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ANTIGAMA: Discomfort

In 30 Minuten geht die Welt zugrunde. Den wahnsinnigen Grindern ANTIGAMA sei dank.

Seltsam, aber von ANTIGAMA hatte ich gerade nach ihrer Split mit HERMAN RAREBELL und THIRD DEGREE einen etwas anderen Eindruck. Die Polen kann man mittlerweile keineswegs mehr in eine Schublade mit schwedischen Acts wie RELEVANT FEW stecken. Nein, ANTIGAMA liefern hasserfüllten, aber keineswegs rohen Grindcore ab, der in ihrer Heimat und sogar Europa Standards setzen kann. Zwischen neuen CEPHALIC CARNAGE, PIG DESTROYER und CIRCLE OF DEAD CHILDREN liegen die manischen Grinder und haben weder Angst vor dem Einsatz von Samples, noch Angst davor über den Tellerrand zu blicken.

Doch das sind Nebensächlichkeiten, denn hauptsächlich regiert der pure, ungeschliffene Wahnsinn wenn die vier Polen loslegen. Da wird geballert was das Zeug hält, da werden dem Hörer fiese Riffs um die Ohren geschleudert, da geht die Welt lärmend zugrunde. Und es fühlt sich gut an, ernsthaft. ANTIGAMA liefern mit ihrem Werk intelligente Brutalität ab, die sich sehen lassen kann. Egal ob Chaos wie in Try und This Structure is Tight oder groovige, leicht an NASUM angelehnte Nummern wie Who Is My Enemy?, das Material funktioniert, wirkt verstörend und schockiert. Keine perverse Fantasie kann so gewalttätig und brutal, so düster und hasserfüllt sein, wie das, was aus den Boxen kommt.

Der Hörer wird mitgerissen und taucht für die Spielzeit in diese Welt ein. Sick I Am, dieser Songtitel trifft den Nagel auf den Kopf. Die lärmenden Gitarrenleads und das Geschrei wirken so surreal, dass man sich fühlt, als habe man schlimmes Zeug geraucht und schaut irgendwas über ungelöste Morde im Fernsehen. Musik als Droge, ANTIGAMA lassen Horrorvisionen aufleben. Leider nur für sehr kurze Zeit, denn dieses höllisch intensive Teil dauert gerade mal 25 Minuten, wenn man die Stille während des Hidden Tracks subtrahiert. Dafür zeigen die Jungs, wie man einen Remix verdammt wirkungsvoll gestalten kann.

Discomfort bietet eine Achterbahnfahrt durch die dunklen Abstellkammern der Seele und reinigt mit Schmerz auf ganz besondere Art und Weise. So etwas hätte ich nicht erwartet und erhofft, vor allem nicht von ANTIGAMA. Nächstes Mal noch ein paar Minuten mehr von diesem herrlichen, widerlichen krankem Lärm und das bringt mich endgültig ins Irrenhaus. Ein verstörendes Werk, das man nicht unterschätzen, sondern bestaunen sollte.

Veröffentlichungstermin: 15. April 2005

Spielzeit: 30:19 Min.

Line-Up:
Lucas – Throat, Words, Electronics

Sebastian – 6 Strings

Michal – Basstortion

Krzysiek – Drums
Label: Selfmadegod Records

Homepage: http://www.antigama.com

Email: antigama@poczta.onet.pl

Tracklist:
1. Flies

2. Bloodmaker

3. Stupid Fuck

4. Who Is My Enemy?

5. Try

6. This Structure is Tight

7. President Says Yes

8. Sick I Am

9. Shit From Arse

10. Bolo

11. Save Copy As…

12. Discomfort

13. Fala (THE SEED REMIX)

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