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TINA TURNER: Private Dancer – 30th Anniversary Edition [Re-Release][2-CD]

Rock oder Pop, Ansichtssache, "Private Dancer" ist ein großer Klassiker und sollte zumindest in jeder Melodic-Rock/AOR-Sammlung stehen.

Um 1985 herum war schon eine spannende Zeit für Musikfans. Für Hard`n´Heavy-Freaks sorgten Wahlweise die Bay Area von San Franzisco oder das schillernde Los Angeles für Glücksgefühle. METALLICA, SLAYER, OVERKILL, Power-Metaller wie METAL CHURCH oder HELSTAR sorgten für Nackenschmerzen, ZZ TOP und JUDAS PRIEST entdeckten den Synthesizer, mit noch prächtiger Haarpracht konnte man – oft heimlich – zu BON JOVI, RATT, DOKKEN abtanzen oder zu Jump durch die Bude hüpfen. Was für coole Zeiten! Aber nicht nur wir waren glücklich, auch der Mainstream hatte seine großen Momente, das Autoradio blieb meistens aus, da liefen fast nur Dünnstimmchen MICHAEL JACKSON und die Schnulzen von PHIL COLLINS. Aber es gab auch genug tolle Scheiben, bei denen man auch als Hard`n´Heavy-Fan aufhorchte, ohne dass es peinlich war. Das landen wir schnell auch bei TINA TURNER, mit u.a. River Deep – Mountain High, dem CCR-Cover Proud Mary und natürlich Notbush City Limits hat die Frau mit der knackigen Blues/Soul-Stimme, damals noch mit Ehemann Ike Turner, eh einen festen Platz bei den Hard/Biker-Rockern bis heute bewahrt. Drogen, Gewalt, Herr Turner selbst war mehr in den Medien als seine Musik, eine erneute Prügeleskapade und TINA TURNER trennte sich von ihrem Tyrann. Lange wurde es eher ruhig um die Sängerin, und 1985 schlug sie wieder voll ein mit dem Album Private Dancer, das nun als 30th Anniversary Edition mit Bonus-CD neu aufgelegt wird. Ok ok, aus Sicht der Pop-Industrie gilt sie immer noch als Rocksängerin, für die Hard`n´Heavy-Fraktion ist das eher Popmusik. Aber ein gutes Album bleibt ein gutes Album.

Der Auftakt mit I Might Have Been Queen kommt auch gleich erfrischend funky, groovy mit ordentlich Rock drin. What´s Love Got To Do With It kennt jeder, Kuschelrock, setzt sich im Kopf fest, der Popo swingt im Takt, ob man will oder nicht. Show Some Respect als moderner Vertreter für die Notbush City Limits-Fans, das treibende, fetzige Steel Claw bringt später jeden Hard Rocker zum Abhotten. Wenn man weiß, wie TINA TURNER da zappelig über die Bühne rockt, herrlich, habe sie damals live im Bremer Stadion gesehen, ein klares Highlight. Das Cover des ANN PEEBLES-Oldies I Can´t Stand The Rain war mir immer zu zeitgemäß. Unvergessen die cremige Version von Angeline Ball im Soundtrack zum Film The Commitments! Kuschelrocker wie Let´s Stay Together und vor allem der Titelsong sind natürlich nicht Kitschfrei. Hört man mal richtig hin, vor allem bei Private Dancer, wie die Frau mit ihrer Stimme arbeitet und die Band den Song immer mehr wachsen lässt – von platter Popmusik ist das meilenweit entfernt! Better Be Good To Me, wer damals BRIAN ADAMS mochte, der mochte auch diesen Stadionrocker. Die soulige Version des BEATLES-Klassikers Help mit reichlich Gospeltouch gibt dem Song eine eigene Größe, das abschließende, recht alberne 1984, nun ja, kann man mögen, muss man nicht. Aber egal ob echte Rocker, wohlig anmutende Kuschelmusik oder typisch 80ies, die Songs auf Private Dancer haben Klasse und weitaus mehr Tiefe, als der Großteil des 80er Plastik-Pop. TINA TURNER verarbeitet in den Texten ihre Vergangenheit, schaufelt sich frei und zeigt ihrem Ex-Mann den Stinkefinger. Dass man hier mehr Richtung Mainstream geht und echte Rocker etwas in den Hintergrund gerückt sind, was soll´s nahezu jeder Songs setzt sich im Gehör fest, ein Hit jagt den anderen. Und spätestens mit dem feurigen Steel Claw bringt man jeden sowas hörst Du?-Nörgler zum Schweigen. Zumindest wenn man auch heute noch im AOR/Melodic-Rock unterwegs ist, dann gehört Private Dancer definitiv in die Sammlung.

Wie bei den Warner-Re-Releases üblich gibt es auch hier zur Deluxe-Edition eine interessante Bonus-CD mit Maxi-Singles, B-Seiten und Raritäten. Ball Of Confussion fährt das komplette damals moderne Studiozeug auf, es wird auch mal gerockt wie beim simplen I Wrote A Letter, Don´t Rush The Good Things mit ein wenig ZZ TOP-80ies-Touch, oder dem schmissigen Keep Your Hands Off My Baby, das auch zu jeder 80ies Glam/Hair-Rock-Band gepasst hätte. Bei der Liveversion des DAVID BOWIE-Songs Tonight steht eben jener mit auf der Bühne, beim zappeligen Let´s Pretend We´re Married, ebenfalls live, hat man wieder die unfassbare Bühnenpräsenz und das heiße Bodyshaking von TINA TURNER vor Augen. Ein Remix und drei Maxisingles zu den Hits des Albums, halt für die Sammlung, meist wurden damals die Singles ja eh nur um etwas uninspirierte Spielereien des Produzenten erweitert. Nicht komplett wäre diese Zugabe ohne den Song We Don´t Need Another Hero zum Film Mad Max 3 (Beyond Thunderdome), in dem auch TINA TURNER als bööööse Frau mitspielte, sowie als laut rockenden Abschluss der Hit It´s Only Love gemeinsam mit BRIAN ADAMS. Wer eh Fan der Sängerin ist, der findet also genug und sollte sich die 2CD-Version sichern. Natürlich wurde für einen zeitgemäßen Sound fleißig remastered, die Deluxe-Edition kommt in schicker Verpackung mit reichlich Bildern und Linernotes. Man kann sich den Re-Release des Originalalbums auch als Vinyl sichern oder halt als Download.

Rock oder Pop, Ansichtssache, Private Dancer ist ein großer Klassiker und sollte zumindest in jeder Melodic-Rock/AOR-Sammlung stehen. Warum TINA TURNER  mit ihren zahllosen Auszeichnungen zu den allergrößten Pop/Rocksängerinnen zählt, das wird hier wieder deutlich. Eine tolle Frau, auch heute noch, sie wohnt ein paar Häuser neben der Tante meiner Frau! 🙂

Veröffentlichungstermin: 26.06.2015

Spielzeit: 44:23 / 67:14 Min.

Label: Parlophone / Warner Music Entertainment

Homepage: http://www.tinaturnerofficial.com

Mehr im Netz: http://www.facebook.com/TinaTurner

Tracklist:
CD 1:
1. I Might Have Been Queen
2. What´s Love Got To Do With It
3. Show Some Respect
4. I Can´t Stand The Rain
5. Private Dancer
6. Let´s Stay Together
7. Better Be Good To Me
8. Steel Claw
9. Help!
10. 1984

CD 2:
1. Ball Of Confusion (With B.E.F) Remix
2. I Wrote A Letter
3. Rock ´N´ Roll Widow
4. Don´t Rush The Good Things
5. When I Was Young
6. Keep Your Hands Off My Baby
7. Tonight (mit David Bowie) [Live At The Nec, Birmingham]
8. Let´s Pretend We´re Married (Live)
9. What´s Love Got To Do It (Extended 12 Remix)
10. Better Be Good To Me (Extended 12 Remix)
11. I Can´t Stand The Rain (Extended 12 Remix)
12. Show Some Respect (Extended Mix)
13. We Don´t Need Another Hero (Thunderdome)
14. One Of The Living
15. It´s Only Love (mit Bryan Adams)

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