BAD COMPANY: Straight Shooter [Deluxe-Edition][2CD]

Rundum ist "Straight Shooter" ein Klassiker, wer beim Re-Release des Debüt "Bad Company" zugreift, der kann auch bedenkenlos "Straight Shooter" mitnehmen.

In den 70ern war doch alles irgendwie anders. Da wurden nicht jahrelang Soundfiles hin-und-hergeschoben, da ging man so oft es machbar war ins Studio, um Musik zu spielen und das zu verewigen. Auch BAD COMPANY hatten es eilig und haben nur gut drei Monate nach dem Release des Debütalbum Bad Company das Folgealbum Straight Shooter eingespielt, welches am 1.April 1975 veröffentlicht wurde. Wie das Debüt wird nun auch dieses zweite Album der Supergroup mit Musikern von FREE, MOTT THE HOOPLE und KING CRIMSON im Rahmen der Swan Song-Re-Releases neu aufgelegt, dafür von den Original-Tapes neu remastered und in der Deluxe-Version um eine CD erweitert, die weitere Funde von den Bändern präsentiert, alternative Versionen und wiedergefundene Songs, wobei außer der Single-B-Seite Whiskey Bottle alle Aufnahmen bisher unveröffentlicht sind.

Warum es Straight Shooter damals nicht in meine Plattensammlung geschafft hat, das zeigt sich auch jetzt wieder, hier nun im gut restaurierten Originalsound spricht mich das Album aber doch mehr an als erwartet. Good Lovin´ Gone Bad startet fast heavy und kraftvoll durch, je nach Geschmack aufgelockert oder ausgebremst durch eine ruhige Bridge. Wer mag kann hier eine Portion der damals gerade fett angesagten BACHMAN TURNER OVERDRIVE entdecken, ein starker Auftakt des Albums. Feel Like Makin´ Love zeigt sich als ruhiger Song mit Country/Americana-Touch, wäre da nicht der recht harte Refrain, der dafür sorgt, dass das Album nicht gleich einen Kuschelrock-Stempel aufgedrückt bekommt. Nicht jeder war damals begeistert, dass das Debüt gleich drei Balladen hatte. Weep No More von Basser Simon Kirke wirkt anfangs etwas belanglos, mit leichtem Shuffle-Swing eiert der Song vor sich hin. Shooting Star hingegen überzeugt, war nicht umsonst der größte Hit des Albums. Paul Rodgers widmet diesen Song den Stars seiner Zeit, die durch Drogen- und Alkoholmissbrauch viel zu früh ihr Leben verloren wie JIMI HENDRIX, JANIS JOBLIN oder THE DOORS-Frontmann JIM MORRISON. Deal With the Preacher ist ein knackiger Rocksong, hat sicher damals auch Familie YOUNG gefallen. Auch Wild Fire Woman ist ein Highlight des Albums, groovy und rockig mit starkem FREE-Touch und catchy Refrain. Die Ballade Anna wirkt wie ein verrauchter Klon von PROCOL HARUM´s A Whiter Shade Of Pale mit Anleihen am US-Rock der 70er, kann aber nicht so fesseln wie die Balladen des Debüts. Der kam bereits besser auf dem einzigen Album von KOSSOFF, KIRKE, TETSU AND RABBIT, die Gitarrist Paul Kossoff nach dem Ende von FREE mit Drummer Simon Kirke, dem Japaner Tetsu Yamauchi (später FREE und FACES) am Bass und dem US-Keyboarder John Rabbit Bundrick (THE WHO, ERIC BURDON, ROGER WATERS u.a.) gründete. Call On Me beendet dann total belanglos das Album.

Auch heute noch kann man verstehen, warum Straight Shooter so unterschiedlich aufgenommen wurde. Die Songs haben kaum das Hitpotential der Klassiker auf dem Debüt, den durchaus vorhandenen starken Songs stehen gleichviel schwächere gegenüber. Auf der anderen Seite erkennt man deutlich, dass BAD COMPANY viel variabler und risikofreudiger agieren, als Songwriter waren sie merklich gewachsen. Hier hängt einzig der höchstgelobte Sänger Rodgers daneben, der sich bei den Kompositionen weiterhin als Mainman der Band zeigt, bei den härteren Nummern aber einfach die falsche Stimme hat. Hatte man beim Debüt beim Gesang einen Wow-Effekt nach dem anderen, so fällt hier doch öfter auf, dass diese große bluesige, schön gefärbte Stimme bei den lauten Songs an ihre Grenzen kommt. Was mich auch heute noch irritiert: ich habe permanent das Gefühl, die Songs hätten mal langsamer, mal schneller gespielt ihr wahres Potential besser ausspielen können. Rundum ist Straight Shooter trotzdem verdient ein Klassiker, wer beim Re-Release des Debüt Bad Company zugreift, der kann auch bedenkenlos Straight Shooter mitnehmen.

Für Fans der Band ist dann auch hier die Deluxe-Edition unverzichtbar, die hier vollgepackt ist mit vielen Versionen der Albumsongs, die hier doch merklich vom Original abweichen. Good Lovin´ Gone Bad und Wild Fire Woman kommen mit anderen Vocals und Gitarren ganz anders, Feel Like Makin´ Love mit Harmonica-Solo wirkt lebhafter, vermeintlich schwächere Albumsongs klingen in diesen Aufnahmen wieder interessanter. Zudem gibt es neben Whiskey Bottle, der B-Single zu Good Lovin´ Gone Bad in zwei Versionen zwei bisher absolut unbekannten Songs: See The Sunlight und All Night Long, das sich überarbeitet auch gut auf dem Album gemacht hätte. Rundum finde ich die Companion-CD zu Straight Shooter etwas interessanter als die zu Bad Company, wohingegen beim Album selbst das Debüt vorne liegt. Letztendlich sollte man also tatsächlich zu beiden Alben greifen. Reicht es nur für ein Album, dann muss es definitiv das Debüt sein, das in jede Rock-Sammlung gehört! Wie bei diesem gibt es auch hier im netten Digi-Pack ein Heftchen mit seltenen Bildern, Single-Cover und Linernotes.

Wie üblich in dieser Re-Release-Reihe gibt es diese Neuauflage auch als Download und als Vinyl bzw. Doppel-Vinyl bei der Deluxe-Edition. Hier sind aber nicht alle Bonussongs vertreten.

Veröffentlichungstermin: 03.04.2015

Spielzeit: 38:49 / 68:48 Min.

Line-Up:
Paul Rodgers – Vocals, Guitar, Piano
Mick Ralphs – Guitar, Keyboards
Boz Burrell – Bass
Simon Kirke – Drums

Gäste:
Jimmy Horowitz – Strings (3)

Label: Swan Song / Warner Music Entertainment

Homepage: http://www.badcompany.com

Mehr im Netz: https://www.facebook.com/officialbadcompany

Tracklist:
CD1:
1. Good Lovin´ Gone Bad
2. Feel Like Makin´ Love
3. Weep No More
4. Shooting Star
5. Deal With The Preacher
6. Wild Fire Woman
7. Anna
8. Call On Me

CD2:
1. Good Lovin´ Gone Bad (Alternate Vocals & Guitar)*
2. Feel Like Makin´ Love (Take Before Master)*
3. Weep No More (Early Slow Version)*
4. Shooting Star (Alternate Take)*
5. Deal With The Preacher (Early Version)*
6. Anna (Alternate Vocals)*
7. Call On Me (Alternate Take)*
8. Easy On My Soul (Slow Version)
9. Whiskey Bottle (Early Slow Version)
10. See the Sunlight
11. All Night Long
12. Wild Fire Woman (Alternate Vocals & Guitar)*
13. Feel Like Makin´ Love (Harmonica Version)
14. Whiskey Bottle (B-side of Good Lovin´ Gone Bad
* Tracks auf den Deluxe Edition-LPs

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