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DIO live – 6. August 2004, Hirsch Nürnberg

Clubshows herrschen. Weil das Herz des Heavy Metal all den schniecken Open Airs zum Trotz nun mal einfach auf den kleinen Bühnen dieser Welt schlägt. Dio im Nürnberger Hirsch klang allein schon deshalb mehr als gut. Der gnadiator war vor Ort (in der fünften Reihe!)

Satte 17 Jahre liegt es nun schon zurück, das letzte brauchbare Dio-Studioalbum, das man sich guten Gewissens in die Sammlung stellen kann. Lange vorbei ist auch die Zeit, in der der große kleine Mann des Hardrock Stadien gefüllt und eine Bühnenshow aufgefahren hat mit Burgen und feuerspeienden Drachen. Aber da das Herz des Heavy Metal bekanntlich in den kleinen Clubs schlägt, durfte man auf das Gastspiel des 55-jährigen Altmeisters im Hirsch gespannt sein.

Dios derzeitige Band ist stark: Hinterm Dampfhammer-Schlagzeug sitzt Simon Wright (ex-AC/DC), den knorrigen Bass bedient Rudi Sarzo (ex-QUIET RIOT), an die Gitarre ist Craig Goldy zurückgekehrt. Der blickt zwar ähnlich mürrisch wie Gerhard Polt als „Germanikus“, beherrscht im Gegensatz zu seinem Vorgänger Tracy G. aber zumindest sein Handwerk. So gibt es neben einer einzigen verschämten Nummer von der neuen Dio-CD „Master Of The Moon“ (die wie schon die letzten fünf Alben mal wieder ein Langeweiler vor dem Herrn geworden ist) an diesem Abend im aus allen Nähten platzenden Hirsch ausschließlich die frühen Klassiker aus dem über vier Jahrzehnte reichenden Lebenswerk des nur 1,62 Meter großen Amerikaners. Darunter jeweils drei Songs aus seiner Zeit bei RAINBOW und BLACK SABBATH sowie die Hits von seinen ersten drei Soloalben. Also doch wieder nur die klassische Nostalgienummer? Jawohl. Aber derart lebendig, kraftvoll und voller Magie ins Auditorium geschleudert, dass es einem die Tränen in die Augen treibt. Schöner und besser kann es in den 80ern gar nicht gewesen sein.

Bei zeitlosen Hardrockperlen wie „Gates To Babylon“, „The Sign Of The Southern Cross“ und „The Last In Line“ rastet der glutheiße Hirsch völlig aus. Und Ronald Padavona singt so perfekt, als hätte er ein Dauer-Abo auf die ewige Jugend. Um es mit den Worten von Shakespeare zu sagen: „Wer hätte gedacht, dass der alte Mann so viel Blut in ihm hätte?“

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