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JUDAS PRIEST: British Steel – 30 Anniversary Edition [CD + DVD] [Re-Release]

“British Steel" gehört in JEDE Metal-Sammlung, auch wenn die Songs im Vergleich zu heutigen Releases so heavy sind wie ein Hasenpups. Dieses Album hat Heavy Metal gemacht, gezeigt, was das bedeutet, wie es sich anfühlt, es ist wie kein anderes Album eben HEAVY METAL.

Da bin ich mir mit mir selbst einig: wenn ein Mensch das Herz am rechten Fleck hat und dieses im klassischen Metal-Takt schlägt, dann ist es eine Freude, mit ihm über Metal zu reden, egal ob er doppelt so alt ist wie ich oder nur ein Drittel meiner Lebensjahre zu bieten hat. Keine Ahnung warum ausgerechnet ich, immer wieder kommt dann die Frage, welches für mich die spannendste Zeit des Metals war. Da brauch ich nie lange überlegen, auch wenn ich die ersten richtig harten Rockbands bereits erleben durfte und begeistert die ersten Bands in der New Wave Of British Heavy Metal heranwachsen sehen durfte. Das hieß damals noch, immer 50km mit dem Kleinkraftrad nach Hannover zu fahren, weil es da diesen einen kleinen Laden gab, der immer ganz spannende Importe aus England hatte.

Ungeachtet dessen, was vorher und auch nachher an beeindruckenden Veröffentlichungen auf die Welt losgelassen wurden, das absolut spannendste Jahr war mit ganz großen Alben bereits etwas etablierter Bands und vielen jungen, wilden Newcomern ohne wenn und aber 1980! MOTÖRHEAD brachten mit ihrem rumpeligen Ace Of Spades den ganz eigenen harten Rock`n´Roll auf den Punkt, IRON MAIDEN überraschten mit ihrem fantastischen selbstbetitelten ersten Longplayer, da waren SAXON, die mit ihrem Album Strong Arm Of The Law alle Erwartungen übertroffen hatten, die der Vorgänger Wheels Of Steel in der Metal-Gemeinde geschürt hatte. DEF LEPPARD lieferten ein unglaubliches Debüt mit On Through The Night, TYGERS OF PAN TANG begeisterten mit ihrem Erstling Wild Cat, ebenso auch die starken TRESPASS mit diversen Single-und Samplertracks, die es leider trotz klasse Songs nie zu großen Ehren gebracht hatten. Es gab natürlich das Debüt von SAMSON, das erste Album Give ´em Hell der Finstertypen von WITCHFYNDE und als weiteres ganz großes Highlight das selbstbetitelte Debüt von ANGEL WITCH und das starke, leider etwas unterbewertete Stand Up And Fight von QUARTZ. Dazu gab es 1980 zahllose Singles und die damals so beliebten Maxis mit ersten Lebenszeichen der Bands, die in den Jahren 81-83 richtig durchstarten sollten. Aber belassen wir es lieber bei verträumtem Brainstorming, bevor mich der aufkommende Nostalgieflash in den Keller treibt und ich wieder stundenlang in alten LPs und Maxis rumkrame.

Trotz all der Highlights des Jahres 1980, welche aus der aufkeimenden NWOBHM einen wahren Metal-Tsunami machen sollten, gab es nur dieses eine Album, welches eben diesen Zeitgeist, die Aufbruchsstimmung, die pulsierende Energie, dieses lodernde Feuer auf den Punkt bringen sollte: JUDAS PRIEST sollten im April ihr immerhin schon sechsten Album British Steel veröffentlichen. Aufgenommen im Studio von Ringo Starr und mit Tom Allom als Produzenten, fasste dieses Album alles zusammen, was man damals unter dem Banner HEAVY METAL erwartete: ein Cover, dass die Eltern erschreckt (ganz wichtig!), knackige Beats (erstmals mit Drummer Dave Holland), einen pumpenden Bass, Gitarrenriffs so scharf wie die das Cover zierende Rasierklinge, einen charismatischen Frontmann, der richtig singen konnte, ohne dabei nach Tralala-Sänger zu klingen, und eine Band, die richtig hart und heavy aussah. Natürlich hatte die Band aus Birmingham bereits starke, wegweisende Alben herausgebracht mit Songs, die den Metal unweigerlich prägen sollten. Vielleicht lag es am geraden Drumming des neuen Dave Holland, der John Ellis ersetze, vielleicht hatte man interne Querelen und Egospielchen besser im Griff, nie zuvor zeigten sich JUDAS PRIEST so als Einheit, in den Songs und bei den Shows, gaben den Fans das Zusammengehörigkeitsgefühl, welches damals die Metal-Szene so sehr ausmachte.

Der Opener Rapid Fire fasst es zusammen, dieses Feuer, die Rasierklingenscharfen Riffs, treibend, Vocals so energisch wie nie zuvor, immer mit den harten Birminghamer Dialekt, purer METAL METAL METAL. Metal Gods, kraftvoll, Nietenarmbänder werden zum Pflichtschmuck, die Band gibt sich selbst den Titel, den sie viele Jahre unangefochten tragen sollte. Aaarg, Breaking The Law, wir waren stark, wild, mächtig, trugen fast die gleiche gefährliche schwarz-rote Lederjacke wie Glenn Tipton (die hängt auch heute immer noch am Plattenschrank). Das war einer der beiden absoluten Rebell-Songs. Natürlich haben wir keine Tankstellen überfallen, Leute verhauen, Autos verbeult. Aber wir hätten es tun können, wir waren gefährlich, alle! Eure Eltern hätten euch vor uns gewarnt! Ein Riff, ein Groove, Einstieg in ein Metal-Monster, Grinder ist (wie einige andere Songs) musikalisch eigentlich eine Nullnummer, und doch ist es mächtiger als all die bluesigen und anspruchsvollen Spielchen all der anderen Bands, die damals die Hitparaden belagerten. Headbanging hat mit diesem Song damals neue Dimensionen erreicht. Und mit United (das ich persönlich echt doof fand!) brachte man dann die Hymne, die all uns Metal-Heads klar machte, dass nur wir wirklich zusammenhalten und wir die größte Rebellengang der ganzen Welt sind. Da konnte man live grölend Händchen halten, egal bei wem, sich in den Armen liegen, Tränen des Stolzes vergießen, wir waren so groß! Etwas Ähnliches konnten nur noch später OVERKILL für die Thrash-Gemeinde bieten mit ihrem 87er In Union We Stand vom Taking Over-Album. Zum Mitsingen You Don´t Have To Be Old To Be Wise, Party on, der zweite Rebellensong: Living After Midnight war der Partyknaller schlechthin – jawohl, durch die Straßen ziehen, breit von zwei Bacardi-Cola, der Motor des sägenden, natürlich frisierten Kleinkraftrads heulte durch die Nacht. The Rage erinnerte am ehesten an die letzten Alben, Steeler war kein begeisternder, aber stimmiger Rausschmeißer. Mag sein, dass British Steel nicht unbedingt das wirklich beste Album von JUDAS PRIEST war, aber zusammen mit Painkiller sicher das Wichtigste ihrer Geschichte. Und für die Metal-Welt ohne Zweifel ein ganz Besonderes und Wegweisendes!

Dieses Prachtstück wurde nun zum 30ten Geburtstag neu aufgelegt. Da heißt es zugreifen, wenn nicht jetzt, wann dann? Das Cover etwas blutiger, das Booklet etwas mager, der Sound ordentlich aufgepeppt, ohne den Originalsound zu versauen. Als Bonussongs gibt es eine 84er Liveversion von Grinder und leider auch Red, White & Blue. Diese Hymne war eigentlich mal für das Turbo-Album gedacht und sie muss einem wohl gefallen – wenn man Engländer ist, ansonsten eher nicht. Das hat was von DORO singt Alle Meine Endchen zur Eröffnungsfeier der Damen-WM im Minigolf.

Amtlicher ist da die beiliegende DVD mit einem Konzert aus Florida vom letzten Jahr. Hier spielt die Band das komplette British Steel-Album plus einige andere Klassiker sowie das wenig überraschend in den Hits untergehende Prophecy vom immer noch aktuellen Nostradamus-Album. Bild und Ton sind super, letzterer ist eindeutig überarbeitet, Fehlgriffe der Herren Gitarristen hört man nicht, sieht sie aber. Trotzdem eine kurzweilige Show alternder Rocker, kein Vergleich natürlich zur Band, die damals im Vorprogramm von WHITESNAKE (oder umgekehrt, weiß nicht mehr…) die neue Platte British Steel präsentierte. Für mich unverständlich: wenn sie schon so eine besondere Show spielen, warum dann bitte nicht zuhause in England? Das hätte diesem Album weitaus besser gestanden. Ein Interview von knapp 30 Minuten rundet die DVD ab.

Um das alles hier auf den Punkt zu bringen: British Steel gehört in JEDE Metal-Sammlung, auch wenn die Songs im Vergleich zu heutigen Releases so heavy sind wie ein Hasenpups. Dieses Album hat Heavy Metal gemacht, gezeigt, was das bedeutet, wie es sich anfühlt, es ist wie kein anderes Album eben HEAVY METAL. Ungelogen: vorgestern haben wir im Garten gegrillt und durch die sonst so ruhigen Straßen um uns herum düste ein Auto, aus dem herrlich laut im fetten Sound Living After Midnight dröhnte. Der hatte wohl die neue Version des Klassikers schon, und sofort kam dieses alte Gefühl auf das ist einer von uns!
Wer den Klassiker eh hat, der sollte dank des guten Sounds und der netten DVD nachrüsten. Echte JUDAS PRIEST-Fans und die Generation, die British Steel und die NWOBHM selbst er- und gelebt hat, sollte die 3er-Version nehmen, der auch das Konzert als Audio-CD beiliegt.

Veröffentlichungstermin: 07.05.2010

Line-Up:

Rob Halford – Vocals
Glenn Tipton – Guitar
K.K. Downing – Guitar
Ian Hill – Bass
Dave Holland (CD)
Scott Travis – Drums (DVD)

Label: Sony Music

Homepage: http://judaspriest.com

MySpace: http://www.myspace.com/judaspriest

Tracklist:

CD – British Steel
1. Rapid Fire
2. Metal Gods
3. Breaking The Law
4. Grinder
5. United
6. You Don´t Have To Be Old To Be Wise
7. Living After Midnight
8. The Rage
9. Steeler
10. Red, White & Blue
11. Grinder (Live)

DVD: Live – The Seminole Hard Rock Arena, Hollywood, Florida (17.08.2009)
1. Rapid Fire
2. Metal Gods
3. Breaking The Law
4. Grinder
5. United
6. You Don´t Have To Be Old To Be Wise
7. Living After Midnight
8. The Rage
9. Steeler
10. The Ripper
11. Prophecy
12. Hell Patrol
13. Victim Of Changes
14. Freewheel Burning
15. Diamonds And Rust
16. You´ve Got Another Thing Coming
Bonus: The Making Of British Steel – Interview

 

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