HEXENHAMMER: Ein wenig Klischee ist immer dabei

HEXENHAMMER haben erst kürzlich mit ihrem Album "Divine New Horrors" von sich reden gemacht und tun dies nun wieder, im Vampster-Interview.

Nicht allzu lange ist es her, da haben HEXENHAMMER ihr Debüt Divine New Horrors auf den Markt geschmissen und damit fast durchweg gute Kritiken eingeheimst. Zurecht, möchte man sagen, denn die Paderborner Death Metaller fahren einen galanten Stil, mit Anspruch und sexy Groove, der runtergeht wie Öl. Gitarrist Maik Hoffmann erkärte sich bereit ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen und uns einiges über die Hoffnungsträger zu erzählen.

Ich habe gehört, dass ihr nicht gerne Fragen zu eurem Bandnamen hört. Es ist natürlich klar, dass ich trotzdem welche stellen werde. Wie also kam es zu dem Namen HEXENHAMMER?

Wo hast du das denn gehört, haha? Unser Bassist Ingo meinte damals zur Gründungszeit, dass der Name gut wäre und zu unserem Sound passen würde. Außerdem klingt er ziemlich eigen, roh und rau – passend zum Death Metal.

Mit dem gleichnamigen mittelalterlichen Buch Maleus Maleficarum, einer brutalen Anleitung zur Richtung und Vernichtung von Hexen, hat das alles nichts zu tun?

Wir haben weder mit den Christen, noch mit der Hexenverfolgung was am Hut, das haben die Jungs im Mittelalter alles erledigt.

Ihr werdet euch wohl daran gewöhnen müssen, danach gefragt zu werden, da der Name einfach sehr prägnant ist. Zudem ist er eben religiös etwas vorbelastet. Nicht jede Death Metal-Band benennt sich nach einer kirchlichen Schrift…

Ja, an diese Art von Fragen haben wir uns schon fast gewöhnt. Wir kommen aus Paderborn, eine Stadt, die katholischer kaum sein kann. Das ist – denke ich – u.a. mit ein Grund warum wir diesen Namen haben, eine Art Anti-Parole auf dieses christliche Gehabe und System.

Habt ihr schon zu hören bekommen, dass die Leute aufgrund des Bandnamens dachten ihr wärt ein bisschen eine Spaßband?

Eigentlich nicht, aber Leute die uns nicht kennen, müssen wahrscheinlich schon ein wenig schmunzeln, wenn sie den Namen das erste Mal hören. Wenn sie uns aber dann live bzw. auf CD hören, hören sie das Schmunzeln auf und erstarren meist erst mal.

Zum Namen HEXENHAMMER würden wunderbar deutsche Texte passen. Käme das für die Band überhaupt jemals in Frage oder ist englisch die Sprache des Metals?

HEXENHAMMER:
Würde gerne auf einer Yacht in der Südsee mit heißen Bräuten abhängen und nebenbei einen Song schrubben – Maik Hoffmann

Nein, wir hatten nie vor deutsche Texte zu machen. Ich denke in Englisch kann sich Frank sehr viel besser ausdrücken. Das passt auch besser zum Death Metal, würde ich sagen.

Nun, kommen wir zum neuen HEXENHAMMER-Album. Herzlichen Glückwunsch dazu erstmal, es ist ein goldiges Teilchen geworden mit kuscheligen Songs…

Danke, Danke. Die Reaktionen sind bis jetzt hammermäßig für uns ausgefallen. Wir haben fast ausschließlich gute Kritiken bekommen und fühlen uns dadurch schon bestätigt auf eine Art und Weise. Zum Kuscheln würde ich es nun nicht unbedingt empfehlen, aber wer drauf abfährt…

HEXENHAMMER und speziell Divine New Horrors ist eines der Alben, wo man nicht ohne weiteres sagen kann, aus welchen Einflüssen sich die Musik nun zusammen setzt, ihr geht relativ locker an die Songs heran, richtig?

Es gibt Tage, da fällt es uns leichter an einem Song zu basteln, aber es gibt auch mal solche, wo es nicht so schnell geht. Für unseren letzten neuen Song haben wir zum Beispiel fast drei Monate gebraucht, bis wir zufrieden waren. Unser Anspruch an uns selbst ist auf jeden Fall gestiegen!

Markant sind vor allem die fließenden Wechsel zwischen schnellen Knüppel- und groovigen Midtempo-Parts. Fast jedes Lied kann solch eine Mischung aufweisen. War das ein Masterplan oder kam das beim Songwriting einfach so zustande? Gab es überhaupt einen Masterplan? Gibt es bei HEXENHAMMER eine klare Line, wie die Songs klingen sollen oder ist mehr oder weniger alles möglich?

Einen direkten Masterplan gibt es so gesehen nicht wirklich. Wir mischen sie nach unseren Trademarks, das heißt, sie müssen blasten, grooven, und einen gewissen technischen Anspruch haben. Wenn wir das in einem Song gut vermischt und ausgearbeitet haben und es uns gefällt, dann ist ein neuer Song fertig.

Wir lassen uns auf jeden Fall einen gewissen Freiraum beim Songschreiben, versuchen uns nicht auf eine Art und Weise zu limitieren und lassen uns ungern in eine bestimmte Ecke drängen. Es hängt von unserer derzeitigen Stimmung ab, wie der Song im Endeffekt klingt.

Auffallend sind auch die Vocals von Frank. Abgesehen davon, dass sie wunderbar zur Musik passen und ein breites Spektrum abdecken, fällt vor allem auf, dass sie manchmal – zum Beispiel bei Blasting Composition – rasend schnell sind. Live wird das bestimmt anspruchsvoll zu singen sein…

Oh ja, da hast du Recht. Live ist das schon für Frank bei einigen Songs echte Schwerstarbeit. Gerade bei Songs wie Self oder eben Blasting Composition muss man schon sehr oft den Text und den Song üben um ihn so runterrasseln zu können wie Frank.

Was die Einflüsse angeht: Ist es in einer Zeit, in der man die Möglichkeit hat hunderte von Bands zu hören und so unweigerlich überall und immer etwas beeinflusst wird, überhaupt noch zeitgemäß und sinnvoll nach den Einflüssen einer Band zu fragen?

Das ist sicherlich schwer zu sagen, hier irgendwelche Haupteinflüsse von uns zu nennen. Wir machen den Death Metal so wie wir ihn mögen und am liebsten hören. Jeder von uns ist mit Death Metal groß geworden, so dass sich dieser ganze Sound in uns fest eingebrannt hat. Zu meinen Alltime Death Metal Faves zählen zum Beispiel MORBID ANGEL, CRYPTOPSY, die älteren CANNIBAL CORPSE und viele andere.

Trotzdem schweben einem, besonders bei der Produktion, immer einige Soundbeispiele durch den Kopf. Woran habt ihr euch orientiert, um den perfekten Sound für HEXENHAMMER zu finden?

Also wenn ich ehrlich bin, ist der Sound auf der CD nicht der beste. Den perfekten Sound, bzw. das perfekte Studio können wir uns leider nicht leisten. Ich hoffe, dass wir mal ein Album aufnehmen können, wo wir ein größeres Budget haben werden.

Der Sound hätte allerdings etwas besser sein können. Er betont zwar ganz gut den rauen und dreckigen Teint der Band, aber ein Endschliff scheint zu fehlen. Besonders die Snare scheppert eindeutig zu aufdringlich…

Da gebe ich dir wieder Recht. Manche mögen den Snare-Sound, manche eher nicht. Alles in allem fehlt der Aufnahme das richtige Pfund Druck in der Produktion, dann würden die Songs noch mehr blasen. Das müssen wir auf jeden Fall beim nächsten Mal besser machen. Wir haben auf jeden Fall einiges bei dieser Aufnahme gelernt und hoffen, dass wir dieses Wissen beim nächsten Mal besser nutzen können.

Von den finanziellen Möglichkeiten mal abgesehen, mit welchem Produzenten würdest du gerne arbeiten, um den perfekten Sound für das nächste Album zu kreieren?

Devin Townsend, Erik Rutan, Andy Classen vielleicht? Da gibt’s mehrere. Auch in Schweden, Dänemark, oder das Finnvox in Finnland sind in meinen Augen sehr angesehen. Das Problem ist nur, dass in diesen Studios ein Tag mal eben 600-1000 Euro und mehr kosten kann.

Textlich gibt es von euch die Klischee-Vollbedienung, oder haben HEXENHAMMER etwas mitzuteilen?

HEXENHAMMER:
Das Grauen hat ein Gesicht: Das Cover von ´Divine New Horrors´

Wenn du dir die Texte genauer ansiehst dann wirst du feststellen, dass Franks Texte ein wenig anders sind als die sonstigen Death Metal-Texte. Wenigstens teilweise, nicht alle. Klar, ein wenig Klischee ist immer dabei, aber eine bestimmte Botschaft gibt es nicht. Es sind zum größten Teil alles kleine Horrorgeschichten, wenn man es so will.

Auf eurer CD-Release-Party habt ihr mitgefilmt und das Video zu Hell Force One kann man sich jetzt von eurer Homepage herunterladen. Wie kamt ihr auf die Idee?

Wir haben das Angebot von einem Bekannten erhalten, der das Filmen schon seit längerem betreibt und schon einige Videos gemacht hat. Es war nicht ganz billig, aber wir wollten dieses historische Ereignis für uns einmal professionell festhalten. Wir haben dann zwei Songs unseren Fans zum Download auf unserer Page zur Verfügung gestellt, da die Nachfrage so groß war.

Wenn ihr unbegrenztes Budget hättet, was käme in einem zünftigen HEXENHAMMER-Video vor?

Haben wir noch nicht wirklich drüber nachgedacht… wahrscheinlich Tonnen von Blut, hehehe. Ein Video mit vielen schnellen Schnitten fände ich gut. Wir würden aber auch gerne eins machen, wo wir auf einer fetten Yacht in der Südsee mit heißen Bräuten abhängen und nebenbei einen Song schrubben.

Hat Litany Of Courses, das wahrlich ein Sammelsurium aus Schimpfworten ist, einen Adressaten?

Alle diejenigen, die uns abfucken, beziehungsweise die uns zu der Zeit angepisst haben. Es gibt immer Leute, die einem Steine in den Weg legen möchten oder neidisch sind. So ist der Mensch nun mal – für diejenigen ist der Text gedacht.

Der Song Enter My Tomb ist für mich der eingängigste der Platte. Definitiv das Gute-Laune-Stück auf Divine New Horrors, obwohl es von der technischen Seite gesehen mit dem Rest nicht mithalten kann…

Das ist auf jeden Fall ein Party-Song und somit eine absolute Ausnahmenummer in unserem Set. Den Song sollte man bloß nicht stellvertretend für unseren Sound nehmen. Es wird bestimmt der einzige seiner Art von uns bleiben.

Wenn du einen lustigen Schubladennamen für die Musik von HEXENHAMMER erfinden müsstest, welchen würdest du wählen?

Erotic Sport Metal oder so, hehehe.

Sag drei Worte, die HEXENHAMMER ausmachen…

Blast, Groove, Technique.

Okay, ihr werdet in Zukunft auch den Hexenhammer live kreisen lassen und einige Gigs spielen. Was steht so an und auf welche freust du dich am meisten?

Zunächst unsere erste Euro-Tour mit INCANTATION, CATASTROPHIC, JUNGLE ROT und FUNERUS, welche am 26.4. beginnt und auf dem FUCK THE COMMERCE am 4.5.05 endet. Darauf freuen wir uns auf jeden Fall schon sehr. Checkt mal die Dates auf unserer Page, wir zocken auch in Deutschland auf der Tour zwei Shows.

HEXENHAMMER
Blast, Groove, Technique: HEXENHAMMER 2005 (Ingo Kuhkoff (b), Maik Hoffmann (g), Frank Hürland (v), Daniel Steigüber (d) und Christian Gubernat (g).

Kleinere Bands haben fast immer nur Chancen vor genug Leuten aufzutreten, wenn sie im Vorprogramm von bekannten Größen spielen. Ihr habt ja schon vor VADER gezockt, kannst du das bestätigen?

Das kann ich bestätigen. Bei bekannteren Hauptacts kannst du meist davon ausgehen, dass die Bude voll wird. Somit sehen dich mehr Leute als auf normalen kleineren Konzerten. Wir haben mit VADER beispielsweise ca. vor einem Jahr in Paderborn gespielt, wo 300 Leute kamen, bei unserer CD-Release-Party waren es sogar über 300 Leute in der gleichen Location wohlgemerkt, darauf sind wir sehr stolz. In unserer Heimat können wir auf eine fette Fanbase zählen!

Warum kommen viele Leute deiner Meinung nach nicht auf die Konzerte kleinerer, aber vielversprechender Bands? Selbst Bands wie FRAGMENTS OF UNBECOMING oder auch die relativ großen DISBELIEF haben oft Probleme, selbst kleine Locations zu füllen…

Das liegt zum einen oft an den Preisen bzw. an den mangelnden finanziellen Möglichkeiten der Fans, würde ich sagen. Die Preise sind fast alle von den DM-Preisen 1:1 in Euro übernommen worden, hab ich oft das Gefühl. Wenn ich mir heutzutage die Spritpreise ansehe, dann überlege mir auch ganz genau vorher wo ich hingehe bzw. hinfahre, wenn ich ehrlich bin. So wird es den meisten Fans auch gehen.

Welche Bands sind für dich – von HEXENHAMMER jetzt mal abgesehen – DIE Hoffnungen im deutschen Death Metal? Wenn es so was gibt…

Es gibt auf jeden Fall viele sehr gute Bands in unserem Lande, aber Namen will hier keine nennen sonst fühlen sich manche benachteiligt. Eine der besten meiner Meinung nach kennen hoffentlich alle – NECROPHAGIST.

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