NIGHTWISH: Once

Moderner, melodischer Metal mit mächtigem Mammutorchester. Oder: Einmal hatte ich einen Traum…

Einmal hatte ich einen Traum…

Ich träumte, dass DEVIL DOLL zusammen mit einer Gastsängerin und einer ordentlichen Dosis Metal ein Lied schufen, das den Titel Dark Chest of Wonders trug. Es war voller Sterne. Einen weiteren Song namens Wish I Had An Angel bekam Peter Tägtgren in die Hände. Er dachte, es wäre ein Track von PAIN und produzierte ihn entsprechend zu einer geradlinigen, modernen Metal-Nummer. Zu spät merkte er, dass er selbst ja gar kein Sopran singen kann.

Ich träumte von einer zuckersüßen Musik, die die Geschichte der fernen, fantastischen Welt von Nemo erzählte. Hier lebten Zauberer und Fabelwesen friedlich fernab der Zeit. Leider weckten mich DEVIL DOLL viel zu früh auf. Sie hatten Besuch von SONATA ARCTICA bekommen und bestanden darauf, eine B-Seite für Dark Chest of Wonders aufzunehmen. Danach gingen die beteiligten Metaller in eine Kneipe und betranken sich. Die verbliebenen Musiker – die Sängerin, der Schlagzeuger*, ein Gitarrenvirtuose, sowie das gesamte Orchester – spielten unterdessen Creek Mary´s Blood ein. Das getragene Lied hatten angeblich BLIND GUARDIAN einst für ihr Forgotten Tales-Album geschrieben. Der Schlagzeuger hatte gegen Ende wohl keine Lust mehr. Er setzte sich vor den Fernseher und schaute sich Der mit dem Wolf tanzt an.

Weiter träumte mir, dass SYMPHONY X einen Song über die Sängerin von NIGHTWISH schrieben. Das sinnigerweise Siren betitelte Stück wurde von einem Double eingesungen, das zum Glück (für meine Ohren) auf die allerhöchsten Töne verzichtete. Stattdessen gab es eingestreut auch männlichen Gesang. Dieser klang einerseits sehr kräftig, verzichtete andererseits auf großartige Melodiebögen. Als danach Arjen Lucassen (AYREON) mit fünf Klonen von sich selber auftauchte (einer davon weiblich und singend), war ich endgültig überzeugt, dass dies ein Traum sein musste. Die Lucassens schnappten sich einen Song der SYMPHONY X-Jungs (Dead Gardens) und versinfonisierten ihn ein wenig. Natürlich drängte sich der Original-Arjen mit seiner Gitarre trotzdem häufig in den Vordergrund. Doch auch der saubere Gesang von Arja konnte sich vor allem im Refrain sehr gut entfalten.

Da kehrten plötzlich SYMPHONY X zurück. Sie sahen, was Arjen, Arjen, Arjen, Arjen, Arjen und Arja mit ihrem Lied gemacht hatten, und waren beleidigt, weil sie nicht vorher um Erlaubnis gefragt worden waren. Wütend zockte Michael Romeo einen Gitarrenriff in Richtung der holländischen Eindringlinge. Diese schlugen umgehend mit einem tighten Groove zurück. So begannen die Klon-Kriege. Die verbliebenen Orchestermusiker ergriffen Hals über Kopf die Flucht.

Im Exil sammelten sie sich allerdings wieder. Sie verbündeten sich mit einem gewaltigen Chor und marschierten an der Grenze auf. Da erkannten beide Streitparteien, dass sie weder einzeln noch gemeinsam eine Chance gegen diese klassische Übermacht hatten. So handelten sie einen Friedenspakt aus. Die Verhandlungen waren lang und nicht immer einfach. Zum Beispiel bestand der Dirigent des Orchesters zur Verwirrung aller darauf, dass das Dokument den Namen Ghost Love Score trug. Aber schließlich einigte man sich. Die Metaller verpflichteten sich, eine ruhige Ballade zu schreiben. Leider wusste keiner von ihnen, wie man einen schnulzigen Text schreibt. Deshalb riefen sie rasch einen finnischen Trinkgenossen an, der ihnen bereitwillig half. So entstand das vollkommen harmlose Lied Kuolema Tekee Taiteihumppa.

Dann kam ein Wintereinbruch. Die Metaller begannen sofort Winter von STRATOVARIUS zu spielen. Nach und nach beteiligten sich alle Musikerinnen und Musiker an dem ausladenden Opus. Am Ende erinnerte nur noch das schleppende Tempo an die ursprüngliche Komposition.

Und dann klingelte mein Wecker. Zeit zum Frühstücken. Danach Wäsche waschen und einkaufen.

Achja, eigentlich sollte ich noch die neue NIGHTWISH-CD besprechen. Aber mir nimmt ja eh niemand ab, dass die Platte gut und eigenständig geworden ist. Vielleicht reicht es ja, wenn ich pauschal schreibe, dass die Finnen ihren Stil verfeinert und mit Once den (vorläufigen) Höhepunkt in Sachen Bombast und Detailverliebtheit erreicht haben. Und weiter: ´Die Arrangements sind dicht und zugleich auch ausschweifend. Ansatzweise tolerante Fans werden das Album mögen.´ Ja, daraus müsste sich etwas machen lassen. Aber jetzt erst einmal frühstücken!

*-Schlagzeuger sind keine Musiker, ich weiß. Aber die Metaller hatten Angst, dass der Drummer ihnen alles wegsaufen würde. Deshalb sagten sie zu ihm, er dürfte ausnahmsweise ein Solo spielen, und verschwanden dann eilig in Richtung Ausgang.

Veröffentlichungstermin: 07.06.2004

Spielzeit: 60:40 Min.

Line-Up:
Tarja Turunen: Gesang

Erno Emppu Vuorinen: Gitarre

Tuomas Holopainen: Keyboards

Marco Hietala: Bass, Gesang

Jukka Nevalainen: Schlagzeug

Produziert von Tuomas Holopainen und Tero Kinnunen
Label: Nuclear Blast

Homepage: http://www.nightwish.com

Tracklist:
1. Dark Chest of Wonders

2. Wish I Had An Angel

3. Nemo

4. Planet Hell

5. Creek Mary´s Blood

6. Siren

7. Dead Gardens

8. Romanticide

9. Ghost Love Score

10. Kuolema Tekee Taiteilijan

11. Higher Than Hope

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