IN EXTREMO: live – 20. Februar 2004, Stadthalle Fürth

Alle Jahre wieder, zur Weihnachtszeit … bzw. dann doch nicht. In Extremo waren krank und mußten ihr Konzert in der Fürther Stadthalle vom zweiten Weihnachtsfeiertag in den Februar hinein verschieben. Der gnadiator war beim Nachholtermin vor Ort!

Was ist nur los im Lager der deutschen Mittelalter-Rocker? SUBWAY TO SALLY tun es, TANZWUT sowieso, und jetzt auch noch IN EXTREMO: Die markante Eigenständigkeit aufgeben, um sich zunehmend am stampfenden, klinisch-kalten Sound von RAMMSTEIN zu orientieren. Wo das Thema „Neue Deutsche Härte“ doch eigentlich längst durch ist. Macht das Sinn?

Im verflixten siebten Bandjahr nehmen sieben Spielleute ihr siebtes Album auf. Konsequenter Titel: „7“. Darauf schrauben In Extremo die elektronischen Experimente zwar wieder ein wenig zurück, doch so richtig zünden mag das alles nicht mehr. Willkommen im schwammigen Mittelfeld! Beim Nachholkonzert in der sehr gut besuchten Fürther Stadthalle präsentiert sich die Crossover-Formation aus der Hauptstadt indes in bester Spiellaune. Sänger und Frontmann Das letzte Einhorn klingt kräftig, zu St. Sebastians schweren Gitarrenriffs stoßen die fein ausgepegelten klassischen Instrumente wie Flöte, Harfe, Schalmey und Drehleyer, die Dudelsack-Fraktion mit Dr. Pymonte, Flex dem Biegsamen und dem Yellow Pfeiffer kommt mächtig und druckvoll. Allerdings wird in den zwei Stunden auch deutlich, wie viel banalen Durchschnitt In Extremo in ihrer kurzen aber heftigen Karriere produziert haben – und prompt auch noch ins Programm hieven.

Dank mitreißender Versionen neuer Stimmungsmacher wie „Küss Mich“ oder „Erdbeermund“ und den bewährten Gassenhauern „Herr Mannelig“, „Ai vis lo lop“ und „Villeman og Magnhild“ kocht der Saal zwar pünktlich zum Zugabenteil, doch statt mit „Der Rattenfänger“ oder „Der Galgen“ gleich noch einen Hochkaräter auszupacken, legt das feuerspuckende Septett aus Berlin vier derartige Schnarchzapfen nach, dass sich die Stimmung sofort wieder im gehobenen Mittelmaß einpegelt. Fehler, die bei einer längst rund um den Erdball tourenden Band wie IN EXTREMO verwundern. Ganz nett, aber auch schon stärker erlebt.

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