blank

SPOCK´S BEARD: The Oblivion Particle

Es gibt krumme Takte und Hammond-Orgel-Ausbrüche, doch das eigentlich Progressive an der Musik ist ihr Mut zur Weite. PINK FLOYD bekommen hier keine echte Konkurrenz. Die Entwicklung von SPOCK´S BEARD geht jedoch klar in die Gegenrichtung von schneller, härter und frickeliger.

Gut möglich, dass der Titel des zwölften SPOCK´S BEARD-Album darauf anspielt, dass die Band weite Teile ihrer Vergangenheit vergessen oder zumindest ignoriert hat. The Oblivion Particle bietet in erster Linie ausschweifende Arrangements statt knackiger Ohrwürmer. Die Musiker lassen die Harmonien und Melodiebogen lieber sanft dahingleiten und geben ihnen Raum. Es werden freilich weiterhin krumme Takte und Hammond-Orgel-Ausbrüche eingestreut. Doch das eigentlich Progressive an der Musik ist ihr Mut zur Weite. So ist der Longtrack A Better Way To Fly trotz klassischer BEARD-Elemente nicht die typische Aneinanderreihung von zwei, drei Einzelnummern, sondern eine Reise durch verschiedene Stimmungen mit diversen Pausen und Umwegen. Das Finale mit Satzgesang ist kein dramatisches Crescendo, sondern klingt fast schon besinnlich.

Nur knapp die Hälfte der Stücke besitzt griffige Hooklines, die in Erinnerung bleiben. Leider sind gerade diese Momente am uninteressantesten. Reizvoll wie eh und je tönt selbstverständlich die warme Produktion, die durch Klarheit und Dynamik besticht. So bleiben auch schwächere Momente ein angenehmes Hörerlebnis.

Keine Frage, mir ist die Musik zu langatmig. Das mag teilweise daran liegen, dass der Gesang eine weniger dominante Rolle als früher spielt. Das Songwriting ist um Abwechslung bemüht. So findet sich beim Song Minion ein schleppender Schlagzeug-Groove, ein sphärisches TOTO-Gitarren-Flair in der Strophe, plötzlich wieder heitere Stimmung beim Refrain im KANSAS-Albummaterial-Stil, zwischendurch ein ruhiger Klavierteil ohne Geklimper und dann noch ein Solo im typischen 7/8-Takt. Im Gegensatz zum selbstbetitelten Album gibt es innerhalb der Songs viele Stile und Stimmungen, während sich die Lieder als Ganzes recht ähnlich sind. Die Stücke klingen erstaunlich unverkrampft, was nicht zuletzt daran liegt, dass einzelne ruhige Momente sich bedächtig entfalten können. PINK FLOYD bekommen hier keine echte Konkurrenz. Die Entwicklung von SPOCK´S BEARD geht jedoch deutlich in die Gegenrichtung von schneller, härter und frickeliger.

Der Infozettel schreibt vorbeugend von einem Grower. In anderen Worten, man kann (muss?) sich The Oblivion Particle schönhören. Möglicherweise kommt die Atmosphäre der Stücke live besser zur Geltung. Für das Album spricht, dass es unverbraucht klingt und die Band immer wieder neue Wege findet, sich individuell ins Gesamtgeschehen einzubringen. Freunde des gepflegten Progrock könnten durchaus Gefallen an der Scheibe finden.

Zum Schluss sei noch der Hinweise für Kaufinteressierte gegeben, dass The Oblivion Particle als CD, Media Book CD (mit Bonustrack Iron Man), 2LP inkl. CD sowie als Download erhältlich ist.

Veröffentlichungstermin: 21.08.2015

Spielzeit: 66:14 Min.

Line-Up:
Ted Leonard: Gesang, Gitarre
Alan Morse: Gitarre, Gesang
Dave Meros: Bass, Gesang, Keyboards
Ryo Okumoto: Keyboards, Gesang
Jimmy Keegan: Schlagzeug, Gesang

Produziert von Rich Mouser, Alan Morse und John Boegehold
Label: Inside Out

Homepage: http://www.spocksbeard.com

Tracklist:
1. Tides Of Time
2. Minion
3. Hell´s Not Enough
4. Bennett Built A Time Machine
5. Get Out While You Can
6. A Better Way To Fly
7. The Center Line
8. To Be Free Again
9. Disappear

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner