RITUAL: Ritual

Großartige Mischung aus Art Rock und folkigen Elementen, die den Hörer auf eine Reise zurück in die siebziger Jahre mitnimmt.

Das Debütalbum der schwedischen Rockband RITUAL war, als es 1995 erschien, weder weltweit erhältlich, noch erhielt es die Aufmerksamkeit, die es verdient hätte. Das soll sich nun mit der remasterten Wiederveröffentlichung dieses beeindruckenden Werkes ändern. RITUAL zelebrieren eine gute Stunde eine mitunter recht eigenständige Mixtur aus Art Rock und folkigen Elementen. Dass diese Mischung recht originell tönt, ist umso erstaunlicher, da die Vorbilder des Quartetts doch ziemlich offensichtlich sind: Gesanglich ist die Musik stark an die frühen YES angelehnt, manchmal erinnern die genialen Chöre gar an QUEEN. durch den häufigen Einsatz von Flöten hat die Musik auch etwas von JETHRO TULL, und wenn es rockt, hört man ab und an LED ZEPPELIN heraus. RITUAL ist es jedoch gelungen, diese Zutaten so gekonnt zu verrühren, dass das Ganze mehr ist als die Addition der Teile und der Teig somit einen ganz eigenen Geschmack hat, der so erst durch die Synergieeffekte der verwendeten Zutaten entsteht. Die Musik der vier Schweden klingt gar so authentisch, dass man sich glatt mit einer Zeitmaschine dreißig Jahre in die Vergangenheit zurückversetzt fühlt.

Wer meint, Art Rock und Progressive Rock müssten immer nachdenklich sein, den belehren RITUAL auf ihrem Debüt eines besseren, versprühen sie doch eine sehr positive Atmosphäre, die Musik macht einfach gute Laune und wirkt so gar nicht verkopft. Dazu passt auch, dass man sich offenbar nicht allzu ernst nimmt, wie der Endteil des ansonsten sehr ruhigen Seasong For The Moominpappa sehr deutlich macht, wird dort doch durch Stimmengewirr und Gegröhle die Atmosphäre einer Hafenkneipe erzeugt, in der dann eine Art Seemannslied gesungen wird, um das Lied dann mit dem Rauschen des Meeres enden zu lassen. Sehr amüsant, macht dies die Schweden gleich noch sympathischer.

Das Album gehört zu der Sorte, bei denen es unglaublich schwer fällt einzelne Songs hervorzuheben, da jeder für sich ein kleines Meisterwerk ist. Von den eher rockigen Stücken sticht aber vielleicht dennoch das über achtminütige Solitary Man heraus, in dem die Band sich nie verheddert, der aber trotzdem so abwechlsungsreich gestaltet ist, dass er niemals langweilig wird. Die treibende Strophe, der hymnische, von tollen Chören getragene Refrain, rockige Pianoklänge und ein verdammt cooles Hammondorgel-Solo zaubern dem Zuhörer ein fettes Grinsen ins Gesicht. Unter den eher folkigen Stücken, die allesamt sehr stark auf akustische Instrumente – Akustikgitarren, Mandolinen und Flöten – setzen, sticht Life Has Just Begun ein wenig heraus, durch das sehr interessante, einzig auf den Toms stattfindende Drumming. Das Stück kommt so beschwingt daher, dass es schon beinahe zum Tanzen einlädt. Das sehr flötenlastige Dependence Day hingegen kann überraschende Synkopierungen und – aber das gilt eigentlich für jeden einzelnen Song auf diesem Album – großartige Hooklines begeistern, der kanonartige Mittelteil dürfte jeden Fan neuerer SAVATAGE ansprechen.

Es gibt wirklich keinen einzigen Ausfall auf der Scheibe und Sänger Patrik Lundström, der eine Musical-Vergangenheit hat, besitzt eine Wahnsinnsstimme, so dass das Album im Grunde ein absolutes Muss für jeden Freund der Rockmusik der siebziger Jahre ist, insbesondere, wenn man außerdem auf folkige Sounds abfährt.

VÖ: 26.01.2004

Spielzeit: 60:50 Min.

Line-Up:
Patrik Lundtröm – lead vocals, electric and acoustic guitars

Fredrik Lindqvist – bass, bouzouki, mandola, mandolin, hammered dulcimer, recorders, tin-whistles, vocals

Johan Nordgren – drums, percussion, mallets, jews-harp, vocals

Jon Gamble – keyboards, harmonica, vocals

Produziert von Hans Frediksson
Label: Tempus Fugit/InsideOut Music/SPV

Homepage: http://www.ritual.se

Tracklist:
1. Wingspread

2. The Way Of Things

3. Typhoons Decide

4. A Little More Like Me

5. Solitary Man

6. Life Has Just Begun

7. Dependence Day

8. Seasong For The Moominpappa

9. You Can Never Tell

10. Big Black Secret

11. Power Place

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