ANSUR: Warring Factions

Ein spannender, wilder Ritt durch ein altmodisches Progressiv-Universum.

Wenn gestandene Musiker zu kreativen, progressiven Höchstleistungen in der Lage sind, ich denke gerade an CANVAS SOLARIS und TWISTED INTO FORM, dann fragt man sich, warum zur Hölle man es eigentlich noch selbst versucht. Wenn dann aber die gerade mal 20jährigen Norweger ANSUR aufkreuzen und in Sachen verspieltem, progressivem Metal derart loslegen, dann ist die endgültige Verzweiflung vorprogrammiert.

Denn ihr zweites Album Warring Factions kann locker als eine Mischung von weniger spirituellen CYNIC und DISILLUSION mit einem Schuss Colors von BETWEEN THE BURIED AND MEdurchgehen. Dazu gesellen sich großartige Retro-Elemente, die der Musik den letzten Kick geben. Und genau hier sind ANSUR auch am Beeindruckendsten. Wenn sich lockere, gejammt wirkende Passagen wie in Sierra Day ordentlich entwickeln, wenn Hammond-Orgeln und Saxophon eingesetzt werden, dann ist das Hörerlebnis perfekt. Bei aller technischen Perfektion und komplexen Herangehensweise verzetteln sich die jungen Musiker allerdings hier und da, so dass gerne mal das Chaos in der Musik herrscht.

Hier war wohl ein zwanghaftes Proggen angesagt, selbst wenn hier und da mal Simplizität gut getan hätte, so wie es auch DISILLUSION auf Back to Times of Splendour getan haben. Auch der Gesang ist ziemlich krude, sehr rau und unbequem. Ein Glück allerdings, dass die instrumentalen Anteile deutlich überwiegen, diese haben auch weit mehr Ausdruck inne, als wenn sie vom Gesang erdrückt werden, siehe das großartige, semi-instrumentale Epos An Excercise in Depth of Field. Ergo: Wenn sich ANSUR entspannen und sich gehen lassen, entsteht auch tolle Musik. Das sollten sich die jungen Musiker als Merksatz notieren, denn nur so wird zum Beispiel aus Cloudscaper ganz großes Sci-Fi Kopfkino.

Unterm Strich ist Warring Factions ein spannender, wilder Ritt durch ein Progressiv-Universum, das mit The Tunguska Incident erst nur stockend in Fahrt kommt, dann jedoch sehr kurzweilig wirkt und stellenweise den Hörer wirklich begeistert. Allerdings hauptsächlich wegen ihrem beeindruckenden Talent: Die instrumentalen Leistungen sind großartig, allen voran bei den Gitarren und Tasteninstrumenten gerät man gerne ins Staunen. Schön ist jedenfalls, dass sich ANSUR nicht an aktuellen Musikströmungen messen, sondern ihre Kreativität aus altmodischer Musik ziehen. Wenn dieses große Talent noch ordentlich kanalisiert wird, dann wird es künftig Großes zu erleben geben. Für diejenigen, die es kompliziert und verdreht mögen ist Warring Factions jetzt schon ein Leckerbissen.

Veröffentlichungstermin: 19. April 2008

Spielzeit: 61:30 Min.

Line-Up:
Espen Aulie – Vocals, bass
Torstein J. Nipe – Guitar
Glenn Ferguson – Drums & percussion

Produziert von Torstein J. Nipe
Label: Candlelight Records / Nocturnal Art Productions

Homepage: http://www.ansursite.com

Email: http://www.myspace.com/ansursite

Tracklist:
1. The Tunguska Incident
2. Sierra Day
3. Phobos Anomaly
4. An Exercise in Depth of Field
5. At His Wit´s End
6. Cloudscaper
7. Prime Warring Eschatologist

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