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VALBORG: Barbarian

Weniger Barbarei als morbider Sound-Alchimismus.

Das Einzige, was an VALBORGs neuem Album vielleicht ein wenig unpassend ist, ist der Titel. Statt Barbarian hätten die drei Musiker aus Bonn ihr Album auch Alchemist nennen können, denn diese fünfzig Minuten ätherischer, morbider Musik haben derart zeremoniellen Charakter, sammeln das Okkulte, gehen tief unter die Haut. Wieder wirken VALBORG wie aus einem Guss, wieder schaffen sie eine Reise in eine mythische, dunkle, aber schimmernde Welt. Barbarian ist schon das dritte Album in drei Jahren, wieder zieht es die Konsequenz aus dem, was vorher war. 2011 sind VALBORG weniger brutal, dafür doomiger und rockiger, so als würden CELTIC FROST einmal tief durchatmen, sich stilistisch BLACK SABBATH nähern und daraus ihre Kraft ziehen. Das klingt auf dem Papier abstrakt, im Player wirkt es hingegen völlig natürlich, gefährlich und wunderschön.

Ist es nun ein melancholischer Barbar, der uns hier heimsucht? Nicht ganz, denn VALBORG beherrschen die Kunst der steten Verwandlung. Mit dem dunklen, kräftigen Battlefield Of Souls, Exterminator, Phlegethonian Stream gibt es eine etwas gezügelte Variante der heftigen VALBORG zu hören, Astral Kingdom, Amethesthine Skies und das epische Towering Clouds zeigen den Spagat zwischen Heaviness und düsterer Emotionalität, während Dead Flowers On A Demon Grave ganz ohne verzerrten Gitarren auskommt und sich auf die Atmosphäre konzentriert. Deshalb wirkt dieses Stück aber nicht weniger kräftig, als die Anderen. Außerweltlich ist auch das knapp zehnminütige Samantha Alive, ein Song in der Tradition von I Am Space von Crown Of Sorrow, mit der er schon fast ein Progressive Rock-Song ist und irgendwie IRON MAIDEN-artig endet. Es braucht etwas, bis es zündet, wird aber zu einem ganz großen Stück.

Es ist fast schon unheimlich, wie VALBORG Jahr für Jahr neue Alben herausbringen, die eine starke Entwicklung aufzeigen, von authentischer Originalität sind, von einer atmosphärischen Dichte, die ihresgleichen sucht, sich nie wiederholend, aber immer mit der gleichen Handschrift. An den Instrumenten finden sich dabei keine Virtuosen, sondern einfach solide Handwerker, die aber wissen, dass ein guter Song nicht aus zig verschiedenen Riffs bestehen sollte, sondern schlicht und ergreifend aus guten, zündenden Ideen. Barbarian verbindet wie schon seine Vorgänger Kreativität mit einer starken Fokussierung, kümmert sich nicht um Genres oder Vorgaben, sondern ist ganz natürlich.

Vor allem sticht aber der Gesang aus dem Album heraus, Christian Kolf wird ein immer besserer und vielseitigerer Sänger, dazu kommt das boshafte, kehlige und morbide, schlicht geile Röhren von Jan Buckard. Eingefangen wurde dies in eine sehr natürliche Produktion, die völlig organisch ist, direkt und ohne doppelten Boden. Zusammen mit dem gekonnten Mastering von Tom Kvalsvoll und dem epischen Artwork – OK, Glorification Of Pain und Crown Of Sorrow hatten bessere Cover, aber nur ein bisschen – ist Barbarian wieder uneingeschränkt an VALBORG-Fans, sowie Freunden von Death Rock, Doom, und allem, was morbide ist, zu empfehlen. Vielleicht schafft dieses ungewöhnliche Trio nun endlich den Aufstieg vom Geheimtipp zu einer festen Größe. Und wenn es nicht klappen sollte, die beiden nächsten Alben stehen auch schon in den Startlöchern.

Veröffentlichungstermin: 30. April 2011

Spielzeit: 50:52 Min.

Line-Up:

Christian Kolf – Guitars, Vocals
Jan Buckard – Bass, Vocals
Florian Toyka – Drums

Produziert von Oliver Weiskopf
Label: Zeitgeister Music

Homepage: http://www.valborg.de

MySpace: http://www.myspace.com/siebengebirge

Tracklist:

1. Intro
2. Astral Kingdom
3. Battlefield Of Souls
4. Exterminator
5. Amethystine Skies
6. Dead Flowers On A Demon Grave
7. Phlegethonian Stream
8. Towering Clouds
9. Iron Dreams
10. Samantha Alive
11. Last Silence

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