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THE NEAL MORSE BAND: The Similitude Of A Dream [2CD]

Für mich ist "The Similitude Of A Dream" eine dicke Überraschung und was Prog-Rock angeht das persönliche Album des Jahres!

Sachen gibt´s: Da haut einen der Promoter immer wieder an, ob man den nun in die neue NEAL MORSE reingehört hat. Ohne wirklich viel dazu zu sagen. Nun ja, die Promonauten erzählen einem gern viel und wenn man die teils überzogenen Beipackzettel so kennt … Aber da lag mehr hinter der Frage, spürbar und durchaus Neugier weckend! Macht man halt mal, der Mann kennt sich ja aus …. und bamm, wird man komplett umgehauen! Ja, der Mann kennt sich aus, weiß sogar, wie er seine betreuten Schreiberlinge einschätzen kann, statt Business und Promoblabla gibt es eine stimmige Mischung aus professioneller Arbeit und erkennbarer Leidenschaft für Musik. Muss einfach mal gesagt werden, auch auf der anderen Seite der Promo-CDs gibt es tolle KollegInnen. Natürlich nicht nur hier, aber muss einfach mal gesagt werden! Recht hatte er also, denn das neue Album The Similitude Of A Dream hat sich ohne Umwege sofort im Player und Hirn festgesetzt. Warum eigentlich war NEAL MORSE irgendwie immer an mir vorbeigegangen? Und warum ist die einzige CD von ihm in meiner Sammlung, das 2005er Album Question Mark, noch original verschweißt und somit ungehört im Regal? Immerhin das Supergroup-Album Second Nature von FLYING COLORS mit u.a. eben NEAL MORSE (SPOCK´S BEARD, TRANSATLANTIC) und Mike Portnoy (DREAM THEATER, LIQIUD TENSION EXPERIMENT, THE WINERY DOGS u.a.) hat sich lange im Player gehalten, vielleicht bin ich unwürdig und unwissend, aber auf jeden Fall bin ich gefesselt und begeistert!

Ein kurzes, melodramatisches Intro führt uns zu einer überaus spannenden musikalischen Reise durch vertraute Prog-Rock-Gefilde, geschmückt mit zahllosen, gelungenen Zitaten anderer Bands. Das man sich nicht nur bei Overture stark an DREAM THEATER zu ihrer besten, sprich frühen Zeit erinnert fühlt, nun ja, Morse und Portnoy stecken ja nun doch schon einige Jahre und Projekte zusammen mit tatsächlich schon 18 Studioalben!? Große Melodien, greifbar vertonte Emotionen, lebendige bis spinnige Frickeleien, die Overtüre greift alles auf, was das Konzeptalbum ausmachen soll. Das verträumte The Dream macht Platz für City Of Destruction, sperrig, hart, catchy, zart, der Refrain bohrt sich gnadenlos ins Kopfhörerumrahmte Hirn. Passend hat der Song auch ein Video verpasst bekommen. So erzählen die Songs, auch mal richtig heavy wie bei Draw The Line oder auch mal jazzig angehaucht wie bei The Slough folgend ihre Geschichte. Die man als Zuhörer doch gern mal verlässt, weil es so viel Spaß macht, all die Verweise auf andere Bands und Künstler zu verfolgen. Diese sind nie platt geklaut, sondern werden gezielt und oft mit einem Augenzwinkern immer genau zur richtigen Moment eingesetzt. So mag man bei The Ways Of A Fool anfangs an Eleanor Rigby denken, um dann den roten Teppich für QUEEN auszurollen, welche die BEACH BOYS zur Cocktailparty eingeladen haben. Schleichen sich da die BEE GEES noch mit rein? Und während man noch so vor sich hin schmunzelt, hat einen So Far Gone gepackt mit super eingängigem Refrain, harten Riffs, DEEP PURPLE trifft auf herrliche Leads von Eric Gilette, der wie NEAL MORSE und Tastenmann Hubauer auch mal die Vocals übernimmt, bei den Backings sind sie alle am Start, was noch mehr stimmige Abwechslung bringt. Ok ok, bei Breath Of Angels wird auch mal stark an der Kitschgrenze gekratzt, aber ins große Gesamtbild fügt es sich stimmig ein.

Auf CD 2 geht es wahlweise weiter mit der fröhlichen Jagd nach Zitaten oder dem Fallenlassen ins Geschehen. Slave To Your Mind klingt so, wie es der Titel verspricht, beim zuversichtlichen Shortcut To Salvation bekommt man Lust, mal wieder eine EAGLES-Scheibe rauszuziehen. Cool die Verbeugung vor LED ZEPPELIN beim heavy groovenden The Man In The Iron Cage mit kurzem Gruß an DEEP PURPLE, das sentimentale Sloth verführt dazu, mal wieder frühe ALAN PARSON hören zu wollen. Kann man aber nicht, The Similitude Of A Dream bleibt hartnäckig im Player. Einen kleinen One-Man-Linedance im heimischen Wohnzimmer zum fröhlichen Countrysong Freedom Song legt man gern aufs Parkett, um dann beim knackigen I´m Running die Metalfaust gen Himmel zu richten, sofern das mit der Luftgitarre in der Hand möglich ist. Mit The Mask gibt es eine schöne Pianosuite, zum Ende hin tauchen immer wieder Melodien vom Anfang auf, es wird nochmal dramatisch. Und mit dem Ausklingen von Broken Sky / Long Day (Reprise) weiß man bereits, dass man gleich wieder mit dem Auftakt von CD 1 loslegen möchte.

Die Geschichte, nun ja, MORSE-typisch ein religiöses Thema, angelehnt an das Buch Pilgrim´s Progress von John Bunyan von 1678. Huch, christliche Texte, und nebenher jubelt jeder über Geschichten über Satan, Drachen, harte Krieger und heiße Frauen. Wer sein Leben auch ohne Kirche ge/erlebt hat findet genug Parallelen zum ganz normalen Leben und die täglichen Dramen, die wir alle so durchmachen. Man kann auch dabei das Hirn ausschalten und einfach den Gesang als Instrument genießen, der wie die komplette musikalische Darbietung hervorragend und stimmig ist. Was bei solch groß angelegten Konzeptalben oft verloren geht, das trägt THE NEAL MORSE BAND, unterstützt von einigen Gastmusikern, mit jedem Ton aus den Boxen: eine erfrischende Gelassenheit, Spielfreude und Zugänglichkeit. Nichts wirkt kopflastig oder betont auf frickelig gemacht, Proggig und rockig, heavy und melancholisch, herrlich ansträngende Abfahrten zum gepflegten Taktezählen und eine gute Prise Humor bilden ein gelungenes Gesamtwerk, das einen nicht so schnell wieder loslässt.

Wer die NEAL MORSE-Releases Ton für Ton auswendig kennt und zum Frühstück schon die allerneuesten Prog-Scheiben hört, der mag vielleicht etwas differenzierter werten. Für mich ist The Similitude Of A Dream eine dicke Überraschung und was Prog-Rock angeht das persönliche Album des Jahres! Die Herren Musiker sehen es gar als das beste Album ihrer Karriere (Zitat Mike Portnoy). Ob man es wie Portnoy nun mit Jahrhundertalben wie PINK FLOYD´s The Wall und THE WHO´s Tommy vergleichen kann, nun ja… Aber es läuft wieder und wieder, ohne jede Abnutzung, ein Album für die unschlagbare Kombi Plattenspieler und Kopfhörer, da muss wohl unweigerlich die Vinyl-Version nachgerüstet werden.

Veröffentlichungstermin: 11.11.2016

Spielzeit: 52:18 / 54.36 Min.

Line-Up:
Neal Morse – Vocals, Guitar, Keyboards, Mandoline
Eric Gillette – Guitars, Vocals
Randy George – Bass, Bass Pedals, Vocals
Bill Hubauer – Orgel, Piano, Synthesizers, Vocals
Mike Portnoy – Drums, Vocals

Label: Radiant Records

Homepage: http://www.nealmorse.com

Mehr im Netz: https://www.facebook.com/nealmorse

Tracklist:
CD 1:
1. Long Day
2. Overture
3. The Dream
4. City Of Destruction
5. We Have Got To Go
6. Makes No Sense
7. Draw The Line
8. The Slough
9. Back To The City
10. The Ways Of A Fool
11. So Far Gone
12. Breath Of Angels

CD 2:
1. Slave To Your Mind
2. Shortcut To Salvation
3. The Man In The Iron Cage
4. The Road Called Home
5. Sloth
6. Freedom Song
7. I´m Running
8. The Mask
9. Confrontation
10. The Battle
11. Broken Sky / Long Day (Reprise)

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