Stücke live voll und ganz überzeugen, völlig unterschätzte Kracher wie Ground Control und Pressure erzeugten im Amphitheater trotz des Sonnenscheins Gänsehautatmosphäre und bei den headbang-kompatiblen Mission Profile sowie Long Way Home konnte man die Matten nur so fliegen sehen. Ein großartiger Auftritt, bei dem THRESHOLD wieder einmal unter Beweis stellen konnten, dass sie sehr wohl eine hervorragende Live-Band sind.

UNLEASHED:

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UNLEASHED:
Kamen trotz tightem Zusammenspiel nicht über einen überaschungsfreien Standard-Gig hinaus: UNLEASHED

Nun war es Zeit für die Wikinger UNLEASHED, die nach ihrer fünfjährigen Pause mittlerweile schon seit zwei Jahren wieder unermüdlich unterwegs und auf unzähligen Festivals zu bestaunen sind. Auch auf dem ROCK HARD FESTIVAL sollten Johnny Hedlund und Co. nicht fehlen und es sammelten sich tatsächlich einige Leute vor der Bühe, die großes Interesse an den Schweden zeigten. Umso verdutzter schauten diese Anhänger, als ihnen UNLEASHED zunächst einen völlig überraschenden Opener vorsetzten: Legal Rapes hatte die Band zwar auch schon auf ihrer Tournee mit IN BATTLE, YATTERING und IMMORTAL RITES live gespielt, jedoch bislang noch nie als Startschuss auserkoren – vielleicht war es auch das letzte Mal, denn die verwirrten Leute brauchten schon ihre Zeit, bis sie sich in den Bann des Victory-Songs ziehen ließen. Ansonsten lieferte die Band ein erwartungsgemäßes Best Of-Programm, das wieder einmal mit atemberaubender Perfektion heruntergespielt und durch gelinde gesagt nicht mehr ganz exklusive Mitsingspielchen aufgewertet wurde. Ob To Asgaard We Fly, Winterland, I Don´t Want to be Born, Death Metal Victory oder Shadows in the Deep – UNLEASHED spielten ein überraschungsfreies Set, dass im übrigen fast deckungsgleich mit dem der letzten Tournee war, ohne wirklich zu enttäuschen, allerdings auch ohne über sich selbst hinauszuwachsen, daran konnten auch die Zugaben Never Ending Hate und Into Glory Ride nichts mehr ändern. Insgesamt betrachtet lieferten die Wikinger also einen Standard-Gig ab und es ist mir im Nachhinein betrachtet eigentlich schier unverständlich, wie man auf die beiden Sworn Allegiance-Kracher The Longships are Coming und vor allem Metalheads verzichten konnte, diese Songs hätten den Besuchern nämlich ganz sicher gezeigt, wo der (Thors)Hammer hängt!

PRETTY MAIDS:

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PRETTY
Die alten Herren zeigten, wo der Hammer hängt: PRETTY MAIDS

Ähnlich wie am Tag zuvor bei SONATA ARCTICA litten auch die PRETTY MAIDS darunter, dass es viele Festivalbesucher eher zum geöffneten Autogrammstand als in den Innenraum des Amphitheaters zog. Erstaunlich wenige Leute tummelten sich vor der Bühne, als die Maids mit Sin Decade und einigen kleineren Soundproblemen ihren Gig auf dem ROCK HARD FESTIVAL starteten. Schade eigentlich, denn wer den Auftritt der Mannen um Ronny Atkins verpasst hatte, versäumte eines der großen Highlights des gesamten Festivals – schier unglaublich war jedenfalls die Energie, die die alten 80er-Helden auf der Bühne entfachen konnten. Die Dänen boten ein abwechslungsreiches Programm quer durch den Backkatalog, spielten dabei sogar mit Virtual Brutality einen überraschend livetauglichen Song des sonst eher durchwachsenen Planet Panic-Albums und konnten dabei voll und ganz auf die Unterstützung der prallen Nachmittagssonne bauen. Sänger Atkins zeigte sich in hervorragender Verfassung und sieht man einmal von seinem von Falten gezeichneten Gesicht ab, scheint sich der fast 50-jährige Kultsänger seit 1981 in keiner Weise verändert zu haben. Absolutes Highlight war für mich das dynamische Yellow Rain, das mit seinem melancholischen Intro für die nötige Gänsehaut sorgte, um anschließend mit seinen wuchtigen Abgehriffs die Leute vor der Bühne in Extase zu versetzen. Auch der durch HAMMERFALL noch einmal in Erinnerung gerufene Klassiker Back to Back machte eine sehr gute Figur, bevor die Band mit den beiden grandiosen Zugaben Future World (kennt jeder!) und Red, Hot & Heavy (sollte jeder kennen!) einen sehr überzeugenden, wenn auch viel zu kurzen Auftritt beendete, der klar aufzeigte, dass mit den PRETTY MAIDS auch in Jahren noch zu rechnen ist!

MASTERPLAN:

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MASTERPLAN:
Erleben mit MASTERPLAN einen kunterbunten zweiten Frühling: Roland Grapow und Jan S. Eckert

Obwohl MASTERPLAN von Seiten der Medien immer noch als genreinterne Band der Stunde tituliert werden, wurde deren zweiter, Anfang des Jahres veröffentlichter Longplayer Aeronautics von den Fans nur mit teilweiser Begeisterung aufgenommen. Der Auftritt beim ROCK HARD FESTIVAL spiegelte diesen Gedanken jedoch in keiner Weise wider, jedenfalls drängten sich schon einige Minuten vor Beginn des Auftritts so viele Leute wie bei kaum einer anderen Band vor der Bühne und bereits beim Intro wurde zu ohrenbetäubenden Sprechchören angestimmt. Und dieses Engagement sollte nicht enttäuscht werden: MASTERPLAN präsentierten ein Best Of-Programm erster Güte, das zwar relativ überraschungsfrei daher kam, trotzdem aber von Anfang bis Ende begeistern konnte. Unterlegt von einem äußerst transparenten Sound zeigte Sänger Jorn Lande, dass er zu Recht zu den hoffnungsvollsten Gesangstalenten der gesamten Metalszene gezählt wird – jeder Ton war ein Volltreffer und seine rauchige, melancholische Stimme verzauberte ganz besonders bei Gänsehaut-Nummern wie Heroes und Spirit Never Dies. Doch auch treibendere Stücke konnten die Fans schnell in ihren Bann ziehen und sorgten für ein sehr hohes Maß an Abwechslung, so dass der rote Faden des fantastischen Auftritts nicht eine einzige Sekunde zu reißen drohte. Ganz besonders erfreulich war es jedoch, dass auch die neuen Stücke live hervorragend zündeten und wer bis dato noch an der Qualität von Aeronautics gezweifelt hatte, wurde durch die phänomenalen Wounds, I´m Not Afraid und Back For My Life Lügen gestraft. Auch die Gitarristen schienen eine Menge Spaß an der tollen Publikumsresonanz zu haben und besonders der ehemalige HELLOWEEN-Klampfer Roland Grapow machte den Eindruck, als erlebe er mit MASTERPLAN tatsächlich einen kunterbunt blühenden zweiten Frühling.

Eines sollte also klar sein: MASTERPLANs selbstbetiteltes Debütalbum war definitiv keine Eintagsfliege, die Band hat sich vielmehr als hoffnungsvoller Vorreiter einer neuen melo-metallischen Generation etabliert! Beide Daumen zeigen ganz klar in Richtung Metal-Olymp!

OVERKILL:

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OVERKILL:
Auch nach 20 Jahren immer noch eine der besten Live-Bands im Genre: OVERKILL

OVERKILL gehören zu den wenigen Metal- bzw. Thrash-Combos, die eine ganze Pallette durchwachsener Alben herausbringen und trotzdem noch auf eine mehr als treue Fangemeinde zählen können, was man auch auf dem ROCK HARD FESTIVAL wieder einmal hervorragend beobachten konnte: Neben den zahllosen Bandshirts im Publikum fiel besonders der deutsche Fanclub Skullkrushers auf, der mit einigen Mitgliedern auf dem Gelände vertreten war und es sich nicht nehmen ließ, den Amis während ihres Auftritts eine selbstentworfene Trophäe zu überreichen. Weniger erfreulich ist es jedoch, wenn solche Die-Hard Fans von Seiten der Security derartig abfällig behandelt werden, wie es auch dieses Mal wieder der Fall war: Als sich nämlich ein mächtig angetrunkener OVERKILL-Jünger an den Aufsehern vobeigestohlen hatte, klammheimlich auf die Bühne geklettert war und zusammen mit der Band diesen Triumph feiern wollte, definierte ein mächtig angepisster Security die Bedeutung des Namens Skullkrushers neu, indem er ihn derartig rabiat von der (nicht gerade niedrigen) Bühne stieß, dass es eigentlich schon an ein biologisches Wunder grenzt, dass sich der Kollege tatsächlich nichts gebrochen hat.

Musikalisch präsentierten sich OVERKILL jedenfalls sehr souverän und das Quintett schien an diesem Abend ganz besonders motiviert zu sein, schließlich feiert die Wrecking-Crew momentan ihr 20-jähriges Bestehen und konnte für das letzte Album ReliXIV durchaus akzeptable Resonanzen einsacken. Sänger Bobby Blitz Ellsworth machte eine gute Figur, lieferte stimmlich eine beeindruckende Leistung ab und besonders der neue Drummer Ron Lipnicki (HADES), der ja erst nach dem Release der Scheiblette zur Band gestoßen war, spielte die Stücke mit einer Leichtigkeit herunter, als wäre er schon von Anfang an dabei gewesen.

Auch die Setlist konnte die Leute überzeugen: Die (eigentlich viel zu früh?) gespielte Übernummer Rotten To The Core erntete höllischen Applaus, Hello From the Gutter und Thanx For Nothing brachten die Menge zum kollektiven Ausrasten und auch ungewöhnliche Songs, wie Necroshine sowie das live wesentlich handfester als auf CD ernscheinende neue Stück Oldschool sorgten für so manche positive Überraschung! OVERKILL konnten mit diesem Auftritt wieder einmal klarstellen, wem das internationale Thrash-Zepter gebührt – so tight und so intensiv klingen eben nur D.D. Verni und Co.!

SENTENCED:

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SENTENCED:
So verabschiedet man sich von seinen Fans: SENTENCEDs Ville Laihiala

Dann war also der große Moment gekommen. Mit Spannung wurde dem (vor)letzten, auf deutschem Boden stattfindenden Auftritt der finnischen Chef-Melancholiker SENTENCED entgegengefiebert, besonders natürlich, weil viele neue Songs, die den Zuschauern noch weitestgehend unbekannt waren, die Setlist der Band zieren sollten. Doch als die diese die Bühne betrat und mit Where Waters Fall Frozen den Startschuss für die anderthalbstündige Show abfeuerte, machte sich zunächst ein wenig Verwirrung im Publikum breit. Nanu, was ist das denn? Sind sie es wirklich? oder Häh, seit wann spielen SENTENCED denn Black Metal? konnte man ohne große Anstrengung aus den fragenden Blicken der Besucher ablesen, doch wer bereits wusste, dass dieser Track vom zum damaligen Zeitpunkt noch nicht erschienenen The Funeral Album entstammt, kam aus dem Schmunzeln gar nicht mehr heraus. Ironischer kann man einen Auftritt nun wirklich nicht beginnen, könnte man meinen, doch als sich direkt nach dem schwarzmetallischen Opener die augenzwinkernde Überhymne Excuse Me While I Kill Myself ins Set einreihte, schienen sich die Fans im einzigartigen SENTENCEDschen Sarkasmus nur so zu suhlen! Zudem geizte die Band nicht mit neuem Material, die Musiker präsentierten mit erwähntem Opener, May Today Become the Day, Despair-Ridden Hearts und Dead Leaves immerhin vier Stücke ihres Abschiedsalbums, und in der bezaubernden Atmosphäre des Gelsenkirchener Amphitheaters konnten diese Songs erfreulicherweise allesamt überzeugen. Ansonsten regierten natürlich die üblichen Highlights einer SENTENCED-Show: Bei Nepenthe war man als Fan wieder einmal den Tränen nahe, bei No One There hätte man den in hervorragender Verfassung und weniger betrunken als zuletzt auflaufenden Fronter Ville Vaihiala aufgrund der textsicheren Zuschauer gar nicht benötigt und das rockige Noose krachte wieder einmal herrlich aus den Boxen. Man kann sich zwar darüber streiten, ob die beiden Zugaben Dead Leaves und Fragile wirklich glücklich gewählt waren, doch kommt man definitiv nicht darum herum, den Finnen einen grandiosen Auftritt zugestehen zu müssen, der den Co-Headlinerstatus zweifelsohne rechtfertigen konnte. Unterm Strich lieferten SENTENCED also eine Abschiedsshow ab, die zwar mehr als nur begeistern konnte, treue Fans aber in erster Linie traurig stimmte – hat man sich nämlich erst einmal live von dieser Ausnahmeband verzaubern lassen, wird einem erst einmal so richtig klar, wie viel diese Band fürs persönliche Herz und die gesamte Metalszene eigentlich bedeutet! R.I.P.!

ACCEPT:

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Trafen mit ihrer Show wahrlich den Nagel auf dem Kopf: Udo Dirkschneider und Gitarrero Wolf Hoffmann (ACCEPT)

Es grenzt eigentlich schon an ein kleines Wunder, dass Götz Kühnemund und Co. es tatsächlich auf die Beine gestellt haben, die deutschen 80er-Helden ACCEPT zu einer Reunion-Show zu bewegen. U.D.O. Dirkschneider ist mit seiner Soloband zwar nicht mehr so erfolgreich, aber mindestens genau so beschäftigt wie früher und Gitarrero WOLF HOFFMANN hatte sich in jüngster Vergangenheit in erster Line klassischen Gefilden zugewandt – nichts deutete darauf hin, dass sich die Kultband noch einmal für gemeinsame Auftritte reformieren würde und deshalb waren die Besucher des ROCK HARD FESTIVALS zu später Stunde natürlich gierig darauf, ihre Lieblinge nach so langer Abstinenz wieder einmal bewundern zu dürfen. Und es sollte wirklich niemand enttäuscht werden: ACCEPT trafen mit ihrer Show den Nagel auf dem Kopf, die Musiker gaben wirklich alles, hatten dabei augenscheinlich tierischen Spaß auf der Bühne und wer sich damit immer noch nicht zufrieden gab, dem wurde mit einer aufwändigen Pyro-Show mächtig eingeheizt.

Besonders gespannt war man natürlich auf die Setlist, denn kein Klassiker durfte fehlen, auch wenn man sicherlich die ein oder andere Überraschung erwartete. Nun, ACCEPT gingen diesbezüglich eigentlich auf Nummer sicher, indem sie fast das gesamte Balls to the Wall-Album mit den Klassikern London Leatherboys, Head Over Heels, dem mehr als bekannten Titeltrack, Love Child, Winter Dreams und Turn Me On vom Stapel ließen und nebenbei Gassenhauer wie Neon Nights, TV War oder Monsterman auf die euphorische Menge abfeuerten. Auch Wolf Hoffmann kam noch einmal gebührend zum Zug, als er ein ausuferndes Gitarrensolo spielte und seine klassischen Referenzen zum Besten gab, indem er Ravels Bolero, Hall of the Mountain King oder Sabre Dance zitierte – ein großartiger Gitarrist, der in Deutschland verzweifelt seinesgleichen sucht! Mit insgesamt drei Zugaben und dem abschließenden Balls to the Wall beendeten ACCEPT das alles in allem wieder einmal hervorragende ROCK HARD FESTIVAL mit einem kräftigen Paukenschlag und allen Beteiligten schien eindeutig klar zu sein, dass es keinen passenderen Headliner für das Open Air gegeben hätte. Nun, ich war in den 80ern zwar noch nicht in der Lage, bewusst Musik zu hören, aber wenn ACCEPT zur damaligen Zeit auch nur halb so stark waren wie an diesem Abend, dann ist mit der Band ein ganz großes Juwel der Metalszene verloren gegangen!

Bericht, Fotos & Layout: Der Pohl

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