THE DRIP: The Haunting Fear of Inevitability

Eine durchaus gut gemeinte Scheibe, die ihr Potential jedoch nicht voll entfalten kann.

2016 war ein verdammt gutes Jahr für jeden Grindfreak, denn es kamen so viele geile Sachen raus, dass man glatt den Überblick verlieren könnte. WORMROT, VERMIN WOMB, GADGET, MAGRUDERGRIND, NAILS und ROTTEN SOUND (um jetzt einige zu nennen) haben, was akustische Trommelfellzerstörung angeht, ein wahres Feuerwerk abgebrannt. In dieser Hinsicht haben THE DRIP aus den USA womöglich eine Arschkarte gezogen, indem sie mit The Haunting Fear of Inevitability an das vergangene Jahr quasi direkt anknüpfen müssen.

Die Jungs kommen mit dem hohen Erwartungsdruck zunächst erstaunlich gut klar: Es wird geblastet und gegrindet, als gäbe es keinen Morgen, und trotzdem bleibt hier genug Raum für Melodie und Eingängigkeit, wie man´s beispielsweise auf Painted Ram sehr gut hören kann. Daraus lässt sich schließen, dass, obwohl im Promoblatt etwas von PIG DESTROYER oder BRUTAL TRUTH drin steht, THE DRIP eher der europäischen bzw. skandinavischen Schule zuzurechnen sind. Dabei kommen Bands wie NASUM, THE ARSON PROJECT oder eben ROTTEN SOUND in den Sinn. Das alles hört sich nach einer verdammt starken Scheibe an. Ist leider nicht so. Es gibt Punkte, welche den anfangs positiven Eindruck doch schon (eher nicht) ein wenig trüben. Dass THE DRIP null Innovationen bieten, lassen wir mal außen vor, denn kaum eine große Grind-Kapelle traut sich heutzutage, zumindest kurz über den eigenen Tellerrand zu schauen, und gerade deswegen kann man THE DRIP auch keinen Vorwurf machen, mit ihrem Debütalbum auf Nummer sicher zu gehen. Deswegen bezieht sich meine Kritik eben auf die Ausführung.

Zunächst der Gesang. Die Vocals sind an sich abwechslungsreich und variieren zwischen hohen Screams und den mitteltiefen Growls – Ah, die TEETHGRINDER lassen grüßen, denkt man sich dabei. Zwar mag das vom Prinzip her stimmen, aber ab dem Track 7 aufwärts nimmt die Stimmbänderquälerei des Sängers freilich enorm an Penetranz zu, auch weil sie nach meinem Geschmack zu sehr in den Vordergrund gemischt wurde. Dafür bleibt aber der Bass komplett auf der Strecke, was dem Songmaterial eventuell ein nicht unerhebliches Stück Wucht wegnimmt. Auch der Drumsound ist eine Katastrophe: Selbst die Drum Machine auf dem NECROPHAGIST Debüt, das vor knapp zwanzig (!) Jahren rauskam, klingt fast schon besser und macht mehr Druck als das, was in einem Studio unter Aufsicht von Joel Grind (TOXIC HOLOCAUST) aufgenommen wurde. Des weiteren ist die zweite Hälfte der Platte dermaßen von Redundanz und Einfallslosigkeit geprägt, dass man sich fast schon wünscht, das Zeug nicht noch länger anhören zu müssen.

Man soll das Review trotzdem nicht falsch verstehen: Für das Debüt klingt das Gebotene recht ordentlich. Doch nach der famosen EP A Presentation of Gruesome Poetics (2014) hat man deutlich mehr von dieser Band erwartet.

Veröffentlichungstermin: 13.01.2017

Spielzeit: 31:00 Min.

Line-Up:
Brandon Caldwell – Vocals
Bobby Mansfield – Guitars
Blake Wolf – Guitars
Talon Yager – Bass
Shane Brown – Drums

Produziert von Joel Grind (TOXIC HOLOCAUST) und Brad Boathright
Label: Relapse Records

Homepage: https://thedrip.bandcamp.com/

Mehr im Netz: https://www.facebook.com/thedripgrind/

Tracklist:
01. Blackest Evocation
02. Anathema
03. Gruesome Poetics
04. Dead Inside
05. Covered In Red
06. Terror War Industry
07. Painted Ram
08. Wretches
09. In Atrophy
10. The Answer
11. Exile
12. Consigned To Fate
13. Bone Chapel

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