HINDOSLEM: The Haste, The Calm And The Glorious Days

Rotziger Crossover zwischen Metal und Rock, der sich durch seine gesteigerte Experimentierfreudigkeit auszeichnet.

Kreativität ist im Prinzip die Grundlage einer jeden schöpferischen Tätigkeit – ohne sie geht nichts. Und wo der gemeine Musikredakteur in der Regel schon in der Einleitung seinen Ideenpool erschöpft, zaubern HINDOSLEM zum Einstieg frech ein opulentes Streicherintro aus dem Ärmel. Nun, das mag an und für sich nicht allzu originell sein – gerade im Crossover, wo per se alles erlaubt ist. Im Albumkontext aber ergibt sich aus der klassischen Instrumentierung und den übers Album verteilten Interludes ein krasser Kontrast zum sonst eher ruppig-rauen Crossover des Quartetts. Überhaupt scheinen es Streicher den vier Jungs angetan zu haben, denn auch im sonst ruhigen “Riverside” bricht im Finale ein wahrer Orchestersturm los, und obwohl das in der Theorie nicht so ganz passen mag, funktioniert es doch prächtig!

HINDOSLEM agieren meist zwischen Metal und rotzigem Rock

Bevor ich nun komplett mit der Tür ins Haus falle, erst mal eins nach dem anderen. Denn allein schon die Stilbezeichnung Crossover kann so weit gefasst werden, dass eine genauere Eingrenzung unabdingbar ist. Im Grunde sind HINDOSLEM zwischen Metal und rotzigem Rock zu Hause, was sie ein ganzes Stück härter und wilder macht als beispielsweise NEX. Hinzu kommt eben das berühmte Crossover-Element, auch bekannt als Experimentierfreudigkeit. So finden stilfremde Elemente wie die besagten Streicher ebenso einen Weg ins Klangbild wie eingestreute Popstrukturen und Ohrwurmrefrains (“Lovesick”) sowie ausgefallene Ideen wie die Sendestörungen in “Transmission Failed”. Das alles passiert bei HINDOSLEM jedoch innerhalb eines bestimmten Rahmens, den sie selten sprengen. Ganz so verrückt wie teilweise bei LOONATARAXIS wird es nicht.

Ein Nachteil ist das nicht unbedingt. Dafür überzeugt nämlich das Songmaterial nach anfänglicher Skepsis doch überraschend schnell. So gut wie jeder Song hält seine markanten Stellen bereit, die sich alsbald im Ohr festsetzen. Besonders “Riverside”, “Lovesick”, “The Zone” und “The World Is Yours” zeigen die Klasse von “The Haste, The Calm And The Glorious Days” auf. Gesanglich geben sich HINDOSLEM übrigens ebenso flexibel wie das Material selbst – von ein paar wenigen Screams, über aggressive Parts bis hin zu poppigem Klargesang ist alles dabei.

Kreativität bis zum Schluss

Dennoch sind die Österreicher mit dieser Platte noch lange nicht am Ende angelangt. Obwohl sich “The Haste, The Calm And The Glorious Days” keine fatalen Schwächen erlaubt, braucht das Album gerade zu Beginn lange, um in Schwung zu kommen. Vor allem die erste Hälfte ist mit “Dogma”, “Satanophobia” und dem mit Folk Rock-Klängen aufwartenden “Error In Progress” nicht ganz so stark wie die Zweite ausgefallen. Hinzu kommt, dass die Band auf Makroebene sicherlich noch für gesteigerte Homogenität sorgen kann. Aber weil die Jungs ihre Kreativität ansonsten bis zum Schluss zur Schau stellen, verzeiht man ihnen diese Kritikpunkte gerne. Schlimmer als eine ideenlos verfasste Kritik ist nämlich nur ein ideenlos zu Ende geführtes Album, nicht?

Veröffentlichungstermin: 21.06.2010

Spielzeit: 43:04 Min.

Line-Up:

Michael Jovanovics – Guitar, Vocals
Barry O´Mahony – Guitars
Christopher Roither – Bass, Vocals
Alex Kerbl – Drums, Vocals

Produziert von Christopher Roither
Label: Pate Records / Finest Noise

Homepage: http://www.hindoslem.com

HINDOSLEM “The Haste, The Calm And The Glorious Days” Tracklist

01. The Haste
02. Dogma
03. Error In Progress
04. Satanophobia
05. Backdrift
06. The Calm
07. The Zone
08. A Call
09. Lovesick
10. Riverside
11. The Glorious Days
12. The World Is Yours
13. Kid From The Dark Side
14. Transmission Failed
15. Pirato

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