AFTER FOREVER: Tilburg/NL, Popcentrum 013, 17.04.2004

Knapp drei Wochen, nachdem das dritte Album der niederländischen Düster-Metaller um die charismatische Frontfrau Floor Jansen in die Läden kam, wurde dieses Ereignis in Form einer CD-Präsentationsparty gebührend gefeiert. Doch das Konzert im Popcentrum 013 war noch aus einem anderen Grund etwas ganz Besonderes: für Floor Jansen, die an der holländischen Rockakademie studiert hat, war das Konzert – eine der wenigen speziellen Konzeptshows, die die Band nur in Holland und Belgien in dieser Form aufführt – die Präsentation ihres Abschlussprojektes.

Knapp drei Wochen, nachdem das dritte Album der niederländischen Düster-Metaller um die charismatische Frontfrau Floor Jansen in die Läden kam, wurde
dieses Ereignis in Form einer CD-Präsentationsparty gebührend gefeiert. Doch das Konzert im Popcentrum 013 war noch aus einem anderen Grund etwas ganz
Besonderes: für Floor Jansen, die an der holländischen Rockakademie studiert hat, war das Konzert – eine der wenigen speziellen Konzeptshows, die die
Band nur in Holland und Belgien in dieser Form aufführt – die Präsentation ihres Abschlussprojektes.

Und diese ist absolut gelungen. The Choice, die große Halle des von außen mit tausenden CDs bekleideten Popcentrum 013, war, als es mit nur wenigen
Minuten Verspätung los ging, sehr gut und bis in die oberste Reihe gefüllt mit schwarzen Gestalten und gröhlenden Bierbauch-Metallern. Bevor es
allerdings zum Hauptteil des Abends, dem eigentlichen AFTER FOREVER-Konzert kam, gab es zunächst einmal eine knappe halbe Stunde lang ein Programm der
etwas anderen Art, bei dem sich die Gastmusiker die Klinke in die Hand gaben. Los ging es mit äußerst gelungenen Unplugged-Versionen von
Line Of Thought, dem instrumentalen Intro der Exordium-Mini-CD, und My Choice. Als es dann daran ging, ein Stück aus dem Musical
Jekyll & Hyde aufzuführen, einzig von einem Piano begleitet und mit DARK MOOR-Sänger Alfredo als Gast, zeigte Floor Jansen einmal mehr auf
eindrucksvolle Weise, dass sie auch außerhalb des AFTER FOREVER-Kontextes in gänzlich anderen musikalischen Genres keinerlei Probleme hat, denn ihre
Gesangsleistung stellte die des spanischen Kollegen eindeutig in den Schatten und war technisch über alle Zweifel erhaben. Das Ende dieses ersten Teils
des Abends war dann auch gleichzeitig einer der Höhepunkte, denn Floors Schwester Irene und Prog-Großmeister Arjen Lucassen betraten die Bühne, um das
AYREON-Stück Valley Of The Queens vom von vielen vergötterten Into The Electric Castle-Album aufzuführen. Hier zeigte sich mal wieder, wie populär
Lucassen in seinem Heimatland ist, denn sowohl vor als auch nach seinem kurzen Gastspiel wurde er mit lauten Arjen-Chören bejubelt. Bevor das
Publikum dann in eine längere Pause entlassen wurde, gab es noch die Premiere des Videoclips zum Song The Digital Deceit, der auf einer großen
Leinwand zu sehen war und eine gute Visualisierung des Inhalts des Stückes bot, anstatt sich darauf zu beschränken, die Band zu zeigen.


Nach einer längeren Umbaupause war es dann soweit und der Vorhang öffnete sich wieder, es zeigte sich ein ungewöhnliches Bühnenbild. Das Schlagzeug war
vom Zuschauer aus gesehen ganz rechts positioniert, in der Mitte befand sich stattdessen eine von mehreren Leinwänden. Des weiteren waren auf der Bühne
eine ganze Reihe von alten Monitoren und Fernsehern aufgetürmt, die aber zu Scheinwerfern umfunktioniert waren. Alles stand also im Zeichen von
Invisible Circles, denn die Realitätsflucht durch Fernsehkonsum oder das Internet ist ja eines der Themen dieses Konzeptalbums. Jenes spielten
AFTER FOREVER nun also vom Anfang bis zum Ende komplett durch, nur ab und zu von kurzen Ansagen unterbrochen, oft aber auch mit fließenden Übergängen.
Dabei wusste man oft gar nicht, ob man seine Blicke auf die ausnahmslos überaus aktiven Bandmitglieder richten sollte, welche, die Spielfreude ins
Gesicht geschrieben, ständig in Bewegung waren und den Platz, den ihnen die große Bühne bot, voll ausnutzten, oder ob man auf die Geschichte achten
sollte. Diese wurde auf einer der großen Leinwände durch zu den Texten der jeweiligen Songs passende Videosequenzen erzählt, wobei für die Rolle des
Mädchens wieder die gleiche Schauspielerin verpflichtet wurde wie beim Videoclip zu My Choice.


Nicht immer war alles perfekt aufeinander
abgestimmt. Als beim Song Digital Deceit etwa zu Beginn das sich einwählende Modem zu hören war, war dieser Vorgang in der Videosequenz schon seit
einigen Sekunden beendet. Doch das sind kleine Details, die wohl niemanden gestört haben dürften, alles in allem war die Symbiose von Musik und Film
wirklich sehr gut gelungen. Schade, dass einige vereinzelte ach so harten Metaller bei einer der Schlüsselszenen, dem vom Mädchen beobachteten Streit
zwischen Mutter und Vater, meinten, ihre Späße machen und das schluchzende Mädchen lautstark nachäffen zu müssen. Solche Störenfriede konnten jedoch
nichts an dem insgesamt überwältigenden Eindruck ändern, den AFTER FOREVER mit dieser multimedialen Aufführung ihres Konzeptalbums hinterließen. Dass
bei einer solch aufwändigen Show auch musikalisch alles stimmte, war eigentlich schon fast selbstverständlich. Die Musiker wirkten perfekt aufeinander
eingespielt, und auch schwierige Gitarrenparts meisterte Sander Gommans problemlos, während er gleichzeitig in völlig gegensätzlichem Rhythmus seine
Grunts von sich gab. Floor Jansen war nicht nur der Blickfang der Band, sondern konnte wie schon bei der kurzen Akustikshow absolut überzeugen und
braucht Vergleiche mit Tarja von NIGHTWISH wirklich nicht zu scheuen, im Gegenteil. Einzig die cleanen Vocals von Gitarrist Bas Maas waren nicht ganz
so überzeugend, stellenweise wirkte er ein wenig überfordert. Klar wurde aber auch: AFTER FOREVER sind wirklich deutlich metallischer als ihre vielfach
als Vergleich herangezogenen Landsmänner bzw. finnischen Kollegen. Live kam die Musik nochmal um einiges heavier rüber als über die heimische Anlage,
und nicht nur bei den öfters eingestreuten rasend schnellen Death Metal-lastigen Passagen bildete sich in den vorderen Reihen ein Moshpit.

Natürlich ließ es sich die Band nicht nehmen, nachdem sie mit tosendem Applaus bedacht wurde, auf die Bühne zurückzukehren, um einige ältere Stücke wie
etwa Monolith Of Doubt oder Emphasis zu spielen. Mit dem orientalisch anmutenden, ziemlich harten Glorifying Means war dann noch nicht endgültig
Schluss, denn nachdem AFTER FOREVER ein weiteres Mal die Bühne verlassen und wieder betreten hatten, gab es das schon übliche
IRON MAIDEN-Cover The Evil That Men Do. Hier durfte dann auch Alfredo von DARK MOOR, der nicht der einzige war, der Kontakt zu dem am Bühnenrand
sitzenden, mit Nietenarmnband ausgestattenen und das Teufelszeichen machenden kleinen Racker suchte, wieder mitsingen und seinen Teil beitragen zum
krönenden Abschluss eines in dieser Form einmaligen und erinnerungswürdigen Konzertabends.

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