ROOT: Geschichten der Alten Zeit

Manche Bands entdeckt man viel zu spät und umso schöner ist es, wenn man auf der anderen Seite innerhalb kürzester Zeit ein hervorragendes Album nach dem anderen aufkaufen und sich gleich die musikalische Vollbedienung geben kann. So ist es mir zumindest im Falle ROOT ergangen, die es mir seit einem spontanen Blindkauf vor zwei Jahren musikalisch so richtig angetan haben – klar, intelligent gemachter, harter und düsterer Metal, damit holt man mich problemlos aus der Reserve. Ausfühliche Infos über die Tschechen zu erlangen, ist allerdings fast noch schwerer, als sich den Backkatalog der Truppe zuzulegen und so war es für mich höchste Zeit, mal selbst bei der Band anzuklopfen.

Manche Bands entdeckt man viel zu spät und umso schöner ist es, wenn man auf der anderen Seite innerhalb kürzester Zeit ein hervorragendes Album nach dem anderen aufkaufen und sich gleich die musikalische Vollbedienung geben kann. So ist es mir zumindest im Falle ROOT ergangen, die es mir seit einem spontanen Blindkauf vor zwei Jahren musikalisch so richtig angetan haben – klar, intelligent gemachter, harter und düsterer Metal, damit holt man mich problemlos aus der Reserve. Ausfühliche Infos über die Tschechen zu erlangen, ist allerdings fast noch schwerer, als sich den Backkatalog der Truppe zuzulegen und so war es für mich höchste Zeit, mal selbst bei der Band anzuklopfen.

Für mich ist es nach wie vor faszinierend, dass auch wenn es ROOT schon sehr lange gibt, der Name selbst Metal-Fans, die sich sehr stark mit ihrer Musik beschäftigen, nicht wirklich geläufig ist. Es ist zudem nicht einfach, an die Alben heran zu kommen, es gibt kaum Präsenz in Metal-Magazinen und auch über das Internet ist es schwer an Informationen zu gelangen. Auf der anderen Seite sind sowohl Musik als auch Produktion auf einem sehr professionellen Level, die Band hat eine starke Ausstrahlung und es gibt auf diese Art sicher auch ein gewisses kommerzielles Potenital. Warum sind ROOT nach wie vor derart Underground? Ist es, weil ihr es so wollt? Oder ist allein die Tatsache, dass ihr eine tschechische Band seid, Grund genug, in anderen Ländern nicht wahrgenommen zu werden?

Es stimmt, dass es für eine Band aus der Tschechei nicht sehr einfach ist, im Westen den Durchbruch zu schaffen, denn es gibt eine Menge Bands in Westeuropa und Amerika. Ein weiterer Grund ist auch, dass tschechische Labels einfach nicht genug Geld für eine große Promo-Kampagne in den westlichen Ländern haben. Der Wechsel der tschechischen Krone gegen den Euro ist immer noch so verrückt, dass man es gar nicht glauben mag. Und wenn man sein Album in fremde Länder schickt, landet es in der Schublade eines Labelbosses, den das einen Scheiß interessiert. Es kann sein, dass irgendein Betrüger auftaucht, der irgendeine nicht verkaufbare Band gegen 500 Root-CDs anbietet – aber das interessiert uns wiederum einen Scheiß.

Wie sehr genießt ihr dafür aber die Freiheit Underground zu sein und euch nicht irgendwelchen Business-Zwängen unterwerfen zu müssen – wenn das überhaupt zutrifft?

Wir wurden noch nie durch irgendjemanden limitiert. Derzeit stehen wir zwischen dem Underground und dem Business, aber ich bin mir sicher, dass wir uns in keiner Weise einschränken lassen, da wir schon immer gemacht haben, was wir wollten und so soll das auch bleiben.

Welchen Status nehmt ihr derzeit in eurer Heimat ein?

Nun, es gibt dank der Musik, die wir machen und der Tatsache, dass das hier sonst niemand macht, keine Konkurrenz für unseren Stil. Ich denke der Status ist fantastisch!

Das neue Album ist erneut anders ausgefallen, als alle Alben zuvor, aber ich denke dass es da auch eine gewisse Back to the Roots-Tendenz gibt. Auf der einen Seite ist das Album schneller und näher an euren älteren Werken, auf der anderen Seite findet man in Autumn die Melancholie von Kärgeräs wieder. Wie seht ihr das neue Album?

Das Gefühl zum neuen Album ist auf jeden Fall gut. Unsere Musik ist immer abhängig von den Lyrics, aus denen sie entsteht. Wir sind eine der wenigen Bands, die Musik aufgrund der Texte komponiert. Also kommt es immer darauf an, was Big Boss anbringt.

Aber nicht nur die Musik ist direkter als auf den letzten beiden Alben, auch die Produktion wurde etwas zurückgefahren. Es gibt auf Madness of the Graves nicht mehr so viele Effekte und verschiedene Stimmen (oder sagen wir, dass diese auf einen Song konzentriert wurden), also könnte man sagen, dass auch die Produktion wieder direkter geworden ist. Habt ihr versucht, wieder basisorientierter zu arbeiten?

RootNatürlich! Und das war genau das, was wir machen wollten – ein Album mit mehr Durchschlagskraft aufzunehmen, das sich von den Vorgängern unterscheidet; nicht zu viel vertrackte Passagen und Effekte, hart und kompromisslos. Die Lyrics führten stoßen zum Kern vor, also ist die Umsetzung von Blackie fantastisch. Igor war ebenfalls bei drei Songs als Autor beteiligt und Ashok hat wie immer großartige Gitarrensoli abgeliefert.

Nachdem sich das letzte Album mit verschiedenen schwarzen Ritualen beschäftigt hat, gibt es auf dem neuen Album wieder eine gerade Storyline. Welche Idee steckt hinter Madness of the Graves?

Es ist die Geschichte über einen kränklichen Mann, der auf diesen alten Friedhof geht, wo er unter einem Baum einschläft und während er schlummert die Gräber betritt. Jeder Grabesbewohner erzählt ihm seine Geschichte. Das sind sehr kranke Erzählungen – deshalb Madness of the Graves. Auch Great Magus Equirhodont erscheint ihm irgendwo auf einem Hügel und erzählt ihm die Geschichte über einen Kampf von Dämonen um das Letzte Tor. Alle Geschichten sind durch einen gemeinsamen Nenner verbunden, welcher die Magie und Mystik der alten Zeit ist…oder der zukünftigen? Ich weiß nicht….

Gerade im Song The Last Gate sind sehr viele verschiedene Stimmen und Charaktere zu hören – düstere, befehlende, warnende, drollige….musikalisch ist das sicher nicht das beste Stück auf dem Album, aber das Bild, das ihr hier zeichnet, ist einfach fantastisch – ich liebe die Idee dahinter. Big Boss, kannst du uns ein bisschen mehr über diese Szenerie erzählen?

Grundsätzlich ist es der Kampf der Dämonen und Menschen um das Letzte Tor, welches den Zugang zur Magie darstellt…und Grandiose Magus Equirhodont hat weitere Dämonen eingeladen, um zu verkünden, dass das Letzte Tor für die Menschen für immer verschlossen ist. Denn die Menschen sind Vieh, das es nicht etwas derart verzauberndes verdient, wie es die Magie ist.

Durch Equirhodont gibt es auf Madness of the Grave auch einen Verweis auf dein gleichlautendes Solo-Projekt und dadurch gleichzeitig auch zu Kärgeräs. Könntest du mir ein bisschen mehr über das ganze Konzept hinter Kärgeräs erzählen, das hinter ROOT und deinem Solo-Projekt steckt?

RootIn jedem Musiker wächst nach einiger Zeit der Drang, musikalische Ideen umzusetzen, die er in seiner eigentlich Band nicht ausleben kann. Aus diesem Grund trennen sich meiner Meinung nach Bands. Wir haben das so gelöst: jeder kann spielen wo er will, aber ROOT hat die Priorität. Also habe ich eine andere Band namens EQUIRODONT, in der auch Ashok und Igor spielen, Special Guests sind Marthus (Schlagzeug) und Keyboarder Tudy. EQUIRHODONT wurde nach der Hauptfigur von Kärgeräs benannt, dem Grand Magus. Ich hatte das Bedürfnis, die Geschichte den Hörern weiter zu erzählen, deshalb haben wir diese Band ins Leben gerufen. Es wird vier Konzeptalben dazu geben. ROOT wird das Ende von Kärgeräs erzählen, das nächste Album wird den Titel Kärgeräs II – The Return from Oblivion tragen. EQUIRHODONT wird die Geschichten einzelner Figuren der wundersamen Welt von Kärgeräs weiterführen – wenn das Label daran interessiert ist, haha! EQUIRHODONT ist bei Shindy Productions, ROOT bei Redblack Productions. Andere Leute von ROOT haben ihre eigenen Projekte. Blackie hat CALES, wo auch ROOT-Schlagzeuger Evil mitspielt. Igor wirkt bei SOLFERNUS mit – kranker Black Metal. Übrigens: ich arbeite zudem an einem Album mit Metal Balladen, auf dem verschiedene tschechische Gitarristen wie Milosh Dodo Dolezal, Martin Volak und auch Blackie und Ashok mitmachen. Darauf freu ich mich wirklich. Es wird Doomy Ballads heißen und vermutlich über Redblack Productions veröffentlicht werden. Überraschend ist, dass auf dem Album sowohl englisch, als auch tschechisch gesungen wird.

In deinen Lyrics kann man meiner Meinung nach auch eine Leidenschaft für Lovecraft herauslesen, wie ich festgestellt zu haben glaube – wie viel Einfluss hat der Autor auf deine Texte und inwiefern hast du versucht, ähnliches zu erschaffen? Gibt es andere Autoren, die einen ähnlich großen Einfluss auf dich haben?

Ich liebe Lovecraftt und er hat mich sehr inspiriert. Aber ich mag keine Plagiate, deshalb habe ich mich in eine etwas andere Richtung von ihm gelöst. Ich habe versucht, Horror und Furcht mit etwas Schönem, Erhabenem und Getragenen zu verbinden. Lovecraft hat die letzten drei Dinge nicht sehr geliebt. 🙂

Was würdet ihr euren Fans empfehlen, wie sie am besten in das Konzept hinter ROOT eindringen? Was ist der beste Weg, Teil dieser Parallelwelt zu werden?

Eine Empfehlung fällt leicht. Nimm die Texte und hör die Musik, während du die Lyrics dazu liest. Dann lösch das Licht und brenne schwarze Kerzen an, die auf Totenschädel platziert sind…. und dann hör es dir wieder und wieder an… aber pass auf, dass du dort nicht verharrst – es ist gefählich!

RootViele Leute pressen euch gerne in die Black Metal Ecke, während ich denke, dass die Musik von ROOT eher traditioneller Metal mit einer düstern Atmosphäre, ganz im Stile von MERCYFUL FATE, KING DIAMOND, BATHORY, usw. darstellt. Ich vermute, dass ihr in keiner dieser Subgenre-Schemata denkt, oder? Habt ihr da manchmal das Gefühl, missverstanden zu werden, wenn die Leute versuchen, euch in Schubladen zu stecken?

Nein, tun wir nicht. Im Gegenteil – wir genießen es, wie die Leute immer noch versuchen, uns in eine Kategorie zu stecken und es nicht funktioniert, weil wir immer noch woanders stehen. Das meinte ich, als ich sagte wir machen, was wir wollen. Mit der Zeit fanden viele Musikgenres ihren Weg in unsere Alben, aber ich denke unser Stil ist inkompatibel. Das stimmt uns sehr zufrieden.

Wenn es um die rein musikalische Seite geht – zu welchen Musikern fühlt ihr die stärkste Verbindung und was sind eure musikalischen Ziele (sowohl als Band, als auch als Musiker)?

Verbindungen zu Musikern? Nun, wenn du damit eine philosophische Verbindung meinst, dann am meisten mit King Diamond und Fernando Ribeiro, musikalisch dagegen eigentlich mit niemand. Wir sind eine eigenständige Band und wir versuchen uns unsere Einzigartigkeit zu bewahren. Und wohin es gehen soll? Spielen, spielen und spielen… bis zu unserem Tod. Gibt es etwas schöneres als Musik? Mir fällt nichts ein!

Big Boss, wenn ich deinen Gesang anhöre, dann habe ich das Gefühl, dass deine Gesangskarriere schon sehr früh begann und du mit der Zeit deinen eigenständigen Stil entwickelt hast. Wann hast du damit angefangen, deinen Gesang mehr in diese Metal-Richtung zu verändern und was waren deine größten Einflüsse?

Ich habe angefangen, als ich dreizehn Jahre alt war…aber mit Drumming. Ich wechselte zum Gesang, als ich die alten Bluessänger wie Mudy Waters kennen lernte. Wesentliche Einflüsse waren zudem Janis Joplin, Jimi Hendrix, Chris Farlowe (ATOMIC ROOSTER, COLOSEUM) oder David Byron (URIAH HEEP) und Bands wie VANILLA FUDGE, RENAISSANCE, später CANDLEMASS, usw. Nachdem ich all diese unterschiedlichen Dinge gehört habe, war der wichtigste Schritt, als ich zusammen mit Blackie ROOT gründete. Blackie hat ultraschnelle Bands in meinen Kopf gepresst und ich ihm die zuvor genannten. So hat das eigentlich angefangen.

Root

Es ist zu lesen, dass ihr den Bandnamen ROOT unter anderem deshalb gewählt habt, um Probleme mit dem Kommunistischen Regime zu vermeiden – Root als Codewort für Satan. Was für Probleme hattet ihr mit der Band zur damaligen Zeit?

Unser Name hat nichts mit einem ehemaligen Regime zu tun. Wir wollten einen Namen, der die Essenz am besten beschreiben konnte – die Wurzeln – und der gleichzeitig gut zu merken war. Probleme hatten wir so viele, dass ich sie hier nicht alle nieder schreiben könnte…Prohibitionen, Untersuchungen oder Verhaftungen. Einmal kam die Polizei, um uns während eines Konzerts zu verhaften, aber die Fans haben mit ihren Körpern eine derartige Barriere gebildet, dass die Polizisten nicht zu uns durchdringen konnten und wir durch ein Toilettenfenster entkommen konnten. Wir haben auch schon Polizeiautos mit unserem eigenen Wagen geschrottet…das hat Spaß gemacht.

Könnt ihr mir etwas mehr darüber erzählen, wie ihr trotz des kommunistischen Regimes in Kontakt mit satanischen und heidnischen Philosophien gekommen seid? Wie habt ihr diese Philosophien ausgelebt und mit welchen Schwierigkeiten hattet ihr zu kämpfen?

Das waren ähnliche Probleme wie das beim Live-Spielen der Fall war, aber diese Arschlöcher dachten, ich wäre ein Spion aus dem Westen, nicht nur ein Satanist. Sie wussten davon nichts. Nur weil ich Briefe aus der ganzen Welt bekam dachten sie, ich wäre ein Spion, hehe! Ein Freund hat mich dann auf den richtigen linken Weg geführt, hin zur Beachtung und Auseinandersetzung mit heidnischen Mythen und so weiter. Aber ich neige schon seit meiner Kindheit zu solchen Dingen. Ich spielte mit kleinen Teufeln, bugaboos….keine kleinen Autos usw. Immer wenn ich bei meinen Großeltern im Urlaub war ging ich in die tiefen Wälder, streunte einfach umehr und fühlte mich wohl. Ich fühle mich bis heute in Wäldern und der Natur wohl, aber ich habe nicht mehr so viel Zeit. Was schade ist…

RootAuf dem letzten Album war Fernando von MOONSPELL zu hören und es scheint, als hättet ihr näheren Kontakt zu ihm. Wie seid ihr mit ihm in Kontakt gekommen oder sagen wir wie kam er in Kontakt mit ROOT?

Irgendwann haben mir MOONSPELL ihr erstes Demo geschickt und haben mich nach meiner Meinung gefragt. Es kam sogar soweit, dass sie mich fragten, ob ich das erste Album produzieren wolle, aber das scheiterte aus finanziellen Gründen des damaligen Labels. Wir trafen uns zum ersten Mal persönlich während des MOONSPELL-Gigs 1996 in Brno und das ist auch das Datum, als unsere tiefe Freundschaft begann. Wir verstehen uns auf einer musikalischen Ebene genauso, wie auf einer menschlichen und philosophischen. Schlussendlich sagen MOONSPELL, dass sie sich durch ROOT inspiriert fühlen. Aus dem Grund haben wir auch Fernando zu den Aufnahmen unseres letzten Albums Black Seal eingeladen, das übrigens auch vor kurzem als Doppel-LP veröffentlicht wurde. Es war schon immer Fernandos Traum und unserer genauso. Fernando und Big Boss haben die stärkste Freundschaft, aber alle Bandmitglieder sind gut befreundet. Wir verpassen keine Gelegenheit uns zu treffen und zusammen was zu trinken – zum Beispiel 2002 in Wien oder dieses Jahr im März in Zlin (CZ) auf dem Metalmania Fest.

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