ROCK HARD FESTIVAL 2004: Der Bericht

Es braucht nicht immer einen besonderen Anlass für ein sommerliches Metal-Festival. Das haben sich wohl auch die Leute vom ROCK HARD-Magazin gedacht, denn während man im letzten Jahr am gleichen Ort – im Amphitheater zu Gelsenkirchen – und zur gleichen Zeit das zwanzigjährige Bestehen des bekannten Magazins feierte, war der einzige Anlass für eine Wiederholung der große Erfolg und Zuspruch vom letzten Jahr. Das zweite Festival hat gezeigt, dass man sich langsam aber sicher zu einer ernstzunehmenden Alternative zu den größeren Veranstaltungen wie dem WACKEN OPEN AIR oder dem WITH FULL FORCE mausert.

Das Festival

Samstag, 29. Mai 2004

Thunderstorm | Dead Soul Tribe | Naglfar | Gluecifer |
Destruction | Exodus | Gamma Ray | In Extremo

Sonntag, 30. Mai 2004

Desaster | Into Eternity | Illdisposed | Pink Cream 69 |
Metal Church | Dark Tranquillity | Rage | Stratovarius |
Machine Head

Das Festival

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Es braucht nicht immer einen besonderen Anlass für ein sommerliches Metal-Festival. Das haben sich wohl auch die Leute vom
ROCK HARD-Magazin gedacht, denn
während man im letzten Jahr am gleichen Ort – im Amphitheater zu Gelsenkirchen – und zur gleichen Zeit das zwanzigjährige Bestehen des bekannten Magazins feierte, war der einzige Anlass für
eine Wiederholung der große Erfolg und Zuspruch vom letzten Jahr.
Dabei hat sich im Grunde nicht viel geändert. Das Konzept, mit dem Festival sämtliche Spielarten des Metals abzudecken und somit niemanden auszugrenzen,
wurde beibehalten. Die stilistische Bandbreite war sogar noch ein bisschen größer als beim ersten Mal, so dass sowohl Doomer, Power Metaller, Hardrocker,
Death Metaller, Black Metaller, Proggies, Thrash-Fans und Anhänger des Mittelalter-Metals auf ihre Kosten kamen. Dennoch war das Publikum musikalisch
nicht so offen, wie man vielleicht hätte erwarten können, so dass manche Band aufgrund ihrer musikalischen Ausrichtung von einem Großteil des Publikums
mehr oder weniger ignoriert wurde. Wie im letzten Jahr, hatte man auch diesmal wieder mit einigen relativ kurzfristigen Absagen zu kämpfen. Für
DOOMSWORD
rückten die ebenfalls italienischen THUNDERSTORM nach, während
DESTRUCTION für
MARDUK einsprungen und
ILLDISPOSED den Platz von
MALEVOLENT CREATION füllten. Zwar wurde
dies im Vorfeld von vielen als unbefriedigender Ersatz angesehen, nichtsdestotrotz muss man sagen, dass es den Organisatoren auch dieses Jahr gelungen
ist, ein ansprechendes Billing auf die Beine zu stellen, welches eine gelungene Mischung bot aus Lokalmatadoren und internationen Acts, aus Bands, die
man in letzter Zeit recht häufig auf deutschen Bühnen gesehen hat, aber immer wieder gerne sieht, und solchen, bei denen man ansonsten kaum die Chance
hatte, sie live bewundern zu können.

Die größte Neuerung in diesem Jahr war wohl die Möglichkeit des legalen Campings, womit man einen wichtigen Schritt getan hat, um auch für Besucher, die
außerhalb des Ruhrgebiets wohnen, attraktive Rahmenbedingungen zu bieten. Zwar war die Campinggebühr von 11,- Euro auf den ersten Blick recht happig, war
jedoch aufgrund der dafür gebotenen Gegenleistung mehr als gerechtfertigt. Besonders aufgefallen ist hierbei die stets herrschende Hygiene in den
sanitären Anlagen, sowohl Duschen als auch Toiletten wurden hervorragend gewartet. Nicht nur auf dem Campingplatz, sondern auch auf dem übrigen Gelände,
fiel die ständige Präsenz des Aufräumpersonals auf.
Die Preise waren allgemein in Ordnung, auch wenn zum Beispiel die Döner, welche das ROCK HARD in Wacken so kritisiert hatte, ziemlich spartanisch
ausgefallen waren.

Impressionen vom Rock Hard Festival 2004

Sehr positiv auch, dass die Security bis auf einige wenige Ausnahmen sehr nett und unproblematisch war und im Falle der erwähnten Ausnahmen die
verantwortlichen Security-Leute sofort den Hut nehmen mussten. So hatte ein Besucher sehr viel Spaß beim DESTRUCTION-Gig und machte das ein oder andere
Mal beim Crowdsurfen mit. Nachdem er mehrmals über die Absperrung geflogen war, hatte die Security wohl die Geduld verloren. Also schnappten ihn sich
zwei Ordner und schmissen ihn samt Handy und Geldbörse mal eben in den Rhein-Herne-Kanal. Das war dann aber auch zugleich die letzte Aktion der beiden
Ordner, die sofort danach vom ROCK HARD-Personal die Kündigung erhielten. Das Handy, welches nicht mehr funktionierte, wurde vom ROCK HARD bezahlt.

Alles in allem war das zweite ROCK HARD FESTIVAL gut organisiert und stressfrei, so dass es sich so langsam als ernstzunehmende Alternative zu den
größeren Veranstaltungen wie dem WACKEN OPEN AIR oder dem
WITH FULL FORCE profiliert. Auch wenn die Stimmung, wie schon im letzten Jahr, nicht zuletzt
Dank der Architektur des Amphitheaters, die die Leute zum Sitzen auf der Tribüne einlädt, nicht besonders ausgelassen war, so war sie doch sehr friedlich
und gemeinschaftlich. Die Tatsache, dass sich sowohl die Redakteure/Organisatoren als auch die Musiker unter die Leute gemischt haben, trug zu einer
besonders persönlichen Atmosphäre bei, mehr noch, als dies beim ersten Festival der Fall war. Die Ankündigung, dass das Festival auch im nächsten Jahr
wieder stattfinden soll, wurde von den Anwesenden mit Begeisterung aufgenommen, was alleine schon zeigt, dass das ROCK HARD FESTIVAL auch dieses Jahr
wieder ein voller Erfolg war, bei dem es eigentlich kaum noch was zu verbessern gibt.

Samstag, 29. Mai 2004

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Thunderstorm

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Thunderstorm live beim Rock Hard Festival 2004
Die italienischen Vorzeige-Doomer hatten nicht nur die Aufgabe, das zweite ROCK HARD FESTIVAL zu eröffnen, sondern auch die, ihre Landsmänner von
DOOMSWORD, die aufgrund einer Verletzung ihres Gitarristen kurzfristig absagen mussten, würdig zu vertreten. Dabei hatten sie nicht nur mit einem recht
trägen und nicht eben zahlreichen Publikum zu kämpfen – sowohl auf den Rängen des Amphitheaters als auch unten direkt vor der Bühne herrschte noch eine
erschreckende Leere. Auch der Sound war verbesserungswürdig. Während aufgrund der Tatsache, dass man seit geraumer Zeit nur noch als Trio unterwegs ist,
es durchaus vernünftig war, dass der knarzige Bass-Sound im Vordergrund stand, so war Fabios Gitarre dennoch zunächst viel zu leise. Diese Soundprobleme
legten sich zwar später, dennoch hatte man immer wieder das Gefühl, dass die fehlende zweite Gitarre eine echte Lücke hinterlassen hat, sei es aufgrund
der wunderschönen Harmonien, auf die man nun verzichten musste, oder einfach, um bei Leadgitarren und Soloparts das entstehende Soundloch zu stopfen,
was nämlich durch den lauten Bass alleine nicht gelang. Gerade bei einem Stück wie “Time” vom
ersten Album vermisste man die zweite Gitarre
schmerzlich.
Dass THUNDERSTORM als Opener nicht wirklich punkten konnten und trotz eifrigen Slow Motion-Bangings auf der Bühne nur einige echte Doom-Jünger begeistern
konnten, lag aber sicherlich auch daran, dass aufgrund ständiger Stimmprobleme – Sänger Fabio musste zwischen fast jedem Song seine Klampfe wieder in
die rechte Stimmung bringen – kein wirklicher Fluss in den Auftritt der Italiener kam. Die sehr kargen und aufgrund des starken Akzentes kaum
verständlichen Ansagen, die man so von Fabio ja schon gewohnt ist, waren sicherlich auch nicht hilfreich, um eine Bindung zum Publikum
aufzubauen. Musikalisch hingegen war alles in Butter, Songs wie das erwähnte “Time” oder die Titelstücke der beiden bisherigen Alben, “Sad Symphony”
und “Witchunter Tales” sind über jeden Zweifel erhaben und wurden überzeugend dargeboten, so dass die 45 Minuten zügig vorüber gingen. Einzig bei den
ganz hohen Tönen hatte der ansonsten sehr souveräne Fabio leichte Probleme. Alles in allem ein netter Einstieg, doch hat man schon stärkere Auftritte
der Italiener gesehen, die auf der großen Bühne zudem ein wenig verloren wirkten. (doomster)

Dead Soul Tribe

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Wirklich traurig, dass bei den anschließend aufspielenden DEAD SOUL TRIBE das Publikum an Zahl zwar etwas zugenommen hatte, aber das Gelsenkirchener
Amphitheater dennoch mehr schlecht als recht gefüllt war und die Stimmung deshalb noch nicht wirklich als ausgelassen und euphorisch bezeichnet werden
konnte. Doch wer die österreichische Band um den als Buddey Lackey mit PSYCHOTIC WALTZ bekannt gewordenen Frontmann Devon Graves, der von den anwesenden
Fans gleich zu Beginn des Konzertes abgefeiert wurde, verpasst hatte, dem entging ein wirklich intensives Klangerlebnis, welches genauso wenig den
typischen Metalklischees entsprach wie das Outfit des zweiten Gitarristen. “Angels In Vertigo” mit seinem vielseitigen, leicht tribalartigen
Powerdrumming, komplexen Riffing, modernen Groove und dem gefühlvollen, unter die Haut gehenden Gesang erweckte leichte Erinnerungen an
TRIBE AFTER TRIBE, ohne allerdings derart drogengeschwängert rüberzukommen und stattdessen mit einem Händchen für bei allem Anspruch dennoch einigermaßen
zugänglichen Songstrukturen und insgesamt etwas weniger experimentell. Das Experimentelle drückte sich vor allem in Spielereien Graves´ aus, wie etwa die
Gitarre mit einem Bogen zu spielen statt mit einem Plektrum oder mit den Fingern.
Dead Soul Tribe live beim Rock Hard Festival 2004
Was den Gig von DEAD SOUL TRIBE auszeichnete, war die Tatsache, dass man eigentlich nie wusste, ob man zum unglaublich zwingenden Groove mitgehen sollte,
oder lieber verzückt der kräftigen und sehr charismatischen Stimme von Devon Graves lauschen sollte, der mit seinem höchst emotionalen Gesang tief ins
kalte Metallerherz traf und dabei den Vergleich zu alten PSYCHOTIC WALTZ-Tagen nicht zu scheuen brauchte, gerade auch, wenn er dann mal die Querflöte
auspackte und damit unweigerlich an seine alte Band erinnerte. Dass er seine alten Fans nicht vergessen hat, bewies der Amerikaner zudem, indem man außer
DEAD SOUL TRIBE-Kompositionen wie “Some Things You Can’t Return” oder dem zweiteiligen “Feed” auch eine “Coverversion” von “I Remember” darbot, welche
vom scheinbar danach lechzenden Publikum auch dankbar aufgenommen und mit reichlich Applaus bedacht wurde. Leider gab es hier im Vorfeld einige
technische Probleme mit der Abnahme der Akustikgitarre, wodurch aufgrund der viel zu langsamen Reaktion des Roadies eine unangenehm lange Pause
enstand, durch die sich die Band dann auch ein wenig verunsichern ließ.

Für Freunde modernen progressiven Metals waren DEAD SOUL TRIBE auf jeden Fall das Highlight des Festivals. Dass dies viele anders sahen und die Band mit
Ignoranz straften, zeigt nur, dass man auf einem Festival wie diesem wohl nicht so gut aufgehoben war, weil die eigentliche Zielgruppe nur sehr schwach
vertreten war. (doomster)

Naglfar

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Naglfar live beim Rock Hard Festival 2004
Als die Schweden NAGLFAR die Bühne betraten, boten diese der anwachsenden Zuschauermenge während ihres 45-minütigen Sets ein perfektes
NAGLFAR Death-/Blackmetal Brett der Extraklasse. Anfänglich waren die Resonanzen auf Fanseite eher spärlich, aber nachdem Tracks wie “Blades” und
“As The Twilight Gave Birth To The Night” druckvoll durch die Boxen gehämmert wurden, waren spätestens beim “I Am Vengeance”-Hammer alle aus dem
Häuschen und streckten ihre Evilhändchen immer höher und wollten mehr. An einigen Stellen im Amphitheater war der Sound zwar etwas schwammig anstatt
glasklar, aber das war nicht allzu schlimm, denn bei anderen Acts solchen Kalibers kommt live fast gar nichts mehr rüber. Für die eher kurze Spielzeit
hatte sich die Band für ein eher älteres Set entschieden. Warum weiß natürlich niemand so genau, und mit Ansagen hat sich Frontmann Jens traditionell
eher zurückgehalten und meistens nur die nächsten Tracks angekündigt, wobei man mal wieder bemerken muss, dass Jens in seiner bekannten und festen
Gesangsposition mit all seinen gekonnten Posen auch noch stehen würde, wenn Orkanstärke 15 über die Bühne peitscht. Einfach bombenfest der gute Kerl.
Während Gitarrist Marcus “Vargher” Norman, immer wieder die Menge motivierend, an den Bühnenrand kam oder über die Bühne fegte, war bei den anderen
Members auch eher Stillstand angesagt, außer bei den Propellerbewegungen, da ging es richtig gut ab. Ein typischer NAGLFAR Auftritt in Kurzfassung. (Uwe)

Gluecifer

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Gluecifer live beim Rock Hard Festival 2004
Dann wurde es Zeit für die als “Rotzrock-Stimmungskanonen” angekündigten GLUECIFER. Und die Ankündigung passte hundertprozentig, denn die Norweger mit
dem “Hardrock-Elvis” Frontmann Biff Malibu kamen auf die Bühne und erzeugten eine unglaublich mitreißende Atmosphäre und konnten während ihres Auftrittes
eine gleichmäßige und ausgelassene Stimmung halten. “How many people came tonight for Rock’n’Roll?”. Na, da hatte sich der gute Biff wohl versprochen,
denn das sollte wohl besser “this afternoon” anstatt “tonight” heißen, aber vielleicht hatten die Jungens noch nie einen Auftritt zu so früher Stunde
absolviert. Mit typischer Rocker-Glamourkleidung und sauberem Sound wurde die Menge am frühen Nachmittag beglückt und zu dem Sound bewegten sich
tatsächlich Death-, Power-, Thrash- und sonstige Metal-Fans eigentlich jeder Sparte, und wenn es nur ein “auf und ab” des Fußes auf den Rängen war. Neben
den üblichen Rotzrocknummern gab’s mit “Here Comes The Pigs” eine perfekte Nummer zum Mitgrölen, auch wenn man den Text bis dahin noch nicht kannte. Der
Spaßfaktor auf allen Seiten war unübersehbar und unüberhörbar. (Uwe)

Destruction

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Eine Menge Ansagen hat der gute Schmier während des einstündigen DESTRUCTION-Sets in die Menge gefeuert. Leider waren die eher quantitativ anstatt
qualitativ. “Life without sense” wurde zum Beispiel nur mit einem lausigen “Ein Song über das verfickte Leben auf diesem verfickten Planeten”
angekündigt. Oder darf man von einer Band nichts weiteres erwarten, die auch nur ein dürftiges “Wir folgen keinem Trend” nach “Eternal Ban” übrig hat
und sich eigentlich permanent in diesem Trend befindet bzw. vor nicht allzu langer Zeit wieder auf das Züglein aufgesprungen ist?
Destruction live beim Rock Hard Festival 2004
Soundtechnisch wurde man auch nicht richtig verwöhnt, denn desöfteren quoll der Sound ganz schön heftig breiig aus den Boxen. Eine Kunst für sich ist es allerdings wirklich,
eine große Bühne mit drei Musikern zu füllen oder es zumindest so aussehen zu lassen. Das haben die Jungens allerdings drauf. Während Gitarrist Mike sich
ganz gut im Hintergrund hin und wieder bewegte, war Schmier ne Runde besser in Aktion und wechselte äußerst gekonnt zwischen drei gut positionierten
Mikrofonständern hin und her. Das sollten andere Sänger mit Bass erstmal hinbekommen. Neben den bereits erwähnten Tracks boten die drei den anwesenden
Fans und auch allen Anderen einen guten Querschnitt durch ihr bisheriges Schaffen bzw. was im Rahmen des 60-minütigen Auftrittes machbar war. Kein Halten
gab es natürlich wie immer bei neuen Hits wie “Thrash Til Death”, “Nailed To The Cross”, aber auch bei alten Klassikern wie “Bestial Invasion” und beim
abgefeierten “Mad Butcher”. (Uwe)

Exodus

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Geile Stimmung. Die Gewinner des Tages. Ähnlich wie ANTHRAX im letzten Jahr rollten zu frühabendlicher Stunde die Bay-Area Thrasher um
Steve “Zetro” Souza über das Amphitheater. Über die gebotene Trackauswahl konnte man staunen, denn es wurde enorm viel vom letzten Release
Tempo Of The Damned” geboten, welches bei der letztjährigen Tour noch gar nicht so im Vordergrund stand. Und wenn die Tracks nicht neu waren, dann
waren diese uralt und desöfteren vom 85er Release “Bonded By Blood” und kamen wie immer perfekt an, und die entstandenen Moshpits schienen gar kein
Ende mehr zu finden. Bei “Toxic Waltz” war auch auf den hintersten Rängen der letzte Hinterwäldler am abgehen und verstand, warum die Nummer als
“Tanznummer” angekündigt wurde. Wie nicht anders zu erwarten lief alles sehr routiniert und spielfreudig ab, denn eigentlich war klar, dass der Band
auch Fehltritte verziehen worden wären, die es aber keineswegs gab. Zu der Spielfreudigkeit gesellte sich glücklicherweise ein guter Sound, und mancher
einer wünschte sich, dass die Band noch zwei Stunden länger hätte spielen können. (Uwe)

Exodus live beim Rock Hard Festival 2004

Gamma Ray

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Die Dämmerung war bereits eingebrochen, als gegen 21:30 Uhr die Veteranen von GAMMA RAY die Festivalbühne betraten. Da die Hamburger in den letzten
Jahren außer ihrer großartigen Live-Scheibe “Skeletons In The Closet” keine
Veröffentlichungen vom Stapel gelassen haben – das letzte Studioalbum “No World Order!” liegt
mittlerweile auch schon fast drei Jahre zurück – erwartete die Fans eine Reise durch den gesamten Backkatalog, in der bei fast allen Wahrzeichen Station
gemacht wurde. Mit “Gardens Of The Sinner” eröffneten die norddeutschen Routiniers ihr 75 Minuten-Set, und spätestens beim in die Länge gezogenen
Mitsingteil vom folgenden “New World Order” waren die Fans voll und ganz auf deren Seite.
Gamma Ray live beim Rock Hard Festival 2004
Nicht minder überzeugten die beiden Mammut-Songs
“Rebellion In Dreamland” und “Armageddon” und es muss wohl kaum erwähnt werden, dass sich der Co-Headliner-Status dieser Band zweifelsohne nicht nur
durch eine aufwändige Lichtshow rechtfertigte, die durch die einsetzende Dunkelheit besonders zur Geltung kam. Highlight des Auftritts war der
Power Plant“-Ohrwurm “Heavy Metal Universe”. Hier animierte Kai Hansen erneut das Publikum
zum Singen und konnte sogar die sonst eher phlegmatischen Zuschauer auf den Rängen mitreißen. Sicherlich könnte man anmerken, dass GAMMA RAY statt
dieser insgesamt drei eingebauten Ziehparts in der gleichen Spielzeit locker zwei bis drei Klassiker mehr abfeuern hätten können, doch waren es gerade
die Mitsingmöglichkeiten für die Fans, die den Auftritt absolut festivaltauglich machten. Der bestens gelaunte Kai Hansen spielte mit dem Publikum und
verbreitete solche Ausgelassenheit, dass ausführlichere Ansagen – diese waren nämlich ziemlich kurz gehalten – das Publikum nur ausgebremst
hätten. Natürlich durfte auch ein HELLOWEEN-Cover an diesem Abend
nicht fehlen, weshalb sich das live immer wieder funktionierende “I Want Out” in die Setlist einreihte. Die lautstark geforderte Zugabe war mit
“Send Me A Sign” hervorragend gewählt, und so beendeten GAMMA RAY ihr konstant überdurchschnittliches Best Of-Programm. Dass auch noch Stunden später
zufriedene Fans auf dem Campinggelände den Refrain von “One With The World” trällerten, spricht wohl für ein gelungenes Lebenszeichen der sympathischen
Hanseaten, die nach wie vor von sich behaupten können, zu den besten deutschen Live-Bands zählen. (Der Pohl)

In Extremo

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In Extremo live beim Rock Hard Festival 2004

Man durfte gespannt sein, ob die Mittelalter-Rocker mit ihrem Sound wirklich als Headliner auf einem waschechten Metalfestival würden bestehen können. In
den letzten Jahren hatte man sich sowohl bei Mittelalterfans als auch bei der Metalfraktion der Anhängerschaft durch eine allzu moderne Ausrichtung als
RAMMSTEIN mit Dudelsäcken” einige Sympathien verspielt. Doch alle Bedenken lösten sich in Luft auf, denn als die Band nach dem üblichen Intro mit der
Hit-Single “Küss mich” loslegte und dann mit dem Klassiker “Hiemali Tempore” weiterrockte, war nicht nur der Platz vor der Bühne fast bis zu den ersten
Stufen der Tribüne gefüllt und sofort in Bewegung, auch die Tribüne war so voll wie bei keiner anderen Band zuvor am ersten Festivaltag, so dass der
Headlinerstatus durchaus gerechtfertigt erschien. Dem ein oder anderen waren sicherlich zu viele neue Songs im Programm, gerade zu Beginn des Sets, als
es Stücke wie “Wind” oder “Erdbeermund” zu hören gab. Doch Fans der alten IN EXTREMO kamen alles in allem doch auf ihre Kosten. Weder fehlten das
ziemlich flott gespielte “Herr Mannelig” (mit Mitsingpassage im Refrain und einer hüpfenden Masse), noch “Ai vis lo lop”, der zum Mitgrölen einladende
“Spielmannsfluch” oder der zu jedem Konzert dazu gehörende “Villeman og Magnhild”. Sehr schön, dass bei diesem Konzert auch der Sound wirklich
hervorragend war, brachial, aber gleichzeitig transparent, so dass sämtliche Instrumente und auch der Gesang stets perfekt herauszuhören waren. Es zeigte
sich einmal mehr, dass IN EXTREMO in erster Linie eine Live-Band sind, da so die auf CD teils wenig aufregenden Kompositionen durch die ausgelassene
Atmosphäre und die immer dazu gehörenden Show-Elemente – Feuer, Pyro-Effekte und ein äußerst stimmungsvolles Bühnenbild – aufgewertet werden. Dadurch
dass man offenbar eine Art Choreographie einstudiert hat, ging allerdings die Spontaneität etwas verloren, gerade, wenn man die Band schon öfters live
gesehen hat. Sänger Michael, der stimmlich überzeugender war als bei manch vergangener Show und mit seiner rauhen Stimme wirklich Metal ist, konnte
diesem Eindruck jedoch mit seinem sympathischen Ansagen entgegen wirken. Nett auch, dass man beim Intro von “Ai vis lo lop” einen Fan auf die Bühne holte,
um dieses mit seinem Gesang zu veredeln. Auch dies gab es zwar schon bei vergangenen Konzerten, doch unterhaltsam war das Ganze allemal, obwohl der
mutige Fan sogar trotz einiger schiefer Töne seine Sache ganz gut gemacht hat.
Da wegen Auflagen der Stadt das Konzert pünktlich beendet werden musste, verzichteten IN EXTREMO auf das übliche Spiel, hinter der Bühne zu verschwinden
und sich wieder zurück rufen zu lassen, sondern spielten ihr Programm konsequent durch. Daran können sich andere Kapellen gerne ein Beispiel nehmen, auch
ohne Zeitdruck durch Auflagen der Stadt. (doomster)

Sonntag, 30. Mai 2004

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Desaster

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Desaster live beim Rock Hard Festival 2004
Was ein DESASTER zu so früher Stunde, könnte man denken, aber dem war
nicht so. Die Mannen um Drummer Huskie Tormentor beeindruckten schon zu früher Stunde mit ihrem Old School Black/Thrash Metal. Das Publikum war auch
schon wach und fraß den Jungs aus der Hand. Die Songauswahl mit “Metalized Blood”, “Sacrilege”, “Divine Blasphemies”, “Teutonic Steel” war auch vom
Feinsten und so thrashte man mit reichlich Spaß in den Backen in den Sonntag.
Alles in allem ein sehr gelungene Leistung des Vierers, welche mit
SEPULTURAs “Troops of Doom” beendet wurde. Daumen hoch! (Alex C.)

Into Eternity

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Dann war es Zeit für INTO ETERNITY, ihren ersten Festival-Gig auf deutschem Boden zu präsentieren. Die Kanadier hatten mit ihrem letzten
Output “Buried In Oblivion“, der auch im ROCK HARD-Magazin den Titel “Album des Monats”
verzeichnen konnte, ihren Bekanntheitsgrad im Quadrat steigern können. Deshalb lud das erwähnte Metalzine die Kapelle für den Sonntagmittag ins
Amphitheater Gelsenkirchen ein. Um ca. 13:30 Uhr startete die Band bei strahlendem Sonnenschein ihre progressive Death-/Power Metal-Mischung, welche mit
einer solchen technischen Präzision heruntergespielt wurde, dass dem ein oder anderen Hobbyklampfer im Publikum nur so die Kinnlade herunterklappte. War
die Band zu Beginn vielleicht noch ein wenig nervös, so war das eingängige “Embraced By Desolation” der Startschuss für eine energiegeladene und
musikalisch spektakuläre Dreiviertelstunde.
Into Eternity live beim Rock Hard Festival 2004
Besonders interessant ist, dass INTO ETERNITYs Hauptsänger Chris Krall nicht nur seine glasklar trällernde
Power Metal-Sirene, sondern auch die aggressiven Growls live hervorragend zelebrieren kann. Unterstützt wird sein Gesang durch die Backing-Vocals der
Gitarristen Tim Roth, dessen Stimme eine ebenso umfangreiche Bandbreite hat, und Rob Doherty. Die Band wertete diese musikalischen Facetten durch ihre
lebendige Bühnenpräsenz weiter auf, und vor allem die Stücke der letzten Scheibe funktionierten einwandfrei. “Splintered Visions” war ein weiteres Indiz
für die Qualitäten dieser Ausnahmemusiker, was auch die interessierten Leute auf der hinter der Bühne befindlichen kleinen Yacht, die gerade den
Rhein-Herne-Kanal entlanggeschippert war und nun angehalten wurde, neugierig beobachteten.
Trotz aller Lobeshymnen gibt es einen Punkt, der leider etwas enttäuschte: Die Gemütsverfassung des Publikums war vergleichsweise eher schlecht, was dem
Geschehen auf der Bühne gegenüber einfach nicht gerechtfertigt war. Es schimmerte zwar das ein oder andere angemessene Bandshirt durch die dünn besetzten
Zuschauerreihen, doch scheint die Band einfach noch nicht bekannt genug zu sein, um den Besuchern eines solchen Festivals einzuheizen. Außerdem bleibt
die Frage offen, ob diese anspruchsvolle Musik mit ihren zahlreichen Takt- und Tonartwechseln überhaupt für ein solches Musikspektakel geeignet ist. Fakt
ist aber, dass INTO ETERNITY einen positiven Eindruck hinterlassen haben, durch den die Band eine weitere Sprosse auf der Erfolgsleiter nach oben steigen
dürfte. (Der Pohl)

Illdisposed

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Illdisposed live beim Rock Hard Festival 2004
Als Ersatz für MALEVOLENT CREATION kamen die etwas unbekannteren Dänen von der Kurzhaarfraktion ILLDISPOSED auf die Bühne und konnten durchaus mit ihren
Death Metal-Künsten überzeugen. Leute, die sich zu Beginn nicht so für die Band interessierten, schauten oder lauschten spätestens bei den Ansagen von
Sänger “Subwoofer Bo” auf die Bühne, denn die kamen ziemlich lustig und im gebrochenen Deutsch daher. “Alle großen Bands kommen aus Schweden – Wir können
auch schwedisch.” Und der nachfolgende Track wie auch der Rest des Sets klang fast sogar noch fetter als das, was zur Zeit so aus Schweden kommt. Neben
Hau-Drauf-Knüppel Tracks wie “Purity Of Sadness”, die der Band, aber auch der Menge am meisten Spaß machten, konnten auch die langsameren bzw.
groovigeren Tracks überzeugen wie zum Beispiel das als “Balladenlied” angekündigte “We Lie In The Snow”. Kleinere Verspielfehler konnte man der Band
während des Staunens über eben diese leicht verzeihen. Und mit “Wir sind jetzt bei Roadrunner, wir wissen aber nicht warum” wurde den Zuhörern zumindest
klar, dass man in Zukunft mehr von ILLDISPOSED erwarten darf, nicht nur musikalisch, sondern auch in Sachen aktiver Marketingunterstützung. Haut rein … ];-) (Uwe)

Pink Cream 69

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Pink Cream 69 live beim Rock Hard Festival 2004

Die Softesten des Festival-Tages legten mit dem Titeltrack des aktuellen “Thunderdome“-Albums
los und heizten das Hard-Rock-orientierte Publikum an. Leider war der Publikumszuspruch nicht all zu hoch, doch das tat der Stimmung keinen Abbruch. Sänger
David Readman schien dies auch nicht zu kratzen, und er animierte das Publikum immer wieder bei seinen Singspielen mitzumachen. Unverwüstliche Songs wie
“Shame” und “Keep Your Eye On The Twisted” fehlten auf der Setliste auch nicht. Das Publikum nahm das dankend an und machte den ganzen Set lang gute
Party.

Noch zu erwähnen wäre, dass bei dem ganzen Gig der Pinkies ein lupenreiner Sound herrschte. So etwas von klar und druckvoll, als käme er von CD. Mit
Abstand der beste Sound des Festivals. Hier wurde geklotzt und nicht gekleckert. Großes Kompliment an die Musiker und den Soundmann! (Alex C.)

Metal Church

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Metal Church live beim Rock Hard Festival 2004
Vor Jahren mal in der etwas älteren Besetzung mit Mike Howe und dem Kurdt-Vanderhoof-Ersatz John Marshall gesehen, war ich auf das neue Lineup sehr
gespannt. Können die Neuen das Maximum erfüllen, oder nicht?
Um es schon vorweg zu nehmen: sie konnten. Zwar war die Show eher lahm, da sich alle nicht wirklich viel bewegten, aber bei den Songs die runter
gerasselt wurden, war das auch egal. Mit “Ton of Bricks” ging es gleich in die Vollen und man kann Kurdt nur gratulieren für die Verpflichtung von
Sänger Ronny Munroe. Der sang wie ein junger Gott und hätte David Wayne nur durch seine Stimme von der Bühne geblasen. Echt beeindrucked.

Weiter ging es mit “Start the fire” und den ganzen Highlights der ersten beiden
METAL CHURCH– Platten, “Gods of Wrath”, “The Dark”, “Metal Church”
oder auch “Watch The Children Pray”. Zwischendurch wurde dann auch schonmal der ein oder andere neue Track des bald erscheinden neuen Albums
“The Weight Of The World” angespielt und man kann hoffen, dass dieses Album dem Vorgänger
Masterpeace” in allen Belangen überlegen ist. Klasse
Setliste, spitzenmäßige Stimmung = Power Metal vom Feinsten. (Alex C.)

Dark Tranquillity

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Schnell, technisch und energiegeladen. So klang der neue DARK TRANQUILLITY-Track “One Thought”, welcher im letzten drittel des Sets von den sympathischen
Schweden präsentiert wurde. Die Resonanzen waren euphorisch, aber das war eigentlich der Standard während diesen Auftrittes. Der Sound war okay, und
auch die Lightshow kam jetzt erstmalig mehr zur Geltung an diesem Sonntag.
Dark Tranquillity live beim Rock Hard Festival 2004
Was wären DARK TRANQUILLITY mal wieder ohne ihren Mikael? Weiten wir das mal
lieber nicht weiter aus, aber wer sonst könnte mit der abfeiernden Menge so kinderleicht umgehen wie eben dieser? Da nimmt dieser zahlreiche Bäder auf
dem vorderen Absperrgitter mit/in der Menge und lässt bei “Monochromatic Stains” ne ganze Menge Fans die Zeilen des Tracks ins Mikro singen, gibt ne
Menge “Handshakes” und hat soviel Spaß dabei, dass das auch das ganze Set über so weiter gehen könnte. Eine glaubhafte und willige Fannähe. Wie erwähnt,
Stimmung perfekt, keine Durchhänger und so wurden alte wie auch neue Tracks wie “The Treason Wall”, “Punish My Heaven”, “Damage Done” und
“Final Resistance” vollständig von Band und Fans abgefeiert. Den erstmalig lauten “Zugabe, Zugabe” Forderungen wurde leider nicht nachgekommen. Schade,
ein oder zwei Tracks mehr hätten da bestimmt noch reingepasst. Trotzdem aber ein fein gegossener DARK TRANQUILLITY Live-Goldklumpen. (Uwe)

Rage

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Wohl kaum eine Band polarisierte die Festivalbesucher so sehr wie die Lokalmatadoren von
RAGE, deren Bühnensound an diesem Abend zwiespältig aufgefasst
wurde: Zum einen gab es direkt vor der Bühne mit die druckvollste und klarste Abmischung des ganzen Festivals zu bestaunen, zum anderen waren die Klänge
oben auf den Rängen derart matschig, dass nicht einmal Peavy Wagners Ansagen deutlich verstanden werden konnten. Schade eigentlich, denn der RAGE-Sänger
war in einer enorm guten Verfassung und präsentierte sich besonders herzlich, was nicht zuletzt darauf zurückzuführen ist, dass er durch seinen nur
wenige Kilometer entfernten Wohnsitz in Herne quasi ein Heimspiel hatte.
Rage live beim Rock Hard Festival 2004
Weniger umstritten ist jedoch, dass die Meute vor der Bühne die heranziehenden Regenwolken völlig ignorierte und sich von Beginn an euphorisch zeigte.
Obwohl die Musiker überhaupt noch nicht zu sehen waren, war schon beim eingespielten Intro die Stimmung in den vorderen Reihen bestens, was man anhand
der zahlreichen mitklatschenden Fans, die vereinzelt von auf den Rängen befindlichen Rhythmuslegastenikern unterstützt wurden, nachvollziehen konnte.
Dieses Niveau hielt das Publikum auch in der folgenden Stunde, in der es eine gesunde Mischung aus Klassikern, wie “Black In Mind” oder dem
unvermeidlichen “Don`t Fear The Winter”, und neuen Songs aus der “Unity“- und
Soundchaser“-Ära abfeiern durfte. Großartig, dass bei dieser Kapelle sowohl die
Antiquitäten, als auch die Spätwerke es live einfach krachen lassen. Deshalb ist es auch kein Wunder, dass sowohl die energiegeladenen Jünglinge “Down”
und “Soundchaser”, als auch der immer wieder geniale Ohrwurm-Kultsong “Higher Than The Sky” als absolute Highlights des etwa 60 Minuten währenden
Spektakels auszumachen waren.
Sieht man einmal von dem teils durchwachsenen Sound ab, so lieferten RAGE einen doch sehr passablen Auftritt, bei dem die drei Ausnahmemusiker
musikalisch absolut nichts anbrennen ließen und dem Publikum auf sympathische Art einheizen konnten. Ob es auf einem Festivalgig allerdings nötig ist,
dass sowohl Saitenhexer Victor Smolski als auch Drumtier Mike Terrana jeweils ein fünf Minuten umfassendes Solo vom Stapel lassen müssen, muss jeder
Besucher für sich selbst entscheiden. (Der Pohl)

Stratovarius

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Stratovarius live beim Rock Hard Festival 2004
Mit Spannung wurde dem Auftritt von STRATOVARIUS entgegengefiebert, war die Band in den letzten Monaten doch mehr als einmal mit ihren bandinternen
Kontroversen durch die Medien gegangen. Besonderes Interesse lag wohl daran, wie sich fünf Musiker, die sich scheinbar nicht mehr riechen können und nun
ihre letzten Alibi-Gigs herunterspielen, auf der Bühne präsentieren würden.

Mit “I Walk On My Own Song” starteten STRATOVARIUS ihren offiziell letzten Auftritt auf einem deutschen Festival. Den Fans zuliebe bot dieser Gig alle
nennenswerten Hits der Band und war sowohl soundtechnisch als auch spielerisch einwandfrei. Sänger Timo Kotipelto überraschte durch seine Bühnenpräsenz,
denn er gab sich so dynamisch wie schon lange nicht mehr und mühte sich, die Menge bei Laune zu halten, was man von Mastermind Timo Tolkki allerdings
nicht behaupten konnte: Unumstritten spielten er und das restliche Line-Up die Setlist tadellos herunter, jedoch fehlte einfach das Feuer, welches noch
vor wenigen Jahren in dieser Band loderte. Die Fans schienen günstigerweise ihre helle Freude an Perlen wie “Speed Of Light”, “Father Time” und
“Kiss Of Judas” zu haben, bei “Hunting High And Low” ging diese sogar in kollektive Ausgelassenheit über, jedoch schien es fast so, als vergnügten sich
die Zuschauer wesentlich mehr an der Musik als es die Band selbst tat. Trotz des einsetzenden Regens forderten die Fans vehement eine Zugabe, worauf
STRATOVARIUS sich noch einmal blicken ließen, um mit “Forever” eine Gänsehautballade auszugraben, die mit Szenenapplaus bejubelt wurde. Abgerundet wurde
die Vorstellung mit einem passabel gespielten “Black Diamond”. Jetzt war es soweit: Gespannt wartete man darauf, wie sich die Band von ihren Fans in
Deutschland verabschieden würde. Nach einer gemeinsamen Verbeugung der Finnen hoffte man auf eine Abschiedsformel von Kotipelto, der jedoch nur ein
gequältes “see you somewhere” herausbrachte, oder ein Statement von Tolkki, der allerdings deprimiert mit seinen Noch-Kollegen von der Bildfläche
verschwand. Zugegeben, der Auftritt war musikalisch gesehen eine positive Überraschung, zumal böse Zungen zweifelten, ob die Band überhaupt spielen und
nicht kurzfristig noch absagen würde. Dass man es aber nicht für nötig hielt, sich standesgemäß von den zahlreichen Fans – von denen mit Sicherheit der
ein oder andere extra wegen dieser Kapelle angereist war und viel Geld dafür investiert hat – zu verabschieden, war schlicht und einfach nicht fair und
ärgerte den ein oder anderen Besucher sichtlich. (Der Pohl)

Machine Head

(nach oben…)

Laut, lauter,MACHINE HEAD. Im wahrsten Sinne! Das Amphitheater zu
Gelsenkirchen war nun wirklich sold out. Vor der Bühne so viele Leute wie bei keiner anderen Band, und auch die Sitzplätze waren restlos verstopft.
Los ging es nach dem Intro mit “Imperium”, welches ja recht ruhig anfängt, um dann zu explodieren. Geiler Start in die gut zweistündige Show. Was da
unten im Moshpit abging war unglaublich. Selbst der Soundmischer oben an seinem Mischpult hatte seinen Spaß und bangte was das Zeug hielt. “Take my Scars”
und “The Blood, The Sweat, The Tears” folgten. Die Stimmung war riesig, aber was dann bei “Ten Ton Hammer” los war, lässt sich kaum in Worten
beschreiben. Das Amphitheater stand Kopf, als ob die Löwen los wären. Es wurde gehüpft, gebangt, gemosht – als hätten alle nur auf
MACHINE HEAD gewartet. Rob Flynn fand das auch klasse und bedankte sich artig bei den Fans: Schön, dass ihr alle noch so spät hier seid, obwohl ihr
morgen wieder arbeiten und zur Schule müsst.

Mensch Rob, wir haben Pfingsten und da geht man montags nicht arbeiten.

Egal, der nächste Höhepunkt wurde das großartige und verdammt schnelle “Blood for Blood”. Die Menge rastete weiterhin voll aus und auch die
MACHINE HEAD-Jungs ließen sich nicht lumpen und lieferten eine hervorragende Performance auf der Bühne ab. Hier wurden keine Gefangenen gemacht,
Spielfreude pur. Kurz vor Schluss folgte das lange erwartete “Davidian”, was dem Amphitheater Gelsenkirchen den Rest gab. Hoffentlich sind die
Renovierungsarbeiten zu Pfingsten 2005 beendet, damit das ROCK HARD FESTIVAL in die dritte Runde gehen kann. Hoffentlich wieder mit so einem Headliner. (Alex C.)

Machine Head live beim Rock Hard Festival 2004

Bericht: Alex C., Der Pohl, doomster und Uwe
Fotos: doomster
Layout: doomster und Uwe

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